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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 26 (28. Juni)
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28- JUNI 1931

V. JAHRGANG, Nr. 26

D I E

^AS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT


Scheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: cWeltkunst Berlin»,
j^kkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
s^W62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
145512; Paris 118732; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
?^ISER BÜRO: 5, rue Cambon, Paris Ier, Telephone: Louvre 4444
Bisheriger Titel:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe
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Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
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Ausland (nur im Umschlag) Mark 5,50; oder: Oesterreich ö. S. 9; Tschecho-
slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £ /5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50
WERTHEIM: das biblographikon
Berlin w 9. leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Die byzantinische
Ausstellung in Paris
Von

1^ Dr. F. Volbach
am Kaiser Friedrich-Museum, Berlin

dipUrn ersten Male versucht diese Ausstellung,
t|. iefct in Paris im Musee des Arts
jjß coratifs stattfindet, eine Übersicht
,)|Jr die beweglichen Gegenstände der
L^antinischen Kunst“ zu geben. Wenn, man
L^nkf, wie kostbar viele der erhaltenen
fy^kmäler in Elfenbein, Email und Stoff sind,
L, sorgsam gehütet sie in den Schäden der
v’üedralen und in den Museen aufbewahrt
S»{5*en, so ist man doppelt erstaunt, eine
li^Hilung vorzufinden, die einen großen Teil
zwar die wertvollsten Stücke der erhal-
(Ji ea Werke enthält. Es ist ein großes Ver-
Vq st des französischen Komitees, vor allem
4 ? D u t h u i t und den Herren des Musee des
dj s decoratifs, troß aller Schwierigkeiten
Ausstellung zusammengebracht zu
öen.
tiij^an hat das Thema weit gefaßt. Nicht
das eigentliche Byzanz, die Kunst Kon-
Qrn*inopels ist vertreten, sondern auch die
Erzgebiete, die sassanidische, persische,
tj^asche, italienische und griechische Kunst
b? Mittelalters sind mitberücksichtigt worden,
(fj s gibt den großen Vorteil des Vergleiches,
(L Möglichkeit, den Anteil von Byzanz von
[ der anderen Miitelmeerstaaten trennen
können. Man sieht einerseits deutlich,
iif,? Byzanz den anderen Ländern gab,
Vo. rerseits aber auch, was es vom Westen,
Qllem aber vom Osten übernahm.
>e Ausstellung beginnt mit Arbeiten des
U'enisfischen Kunstkreises, die teil-
e noch in Italien entstanden, teilweise vom
l|j her beeinflußt sind. Das Diptychon der
(lipC°niach’i steht hier am Anfang. Es zeigt
Renaissance der römischen Kunst in
4, | r konservativen Erstarrung am Ende des
tfj^hrhunderis. Auch die zahlreichen alexan-
bfj’schen Knochenschnißereien, meist aus
V0Vatsammlungen, bewahren denselben Geist.
V'1 Stoffen mag das kleine goldgewirkte
iC'-k aus Budapest mit einer Frauenfigur
k den rein klassischen Stil repräsentieren.
^Ausgezeichnet zeigen die Porfrät-
s t e n , die meist dem Louvre entstammen,
lijjj tibergang zum strengen Stil der con-stan-
i)(V[Chen Zeit. Hier sieht man zwei Kaiser-
vi,r'|ts aus Ägypten, von denen der neu-
^f.°rbene grüne Kopf des Victoria- und Al-
^j.uuuseums sich noch ganz an die klassische
anschließt, während der Berliner Kopf
V Rene schon die Starrheit der koptischen
aufweist. Hier in Ägypten entstanden
herrliche Werke in Porphyr. Schon die
4. > e des Materials zwingt den Steinmetz des
trhunderts zu einer strengeren und her-
Durcharbeitung. Zwei der wichtigsten
Y befinden sich auf der Ausstellung,
h^Torso aus Ravenna und der Kaiser aus
lri- Wundervoll kommen auch die zwei
_

Porphyrsäulen aus dem Louvre hier zur
Geltung (Abbildung Seife 2). Ein kleiner
Kopf aus Privatbesiß repräsentiert den Stil
der großen Kaisersarkophage. Von den Kon-

ten, die in glänzender Weise die Entwicklung
der Kunst durch diese zwei Jahrhunderte wider-
spiegeln. Daneben stehen die beiden herr-
lichen Diptychen, der triumphierende Kaiser


