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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 3 (18. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0040
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10

WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 3 vom 18. Januar 1931

Ntaidwft&f en. vcn Uel>ei*all

Bedeutende Frühjahrsauktionen
hei Lepke
Wie wir hören, werden bei Rudolph Lepke
im Frühjahr d. ]. zwei große Auktionen statt-
finden, die hervorragendes Material auf den
Markt bringen.
Zunächst die Berliner Sammlung Willy
von D i r k s e n , die der vor etwa zwei Jahren
verstorbene frühere Gesandte, von Wilhelm
von Bode beraten, zusammengebracht hatte.
Es handelt sich um eine vielseitige Sammlung
von frühen Emails, Elfenbeinarbeiten, italieni-
schen Majoliken, seltenen Teppichen des
17. Jahrhunderts, Renaissance-Bronzen und
-Möbeln, Gemälden von Tintoretto, Bordone
usw. Zu den interessantesten Stücken der
Auktion gehört die Saaldecke, die aus dem
Kreise Mantegnas stammt.
Die zweite Auktion betrifft die Sammlung
Stroganoff in Leningrad, die eben-
falls ein vielseitiges Material enthält: Gemälde
u. a. von Boucher, van Dyck, Bronzen von
Falconet, Terrakotten von Clodion, Möbel
bekannter französischer Ebenisten und man-
cherlei kunstgewerbliche Kostbarkeiten, wie
englische Uhren von John Cox.
Der Carl Jacobsen-Preis
für die bildenden Künste
Der Ny-Carlsberg-Fond hat beschlossen,
zusammen mit der Kopenhagener Glyptothek
einen Preis für bildende Künste zu stiften, der
sich in der Höhe der Nobel-Stiftung hält.
Dieser Preis soll den Namen „Carl-Jacobsen-
Preis“ tragen, was besonders zu begrüßen ist,
weil dadurch dem Andenken des größfen
dänischen Mäzens, Dr. Carl Jacobsen, ein un-
vergleichbares Denkmal geseßt wird. Der
Bierbrauer Dr. Jacobsen ist bekanntlich der
Gründer und Erhalter der Kopenhagener Glyp-
tothek gewesen, für die er neben großen
Stiftungen antike und neuere Meisterwerke
der Plastik erwarb. Die erste Verteilung des
Preises soll im Jahre 1932 stattfinden.
Adam- und Eva-Kopien nach Dürer
Hans Otto Poppelreuter, ein Schüler
Heinrich Wölfflins, hat für die Städtische
Galerie in Nürnberg Kopien nach Dürers
„Adam und Eva“ des Prado-Museums ange-
fertigt und sich dabei einer besonderen Tech-
nik bedient, die ein hervorragendes Resultat
gezeitigt hat. Es ist die bekannte Dürersche
Mischtechnik auf der Basis der Eitempera mit
Firnismalerei. Die Originale befinden sich seit
dem Jahre 1634 in Madrid, wohin sie als Ge-
schenk der Königin von Schweden an
Philipp II. gelangten. Bisher waren sie in
dunklen Räumen im Pradomuseum unter-
gebracht, in denen das Licht fehlte und die das
Publikum selten besuchte, neuerdings hat man
sie aber in helle Säle gebracht und, um sie
ganz in ihrer herrlichen Wirkung zur Geltung
zu bringen, sind auch noch die Fenster dieser
Säle vergrößert worden.
Hoffmann-Barlachs
Hamburger Kriegerdenkmal
In einer Hamburger Notiz in Nr. 49 des
IV. Jahrganges der „Weltkunst“ war von dem
Entwurf Ernst Barlachs die Rede gewesen, der
dem in Hamburg geplanten Kriegerdenkmal
zugrunde gelegt sei. Wie die Staatliche
Pressestelle Hamburg uns dazu mit-
teilt, ist die Fassung unserer Notiz nicht ganz
zutreffend: „Schöpfer des Denkmals ist nicht
Ernst Barlach, sondern der Hamburgische Ar-
chitekt Klaus Hoffmann. Barlach ist vom
Senat beauftragt, die den Alsterarkaden zu-
gekehrte Seite des Ehrenmals bildhauerisch
auszugestalten.“
Deutsche Nationalbibliographie
Der Börsenverein der deutschen Buch-
händler in Leipzig kündigt die Veröffent-
lichung einer „Deutschen Nationalbiblio-

Ohne Kommentar
Unter anderem schreibt uns:
Herr Clement Schinhammer, Vor-
stand des Stadtmuseums Amberg/Bay.,
am 9. Dezember 1930:
„ . . . Die Zeitschrift ,Weltkunst“ gefällt
mir außerordentlich. Sie ist wohl die
umfangreichste aller Kunstzeit-
schriften auf diesem Gebiete und kann so auf
dem Kunstsammelgebieiti alles von der ganzen Welt
bringen und jeden Kunstfreund und Kunistsammler
hoch befriedigen . . . Ich bin gern bereit, die
Weltkunst“ wegen ihrer Gediegen-
heit, wo sich mir Gelegenheit bietet, zu emp-
fehlen ■ .

