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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 29 (19. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0327
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19- JULI 1931

V. JAHRGANG, Nr. 29

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ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

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Das INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE und ihren markt

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WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berlin ws. leipüser str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Bisheriger Titel:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Her in .
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto- Gesellschaft, Depositen “ss ’
Wn W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Öaag 145512; Paris 118732 ; Prag 59283; Wien 114783; ZunA 8159
^ÄRI SER BÜRO: 5, rue Cambon, Paris Ier, Telephone. L

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Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
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slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £ /5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50

alte meister

NE W ■ YORK
1

schauung, und zwar mit einem männlichen
Brustbild (1620—1625), einer Allegorie der In-
spiration (1625—30) und mit zwei Skizzen:
Herkules und der Löwe (nach 1620) und Jagd
der Diana (um 1635). — Von van Dyck
stammt ein betender Jüngling, eine Arbeit, die
nach Bode als Studie zu dem Gemälde
„Christus die Kinder segnend" in der Samm-

Rogier van der Weyden, Maria mit dem Kind
La vierge avec l’enfant — Virgin with child
Holz — bois — wood, 32:22,5 cm — Collection H.—Kat. Nr. 1
Versteigerung —■ Vente — Sale:
Theodore Fischer, Luzern, und Paul Cassirer, Berlin
Luzern, 1. September 1931

lurig des Herzogs von Marlborough zu betrach-
ten wäre. — Von den wenigen Zeichnungen
gehört eine geistreiche Federskizze von
Rembrandt, Orientale zu Pferde, hierher.
Die Reihe der modernen Meister beginnt
in dieser Sammlurg nach einem reizvollen
Frauenbildnis aus dem Goya-Kreis (Ab-
bildung Seite 2) mit Arbeiten Daum i er s.

Alte und
moderne Meister
Eine Berliner Sammlung
q Die Berliner Sammlung H., die durch Paul
ft .6 s s i r e r , Berlin, und die Galerie Theodore
facher, Luzern, am 1. September in
.ll Zern zur Versteigerung kommen soll, trägf
■J1'"" Januskopf. Auf der einen Seife hat
> cn der Sammler mit vorzüglichen modernen
'beiten umgeben, — andererseits hat er mit
uc'ii geringerem Feingefühl auch ältere
Gster erworben. Das quantitative Schwer-
^Wicht liegt zunächst bei den modernen Ar-
^e'len. Das ist nicht verwunderlich, wenn man
daß diese Sammlung ihren Ausgangs-
^"okt bei den Modernen halte und daß der
."rtimler erst später, unter der klugen und
läßlichen Beratung durch sein Berliner Kunsi-
d9"s, sich der alten Kunst zugewandi hat. Bei
ß?" Modernen hat man daher gelegentlich den
.'"druck, daß eine gewisse Tendenz zur Ab-
findung milsprach; hier haben wir auch eine
ue*h'e plastischer Arbeiten. Bei den alten
J.eistern aber liegt das Vorwalten des pei-
nlichen Impulses auf der Hand. Eine ge-
Lsse Einheit zwischen Alt und Modern wird,
denigS)ens von ferne, dadurch hergestellt,
d"ß auf der einen Seite das Barock, und auf
I anderen Seite die expressionistische Rich-
js "SJ bevorzugt erscheint. Aber auch diese
d°rmel ist nicht völlig zutreffend, da eines
ft9r wesentlichsten Bilder alter Kunst ein
Jh’hniederländer ist. Im allgemeinen wird
s 9" dieser Sammlung eher von dem Grund-
es der Qualität aus gerecht, die sich durch-
e9 in ihrem Material ausspricht.
Wenden wir uns zunächst den alten
ue i stern zu, so sieht in erster Reihe ein
d "donnenbild von Rogier van der Weyden,
(jpL..wir nebenstehend abbilden. Diese Tafel
"ort nach M. J. Friedländer zu den drei
v 9donnenbildern, die neben einer Familie
> " Rogier-Madonna, die enge Beziehungen
gT Lukas-Madonna haben, mit Recht als Ori-
d 9a'e zu bezeichnen sind, — die beiden
L "ern Werke gehören zu den Sammlungen
Lffboel, Caen, und Huntington, New York.
ffl edländer erklärt die vorliegende Arbeit
U »zarter“ und auch für später als die der
h^himlung Huntington. Man darf wohl an-
j). "men, daß es sich hier um eine Einzelfafel
d "delt, denn die Geschlossenheit der Kom-
tp.sition spricht dagegen, daß man es mit der
'"ffe eines Diptychons zu tun hat.
ß Die anderen alten Meister gehören der
r9r°ckzeit an. Da haben wir von Tinfo-
jdfio das Bildnis eines schwarzgekleideten
U'9en Mannes und zwei kleine Bilder mit
Offnen aus der Legende des hl. Kreuzes. —
k e c o ist mit zwei Arbeiten vertreten. Das
IßZ^orragendste Werk, das aus den Jahren
<| 1608 stammen dürfte, zeigt Jesus bei
ß m Gasfmahl im Hause des Simeon zu
manien (Abbildung Seite 8), das andere
ßJ1 bl. Franziskus in Meditation (um 1590).
F|j e. Arbeiten waren 1925 im Kaiser-
ß| "drich - Museums - Verein ausgestellt. —
^^^jn^jnglicheHromn^^MH^^^^u^^^^
l|V|PRESSIONISTEN .

