Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

DOI Heft:
Nr. 2 (11. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0022
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

WELT KUNST

Jahrg. V, Nr. 2 vom 11. Januar 1931

von Werken lebender japanischer Meister
heimatlicher Art ermöglichen lieg und sind
den japanischen Institutionen, die ihre Unter-
stügung liehen, von Herzen dankbar, weil sich
nun die Kunstsprache des fernen Inselreiches,
oder sagen wir deutlicher die „Pinselsprache“,
wie sie bis heute lebt und sich gewandelt hat,
bunt und abwechslungsreich vernehmen lägt.
Sie klingt leiser und zarter, als wir es ge-
wohnt sind, ja manchem wird sie etwas blut-
leer erscheinen; ihre Motive sind poetisch und
symbolisch verklärt; die Wirklichkeit wird
nicht gerade da gesucht, wo sie rauh und
düster ist; wie seif über einem Jahrtausend
flüchtet sich die Seele am liebsten in die
Natur, zu den Bergen, Feldern und Wassern
der Heimat, zu den farbenprächtigen Blüten,
zu den buntgefiederten Vögeln und zum
Getier jeglicher Art, zu den ehrwürdigen
Sitten und Gebräuchen der Vergangenheit
und zur ruhmreichen Geschichte des Landes.
Diese Kunst beruhigt und macht froher. Wohl

gibt es ein europäisiertes und amerikanisier-
tes Japan, — dem Neuling drängt es sich nur
zu stark auf, und viele Japaner sehen darin
alles Heil — es lebt aber doch viel stärker
ein Japan, wie es aus den Bildern dieser Aus-
stellung spricht. Wer es sucht und die Augen
offen hat, spürt es überall im Lande in be-
glückender Weise. Dag das Inselreich auch
darum ringt, europäische und amerikanische
Art in allen ihren legten und allerlegten Tö-
nungen künstlerisch zu meistern, zeigt, wie
reich seine schöpferischen Kräfte sind und
wie ernst es die Kunst nimmt. Vielleicht wird
sich ein andermal die Gelegenheit bieten,

An deutscher Kunst kam nicht viel
Material heraus, das dann zu relativ niedrigen
Preisen aufgenommen wurde. Von Feuer-
bach brachte ein Mädchenkopf in Köln
(25. Nov.) 10 500 M., in Berlin (14. Nov.) ein
Selbstbildnis von 1845: 3500 M., und eine Land-
schaft mit Ziegen (Abb. in Nr. 43): 14 700 M. —
Für einen S p i t z w e g gab man in München
(18. Februar): 10 800 M., in Berlin (14. Nov.):
9400 M., der legte Preis betraf ein Bild, das
wir in Nr. 44 der „Weltkunst“ abgebildet
haben.
Wenden wir uns den deutschen Im-
pressionisten zu, so ist zu konstatieren.

wir in Nr. 32 der „Weltkunst“ reproduziert. —
Eine beachtliche Höhe hielten auch die Preise
von Bildern A. Giacomettis inne, die
zwischen 3650 M. und 5760 M. lagen. — Für
ein mythologisches Bild von B o e c k 1 i n gab
man hier 4250 M.
HI.
Handzeichnungen
Das Auktionsjahr 1930 sah eine grögere
Zahl hervorragender Handzeichnungen auf
dem Markt als die vorhergehenden Jahre, was

auch von diesen weniger harmonischen Strö-
mungen eine Vorstellung zu geben. Jeglicher
Einblick in das Leben und Schaffen fremder
Völker weitet unseren Gesichtskreis und ver-
tieft unser Wissen. Das ist eine banale
Wahrheit. Aber man vergigt oft, dag bei
fremdrassigen Nationen die Kunst im Grunde
der einzige unmittelbar verständliche Aus-
druck ihrer Geistigkeit ist.

