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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 45 (8. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0435
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8. NOVEMBER 1931

V. JAHRGANG, Nr. 45

D I E


DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 118732 ; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
PARI SER BÜRO: 5, rue Cambon, Paris Ier, Telephone: Louvre 4444

Bisheriger Titel:


Redaktio n, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mark 5,50; oder : Oesterreich ö. S. 9; Tschecho-
slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £ /5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50

WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berim w 9. leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst


Erziehung zur Kunst durch die Museen
Von Prof. Dr. Friedrich Winkler, Berlin

„Nur Bekanntes“
Lessing gegen Klotz
Kürzlich ist in der „Weltkunst“ (Nr. 39 vom
27. Sept. 1931) ausgerechnet worden, daß bei
einem jährlichen Aufwand von 10 000 RM täg-
lich 6—10 Schulklassen in den Museen geführt
Werden könnten. Ebenda (Nr. 37 vom 13. Sept.
19311 ist von anderer Seite — maßvoll in
Praktischen Vorschlägen, aber um so ein-
seitiger in der Tendenz — dargelegt worden,
daß die erzieherische Arbeit in die einzelnen
Abteilungen selbst verlegt werden müßte. Die
Wissenschaftlichen Leiter und ihr Personal
müßten mit pädagogischem Geist erfüllt
Werden.

muros kein Streif sein, mag auch in dem Zeit-
alter der Umwertung der Werte das Meinungs-
chaos die Museen zeitweise in seine Wirbel
gerissen haben. Auch der Erwerb neuer

irgendwie gefährdeter Werke, die Ergänzung
von Lücken gehören zu den vordringlichen
und unter Umständen besonders mühsamen
und zeitraubenden Arbeiten, die zeitweise
jede andere Tätigkeit ausschließen können und
tatsächlich jahrelang ausgeschlossen haben.
Die Ansichten gehen wohl erst auseinander,
wenn die langsam den Museen neu er-
wachsenden Aufgaben zur Erörterung stehen,
z. E>. die Probleme der temporären Aus-

Es scheint an der Zeit zu sein, gegen den
frommen Köhlerglauben Stellung zu nehmen,
die Museen seien vornehmlich oder in erheb-
lichem Maße Erziehungsinstitute. Wozu sind
die Museen da?
In erster Linie, das liegt in der Natur der
Sache, zum Konservieren der hierher ge-
retteten Werke. Museen sind Asyle, zum
änderen sind sie Ruhmestempel. Der kostbare
ESesitj dieser Schaßspeicher muß also würdig
aufgestellt sein. Zum dritten sind sie eine
Stätte der Musen. Anregung, Genuß, Freude
sollen verbreitet werden. Die Erfüllung der
beiden ersten Aufgaben ist die Vorausseßung
dazu; sie erfordert die besondere Hingabe
derer, die den Inhalt betreuen. Noch mannig-
faltiger und verantwortungsvoller ist die
Tätigkeit im unmittelbaren Dienst der dritten
Aufgabe. Nicht zuleßf durch die Verpflichtung
Zur wissenschaftlichen Erhellung der
Kostbarkeiten, was aufs engste mit der Ent-
stehung und dem Werdegang der Museen zu-
Sammenhängt. über diese dringlichsten Ob-
liegenheiten der Museen dürfte intra et extra

Großer Prunktisch. Florenz, um 1550
L. 310 cm, B. 94 cm, H. 80 cm — Kat. Nr. 79
Collection Dr. Rudolf Ergas, Florenz
Versteigerung — Vente — Sale: Hugo Helbing, München
24. November 1931

Stellung, der Leihgaben und des Austausches
von Museumsbesiß, der Führungen, der Lehr-
kurse und der Propaganda, mit anderen
Worten jene ganze Tätigkeit, die heute gern
mit dem Schlagwort „Lebendigmachen“ be-
zeichnet wird. Es versteht sich dabei von
selbst, daß alle pädagogischen Fragen bei uns
auf das ungeteilte Interesse des Lesers
rechnen dürfen, noch dazu wenn sie in Zeiten
beschleunigter gesellschaftlicher Umschichtung
auftauchen, in denen die Erziehung eine, wenn
man so sagen darf, übernormale Geltung be-
ansprucht.
Da muß denn gesagt werden, daß die
Museen für die Erziehung zur Kunst ein
problematisches und bestenfalls in engen
Grenzen verwendbares Instrument sind. Die
meisten machen sich nicht klar, dafj hier zwar
Spitzenleistungen der Kunst anzutreffen sind,
daß aber der Nährboden, aus dem sie hervor-
gegangen sind, nur in sehr beschränktem Um-
fange kennen gelernt werden kann. Auf
dessen Kenntnis aber kommt es vor allem an,
wenn man zur Kunst erziehen will.
Die Ausschnitte aus dem weiten Reich der
Kunst, die die Museen aus einigen Phasen
der Vergangenheit in der Regel vorführen,
vorwiegend das Stiaffeleibild, die Denkmals-
plastik im weitesten Sinne,, Graphik und so-
genanntes Kunstgewerbe, umfassen meist
hoch entwickelte Stilsfufen. In ihnen leb! die
einzelne Kunstgattung ein mehr oder weniger
verselbständigtes Dasein, das in seiner
Isoliertheit dem deutenden Wort schwer zu-
gänglich, mehr gefühlt als begriffen werden
kann. Wird vornehmlich an solchen Werken
zur Kunst erzogen — und das ist seit langem
der Fall — so ist Snobismus das unvermeid-
liche Ergebnis. In schöpferischen Zeiten mag
Snobismus eine harmlose Spielart der Kunst-
liebhaberei sein, in unserer an führenden Per-
sönlichkeiten in den. genannten Gebieten nicht
eben reichen Zeit, wäre er, durch Erziehung
befördert, Fluch und Verhängnis. Jedes
harmonische Dorf- und Stadtbild, jede ge-

Kunstauktion am 24.Novemberl931
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Dr.RUDOLF ERGAS
FLORENZ
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AUSSTELLUNG: Sonnabend, 21. und Montag, 23. November, 10-2 und
3-6 Uhr, Dienstag, 24. November, 10-2 Uhr
VERSTEIGERUNG: Mittwoch, 25. November, nachmittags ab 3 Uhr
Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus
Berlin W35 Potsdamer Straße 122 a-b

BRUMMER oaLLER¥ NEW-YORK
55, East 57th Street
 
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