Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Editor]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0194
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DER LÄNGSGERICHTETE KUPPELBAU

177


Bagawan, Kir¬
che. Noch ein
zweiter Ort, der
in der ältesten
Geschichte des
Christentums in
Armenien eine
Rolle spielt,
scheint eine Kir¬
che, die vielleicht
der Gattung der
Kuppelbasilika
nahekommt, auf-
zuweisen. Es ist
der Ort Bagawan
in Türkisch-Ar-
menien, bei Diadin, auf den Karten
Uetsch Kilisse oder Surp Karapet ein-
getragen, wo der heilige Gregor von
Aschtischat (bei Musch) kommend, Ti-
ridat traf, taufte und eine Kirche baute.
Orbeli hat im »Christ. Wostok«, II,
Seite 108, eine Grundrißskizze (Abb. 209)
dieser inschriftlich 631 bis 639, dem
21. Jahr des Heraklius, vom Katholikos
Ezr erbauten Kirche gegeben, die wegen
der ausgesprochenen Längsrichtung
des durch eine unverhältnismäßig große
Kuppel gekennzeichneten Baues viel-
leicht hierher gehört. Die Abbildung
bei Alischan, »Airarat«, Seite 529,
gibt davon kaum eine richtige Vor-
stellung, doch bestätigt Alischan
immerhin die Kuppel. Es muß vor-
läufig unentschieden bleiben, ob dieser
wertvolle Bau Übergangsmerkmale
zeigt oder rein dem Typus der Kreuz-


Aufnahme Marr.
Abb. 209. Bagawan,
Kirche: Grundriß.

kuppel angehört.
Übergangsformen zwischen Kup-
pelbasilika und Kreuzkuppel haben
in Georgien Verbreitung gefunden. Die
einst wegen ihrer falschen Datierung viel umstrittene Kirche von Pitzunda1) gehört hierher. Sie
zeigt im Westtrakt vor der Kuppel zwei richtige Pfeilerjoche. Während sich aber hier im
Osten unmittelbar an die Kuppel die Apsis mit breiter Tonne anschließt, sieht man den Typus
reicher aasgebildet in der Kathedrale von Mokwi2), um 957 entstanden. Zwar erscheint dort der
Grundriß von Kutais unter Verwendung von Kreuzpfeilern und Weglassung der Querapsiden
beibehalten, doch ist der Bau auf drei Seiten wie in Odzun von Vorhallen umgeben. Da die Wände
gegen diese Vorhallen geöffnet sind, erscheint er fünfschiffig. Der Typus hat dann in Trapezunt eine
reiche Ausbildung erfahren3) und scheint in der Sophienkirche zu Kiew weiterzuleben. Davon unten.

ü u n 1 1 1 1 h.
Abb. 208. Odzun, Hauptkirche: Grundriß. Aufnahme Grimm.

x) Vgl. oben S. 56. Die ältere Literatur bei Schnaase III, S. 325. Vgl. jetzt Kondakov—Tolstoi, Russische Altertümer (russ.)
IV, S. 59 f-
2) Uwarov, »Materialien« III, Tafel IV, Kluge, «Versuch«, S. 38, wo noch andere Beispiele zusammengestellt sind.
3) Vgl. Millet, Bulletin de corr. hell. XIX, S. 419 t!.

Strzygowski, Kuppelbau der Armenier.

12
 
Annotationen