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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 50 (13. Dezember)
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13. DEZEMBER 1931

/

V. JAHRGANG, Nr. 50

D I E


ARTo/itheWORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

Nsr
LMONDE^AKTS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto- Gesellschaft, Depositen-Kasse M,
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Haag 145512; Paris 1187 32 ; Prag 592 83; Wien 114783; Zürich 8159
PARI SER BÜRO: 5, rue Cambon, Paris Ier, Telephone: Louvre 4444

Bisheriger Titel:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive .Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mark 5,50; oder: Oesterreich ö. S. 9; Tschecho-
slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £/5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder’sfrs. 7; Übersee $ 1,50

WERTHEIM: das biblographikon
Berlin w 9, Leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Alt-Amerikanische Kunst

Die Ausstellung präkolumbischer Kunst, die in
der Berliner Akademie eröffnet wurde,
hat eine überragende Bedeutung. Nicht umsonst
haben sich die Staatlichen Museen mit der
Akademie und dem Ibero-Amerikani-
schen Institut zu Berlin
zusammengeschlossen, um eine
Schau ins Werk setzen zu kön¬
nen, wie sie in diesem Umfang
so bald nicht wieder zu sehen
sein wird. Der rastlos wirken-
den Initiative Wilhelm Waet-
z o 1 d t s und der organisatori-
schen Tatkraft Prof. W. Leh-
manns haben wir es zu ver-
danken, wenn wir an der dazu
berufensten Stelle Berlins eine
Auswahl hervorragender Stücke
aus den Berliner, Münchener und
Hamburger Museen, sowie aus
mannigfachem Privatbesitz ver-
einigt finden, die ein ebenso an-
schauliches wie imposantes Bild
altamerikanischer Kunst vor
Augen führen. Plastik klei-
neren Formates, Kunstge-
werbe aller Art und Texti-
lien geben einen so farben-
reichen und grandiosen Gesamt¬
eindruck, wie man ihn sich nur
wünschen kann.
Allseitigkeit freilich ist nicht
erreicht worden und konnte auch
nicht angestrebt werden. Sicher-
lich wäre es ungemein ver-
lockend gewesen, Werke der
Monumental kunst vorzu-
führen — dies verboten die Zeit-
umstände mit ihrem Zwang zur
Sparsamkeit. Ein paar Stücke,
wie die große Federschlange und
der Adlerkopf im Eingangsraum,
lassen aber wenigstens von
Ferne ahnen, mit welcher Mei¬
sterschaft altamerikanische Pla-
stiker jedem Erfordernis monu¬
mentaler Formprägung gerecht
werden konnten. Im übrigen be¬
darf es nur weniger Schritte,
um von der Ausstellung in
das Museum für Völkerkunde zu gelangen, wo
man eine Zahl der schönsten Werke großen
Formates bewundern kann.
Schwerer als dieser wiegt ein anderer
Mangel: das Fehlen einer einigermaßen aus-
reichenden Repräsentation der Maya-
Kunst. So wie die Ausstellung geworden ist,
gibt sie von Altamerika ein Bild, das ver-
gleichsweise so zutreffend ist, wie eine Ge-
schichte der mittelmeerländischen Kunst, die
über die Kunst Griechenlands mit ein paar
Worten hinwegginge, — und doch ist das Maya-
gebiet nach W. Krickebergs zutreffendem
Wort „Brennpunkt und Ausstrahlungszentrum
aller höheren amerikanischen Kultur“. Aber
auch hier genügt ein Gang ins Völkerkunde-
üiuseum, um wenigstens aus den Abgüssen
eine Ahnung von der Verbindung von Monu-
mentalität und Grazie zu erhalten, die der
Maya-Kunst zu eigen war. Vielleicht, daß eine
Spätere Ausstellung dieser höchsten und
schönsten Blüte altamerikanischer Kunstübung
gewidmet werden kann, — um so wünschens¬

werter, als auf diesem Gebiet durch die ameri-
kanischen Forscher Morley und Spinden eine
Chronologie erarbeitet worden ist, die ihre
Bestätigung durch Ludendorff (Potsdam) ge-
funden hat.

Berlin, Akademie der Künste
Das, was uns in dieser Ausstellung geboten
wird, ist auch so prächtig und reizvoll genug,
um die intensivste Anteilnahme jedes unmittel-
baren Kunstempfindens zu erwecken. Und ge-
rade die Ausscheidung der eigentlichen Mo-
numentalkunst hat sich als nützlich erwiesen.
Denn die mexikanische Großplastik ist oft von
solcher Stärke und Schlagkraft, daß der Schock
des Erlebnisses die souveräne Meisterschaft der
Formprägung nicht erkennen und beurteilen
läßt. Erst bei längerer Vertrautheit wird einem
klar, wie stark der Griff des Plastikers sein
mußte, um das Ungeheuerliche mit ungemeiner
Kraft zu bändigen, — selbst die ägyptische
Kunst hat eine gewisse Enge, wenn man sie mit
Altmexiko vergleicht. Nicht ganz so ausdrucks-
stark ist Präkolumbien, sobald es sich um an-
gewandte Kunst handelt. Wohl ist auch hier
der Duktus der Linien und die Farbigkeit von
großer Wuchtigkeit und Unerbittlichkeit, aber
alle Variationen des Kunstgefühls werden hier
aufgerufen und angesprochen, sobald man sich
einmal an die monumentale Grundhaltung ge-


