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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 1 (4. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0011
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Jahrg. V, Nr. 1 vom 4. Januar 1931

W E L T K U N S T

3

Christie’s 42 800 M. für eine Eislandschaft
Isaak van Ostades (Abb. Nr. 23) und 26 800 M.
für eine „Landschaft mit Melkszene" von van
Goyen. — An weiteren Werken, deren Preise
für die Marktgestaltung von Interesse waren,
nennen wir: 50 000 M. für ein Jünglingsbiidnis
von Ferdinand Bot (Paris, 14. Januar), 37 800 M.
für das Künstlerporträt desselben Meisters
aus Slg. Monell (New York, 28. Nov.) und
24 000 M. für das Porträt der Vieweg-Samm-
lung, — 82 000 M. für das „Porträt van
Diemen“ von Luttichuys der Sammlung de la
Beraudiere (New York, 11. —13. Dezember,
Abb. Seite 12), — 40 700 M. für ein signiertes
Stilleben von Jan van Huysum (Christie’s,
30. Mai), — 38 500 M. für ein Interieur von
Nicolas Maes aus der Slg. Breitmeyer
(Christie’s, 27. Juni), — 22 800 M. für das Ter-
borch-Bildnis der Sammlung Jean Sauphar
(Paris, 17.-21 Jan., Abb. Nr. 26), - 23 000 M.
für den kleinen Jan Steen der Sammlung
Vieweg und genau dieselbe Summe für dessen
„Tobias und Sarah“ der Roerich-Auktion
(New York, 27. u. 28. März).
Unter den flämischen Meistern fehlte
es an zugkräftigen Hauptwerken. Beachtung
verdiente immerhin der Preis von 52 500 M.,
der für ein Damenbildnis von Jordaens am
31. Januar bei Christie’s in London bezahlt
wurde. Bei Fischer in Luzern erzielten am
21.—23. August das Brustbild des Prinzen
Doria von van Dyck (Abb. Nr. 31) 68 000 M.,
am 30. August dessen Porträt der Herzogin de
Croy 40 000 M., während an Rubens-Preisen
in diesem Jahre nur die 35 000 M. für den
Sonnenwagen des Phoebus aus der Samm-
lung Castiglioni (Ball-Graupe, 28.-29. Nov.)
und 32 000 M. für die ehern. Oppenheimsche
Landschaft der Sammlung Adelsberger
(Helbing, München, 8.—10. Okt.) zu nennen
sind.
Wie auch in den letten Jahren, gelangten
französische und spanische Ge-
mälde nur sporadisch auf dem Auktionswege
in den Handel. Von den ersteren wäre vor
allem auf Claude Lorrains „Jupiter und
Europa“ der Slg. Carrington mit 26 800 M.
(Christie’s, 9. Mai), auf dessen in London am
18. Juli für 24 600 M. verkaufte Tiberansicht
und das am selben Tage für 85 700 M. zuge-
schlagene Gemälde Bouchers, „Jupiter und
Callisto“ (Abb. Nr. 31), nicht zuleßt aber auf
Prud’hons „Bildnis eines Künstlers“, das auf
der Auktion de la Beraudiere am 11.-13. De-
zember in New York 79 800 M. erzielte, zu ver-
weisen. Beachtenswerte Preise für spanische
Bilder sind die 40 000 M. für Grecos Madonna
der Roerich-Sammlung (Abb. Nr. 10), 63 000 M.
für desselben Meisters „Hlg. Petrus“ und
88 200 M. für Goyas „Maitresse“, welch beide
leßteren mit der Slg. Havemeyer am 10. April
in New York zur Auktion gelangten.
Die englischen Gemälde zeigten gegenüber
dem Vorjahr, von wenigen Ausnahmen abge-
sehen, eine etwas abgeschwächfe Preis-
tendenz, vielleicht auf das Fehlen größerer
Angebote wirklich erstrangiger Werke zurück-
zuführen. Ausnahmen bildeten die Sammlung
Barnet Lewis mit ihren ganz einzigartigen Be-
ständen an Werken George Morlands, die am
28. Februar bei Christie’s versteigert wurde
und auf der für Morlands „Aufbruch zum
Markt“ 140 000 M., dessen „Deserter pardoned“
107 000 M. und „Blindekuhspiel“ 60 000 M., für
die Bildnisse Mrs. Wood und Lady Whitbread
von Lawrence 111 400 und 68 500 M. bezahlt
wurden, — ferner Raeburns „Bildnis General
Hay“ (Abb. Nr. 51/52) und Reynolds „Lady
O’Brien“ (Abb. Nr. 43) der Slg. Monell (New
York, 28. Nov.) mit 193 000 M. und 130 000 M.,
Romneys „Porträt Mrs. Chafyn-Grove
(Christie’s, 18. Juli, Abb. Nr. 31) mit 139 200 M.,
und, als Hauptereignis, Höppners „Mrs. Papen-
diek“ von 1788 aus der Breitmeyer Collection