Silberkelch aus Antiochien, IV. Jahrh.
Calice d’argent, dit d’Antioche, IVe siede — Silver calyx, Antiochia, IVth Century
Collection Kouchaky, New York
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Byzantinische Kunst — Art Byzantin — Byzantine Art
Paris. Palais du Louvre. Musee des Arts decoratifs

sulardiptychen aus Elfenbein steht das des
Konsuls Felix am Anfang einer großen Zahl
von gleichen Werken, die aus Paris, Brescia,
Bologna und Liverpool der Ausstellung zur Ver-
fügung gestellt wurden. Von den römischen
des 5. und den byzantinischen des 6. Jahr-
hunderts sind die wichtigsten Stücke vertre-

aus der Sammlung Barberini des Louvre und
die byzantinische Kaiserin aus dem Bargello,
schon vollkommen in dem feierlichen Slil der
byzantinischen Hofkuns! des 6. Jahrhunderts.
Auch in den anderen Künsten treffen wir
Werke der offiziellen Porträtkunsf; treffliche
Beispiele geben der reizende Bronzekopf

Constantins aus Budapest und der große
Cameo der Sammlung Rothschild, der zu den
Glanzstücken der Ausstellung zu zählen ist.
Besonders reich ist auch die Sammlung
der christlichen Elfenbeinarbeiten be-
schickt. Das schöne Miffelstück eines Dip-
tychons aus dem bayrischen Nationalmuseum
sieht hier am Beginn der Entwicklungsreihe.
Es zeigt noch die Weichheit der hellenistischen
Arbeiten. Nicht viel später wird die große
Pyxis aus Berlin (um 410) gearbeitet sein.
Daran schließen sich die beiden Diptychon-
teile des Louvre und des Kaiser-Friedrich-
Museums mit christologischen Szenen an.
Den fortgeschrittenen Stil repräsentiert am
besten das fünfteilige Diptychon aus Ravenna,
bei dem das zugehörige obere Stück der Ma-
rientafel aus Berlin gekommen ist.
Denselben Stil zeigen auch eine Reihe von
Pyxiden, die meist aus dem Cluny und Louvre
stammen. Auch die Pyxis mit Isisszenen aus
Wiesbaden gehört zu diesen späteren Ar-
beiten des 6. Jahrhunderts. Die wachsende
Erstarrung dieses Stiles erkennt man an
einigen Arbeiten, wie der Doppeltafel mit
Christus und Maria aus Saulieu, der Taufe
Christi aus Lyon und dem thronenden Chri-
stus der Slg. Marguet de Vasselot — Reliefs,
die möglicherweise in Südfrankreich gear-
beitet sind.
Der Bedeutung entsprechend ist die Ab-
teilung der frühchristlichen Mefallarbei-
t e n. Die wundervollen großen Silberteller
aus der Bibliothegue Nationale und aus Buda-
pest sind fast noch klassisch in ihrem Stil, und
auch der große Kelch aus Antiochia (Abbil-
dung nebenst.) zeigt die Formen der hellenisti-
schen Kunst Antiochias im 4. Jahrhundert. An
seiner Echtheit kann kein Zweifel sein. Als un-
bekanntes Werk in der Gruppe der frühen
Arbeiten erscheint hier eine kleine Silber-
büchse der Sammlung Reber mit christlichen
Darstellungen. Zum ersten Male wurden hier
auch Teile der in den leßfen Jahrzehnten
im Orient gefundenen Schaßfunde ausge-
stellt, wie der Kelch und der Teller von Riha
(Sammlung Bliss und Tyler) und die späteren
Teile des antiochenischen Fundes: drei Buch-
deckel, Kelch und Kreuz (Kouchaky, New
York). Eine große Menge weiterer Funde ver-
vollständigt diesen Teil der Sammlung, so
die große Schüssel der Sammlung Gualino,
Räuchergefäße der Sammlung Reber und des
Louvre, Kreuze aus Berlin, aus der Samm-
lung der Comtesse de Behague, von Talbot
Rice u. a.
Eine Reihe koptischer schöner
Bronzearbeiten, Lichterkronen, Lam-
pen, Räuchergefäße entstammen zum Teil den
Beständen des Louvre.
Die Wirkung der byzantinischen Metall-
arbeiten auf die Kunst Ungarns und des Me-
rowinger Reiches, während und bald nach der
Völkerwanderung, wird dargestellt durch die
von Budapest, dem Museum von St. Germain
und der Bibliothegue Nationale zur Verfügung
gestellten Werke. Dabei zeigen der Kelch und
die Palene von Gourdon in dieser Gruppe
schon ein rein nordisches Stilempfinden. Am
Beginn der Enfwicklungsreihe steht der Fund
des Childerichgrabes aus der Bibliothegue
Nationale.
Für die Geschichte der spätantiken und
frühchristlichen Stoffe gibt die Ausstellung

Impressionisten

Galerie Matthiesen

ALTE MEISTER

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&RUI1MEE-" NEW-YORK
55, East 57th Street
 
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