Maske — Masque — Mask
H. 13,5 cm — Aztekisch
Ausstellung — Exposition — Exhibition:

wohnt hat und ihre Nüancierung unterscheiden
kann. Man mag sich hierbei des Wortes von
R. M. Rilke erinnern: „Das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch
grade ertragen, und wir bewundern es so, weil
es gelassen verschmäht, uns zu zerstören“. Das
Schreckliche, wie es die altamerikanische Groß-
plastik, vor allem in Mexiko, in solcher Fülle zu
kosten gibt, hat hier keine so unzweideutige
Statt. Dafür ist ein fast unendlicher Reichtum
an Schönheit einfacher Größe ausgebreitet.
Gewiß ist auch bei Dingen der einfacheren
Kunst noch genug von der Atmosphäre des
Furchtbaren zu spüren, die sich in Gebrauch
und Symbolsprache ausdrückt. So etwa bei der
Opferblutschale mit dem Kranz der Herzen am
Außenrand. Die Graburnen der Tzapoteken er-
innern ebenso wie die Gewebe aus Pachcamac
an Tod und Grab. Aber die Formensprache ist
hier so mannigfaltig und modulationsfähig,
daß man auch rein ästhetisch hohen Gewinn
hat. Mit einigem Recht hat man denn auch bei
der Aufstellung darauf verzichtet, die Kulturen
streng zu scheiden. Das Durcheinanderwirbeln
der Gebiete hat den unleugbaren Vorzug, daß
hier jedes Stück für sich betrachtet und ge-
nossen werden muß, — wer sich
jeweils die kulturellen Gesamt-
einheiten vor Augen führen will,
hat dazu im Museum die beste
Gelegenheit. Freilich sollte man
dem vielfach geäußerten und be-
greiflichen Wunsch nach geogra-
phischer Orientierung durch
Karten Rechnung tragen.
Bei der drängenden Fülle
hervorragender Stücke aus den
Gebieten der Azteken, Totona-
ken, Huaxteken, Colima, „Tolte-
ken“, Tzapoteken, aus Kolum-
bien und Peru, ist es einiger-
maßen schwierig, auch nur die
Hauptgruppen aufzuweisen. Pla¬
stik, Keramik, Textilkunst und
Kleinkunst aller Art sind in
gleicher Güte und Mannigfaltig-
keit vertreten. Besonders an-
ziehend sind die Goldarbei-
ten (Costa Rica, Honduras), die
hier unvergleichlich besser zur
Schau kommen, als im Museum.
Prachtvoll wirken die a 11 -
peruanischen Gewebe,
und Federarbeiten. Mit viel Ge-
schmack hat man z. T. wunder-
schön ornamentierte Gefäße aus
den verschiedenen Gebieten Alt-
perus gruppiert, so daß man
jedes Stück für sich bewundern
kann, •— wie man denn über-
haupt die Weiträumigkeit der
Aufstellungsweise als vorbildlich
bezeichnen darf. Besonders ein-
drucksvoll sind die farbigen
Kopien nach Fresken aus
Teotihuacan und Chichen Itza,
die W. Lehmann verdankt wer¬
den. Freilich wird sich an ihnen
der wissenschaftliche Kampf um
die altmexikanische Chronologie
von neuem entzünden. W. Leh-
mann hat in der Nachfolge
Selers die These von einer tolte-
kischen Kultur vertreten, während W. Kricke-
berg in seiner grundlegenden Totonaken-
Arbeit die Verbindung zwischen Tolteken und
Teotihuacan in Abrede stellt. Über diese und
weitere Probleme der altamerikanischen
Kunst-Geschichte wird an anderer Stelle noch
eingehender zu sprechen sein.

Das Wichtige von Kunst-Ausstellungen
liegt zunächst nicht in wissenschaftlichen
Thesen und Problemstellungen, sondern in
erster Linie in der Darbietung des Materials
für den künstlerischen Genuß, — und in dieser
Beziehung ist diese Schau, so anfechtbar
manche theoretischen Gesichtspunkte, unter
denen sie aufgezogen ist, sein mögen, außer-
ordentlich -fruchtbar und begrüßenswert. Es
ist zudem die erste Veranstaltung dieser Art in
Berlin, aus der man daher für die Fortsetzung,
die man erhoffen darf, lernen kann.
Dr. Eckart v. Sydow

Die sparsame Lösung
im Herzen Roms
Die Abbrucharbeiten rund um das Kapitol
haben die Architekten Italiens vor das gleiche
Problem gestellt, das einst vor der Peters-

kirche brennend geworden war, als die Gran-
diosität des Michelangelobaues in keinerlei
Verhältnis zu den angrenzenden bedeutungs-
armen Bauwerken des Borgo, zu der Mauer
Pius V. und zu dem ungeordneten, formlosen
Wüstenplatz vor der Basilika stand. Nunmehr
erhebt sich die Gruppe Nationaldenkmal, Ara


Goldfigur — Figure en or —■ Gold figure
Manizales bei Antioquia
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Berlin, Akademie der Künste

BRUNNER GflLLERV NEW-YORK
55, East 57th Street
 
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