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

graphie" an, die in zwei Serien erscheinen
soll. Die eine Reihe notiert die Neuerschei-
nungen innerhalb des Buchhandels, —
hier finden die bisherigen „Wöchentlichen
Verzeichnisse der Neuigkeiten des deutschen
Buchhandels“ ihre Fortseßung. In der zweiten
Reihe sollen die Neuerscheinungen außer-
halb des Buchhandels, insbesondere die in
deutscher Sprache erscheinenden Schul- und
Hochschulschriften des In- und Auslandes,
die amtlichen Publikationen der reichsdeut-
schen, österreichischen und anderen Behörden
des deutschen Sprachgebietes, die Privat-
drucke usw. verzeichnet werden. Die Bear-
beitung der „Deutschen Nationalbibliographie“
findet in der Deutschen Bücherei in Leipzig
statt.
Vereinigung der Antiquitäten-
und Kunsthändler Wiens
In der Ausschußsißung vom 8. Januar d. J.
berichtete der Vorsißende, Kommerzialrat
Rudolf Berger, über den Vorschlag der
Wiener Messe A.-G., im Rahmen der

Ctiristi Gebur t“, dessen Mitteilungen und
Veröffentlichungen von größtem kunst- und
religionsgeschichtlichem Interesse sind. Die
Grabungen der lebten Jahre in der Nähe von
Jerusalem haben eine ganze Reihe von Ne-
kropolen aus der Zeit um 100 v. Chr. bis
100 n. Chr. ans Licht gebracht, in den Felsen
gehauene Familiengräber von der Gattung der
auch aus Persien und Turkestan bekannten
„Bank-oder Schiebegräber“, in denen man die
mit Stern- oder Blütenmotiven geschmückten
und mit Inschriften versehenen Ossuarien in
so großer Zahl vorfand, daß ihr systematisches
Studium heute möglich geworden ist. Neben
der kunsthistorischen Ausbeute, die eine
Deutung der Technik und Ornamentierung er-
gibt, haben vor allem die Inschriften wichtigen
urkundlichen Werf, da sie sich zum Teil aut
aus dem Neuen Testament bekannte Namen
zu beziehen scheinen. Aufsehenerregend war
die Mitteilung des Vortragenden, daß neben
zwei hebräischen und griechischen Inschriften,
die den Namen „Jesus“ enthalten, auch ein
Ossuar entdeckt wurde, das in aramäischer
Inschrift den Namen „Jeschua bar Jehoseph",


Serie von drei Brüsseler Wandteppichen. 18. Jahrhundert
Trois tapisseries de Bruxelles. i.8e siede — Three panels of Brussels tapestry. i8th Century
310 : 495 cm
Versteigerung — Vente — Sale: Christie, Manson & Woods, London
11. Dezember 1930
Brachte — adjuge — sold: £ 1701

Jubiläumsmesse eine Anfiguifäten-
schau zu veranstalten. Es wurde be-
schlossen, eine aus den Herren Kommerzialrat
Rudolf Berger, Edwin Großmann, Albert Kende
und Dr. Paneth bestehende Deputation zur
Messeleitung zu entsenden. Bezüglich des
Unterbleibens der Dezemberauktionen ist be-
reits jeßt das Einvernehmen mit den maß-
gebenden Aukfionshäusern herzustellen.
Gegen eine Erweiterung der Anzahl der Auk-
tionatoren sowie des Auktionswesens über-
haupt ist energisch Stellung zu nehmen.
Schließlich berichtete der Vorsißende über
den Stand der beabsichtigten Herbstaus-
stellung im Kunstgewerbemuseum. Dieser
Bericht wurde zur Kenntnis genommen und
außerdem beschlossen, auch während der
Festwochen Maßnahmen zur Geschäfts-
belebung der Branche zu treffen.
Gräberfunde in Palästina
Professor Dr. E. L. Sukenik, der Alter-
tumsforscher der Jerusalemer Universität, hielt
in der Berliner archäologischen Gesellschaft
einen Vortrag über „Jüdische Gräber
Jerusalems aus der Zeit um

