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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 24 (14. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0281
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l4- JUNI 1931

V. JAHRGANG, Nr. 24

D I E


4RTȀfeWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

NST
LMONDE^ABIS

I}AS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

K ——————— .
Scheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin»,
b^kkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
b^W62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Ä 145512; Paris 118732 ; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
I S E R B Ü R O: 5, rue Cambon, Paris Ier, Telephone: Louvre 4444

Redaktion, Verlag und Lesesaal:


Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mark 5,50; oder: Oesterreich ö. S. 9; Tschecho-
slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £/5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50

WERTHEIM:DAS


IBLOGRAPH IKON

Berlin W 9.

Leipziger Str.

Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Christoph Amberger, Porträt Martin Weiss, 1544
Holz-Bois-Panel, 65 : 53 cm — Rheinischer Privatbesitz — Kat. Nr. 3
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Das Bildnis in der deutschen Renaissance
Galerie Fleischmann, München

Das Bildnis
der deutschen Renaissance

Julius Böhler, München; — Paul Botienwieser,
Berlin; — Galerie Caspari, München; — Paul
Cassirer, Berlin; — Van Diemen & Co.; —
Dr. Benedict & Co., Berlin; — J. & S. Gold-
schmidt & Co., Berlin; — Z. M. Hackenbroch,

Frankfurt a. M.; — D. A. Hoogendijk & Co.,
Amsterdam; — F. Kleinberger, Paris; —
Galerie Maiihiesen, Berlin; — Hugo Perls,
Berlin; — Galerie Dr. Schäffer, Berlin; —
Walter Schnackenberg, München.
Die Beschreibung eines Kunstwerkes bietet
weniger als eine Photographie, die selber nur
ein dürftiger Notbehelf ist. Aber man würde
dieser Ausstellung nicht gerecht werden, wenn
man nicht wenigstens versuchen würde, von
den Bildern eine Vorstellung zu geben, um
sie den Lesern näher zu bringen. Ein solcher
Versuch kann keine wissenschaftlichen Zwecke
verfolgen und braucht sich nicht auf lokale
und chronologische Bindungen einzustellen:

s| ^ach der Vernichtung des Glaspalastes
der heurige Münchener Kunstsommer
k?schließlich im Zeichen der von den großen
eichener Kunsthandlungen veranstalteten
Erstellungen. über eine Reihe derselben
Vj en wir bereits berichtet; diesmal haben
sJ Uns mit der Bildnisschau aus der deuf-
t|üen Renaissance zu beschäftigen, die uns
V Galerie Fleischmann in ihren präch-
':ri Räumen an der Maximiliansfraße bietet.
i)||^as Thema dieser Ausstellung ist auf das
^'glücklichste gewählt; denn man kann
daß das Interesse der Kunstfreunde
tfj-G' Nationen heute nicht weniger auf das
ctq e. deutsche Bildnis gerichtet ist, als auf
ij ? italienische oder französische. Dr. R.
h^emann-Fleischrnann hat im Vorwort des
i|; ‘.al°ges mit Recht bemerkt, daß das Herbe
wiesen Bildern für das nichtdeutsche Auge
Schranke war, die sich dem Verständnis
ii|j ^egenstellte. Nun aber, nachdem diese
jJrWunden ist, überwunden durch die
Emanation, die von diesen Bildern
V(9eht, nun ist der Bann gebrochen und sie
ty en in die vordere Reihe der begehrten
erke.
kPas große Interesse an der Ausstellung
dj’ bereits bei der Eröffnung zutage:
de Käume waren gefüllt von den Vertretern
Vö Staatsbehörden, des geistigen Münchens,
V Kunstgelehrten, Künstlern und bekannten
bfj sihändlern. Prinz Ludwig Ferdinand und
\}.-Zessin Pilar waren als Ehrengäste er-
S|J.ehen, Kronprinz Rupprecht hatte die Aus-
Ung schon am Vortage besichtigt. Für
l)f Staatsregierung war Kultusminister
HC Goldenberger mit Ministerialdirektor
Vischel anwesend. Außerdem bemerkte
den früheren Oberbürgermeister Ge-
liJ11 rat von Borscht, den ungarischen
Veralkonsul von Velics, Geheimrat M. J.
b, Ränder, den Leipziger Museumsdirektor
Qt' 'eupSer, Prof. Dr. Bredt von der Sfaafl.
bjjkPbischen Sammlung, Hofanliguar Julius
,r> Geheimrat Drey, Dr. Feilchenfeldf von
stirer u. v. a.
W1" Zusammenhang mit der Glaspalast-
kCsirophe, die so viele Künstler aufs
«s "'erste zu Schaden gebracht hat, verdient
’J’it besonderer Anerkennung hervor-
\MOben zu werden, daß das Erträgnis aus
itifpK und Katalog dem Münchener Künstler-
p^iüßungsverein überwiesen wird.
erheblicher Teil der rund sechzig aus-
•Vellten Werke stammt aus dem Besifee der
Fleischmann selbst, doch haben
[W Te'ilie anderer Firmen dazu beigetragen,
wirklicher Querschnitt der deutschen
^Sajssance-Bildnis.kunsf, ein Überblick über
^.Schaffen aller deutscher Gaue geboten
Äf en konnte. Wir geben hier die Namen
!h0 beteiligten Häuser bekannt:
N]| ' Agnew & Sons, London; — Hermann
LeolihimenreicluBerlÜR^