Rückblick auf das Jahr 1930


Sir David Young Cameron, Ben Lomond
Collection Mrs. I. I. Bloomingdale, No. 64
Versteigerung — Vente — Sale: American Art Association Anderson Galleries
New York, 24.—25. November 1930
Brachte — adjuge — sold: $ 1200

Erste Fortsetzung
II.
Moderne Gemälde
An der Spige der Preisbewegung standen,
wie das bei modernen Gemälden üblich ist, im
allgemeinen die neueren Franzosen. Von
den grogen Impressionist en freilich
kamen wenige Arbeiten auf den Markt.
Nennenswert ist hier eigentlich nur das
Damenbildnis von Manet aus der
Havemeyer-Sammlung, das am 10. April
1930 in New York für 44 100 M. zu-
geschlagen wurde. Von den späteren Im-
pressionisten brachten Arbeiten von Monet
auf der gleichen Auktion: 11 000 M. und 23 100
Mark, auf der Pariser Vente H. Canonne, Ende
Mai: zwischen 10 000 M. und 16 000 M., und
auf der Pariser Versteigerung am 12. Juni:
7000 M. und 11 000 M., — von Signac:
12 500 M. (Brüssel, 10. März), — von Sisley:
19 000 M. (Havemeyer-Smlg.), 6700 M. (Paris,
Smlg. Canonne), — von Pissarro: 6600 M.
(Paris, 13. Juni). Ein Frauenbildnis von Re-
noir kam auf 7800 M. (Smlg. Canonne). Ver-
hältnismägig sehr hoch stieg ein Figurenbild
Ceza nn es, das zur Havemeyer-Sammlung
gehörte, — es wurde bei 100 800 M. zuge-
schlagen. Eine grögere Serie von Arbeiten
der Mary C a s s a 11 kam auf der Havemeyer-
Auktion zum Ausgebot und erzielte gute
Resultate von 23 000 M. bis 35 700 M.
Von früheren französischen Klassikern des
19. Jahrhunderts fanden die Courbets der
Havemeyer-Sammlung Aufnahme bei Preisen
von 4200 M., 8800 M„ 13 000 M. und 18 500 M.
— Corots Gemälde brachten 14 700 M.
(Smlg. Havemeyer), späterhin 4900 M. (Paris,
12. Juni) und sogar 17 300 M. (Paris, 18. Juni).
— Von Delacroix erzielte ein Figurenbild
auf der Havemeyer-Auktion: 17 000 M., —
D a u m i e r s Aguarelle brachten in Paris
(13. Juni) hohe Preise, die zwischen 11 500 M.
und 8700 M. lagen. - Eine Landschaft
Daubignys brachte in Paris (18. Juni):
5100 M. — Stilleben von Fantin-Lafour
fanden in London (16. Mai, 25. Juli) zu hohen
Preisen Liebhaber, die Summen von 8100 M„
13 900 M. und 30 000 M. anlegten.
Wenden wir uns jegt den führenden leben-
den Modernen Frankreichs zu, so er-
gab besonders eine Pariser Auktion (13. Juni)

Inhalt Nr. 2

Dr. William Cohn:
Moderne japanische Malerei (m. Abb.) 1/2
Rückblick auf das Jahr 1930 (Forts.) 2/3
G. R e i n b o t h (Rom):
Die erste Quadriennale in Rom . . .3,8
Auktions-Vorberichte.4
Auktions-Nachberichte (m. 6 Abb.) . . .4,7
A u k t i o n s k a 1 e n d e r.5
Preisberichte — Kunst im Rundfunk-
Berichte aus Amerika.6
Literatur.7
Ausstellungen der Woche . . ■ 7
Prof. Dr. R. v. S c h ö f e r (Aachen):
Das Pergamonmuseum (m. 3 Abb.) . . 8
Florent Fels:
Interviews im Atelier XII: Lhote
(m. Abb.).9
Ausstellungen (m. 4 Abb.) .... 9
Persische Kunst — Matare —
Andachtsbild — Makovska
Nachrichten von überall —
Unter Kollegen.10

