Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8

WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 3 vom 18. Januar 1931

faßt. Und das Resultat, das nun so anschau-
lich vor uns steht, rechtfertigt den Optimismus,
mit dem man die Idee in die Tat umgeseßt hat.
Die Vielseitigkeit dieser Schau ist groß: neben
den älteren sieht man viele jüngere Künstler
aus allen Kreisen der Sezessionisten, — Maler
wie Bildhauer. Berlin, München und Düssel-
dorf treten am eindruckvollsten in den Vorder-
grund.
Der Bedeutung dieser Schau wurde die
feierliche Eröffnung in Gegenwart von Re-
präsentanten der Stadt Wien, Mitgliedern des
diplomatischen Korps und Vertretern der
Bundesregierung durchaus gerecht. T. H.
Oskar Schlemmer,
Margarethe Moll
Die Berliner Galerie Alfred Flecht-
heim hat eine Ausstellung von neuen und
auch einigen älteren Arbeiten von Prof.
O. Schlemmer, Lehrer an der Breslauer Kunst-
akademie, eröffnet, die zu den anregendsten
Veranstaltungen dieser führenden Galerie ge-
hört. Das Schwergewicht liegt in den Wand-
bildern für das Essener Folkwang-Museum,
die dort den Raum schmücken sollen, in dem
der bekannte Brunnen von G. Minne aufge-
stellt ist. Wir lernen jefet den Entwicklungs-
gang dieser Fresken kennen, und zwar in
Entwürfen und Studien aus den lebten drei
Jahren. Am Anfang stehen herbe, starke Ent-
würfe, die freilich im Verhältnis zu der Zart-
heit der Gestalten Minnes etwas schwer an-
muten. Es liegt wohl in dem Bestreben einer
Angleichung begründet, daß die weitere Aus-
arbeitung immer mehr zum Hellen und Auf-
gelockerten tendiert.
Die gleiche Entwicklung kann man natürlich
auch bei anderen Arbeiten Schlemmers kon-
statieren. Besonders einleuchtend bei gleich-
artigen Motiven aus verschiedenen Jahren, wie
„Gegeneinander“ von 1928 und 1930 u. a. Der
Beiklang von Mystik und Insichgekehrtheit,
den die früheren Werke Schlemmers zeigten,
ist dabei sehr abgeschwächt worden. An
seiner Stelle hat eine betonte Weltfreudigkeit
die Oberhand gewonnen und gibt der neueren,
wenn auch immer noch abstrakten, Produktion
Schlemmers das Signet. Wir reproduzieren
eine Arbeit von ihm auf Seite 9.
Margarethe Moll paßt mit ihren kubistisch
geformten Figuren gut zur Begleitung Schlem-
mers. Auch sie sucht die Einfachheit und
ihre lebte Formulierung. Der schwerblütige
Ausgangspunkt des Breslauer Malers fehlt
ihr, — frühere Arbeiten zeigten sie im Fahr-
wasser Rodinschen Impressionismus’. So ist
denn auch das Resultat ein wesentlich ari-
deres als bei ihrem Weggenossen: eine lichte,
leichte Beweglichkeit spricht aus allen ihren
Arbeiten aus den lebten fünf Jahren, die sie
jeßt bei Flechtheim ausstellt. Das Material,
das sie bevorzugt, kommt dieser Richtung
sehr entgegen: Bronze, Silber, Messing, — ein
lebhafter Glanz liegt auf all ihren Figuren,
die leuchtend und strahlend zu schweben
scheinen. Dr. E. v. S y d o w
Kölner Chronik
Junge deutsche Kunst
Unter diesem Namen zeigt der Köl-
nische Kunstverein zur Zeit einen
Ausschnitt des bildnerischen Schaffens 1930.
Verantwortlich für die Veranstaltung zeichnet
die sehr rührige Vereinigung für junge Kunst,
Düsseldorf, in der u. a. Karl With, Walter
Cohen, Erich Raemisch und Alfred Fischer
zielstrebige Arbeit für die Lebenden leisten.
Die Vereinigung kauft Werke an und berät in
ihrem Umkreis manchen Sammler und Kunst-
freund. Die Ausstellung ist in ihrer Zusam-
mensebung auf Knappheit bedacht und zeigt
neben ein paar gleichgültigen Arbeiten einige
sehr wesentliche Züge aus dem Umkreis der
Jungen. Man spürt, was diese Maler und
Bildhauer, u. a. Jankel Adler, Hoerle, Seiwert,

