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Wagner, Ernst; Haug, Ferdinand [Hrsg.]
Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden (Band 1): Das Badische Oberland — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27819#0200
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AMT BREISACH. — BREISACH.

I 8o

einem derselben und dem einen Hocker lag ein noch gut erhaltenes Tongefäß
(Fig. 118 g) aus hellgrauem feinem Ton mit leicht gewölbtem Boden, als Verzierung
drei Warzen am unteren Teil und je dazwischen eine am oberen, verbunden durch Zier-
bänder scharf eingeritzter Linien und ihnen parallel verlaufender Reihen von ausgestochenen
Tupfen, die mit weißer Kreidemasse ausgefüllt gewesen zu sein scheinen. Zwei Reihen
solcher Tupfen auch um den ca. 8,50 cm weiten Hals. Sonst im Acker verstreut viele

schwarze, schlecht gebrannte Tonscherben,
zum Teil über 1 cm dick, außen rot, flach,,von
relativ großen Gefäßen stammend, ohne Ver-
zierung, andere dünner, außen und innen
schwarz, am Umfang des leicht abgesetzten
Halses mit ausgestochenen eckigen oder läng-
lichen Tupfen (e, f); ferner ein großes Stück
einer halbkugeligen, glattrandigen, unverzierten
schwarzen Schüssel, ca. 8 mm dick, wohl
17—20 cm weit und 8—9 cm hoch. Die
Gefäße sind der Gruppe der Bandkeramik
(Spiralbandkeramik, Köhl) zuzuweisen. Von
Steinwerkzeugen sind zu nennen fünf Breitmeißel von 9—13 cm L. und scharfer
Schneide, poliert, eine Fläche stark gebogen, die andere flach a, und ein kleines Flach-
b eile hen b, alle von zähem, widerstandsfähigem Amphibol- und Serpentingestein, wie
es der Rhein im Gerolle herführt und an den Ufern liegen läßt. Dazu drei durch-
bohrte unregelmäßig geformte Steinhämmer, der eine dunkelgrün, flach
und oval, mit scharfer, nach einer Seite sich verengender Bohrung c, der zweite d kleiner,
aber dicker und schwerer, hellgrün mit dunkeln Flecken, ein dritter, noch kleinerer (Dm.
8,50 cm) linsenförmig, in der Mitte durchbohrt, vielleicht eher als Netzsenker anzusehen.
Fischers Bemerkungen über die Formen der Schädel- und Skelettreste s. a. a. O.
Funde in der St. S. Freiburg.

Fig.118.

317. BREISACH.

R. Breisach, damals linksrheinisch, der römische Mons Brisiacus, gehörte vermut-
lich unter die Festungen, die Drusus (nach Florus) am Rhein errichtete. Aber von
römischem Mauerwerk, etwa von einem Kastell oder einem Brückenkopf, ist bis jetzt
nichts zutage getreten. Dagegen fand man um 1843 »auf dem Berg, als man die Funda-
mente eines Kellers aus den Ruinen grub, in welche er eingemauert war, das Bruchstück
eines römischen Grabsteins, 2,5' breit, 2' hoch, 4" dick, mit 2 Zeilen der Inschrift“:

SATVRNIN VS
BOVDILLA I XXX*)

Der Stein kam damals in den Pfarrhof von Breisach und ist seither nicht wieder
gefunden worden. Siehe Mone in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins X.
1859, S. 385; Brambach, CIR, 1650-, Zangemeister, CIL XIII, 5332; Zell,
Sehr. V. Baden I. 1845, S. 48.

*) BOVDILL' A ■ LXXX vermutet Zangemeister; dann: Saturninus, Boudill(i filius), a(nnorum)
(L)XXX.
 
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