unserer Artikelserie
recht beträchtliche Resultate. Eine grögere
Serie von Matisse- Arbeiten wurden aus
der Sammlung Canonne (26. Mai) für recht
hohe Summen abgenommen. So gab man für
das „Konzert“ (Abb. Nr. 19): 27 500 M., für ein
Mädchenbildnis: 13 700 M., für ein Interieur
12 500 M. und für eine Marine: 12 000 M., —
zwei Landschaften der Sammlung Canonne
(28. Mai) kamen auf etwas über 8000 M. Auf
der Pariser Auktion vom 13. Juni gab man für
ein Bild Derains 3500 M_, für einen
P a s c i n: 3400 M. und für einen Segonzac:
4000 M., für einen Picasso 3700 M., — bei
der Canonne-Aukfion gab man für einen
Derain: 5800 M. In Luzern (30. Augusl) kam
ein Stragenbild von Utrillo auf 4300 M.
Von Franzosen der klassizistischen
Richtung kam nur wenig Material auf den
Markt. Ein Mädchenbild J. L. Davids brachte
auf der Havemeyer-Auktion 110 000 M., ein
kleiner Mädchenkopf von Ingres kam auf
der Auktion in Paris am 13. Juni auf 9000 M.,
dagegen ein Selbstbildnis Prud’hons in New
York am 11. —13. Dezember auf rund 80 000 M.
Bei den modernen Belgiern sind einige
Preise interessant. So gab man in Brüssel
HO. März) für einen Leuchtturm von James
E n s o r (1885): 9330 M., für zwei Stilleben von
Wouters 10 000 M. bzw. 10 700 M., —
später (5. Mai) für einen Henri Evenepoels
4560 M., einen Jac. Smits: 7450 M. und einen
Stobbaert: 4900 M. Meuniers Berg-
werk stieg auf 7450 M.
Die ansteigende Kurve der Preise für
Turner segle sich in diesem Jahre weiter
fort. Die beiden Arbeiten der Sammlung
Ambr. Monell, die am 28. November in New
York versteigert wurde, kamen auf 96 600 M.
bzw. sogar 357 000 M. (Abb. Nr. 51/52.)

dag von Max Liebermann ein Selbst-
bildnis (Köln, 25. Nov.) 8200 M., das Strickende
Mädchen der Sammlung Simms 11 000 M.
brachte. — Für Lovis Corinth gab man in
Berlin bei Lepke (18. Nov.) für zwei Bilder,
von denen das eine ein Bildnis Slevogts war,
je um 4000 M., — während die Preise der
Auktion Simms, über die wir eingehend in
Nr. 47 berichtet haben, bis 10 000 M. stiegen.
— Auf dieser gleichen Auktion brachten Bilder
von Sie vogt und von Trübner um
6500 M., — von Adolph Menzel kam hier
ein kleines „Schneedächer“-Bild auf 8800 M.
Die Bilder aus Max Beckmanns früher Zeit
kamen auf dieser Auktion auf 700 bis 1550 M.
In der Schweiz konnte man das gleiche
Streben, wie in Belgien, beobachten: das
Hochhalten der Preise für besonders charakte-
ristische Vertreter der nationalen Malkulfur.
Am wichtigsten ist hier die Auktion der Samm-
lung Rütschi in Luzern (30. August), die wir in
Nr. 36 der „Weltkunst“ besprochen haben und
auf der einige Werke von Ferdinand Hodler
mit 6400 M. bis 12 800 M. bezahlt wurden, —
ein Mädchenbildnis, das 7200 M. brachte, haben

