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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0189
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172

ERSTES BUCH: DIE DENKMÄLER

halbrunde und ausgehöhlte Teil hat 0*73 m Durch-
messer, die beiden unteren auf Gehrung geschnittenen
rechtwinkeligen Dreiecke 28 X 29 X 41 cm. Diese drei
Steine sind durchMörtel verbunden und auch rückwärts
tief in Mörtel eingebettet. Von der Kuppel selbst sind
noch über den Scheiben bis zu drei Steinreihen er-
halten, auf denen man jene strahlenförmig nach dem
Kuppelscheitel laufenden Streifen sieht, die in die
Scheiben enden. Ich sah deren zwei. Wollte man im
ganzen acht annehmen, so fehlte der Strahl im Osten.
In Abbildung 200 sieht man die Kuppel noch-
mals, diesmal die stehengebliebene Ecke über der
Hauptapsis. Diese unterscheidet sich von den Seiten-
nischen (Abb. später) dadurch, daß die vermittelnde Tonne
länger ist und sich zwischen ihr und der Apsis in
der Schildmauer zwei Rundfenster öffnen, die innen
von Nischen umrahmt und durch Doppeldienste ge-
trennt sind. In Abbildung 200 sieht man gut in das
linke Seitenschiff und kann beurteilen, wie schmal
und dunkel es im Verhältnis zum Hauptschiff wirkt.
Der Boden ist ganz mit dem Schutte der Kuppel be-
deckt, die Höhen konnten daher nur annähernd ge-
messen, daher auch kein Schnitt gegeben werden.
Die Ausstattung des Innern beschränkt sich aus-
schließlich auf den Wulst mit der Schräge am Kuppel-
ansatz und die steile Hohlkehle an den Kuppelpfeilern
(Abb. 200). Beachtenswert sind die Endigungen der Dienste dieser Pfeiler an der Rückseite (Abb. 201).
Sie zeigen den ausgesprochenen Würfelkopf, wie wir ihn bereits an Artik (Abb. 61), Agrak (Abb. 93),
Zwarthnotz (Abb. 115), Irind (Abb. 142) und sonst immer wieder festgestellt haben.
Das Äußere anlangend (Abb. 198/199), gewährt Abbildung 16, die Westecke der Nordapsis,
einen vollen Überblick, beginnend mit der Kuppel. Sie schließt mit einem Zahnschnittfriese
über Wulst und Plättchen. Die Fenstertrommel darunter zeigt jede Achteckseite geschmückt mit
einem in drei Stufen verlaufenden Bogen, der auf je einem Dienste ruht, so daß an den Ecken Doppeldienste
entstehen (Gesamtbreite 0-45 m). Das Kranzgesims des Tonnenkreuzes ist dem innen am unteren
Kuppelrande ähnlich: Es besteht aus einer Schräge, auf die wagrecht ein Wulst aufgelegt ist. Das
Kranzgesims des Langhauses und der drei Strebenischen ist das übliche: Man sieht es gut in
Abbildung 3: über einem Wulste steigt die Schräge an, die mit drei zweistreifigen Bändern
geschmückt ist, die einander im Zickzack durchsetzen. Vom höchsten Reize ist der hier gut
erhaltene Schmuck der unteren Wände, d. h. der Fenster, Türen und Strebenischen. Die Fenster der
Langhauswände sind von Bogenbändern überdacht, die bald gerade, bald schräge vor die Wand
treten, bald auf einem Wulst oder einem Plättchen aufsitzen. Die Verzierungen sind, wenn ich mit
dem ersten Fenster der Nordseite von Osten her beginne und dem Grundrisse nach Westen folge:
1. Gerade Fläche mit profilierten Scheiben durch Spitzen getrennt, unten ein Rautenband; 2. Tür:
Schräge mit Rosetten; 3. bis 5. an der Strebenische glatt (Abb. 3); 6. Kehle über Wulst mit
gesprengten Palmetten; 7. Gerade Fläche mit hängenden Stufendreiecken (Abb. 3); 8. Schräge
über Wulst mit lotrechten Rillen; 9. gerade Fläche mit gereihten Hufeisenbogen, an deren Ende
unten Palmettenhaken hängen (Vgl. oben S. 62). In gleicher Folge an der Südseite: 1. (Abb. 3),
Palmetten auseinandergebogen mit aufgesetzter Spitze; 2. Kreuzrosetten; 3. bis 5. glatt (Abb. 202);
6. gleich 6 der Nordseite; 7. bis 9. zerstört. Ostseite: Apsisfenster, glatt (Abb. 198); Seitenräume
untereinander gleich geschmückt mit Scheiben, die von nach unten gerichteten Dreiblättern
umfaßt werden. Westseite (Abb. 199): Um die Rundfenster Lorbeerstäbe (vgl. Zwarthnotz, S. 178), über
den drei mittleren Hochfenstern: Palmetten, unten durch Kreise verbunden, ganz links darüber noch
breite gesprengte Palmetten, über den Seitenschiffenstern ein Stab aus Herzformen, von Wülsten

Abb. 201. Thalin, Kathedrale, Innenansicht: Einzelheit
vom Südwestpfeiler.
 
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