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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0117
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ERSTES BUCH: DIE DENKMÄLER


Abb. 90. Sanahin, Hauptgebäude des Klosters, von der Ost-(Rück-)seite gesehen. Aufnahme Nahapetian.


Nahapetian II, Blatt 29)l). Man sieht den kleinen Rundbau mit einer fensterlosen Trommel und
dem Spitzdache inmitten der beiden Hauptkirchen links und der Bibliothek rechts. Im Grundriß
(Abb. 42) ist die runde Kuppel umschlossen von dem Vierpasse, wobei von einer Konche zur andern
flache Vierteldienste überleiten. Die Mauern sind nach außen zum Rund ergänzt, werden aber durch
Blendbogen auf Doppeldiensten dem Achteck angeglichen. In den Achsen liegen Fenster beziehungs-
weise im Westen eine Tür, in den Diagonalseiten außen kleine dreieckige Nischen. Der Bau dürfte,
wie sich zeigen wird, spät einen alten Typus wiedergeben. Seine Ausstattung verfügt bereits über alle
Züge, die sich allmählich entwickelt hatten. — An diese Stelle gehört vielleicht von den georgischen
Kirchen Manglis2). Es könnte ein alter Vierpaß aus dem Jahre 867 sein, der 1020 an der Ostseite
einen neuen Chor erhielt und 1856 ganz überarbeitet wurde. — Abb. 90 ist beachtenswert wegen der
Größenverhältnisse der einzelnen Bauten. Der Vierpaß ist darunter der kleinste. Die beiden eigent-
lichen Kirchen links, wovon die kleinere (Nr. 4 in Abb. 42) die ältere ist, sind Kuppelhallen. Im
Hintergründe (Nr. 7) der Glockenturm. Alle diese Bauformen sollen unten zur Besprechung ge-
langen. Nur die »Bibliothek« (Nr. 1) und die beiden Vorhallen (Nr. 8 und 9) werden erst im vierten
Buche im Zusammenhänge mit der Frage nach dem Ursprünge des Rippengewölbes und dem Anteil
Armeniens am Aufkommen der Kirchenkunst des Nordens (Gotik) vorzunehmen sein. Man beachte
den Gegensatz der Klosteranlage zu Edschmiatsin (Abb. 275).

Kopisten von Sanahin, der Augenzeuge gewesen war (bei) der Gründung und Vollendung (der Kirche) der hl. Gottesgebärerin,
der zu jener Zeit das Buch des (hl.) Basilius von Caesarea »für die Eremiten« (= opot xara ttkaro? ztX.) abgeschrieben und in dessen
Nachschrift folgendes niedergeschrieben hatte: Ich, der Unwürdige unter den Religiösen, der geringe Kopist Simeon habe dies
gefertigt im Jahre 421 der armenischen Aera (= 972) im neugebauten Kloster Sanahin, im Auftrage meines Vaters Johannes.
Dies geschah im 6. Jahre der Erbauung dieses Klosters, welches die fromme Königin Chosrowanujsch, Gemahlin des Schahinschah
von Armenien, Sohn von Smbat Bagratuni, Königs von Armenien erbaut hat, und im ersten Jahre des Patriarchats des geistlichen
Vaters aller Armenier, Herrn Chatschik des ehrwürdigen Aufsehers, und in der Zeit des Bischofs unserer Provinz Taschir, des
würdigen Hirten Gregor, im zweiten Jahre seiner Amtskleidung (Amtsverwaltung Superiorat). P. G. Zarpanalian, Bibliothek der alt-
armenischen Übersetzungen, Venedig 1889, S. 337/8.
J) Vgl. Rivoira, »Architettura mus.«, S. 225, Abb. 194.
2) Grimm, »Monuments«, 1864, S. 1 und Tafel.
 
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