besonders auf das Ausgebot einer erlesenen
Wiener Sammlung bei Boerner-Graupe in
Berlin am 12. Mai und die durch C. G. Boerner
in Leipzig erfolgte Versteigerung der be-
kannten Sammlungen Ehlers und Gaa am
9. u. 10. Mai mit ihren reichhaltigen Be-
ständen zurückzuführen war, wogegen am
Londoner und Pariser Auktionsmarkt eine fast
völlige Stille auf diesem Gebiet verzeichnet
werden konnte.
Für einen Frauenkopf von Gozzoli wurden
bei Boerner 33 000 M., für ein Skizzenblatt von
Raffael (Abb. .Nr. 12) bei Boerner-Graupe
31 000 M., den Männerkopf von Ghirlandajo
und die Zeichnung Noli me tangere von Filip-
pino Lippi ebenda 27 000 und 22 000 M. bezahlt.
Besonders gut und reich vertreten waren in
der Wiener Sammlung die altdeutschen
Meister, von denen wir einige Hauptstücke in
die Erinnerung zurückrufen wie Urs Grafs
männliche Halbfigur mit 16 500 M., Holbeins
d. Ae. Bildniskopf mit 14 000 M., Landschaften
von N. M. Deutsch und Lucas Cranach mit
8200 und 5600 M., Wolf Hubers „Johannes“ und
„Zwei Reiter“ mit 5600 und 4000 M., anonyme
Zeichnungen von Meistern des 15. Jahrhunderts
wie eine Waldlandschaft und einen doppel-
seitigen Scheibenrig mit 6400 und 5700 M. In
derselben Höhe bewegten sich die frühen
Niederländer, wie 6800 M. für die Verkündi-
gung eines Anonymen um 1470 auf der Leip-
ziger Auktion oder 5700 M. für ein Skizzen-
buchblatt des späten 15. Jahrhunderts, 16 200
Mark für Brueghels „Fortitudo“, und je 10 000
Mark für die Jan van Eyck zugeschriebene
Zeichnung des „Apostels Paulus“ und die
„Kluge Jungfrau" des Meisters des Katharinen-
rades, die mit der Wiener Sammlung in Berlin
versteigert wurden, beweisen.
Gegenüber Preisen von 7000, 6800, 6000 und
4200 M., die auf derselben Versteigerung für
eine Anbetung von Rembrandt, eine Flach-
landschaft von Cuyp, ein Bildnis Federigo
Zuccaros von Golgius oder die Ansicht von
Amsterdam von Doomer bezahlt wurden, be-
deuteten die Summen von 53 000 M. für
Moreau le Jeunes „Grande toilelte“ und 31 000
Mark für Lavreinces „Der Brief" (Abb. Nr. 20)
auf der Leipziger Auktion einmalige ameri-
kanische Sensationspreise.
IV.
Graphik
Die wichtigsten Resultate auf dem Gebiet
der alten Graphik wurden auf den Frühjahrs-
und Herbstauktionen bei Boerner, Leipzig, und
Hollstein & Puppel, Berlin, erzielt. Wir haben
die betreffenden Auktionen, in denen Du-
bletten des Kupferstichkabinetts der Eremi-
tage, Einblaffholzschnitte aus Stift St. Gallen
u. a. zum Ausgebot kamen, jeweils aus-
führlich besprochen (in Nr. 18, 19, 21, 46
u. 47 der „Weltkunst") und begnügen uns da-
mit, die Hauptpreise ins Gedächtnis zurückzu-
rufen.
Beginnen wir mit der klassischen Graphik
der alten Meister, und zwar zunächst mit


Ein Paar Sheraton-Kommoden. Länge 91 cm
Une paire de commodes, Sheraton. L. 91 cent.
A pair of Sheraton marqueterie commodes. Wide 36 inch.
Coll. Lord Cavendish, Nr. 45
Versteigerung — Vente — Sale: Christie, Manson & Woods, London, Xi. Dezember 1930
Brachte — Adjuge — Sold: £ 1155

THEODOOR ROZENDAAL mohrenstr. 6
BERLIN W8 ANTIQUITÄTEN nahe kaiserhof
BRIMO DE L AROUSSILME
34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Panis

Objets de Collection
Tapisseries - Peintures

Du Haut-Moyen Age
ä la Renaissance
 
Annotationen