A. MESTRALLET
90, Rue de Rennes - PARIS VIe
GEMÄLDE ALTER MEISTER
PRIMITIVE

& XVIII e Siöcle
R. CHARPENTIER
6, Bould.de la Reine, VERSAILLES

RICHARD LARSEN
TABLEAUX ANCIENS
Spezialität:
Verkauf an den Handel
12, Rue duMusee (gleich bei Place Royale)
BRUXELLES

Massart, 21, Rue du Cirque, Paris

Xaver Fuhr, Radziwill, F. Grewenig, W. Laves,
R. Pudlich, K. Roesch, H. Schmitt, P. Strecker,
Watenphul, A. Wuester, K. Zerbe, Arno Breker,
E. Matare, O. Baum, beseelt: Verfestigung der
kompositorischen und malerischen Form,
Drang zu mathematischer Reinheit, Distanzie-
rung vom nur Gefühlsmäßigen, Suchen des
Schlichten und Naiven. G.

LITERATUR
Bücher
E s g 1 n g e n. bei uns ein:
Otto Mallon: Brentano-Bibliographie“. (Clemens
Brentano, 1778 bis 1842).| 200 Seiten. Verlag
A. Späth, München, 1926.
Elfried Bock: „Geschichte der graphischen Kunst von
ihren Anfängen bis zur Gegenwart“. Ergänizungs-
band der Propyläen-Kunstgeschichte. 122 Seiten
Text, 57 Seiten Katalog und Register, über 600 Ab-
bildungen- Propyläen-Verlag, Bei li n ,
1930 (Halbleinen 50 M., Halbleder 55 Ml.)« ”
„Das neue Berlin“ 1929. Herausgeber: Stadtbaurat
Dr.-Ing. Martin Wagner, Schriftleiter: Dr. A.
Behne. Verlag Deutsche Bau zeitung
G. m. b. H., Berlin SW 48.
Theodor Wilhelm Danzel: „Gefüge und Fundamente
der Kultur vom Standpunkt der Ethnologie (Pro-
legomena)“. 48 Seiten. V e r 1 a g Fr i e d e r i c fa-
sen, de Gruyler & Co. m. b. H. , Ham-
burg, 1930 (brosch. 3,50 M).

Bernhard Hoetger
Albert Theile: „Bernhard Hoetger, Bildhauer“. Angel-
sachsen-Verlag-Bremen.
Auf vierzig ausgezeichnet hergestellten Tafeln wird
das plastische Werk des Bildhauers Hoetger eindring-
lich und durch seine Vielfältigkeit überraschend do-
kumentarisch präsentiert. Die von Albert Theile ein-
geleitete Publikation bringt zuerst eine Reihe von
Kritiken über Bernhard Hoetger. Aber all diese Art
mehr oder weniger wichtiger kunsthistorischer Er-
läuterung, Einfühlung und Deutung verschwindet
völlig hinter der Intensität der Worte, die Ludiwtg
Roselius für seinen Freund Hoetger geschrieben hat.
Beim ersten Lesen denkt man: Na, der Herr Mäzen
klopft dem teuren Künstler so auf die Schulter, daß
der Kerl ins Knie bricht. Aber beim zweiten vor-
sichtigeren Lesen merkt man, der Mäzen schlägt den
Künstler sozusagen zu Klumpen, um sich aus diesem
etwas gewaltsam geschaffenen Material seine eigene
Vorstellung von Hoetger zu formen. Roselius schüttelt
Hoetger wütend ab, weil Hoetger nicht so ist, wie
Roselius ihn restlos haben möchte und er läuft dem
Fortgestoßenen nach, weil er weiß, daß er nicht an-
ders sein kann als er ist, und weil er ihn im Grunde
liebt und ihm Freund ist, weil er stets spontan und
unbeeinflußt derselbe bleibt. Wie viel weniger würde
Hoetger für Roiselius bedeuten., wenn Hoetger so wäre,
wie Roselius es haben will.
Das Frische, Unbekümmerte, Unbefangene der
Schreibweise von Roselius ist ein Lichtstrahl in die
öde, terminoliogisch verdunkelte Kunstkritik. Das
Einstehen für den Künstler, das fast mit Wut aus-
gesprochene Verständnis für den Freund hat auch für
jeden Fremden den Charme teilzunehmen an der ver-
mittlerfreien Beziehung des rezeptiven Fanatikers, der
am Erlebnis der Freundschaft zum Künstler selbst
produktiv wird. Diese Freundschaft, ganz unsenti-
mental in ihren Äußerungen und ganz aus dem
Empfinden stammend, hat dem Künstler und' sich in
diesem Buch ein Denkmal gesetzt, wie es schöner
nicht vorgestellt werden kann.

