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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0269
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252

ZWEITES BUCH: WESEN

(S. 83) daselbst den Leib der hl. Hripsime. Er versiegelte den Fund und legte die Reliquien

wieder an dieselbe Stätte, nachdem er die Kirche neugebaut hatte. Vielleicht gibt also (wenn man

bedenkt, wie sehr man in Armenien geneigt war, die überlieferten Formen zu wiederholen), der
Hripsimetypus die alte Form solcher Grabbauten. Im übrigen wurden die Kirchen selbst, die ja
zur Erlösung und zum Gedächtnisse gebaut wurden, auch als Grabstätten benutzt, so die Katholikats-
kirche von Argina für den Stifter (Stephan III, 9, S. 136). Man möchte erwarten, daß auch dem Er-

finder der Schrift, Maschtotz, als er in Oschakan beigesetzt wurde4), ein Grabbau errichtet wurde.
Die Nachricht, die der Zeitgenosse des Maschtotz Koriun2) dazu beibringt, ist sehr merkwürdig.
»Nachdem drei Jahre vorüber waren, gelang es dem Wahan Amatuni, mit Christus liebendem Eifer
einen prächtigen Altar aufzubauen, mit verzierten (kandakeal) gemeißelten Steinen, und im Innern
des Altars bereitete er die Ruhestätte (Martyrosaran) des Heiligen . . . .« Mit solchen Überlegungen
komme ich wieder auf die Frage- des Martyrions zurück3), das ich einst einen hellenistisch¬

orientalischen Bautypus nannte, ohne damit die Notwendigkeit von Reliquienbeisetzung zu ver-
binden. Auch in Armenien könnte es sich bei den Konchenquadraten um solche Martyrien handeln.
Es wäre dann weiter nicht ausgeschlossen, daß der Typus ausginge von den Martyrien, die man
Trdat und Gregor dem Erleuchter erbaute, wenigstens würde sich so erklären, warum die

Abb. 281. Chtskonk: Grabstein neben der Sargiskirche. Aufnahme Smirnov.


Konchenquadrate öfter Gre-
gorkirchen sind. Thomas
Artsruni II, 1 (Brosset I,
S. 70) berichtet von der
Aufrichtung einer Gregor-
kirche in Dwin, die man
nach dem Persereinfall aus
den Steinen eines Feuer-
tempels baute und in die
man die Gebeine des Ka-
tholikos Giut übertrug. Der
Bau ist bis jetzt nicht wieder-
gefunden und vielleicht bei
einem der beiden Erdbeben
von 859 — 860 oder 892 — 893
vernichtet worden4).
Es fällt auf, wie oft in
Armenien ganze Nester
alter Bauten angetroffen
werden. Schon oben, Seite
8, 26 und 67, wurden be-
zeichnende Beispiele vor-
geführt. In Marmaschen ist
nach den Inschriften die
Hauptkirche in der Mitte
988 —1029 von dem Marz-
panWahram Pahlawuni als
Stätte der Ruhe für seine
Thomas Artsruni I, io
(Brosset, S. 66).
2) Arm. Ausgabe Ven, 1894,
S. 27. Vgl. Hübschmann, S. 363.
3) Vgl. »Der Dom zu Aachen«,
S. 23 f. und dazu Clemen, »Die
rheinische Monumentalmalerei in
den Rheinlanden«, S. 688 f.
4) Thomas Artsruni III, 22
(Brosset S. 184 h).
 
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