die von der Berliner Daumier-Ausstellung her
bekannt sind. Das eine Bild sind die „Bettler“
(Abbildung in Nr. 27 der „Weltkunst“), das
andere „Zwei Putten“. Zu diesen beiden vor-
trefflichen, monumentalen Arbeiten kommen
noch zwei Skizzenblätfer.
Dann folgt E. Degas mit einem charakte-
ristischen Tänzerinnen - Pastell, — Tou-
louse-Lautrec mit dem reizvollen Bilde
„Beim Frisieren“, — A. Renoir mit einem
sehr zarten, duftigen Mädchenbild (Abbildung
in Nr. 27 der „Weltkunst“), mit einer um 1890
entstandenen sehr hellfarbigen Landschaft,
endlich mit einem Melonen-Stilleben (um 1900),
— Paul Ce zann e mit einem Stilleben und
mit einer Skizze „Badende“ (1877). Die
kubistische Moderne ist nur mit einem Still-
leben von G. Braque (1927) vertreten.
Der nordische Kunstkreis findet in
Edvard Munchs Arbeiten seine Repräsen-
tation. So in der „Karl-Johann-Straße in Oslo"
(1889), „Mondschein“ (1890) und zwei Szenen-
bildern aus Ibsens „Gespenstern“ (1906), —
alles Arbeiten, die teils aus der Literatur, teils
von Ausstellungen her bekannt sind. — Von
O. Kokoschka bringt die Sammlung eines
seiner interessantesten Selbstbildnisse (1912)
zur Versteigerung.
Ungewöhnlich reich ist die Sammlung H. an
plastischen Werken. Von Daumier
finden wir einen Bronzeguß „Ratapoil“ (1890),
von A. Rodin die „Welle" (1893) — Abbil-
dung Seite 3 — aus der ehern. Sammlung Jul.
Stern, — von E. Degas eine Tänzerin und
ein galoppierendes Pferd, — von Renoir die
I Biiste und das Profilbild von Renoirs jüngstem
Sohn Coco. Das Hauptwerk dieser französi-
schen Abteilung ist eines der drei Exemplare
von A. M a i 11 o 1 s herrlichem „Torso (L’action
enchainee)“, — wir reproduzieren das Werk auf
Seite 2. Der französischen Reihe stehen Ar-
beiten der deutschen Schule gegenüber: Bar-
lach, Gaul, Sintenis. Das Hauptgewicht liegt
hier in den neun Holzskulpturen Ernst Bar-
1 a ch s , die zwischen 1914 und 1922 entstanden
sind. Man findet hier so bekannte Werke, wie
Alte Frau mit Stock, Hunger, Die Hexe, Barm-
herzigkeit, Frau mit untergeschlagenen Armen
und Mann mit dem Mantel, — alles Werke, die
in einem Museum stehen sollten. — Eine große
Reihe von Bronzegüssen zeigt August Gauls
Art: Pinguine, Löwen, Schafe, Fasanen, Esel,
Widder, Elefant usw., — das bedeutendste
Stück dieser Menagerie ist wohl der große,
stehende Biber (1910). — Fast ebenso umfang-
reich ist Renee Sintenis vertreten. Alle
Seiten ihrer ungemein versatilen Art kommen
in dieser Kleinplastik: Zebu, Fohlen, Elefant,
Fußballspieler usw., zum Ausdruck.
Den Abschluß dieser Reihe bilden Kopf-
stuckarbeiten von H. Haller und Bronzen
von Ernesto de Fiori und Georg Kolbe.
Überblicken wir die ganze qualitätvolle
Sammlung, wie sie vor uns stehl und wie sie
am 20. bis 25. Juli in den Räumen des Hauses
Paul Cassirer ausgestellt sein wird, so zeigt
sich, daß jeßt zum erstenmal Arbeiten leben-
der deutscher Plastiker auf den Markt kom-
men werden, — hier darf man auf die Ergeb-
nisse der Auktion gespannt sein. Im übrigen
wird die Versteigerung hoffentlich ebenso
erfolgreich verlaufen, wie es die Qualität der
. Sammlung in normalen Zeiten verbürgen
I würde. E. v. S.

BRUNNER °'lLL"v r
55, East 57,h Street
 
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