Ausstellungen der Woche

+ Am Sonntag geöffnet

Vorbesichtigung
Internationales Kunst- und Auk-
tionshaus: Möbel, Gemälde, Kleinkunst Dis
19. Januar.

Berlin:
t A 11 e s. M u s e u m : Altiranische Tongefäße und
Bronzen, Neuerwerbungen des Antiquariums-
•{•Kai s er - Fr i e dr i ch - Muse u m : Sasanidi-
sche Kunst.
K u p f e r s t ic h k ab in.e 11: Kupferstiche der
Rokoközeit, Neuerwerbungen moderner Graphik,
fDeutsches Museum: Holzschnitte von Lu-
cas Cranach.
f Museen für Völkerkunde: Kunst und
Kultur Nordasiens.
Im Lichthof: Architekturbilder aus Tur-
kestan von Julius Smolik.
Ethnologisches Forschungs- und
Lehrinstitut, Dahlem: Archäologische Er-
gebnisse der Forschungsreise Direktor Lehmanns
in Mittel- und Südamerika.
Staatliche Kunstbibliothek: Moderne
japanische Holzschnitte.
t Akademie der Künste: Werke lebender ja-
nischer Maler.
Gal. Dr. Burchard & Co.: Alt-China.
Gal. Casper: Willy Schopp, Elisabeth Ma-
kovska, Paris.
China-Bo hlken: Neuerwerbungen in Ost-
asien.
fFlechtheim: Oskar Schlemmer, Bilder; Marg.
Moll.. Plastiken.
Neumann- Nierendorf, Königin-Augusta-
Straße 22: Joachim Karsch.
Dr. A. Gold: Oscar Moll.
Galerie Victor Hartberg: Otto Nagel,
t Galerie Ferdinand Möller: Ew. Matarö,
Plastiken und Holzschnitte.
T P o r z a , Budapester Str. 3: Prof. Werner Heuser.
fGalerie Weber, Derfflingerstr.: Friedländer-
Lewenz.
Galerie Wiltschek: Moderne Meister.
Moderne GalerieWertheim: Farbige Ber-
liner Ansichten des XVII. u. XVIII. Jahrhunderts.
Bielefeld:
Stadt. Kunsthaus: Mensch und Arbeit.
Chemnitz:
Kunsthütte zu Chemnitz: Max Kaus, Er-
hard Dörner, Hans Gehlert.
Dresden:
Ernst Arnold: Rolf Nesch.
Düsseldorf:
Kunstverein: Europäische und orientalische
Miniaturen.
Elberfeld:
Museums-Verein: Fritz Höger.
Galerie Walter Westfeld: Interieurs
Andreas Achenbachs, Werke rheinischer Land-
schafter.
Erfurt:
Verein für Kunst und Kunstgewerbe:
Theodor Lux; Graphik von Lehmbruck.
Essen:
t Kunstsalon Schaumann: Jos. Pieper,
Kurt Bruckmann.
Museum Folkwang: Die Kunst der deut-
schen Romantik.
Hamburg:
Kunst verein: Karl Schmidt-Rottluff; Russische
Ballett-Ausstellung.
Kunstsalonkunde: Graphik von R. Iras.
Hannover:
Kestner-Gesellschaft: Masereel.
Jena:
Kunstverein: Neues Wohnen.
Kiel:
Schleswig-Holsteinischer Kunst-
verein: Else Wex, Fr. Missfeldt, E. Parnitzke.
Köln:
Kölner Kunstverein: „Junge Deutsche
Kunst“.
Galerie Abels: Curtius Schulten, Gemälde.
Kunstgewerbe-Museum: Zeitgenössisches
französisches Kunsthandwerk.
Dr. Becker & Newman: Architekturen von
. II. H. Lüttgen, Köln; Anton Räderscheidt, Köln,
R. Wulfertange, Unkel a„ Rh.