Um zwei venezianische
Von Gerhard R e i n b o t h ,

3 ammlungen
Rom

(Christie’s, 27. Juni, Abb. Nr. 27) mit nicht
weniger als 300 000 M., einem der höchsten,
auf Auktionen für ein englisches Bildnis ge-
botenen Preise. Diesen verhältnismäßig
wenigen Meisterwerken steht die immer noch
sehr hoch bewertete Menge des Mittelgutes
zur Seite. Auf der Versteigerung Lands-
downe brachten zwei Bildnisse von Reynolds
49 300 und 20 350 M., auf der Breitmeyer-
Auktion dessen „Porträt Mrs. Fazakerley"
51 500 M., am 18. Juli bei Christie’s seine „Lady
Dashwood“ 94 250 M. und am 12. Dezember
ebendort desselben Meisters „John Earl Eg-

monf" (Abb. Nr. 51/52) 60 000 M. Von Romney
nennen wir ein Herrenbildnis (Christie’s,
18. Juli) mit 85 700 M., von Lawrence das
Damenporträt der Slg. John Ramsden mit
45 000 M. und sein „Bildnis Fürst Hardenberg“
(Fischer, Luzern, 30. Äug.) mit 20 800 M., von
Gainsborough die „Lady Impey" (Christie's,
18. Juli) mit 85 700 M., von Hogarth ein Damen-
bildnis (ebd., 12. Dez., Abb. Nr. 51/52) mit
46 000 M. und von Beechey das Porträt
Baroneß Arden (dgl.) mit 21 400 M.
Fortsetzung des Rückblicks auf das Jahr 1930
in Nr. 2 der Weltkunst

Es scheint, als sei das leßte Wort in dem
Schicksal der beiden großen venezianischen
Sammlungen Giovanelli und Dona delle Rose
(vergl. „Weltkunsi“ IV. Jahrg., Nr. 51/52) noch
nicht gesprochen. Soeben veröffentlicht die
Federazione Nazionale Fascista
del Commercio Arte Antica, Moderna

e Prodotti dell’Artigianato, das ist der faschi-
stische Kunsfhandelsverband, ein Communigue,
welches gegen eine Pariser Versteigerung der
beiden Sammlungen vorgeht. Die italienische
Öffentlichkeit ist nicht so sehr über eine Ver-
äußerung der beiden Sammlungen, bisher in
dem Besiß italienischer Pafrizierfamilien, auf-
gebracht — obwohl auch zu dem bloßen Um-
stand der Verkäufe abfällige Bemerkungen
gemacht worden sind. Die Proteste richten
sich vor allem gegen die Verkäufe durch aus-
ländische Häuser und die Versteigerung in
Paris. Die Kunsthandelsfederazione hatte

