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Weber, Gregor [Editor]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0239
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Schluß
Das Spektrum im Zusammenleben von Griechen und Nichtgriechen reicht von
den syrischen Polisneugründungen bis zu multiethnischen Synoikismen Baktri-
ens oder den griechischen Stadtvierteln in Memphis und Babylon. Dabei zeig-
ten die orientalischen Nachrichten, daß in zentralasiatischen Gegenden, die
durch ihre eigene Kultur seit alters geprägt sind, die griechische Präsenz weitaus
größer war, als allein aus der Verbreitung griechischer Ortsnamen zu vermuten
wäre. Dabei war die Intensität der Verbindung bzw. der Segregation und damit
der Grad der Akkulturation von den jeweiligen lokalen Verhältnissen bestimmt.
Die Griechen bildeten vor allem in der ersten Konsolidierungsphase sozial,
administrativ und politisch die dominante Gruppe in der Reichsführung. Seit
dem ß.Jh., in einer zweiten Phase, in der sich die neue politische Ordnung
zu festigen und eine Umsetzung von kulturellen Einflußnahmen einzusetzen
beginnen, stellt sich das Verhältnis von Griechen zu Einheimischen und ande-
ren Fremden auf der lokalen Ebene des praktischen Zusammenlebens jeweils
anders und variationsreicher dar.’40 Selbst in Babylon und Uruk, die in ihrer
alten Kultur eher konservativ wirken, offenbart die Verbindung von griechischen
und einheimischen Elementen eine kulturelle Einflußnahme beider Seiten.
Beim Vergleich der seleukidischen mit den ptolemäischen Verhältnissen läßt
sich die Hellenisierung als eine antithetische Gesamtentwicklung charakteri-
sieren, in der dieselben Akkulturationsprozesse gleichermaßen sowohl für die
griechische als auch für die indigene Seite zu beobachten sind:
1. Einheimische Akten übernahmen die griechischen Methoden der Registratur,
wie sich auch griechische Dokumente auf fremden Schriftträgern finden.
2. Wie Einheimische die griechische Schrift adaptierten, gibt es auch griechi-
sche Dokumente in Aramäisch, Demotisch oder in Keilschrift.
3. Einheimische erlernen die griechische Sprache, wie auch Griechen die
jeweils indigene.
4. Der Verwendung griechischer Kunst und Architektur entspricht die Übernahme
einheimischer Haustypen, Bestattungsformen und Darstellungsweisen.
5. Soziale Mobilität findet sich bei Einheimischen ebenso wie bei Griechen.
6. Einheimische tragen griechische Namen und Zweitnamen, wie auch Grie-
chen die indigenen.
7. Wie Einheimische sich in griechischen Kulten finden, bekleiden Griechen
auch Ämter in den > fremdem Heiligtümern und weihen dort.
8. Wie Ägypter den Status der »Griechen, geboren in Ägypten« pflegten, gibt es
auch Griechen, die sich als Babylonier, Perser, vielleicht auch Syrer verstanden.

GRIECHEN UND FREMDE

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