Königsberg i. Pr.:
Schloß: Das neue Frankfurt; Willy Baumeister.
Krefeld:
Kaiser-Wilhelm- Muse um: Alfred Du-
pre, Ernst Barlach.
Mannheim:
Städtische Kun st halle: Oskar Ko-
koschka, das gesammelte Werk.
Memel:
Der Goethe-Bund: Buchausstellung.
München:
S t a a 11. Graph. Sammlung: Hans Otto
Schönleber; Hauptstücke der Aschaffenburger
Zeichnungensammlung.
G e b r. Jordan & Co.: Theo Guillery.
J. B. Neumann u- G- Franke: Alfred Kubin.
K iirr. bcrq:
Kunst halle am Marientor: Winter-Aus-
stellung „Nürnberger Künstler-Genossenschaft“
und Künstlergruppe „Die Hütte“.
Saarbrücken:
Heimatmuseum: H. Keuth, Edgar Jene.
Staatl. Museum: Willy Baumeister; franzö-
sische Aquarelle und Graphik der Gegenwart.
Stettin:
Stadtmuse um : Christian Rohlfs, Kurt
Schwerdtfeger, Else Mögelin.
Stuttgart:
Kunstbaus So hall er: Alfred Kubin.
Ulm:
Kupf er st ichkab in e 11: Graphik Edward
Munchs-
Wien:
Galerie St. Lucas: Gemälde alter Meister.
Henri de R u i t e r : Alte Meister.
Neumann & Salzer: Prof. Jehudo Epstein.
Pracj:
Galerie Dr. F e i g 1: Moderne Prager Künstler.
Bern:
Gutekunst & Klip st ein: Helvetica.
Zürich: „
Galerie Forter: Georges Rouault.
Amsterdam:
P. d e Boer: Josse de Momper, einige Vorgänger
und Zeitgenossen.
Van Lier: Henri van de Velde.
R. W. P. d e V r i e s : Alte Meister (Tizian, Greuze
u. a.)
J. Gou dstikker: Alte Meister.
Antwerpen:
Salle- Campo: E- D- Mallentjer«
Salle Wynen: Emiel Lambrechts.
Brüssel: , _. ,
Le Centaur e : Le Portrait et la Figure dans
l’Ecole Beige d’auj ourd’hui.
Paris:
Grand Palais: Salon d’automne.
Galerie Jacques B o n j e a n , 34, rue La
Boetie: Berard, Dufy, Utrillo, Leger u. A.
Nouvel E s s o r : Ausstellung mod. Künstler.
E d i t i o n s Bonaparte, 12, rue Bonaparte:
Art Hongrois Moderne (Artistes de Paris).
Galerie B o n j e a m : Deutsche Kunst.
Gal. Jean ne Bucher: L’oeuvre gravee de
Louis Marcoussis.
Galerie Csrdo, 61, Avenue Kleber: W■ R.
Sickert, Oeuvres de, Renoir, Pissarroi, Dufresne,
Soutine, de la Fresnaye, Utrillo, Morisot, Poneet,
Derain etc.
Gal. D r u , 11. rue Montaigne: Deissiins de M.
Asselin, P. Laprade, A. Märquet, J. Pug, R.
Thomsen.
Le Fuseau Charge de laine, 4 rue Joseph
Bara: L’oeuvre gravee de Decaris; Statuettes de
Claude Grange.
Gal. Ernest de Fr en ne... 41 rue de Seine:
Bonnard, Modigliani, Utrillo, Rouault, Vlaminck,
Vuillard.
Gal. Van Leer: Derain,, Dufy, Utrillo, Pasein,
Renoir.
Leonce Rosenberg: Francis Picabia.
Gal, Se vr es,, 13, rue die Sevres: Tableaux in-
cönnus de Courbet.
London:
Royal Academy: Persian Art Exhibition.
New Burlington Galleries: 32 Pastelle
Ausstellung.
New York:
Brummer Gallery: Kunstwerke.
Burchard Galleries: Frühe China-Kunst.

GALERIE MOOS
3 Rue du Leman 3
GENEVE
TABLEAUX
MODERNES

Kaufen Miße
von
/Infct, Jrolidjer, ©täblf,
6teffan, Welt!
und tOerfe anderer
SU a l er
Jreieftrage 89

