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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Hrsg.]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0352
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ERSCHEINUNG

335

Abb. 382. Tekor, Sargiskirche, Südwestansicht: Heutiger Zustand (vgl. Abb. 24).


wenn ich auch die Ergebnisse seines zweiten Forschungsgegenstandes, Tekor, vorgeführt habe
freilich nicht ohne gleich hier Einsprache erhoben zu haben gegen Thoramanians gleichzeitige An-
nahme der späten Entstehung der Kuppel in Armenien. Die Holzkuppel, von der Johann Katholikos
spricht, wird wohl wie im Oktogon Konstantins in Antiochia auf eine vorläufige Herstellung
(nach einem Einstürze?) zurückgegangen sein: Die Kuppel ist in Armenien nicht erst mit diesem Bau
eingeführt. Damit fallen auch alle Einwürfe, die von Seiten der Architekten gegen Thoramanian
gemacht wurden, als er in seiner Arbeit über Zwarthnotz um 650 eine mächtige Steinkuppel annahm.
Die Kuppel ist der Ausgangspunkt der armenischen Kirchenbaukunst und darf nicht als eine erst
im 7. Jahrhundert eingeführte Neuerung angesehen werden. Davon später.
Die Literatur über Edschmiatsin ist sehr groß. Man sehe darüber mein »Edschmiatsin-Evangeliar«,
S. 1 f., Lynch I, Seite 262 f. nach und wie sich Rivoira »Architettura musulmana« damit, S. 200 f.,
auseinandersetzt. Alischan, »Airarat«, Seite 201 f. Unger, Allg. Encyklopädie d. W. u. K. 1. Sekt,
LXXXI, Seite 42.

b) Die Kirche von Tekor.

Der alte Bau (Abb. 382) liegt südwestlich von Ani, am Fuß eines Abhanges über
dem vom Flusse Tekor emporsteigenden Dorfe. Die Westfassade weist mehrere Inschriften
auf, unter denen aber eine solche aus der Bauzeit selbst fehlt. Wir haben die Ersatz-
inschrift, die leider verstümmelt ist, oben Seite 39 f. kennen gelernt. Danach dürfte die
Kirche um 486 entstanden sein. Leider aber ist sie nicht in dieser ursprünglichen Form erhalten,
sondern später umgebaut. Daraus erklären sich die schwankenden Angaben über ihre Entstehungs-
zeit. Schon Fergusson1), der sie für die älteste erhaltene Kirche Armeniens hält und dem 7. Jahr-
hundert zuweist, hat bemerkt, daß Texier sie »Byzantine Architecture», Seite 174, dem 7. Jahr-
hundert, Seite 4, dem 9. Jahrhundert, in seinem Werk über Armenien, Seite 120, aber 1243 datiere.
Rivoira, »Arch. mus.«, Seite 242 f., glaubt, Kuppel und Transept, der Türinschrift entsprechend, mit
dem Jahre 484 zusammenbringen, bzw. nach der Inschrift im Tympanon in die Zeit des Patriarchen
Johannes I. Mandakuni (480?—502?) setzen zu können und sieht auch, daß die unteren Teile des Baues

’) A history of architecture II, S. 336.
 
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