schon vor einigen Monaten eine Veröffent-
lichung in die Presse gegeben, in welcher er-
klärt wurde, der italienische Kunsthandel habe
unbedingt schnellstens zu einer Einigung zu
kommen, um dann in Italien große internatio-
nale Versteigerungen vornehmen zu können,
Italien also nicht nur zu einem Kunstwerke
liefernden Land, sondern auch zu einem be-
deutungsvollen Markt zu machen.
Wie wir meldeten (vergl. Nr. 39 der „Welt-
kunst“), wurde auf einem Kongreß die Grün-
dung eines Ku n s t ha n de 1 s ko n sor-
t i u m s beschlossen, welches Versteigerungen
organisieren sollte, über diesen Beschluß
hinaus aber war bis zur Stunde nichts erfolgt.
Die bevorstehende Ausfuhr der Sammlungen
Giovanelli und Dona aber hat die Federazione
alarmiert, und in dem jeßigen Communigue
wird erklärt, die Federazione sei gewillt, um-
gehend dieses Kunsthandelskonsortium zu
gründen und arbeiten zu lassen. Sei es, um
auch den großen italienischen Kunsthandels-
häusern eine bessere Möglichkeit internatio-
nalen Handels zu geben, sei es, um den ge-
samten italienischen Kunsthandel unter einen
Huf zu bringen. Dieses Konsortium könne
leichter auf dem internationalen Markt handeln
und außerdem unterliege es infolge seines
halbstaatlichen Charakters als Institut der
halbstaatlichen Federazione besser der Kon-
trolle der Regierung, ermögliche einen wirk-
samen Schuß des nationalen Kunsfvermögens
und der italienischen Interessen. Vor allem
aber sei lediglich mittels dieses Konsortiums
eine Verteidigung der italienischen Interessen
dem internationalen Handel gegenüber mög-
lich. Die Federazione sei entschlossen, Italien
mittels dieses Konsortiums zu einem Kunst-
markt, gleichrangig mit dem von Paris, Berlin
und London, zu machen. Die beiden venezia-
nischen Sammlungen aber werden, behauptet
das Communigue, nicht ins Ausland gehen,
um verkauft zu werden; ihre Versteigerung
wird das erste Werk des neuen Konsortiums
sein.
Die italienische Presse, die zuerst den
Alarmruf erhob, fügt etwas skeptisch zu dieser
offiziellen Äußerung hinzu, man teile zwar
vollkommen die Ansichten der Federazione,
aber es sei doch notwendig, daß diese Ver-
öffentlichungen nicht nur Worte blieben, son-
dern schleunigst durch Eingriff des italieni-
schen Kultusministeriums legale Bedeutung er-
hielten; andernfalls dürfte die Gründung des
Konsortiums und sein Arbeiten zu einem Zeit-
punkt erfolgen, in welchem sich die beiden
venezianischen Sammlungen bereits in Paris
in einem Versteigerungslokal befinden.
Tatsächlich bietet troß aller schönen Worte
die Veröffentlichung des Kunsthandelsver-
bandes keinerlei Garantie gegen eine Aus
fuhr der beiden Sammlungen; es ist, da die
Ausfuhrerlaubnis bereits erteilt
worden ist, auch sehr fraglich, ob noch nach-
träglich ein Eingriff der Regierung möglich
sein wird, ob ferner nicht bereits bindende
Abmachungen mit ausländischen Kunsfhäusern
vorliegen. Mag aber nun der Verkauf der
beiden Sammlungen in Paris vorgenommen
werden oder nicht, so scheint es doch, als
habe die öffentliche Meinung durch die bevor-
stehende Veräußerung der beiden Sammlun-
gen eine aktivere Tätigkeit des italienischen
Kunsthandels erzwungen. Die Gründung eines
Konsortiums, das Versteigerungen in Italien
veranstaltet, dürfte nunmehr eine Gewißheit
sein.


George Morland, Die verziehene Flucht. 1792
Le desertear pardonne — The deserter pardoned
Leinwand — Teile —■ Canvas, 52:43 cn.Coll. Barnet Lewis, No. 121
Versteigerung — Vente — Sale: Christie, Manson & Woods, London, 28. Februar 1930
Brachte — adjugee — sold: £ 5250

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