Antiquitätenhändler
= Hausierer?
Vor kurzem erschien im Berliner Tageblatt
folgende Mitteilung, die 'Sicherlich von Inter-
esse für unsere Leser ist, so daß wir sie ohne
weiteren Kommentar zum Abdruck bringen.
Ein angesehener Berliner Aniiguitäfen-
händler hat in München einen guten Kunden,
der schon oft große Beträge bei ihm um-
geseßt hat. Eines Tages bekommt der Anti-
guar einige sehr seltene und wertvolle Anti-
quitäten angeboten. Er weiß sofort, sein
Kunde in München ist für solche Sachen Lieb-
haber, und er beschließt daher, nach München
zu fahren, um seinem Kunden die Gegen-
stände zu zeigen. Gesagt, getan.
In München angekommen, geht der Anti-
quitätenhändler sofort, ein großes Paket mit
seiner wertvollen Ware unter dem Arm, zur
Wohnung seines Kunden.
Kaum hat er das Haus betreten, steht ein
Polizist vor ihm und fragt ihn, was er in dem
Paket habe. „Antiquitäten“, erwiderte der
Antiquar. „Haben Sie eine Legitimation?“ —
„Gott, die habe ich nicht bei mir!“ — „Haben
Sie einen Hausierer-Gewerbeschein?“ — „Ich
bin doch kein Hausierer!" — „Das werden wir
schon sehen. Folgen Sie mir!“ — Und so ging
es auf die Wache.
„Keine Papiere?“ — „Nein!" — „Keinen
Gewerbeschein?" — „Nein!“ — Es half dem
armen Antiquar alles nichts, er war in den
Augen der Münchener Polizei und des Mün-
chener Finanzamts ein Hausierer und brauchte
einen Gewerbeschein. Mit vieler Mühe ge-
lang es ihm schließlich, seine Identität zu be-
weisen, aber daß er kein Hausierer, sondern
ein Berliner Antiquitätenhändler sei, davon
konnte er die Finanzbehörde, die nun ein-
gegriffen hatte, nicht überzeugen. Deshalb
wurde er auch wegen unbefugten Hausierens
mit einer Geldstrafe von 80 M. belegt.
Der Antiquar, berechtigterweise empört,
beschwerte sich bei der nächsten Finanz-
instanz und erhielt die verblüffende Mittei-
lung, daß die erkannte Geldstrafe von 80 Mark
auf 200 Mark erhöht werde. Sonst nichts.
Sofort brachte er eine weitere Beschwerde bei
der Finanzlandesdirektion ein. Nach einigen
Tagen erhielt er die Antwort: Geldstrafe von
200 Mark wird erhöht auf 600 Mark. Sonst
nichts.
Der Antiquar ist der Verzweiflung nahe.
Er reicht die dritte Beschwerde ein, diesmal
an das bayerische Finanzministerium. Die
Antwort war schnell erteilt: „Die Geldstrafe
von 600 Mark wird erhöht auf 1000 Mark. Im
übrigen liegt sonst kein Grund für eine Be-
schwerde vor.“ — Nun wurde es dem Antiquar
aber doch zu dumm. Die letzte Hoffnung war
für ihn das Reichsfinanzamt. Also Beschwerde
dorthin. Endlich mußte ihm ja einmal Gerech-
tigkeit widerfahren. Er konnte die Erledi-
gung seiner Beschwerde kaum erwarten. Da
wurde er verhaftet. Er hatte nämlich verab-
säumt, seine Geldstrafe zur rechten Zeit zu
bezahlen. Beschwerden haben aber keine
aufschiebende Wirkung. Prompt kam von
München ein telegraphischer Haftbefehl. Der
Antiguar zahlte, um die Haft abzuwenden.
Dann kam die Nachricht auf seine leßte Be-
schwerde: „Kein Grund ... Geldstrafe wird von
1000 Mark auf 2000 Mark erhöht.“ — So weit
steht die Sache jebt. Das ist der vorläufige
Abschluß. — Allerdings wird der Antiquar die
Sache nicht ruhen lassen! Es gibt ja schließ-
lich noch einen Reichsfinanzminister! Was
einen einfachen Staatsbürger mit gelindem
Grauen erfüllen muß, das ist die Frage, was
sich wohl die bayerischen und die Reichs-
finanzbeamten, die mit diesem Fall befaßt
wurden, — — gedacht haben, und nach
welchen Grundsäßen überhaupt Geldstrafen
derart gesteigert werden.

Antiquitäten haus Prinzenbau
Dr. Morton bernath
STUTTGART
Gemälde und Plastiken, Kunstgewerbe
vom Mittelalter bis Louis XVI.
Suche gute Objekte zu kaufen.
Paul J. Gellner
GEMÄI F) F 53, Rue de Ponthieu
Ul Y U PARIS VIII
GÜY STEIJtf
89, Rue de Relleclmsde (J*)
PARIS
*
MOEBEL-GOBELINS
ALTE GEMAELDE
*
VIKlilll AUSSCHIjIESSIjICH
ai hal:vwm:k

TABLEAUX ANCIENS
et Modernes
□. HERBRAND
159, Fbg. St.-Honorö Paris C8•
 
Annotationen