d. h. „Jesus der Sohn Josephs“ trägt und da-
her immerhin die von dem Entdecker nur leicht
angedeutete, bei der Seltenheit des Namens
Jesus, besonders noch im Zusammenhang mit
dem Josephs, bestehende Möglichkeit er-
öffnet, daß in diesem Ossuar die Gebeine
Christi beigeseßt worden waren.
Ein abschließender Gesamtbericht über die
Ergebnisse der Forschungen Professor
Sukeniks wird von dem Archäologischen In-
stitut des Deutschen Reiches demnächst her-
ausgegeben werden.
Königsgräber von Ur
Die von dem bekannten englischen Archäo-
logen Leonhard Wolley geleiteten Aus-
gräberarbeiten haben als leßte Krönung ihres
mühe- und gefahrvollen Fleißes die Gräber der
Großkönige der dritten Dynastie, der Könige
Ur-Engar, Dungi und Bur-Sin, zwischen 2400
und 2300 v. Chr., freigelegt. Leider sind bisher
in diesen gewaltigen baukünstlerischen An-
lagen keinerlei Gegenstände gefunden wor-
den, doch hoffen die Gelehrten, nach Beseiti-
gung der Einsturzgefahr weiter vorzudringen
und tiefere Schichten zu erforschen.



J.&S. Goldschmidt

W

BERUH
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ANTIQUITÄTEN
ALTE GEMÜSE

Neuer Direktor des
Britischen Museums
Mit dem Beginn dieses Jahres hat als Nach'
folger des Paläographen Sir Frederic Georg
Kenyon Dr. George Francis Hill, der weit'
bekannte Numismatiker, die Leitung des Bri'
tischen Museums in London übernommen-
Wilhelm Worringer
50. Geburtstag
In diesen Tagen beging Professor Dr-
Wilhelm Worringer, seit 1928 Ordinarius für
Kunstgeschichte an der Königsberger Univer'
sität, seinen fünfzigsten Geburtstag. Wor'
ringer, dessen Bücher „Abstraktion und Ein'
fühlung“, „Stilprobleme der Gotik“, „Ägypti'
sehe Kunst“ und neuerdings „Griechentum und
Gotik“ zu den meist diskutierten Werken der
neueren kunstgeschichtlichen Literatur ge'
hören, darf zu den modernsten und ideen'
reichsten Köpfen der deutschen Kunstwissen'
schäft, zu den feinfühligsten Interpreten alter
und neuer Kunst gerechnet werden. Sein
kultivierter Stil verleiht seinen Vorträgen und
Schriftwerken den heutigen wissenschaftlichen
Arbeiten immer seltener anhaftenden Genuß
literarischer Meisterwerke.
Georg Richard Kruse, der Jubilar
In voller geistiger und körperlicher Frische
beging Georg Richard Kruse, der vor
25 Jahren in Berlin am Königsgraben, wo
„Minna von Barnhelm“ entstand, das Lessing'
Museum begründet hat und der seit dem Jahre
1910 an der Spiße dieses heute im alten
schönen Nicolai-Hause in der Brüderstr. 15
befindlichen Museums steht, am 15. Januar
seinen 75. Geburtstag. Ohne Übertreibung
kann dem prächtigen Künstlermenschen, der
zugleich sein öOjähriges Dirigentenjubiläum
feierte, bezeugt werden, daß er es verstanden
hat, sein Lessing-Museum, getreu im Sinne
seines Namenspatrones, besonders durch aus'
gezeichnete Vortragsabende vortrefflich aus'
zubauen. Dr. A. Nsr.
Giovanni Boldini f
In Paris ist hochbetagt im Alter von
86 Jahren der italienische Maler Giovanni Boi'
dini gestorben. Ein gebürtiger Ferrarese, hat
er sich in Paris zu akklimatisieren gewußt-
liier arrivierte er um die Jahrhundertwende als
einer der erfolgreichsten Modemaler. Neben
seinen Bildnissen aus der mondänen Pariser
Welt hat er einige Porträts gemalt, die seinen
Namen weitertragen werden. In der Berliner
Nationalgalerie hängt sein Porträt von Adolph
Menzel.
Original, Reproduktion
und Fälschung
Uber dies Thema spricht am Dienstag, dem
20. Januar, abends 8 Uhr, in der Deutschen
Gesellschaft (Berlin, Schadowstr. 6/7),
Prof. Dr. W. Gräff, der Oberkonservator
der Alten Pinakothek in München.

UNTER KOLLEGEN


„Schau Dir bloß mal diese Karikaturen an,
Püppchen, man muß sich wirklich wundern,
wo diese Zeichner ihre Inspirationen her'
nehmen, um so groteske Fratzen Z11
machen?!! ...“

MALMEDE * GEISSENDÖRFER
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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —
Weltkunst-Verlag G. m. b. H„ Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiserNachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor¬
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H.8. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19-
 
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