er folgt am besten der Reihenfolge des
Kataloges.
Eines der schönsten Bildnisse der Aus-
stellung stammt von dem Dürerschüler
Aldegrever. Ein Interieur mit einer
Hausfrau aus dem Westfalenland, in Farbe
und Komposition bis aufs Leßte zusammen-
gestimmt, voll Gemütstiefe und Behaglichkeit.
Das Gesicht erinnert an Zeichnungen, die
Wilhelm Busch von seinen Landsmänninnen
geschaffen hat.
Es folgen drei Amberger. Eine lieb-
liche Frau aus dem Hause Fugger mit
kastanienbraunem Haar, das Bildnis Martin
Weiss, welches wir nebenstehend reproduzie-
ren, und ein sprechender, markig modellierter
Kopf mit verbissenem Gesicht.
Das Bildnis des Pfalzgrafen Philipp des
Kriegerischen (1503—1548) von Barthel
B e h a m (signiert B H B) ist ein Hauptwerk
dieses Meisters. Ein prächtiges, eindrucks-
volles Bild. Federbarett, goldenes Halsband,
rotes Uniergewand unter schwarzem Wams.
Noch eindrucksvoller ist vielleicht das Bild-
nis eines Edelmannes mit vorstehender Kinn-
partie, eingedrücktem Nasenrücken und ge-
waltiger Pelzschaube von Hans Bro-
samer. Vom gleichen Meister ein signiertes
Männerbild, das nach Buchner zwischen 1525
und 1530 anzuseßen ist.
Die beiden Barthel Bruyn sind mit
je zwei Bildern vertreten. Von dem älteren
ein schönes Bildnis eines jungen Mannes mit
dem herausglühenden dunklen Rof einer
Nelke und das in Braun gehaltene, meister-
hafte Porträt des Kölner Ratsherren Johan
van Ryndorp (Abbildung Seite 2). Unheim-
lich der lauernde Blick und die Hand auf dem
Totenschädel, auf dem noch dazu eine
Schmeißfliege sißt. Vom jüngeren Bruyn
stammen die Gegenstücke eines Ehepaares.
Der vornehme, alte Herr mit dem reichen
Marderpelz und die Ehefrau, die ihrem Gatten
mit vielsagender Geste eine Männerireublüte
überreicht.
Von Hans Burgkmair, dessen
400 jährigen Todestag wir in diesem Jahre be-
gehen, ist das aus der Sammlung Schloß
Rohoncz bekannte Doppelporträt des Colo-
man Helmschmid und dessen Gemahlin, einer
geborenen Breu, zu sehen (Abbildung
Seite 2). Nach Buchner ist das farbig ge-
dämpftere Bild des Eheherrn von Burgmair,
das leuchtendere von Jörg Breu gemalt.
Ganz ist die Urheberfrage noch nicht gelöst,
doch spricht der Augenschein unbedingt für
verschiedene Hände.
Von den drei Werken Lucas Cra-
nachs d. Ä. ist das Bild einer Frau in
schwarzem Gewand und geschlißlen Puff-
ärmeln auf himmelblauem Grund ebenfalls
aus der Sammlung Rohoncz bekannt. Unbe-
kannt waren bisher das Bildnis des Stangen
von O'berledel als St. Georg mit Fahne und
groteskem Drachenkopf und das erschütternde
Bildnis Martin Luthers. Das Bild zeigt auf
lichtblauem Grunde den fast lebensgroßen,
schönen deutschen Kopf des Reformators im
leßten Lebensjahre mit einsinkenden Augen,
die seelisches und körperliches Leiden ver-
raten. Bez. mit Schlange und 1546.
Das vorzügliche Gemälde Lucas Cra-
nachs d. J. zeigt den Kurfürsten Georg
den Frommen von Brandenburg in schwarzem

'^Ressionisten

Galerie Matthiesen

ALTE MEISTER

BERLIN W 9 ■ BELLEVUESTRASSE 14

BRUNNER

NEW-YORK
 
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