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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 4 (25. Januar)
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J^hrg. V, Nr. 4 vom 25. Januar 1931

W E L T K U N S T

3

Aschaffenburger Handzeichnungen
Von L. F. Fuchs, München

, '-“'-tiiV-UJJUiyci Huiiuz-Ciuiiiuiiyvii agiihlu.
Man erinnert sich, daß diese Stadt dem
ihr Eigen-
hat. Sie

fhrnsrecht geltend
waren ehemals im Besiße des Fürst-Primas
^°n Dalberg und fielen 1814 mit der Stadt
Aschaffenburg an Bayern, so daß demnach
über den rechtmäßigen Besißer kein Zweifel
"errschen kann. Diese Zeichnungen wurden
Uunmehr in der Staatlichen Graphischen
Sammlung in München aus den Klebebänden
Selbst und sachgemäß auf Karton montiert.

_ In der Staatlichen Graphischen
^.ammlung in München lernen wir
dle vom Hörensagen längst bekannten
^schaffenburger Handzeichnungen kennen.

, viiiuiciJi oiui, uai) uilov
paYerischen Staate gegenüber
gemacht

ist eine kleine Rötelzeichnung, ein Abendmahl,
dessen Zuweisung an Fra Bartolomeo kaum
einem Zweifel begegnen wird.
Schließlich sei der schöne Zyklus von
Landschafts-Aquarellen aus dem späten 18.
und frühen 19. Jahrhundert nicht vergessen:
Georg Wagner, J. W. Mechau und Lorenz
Jancha heißen die Künstler.
H. 0. Schönleber
Die derzeitige Ausstellung in der Staat-
lichen Graphischen Sammlung in
München zeigt uns im ersten Saale das Werk
des vor kurzem von uns ge¬


gangenen Hans Otto Schön-
leber, des Sohnes des Karls-
ruher Meisters. Im Holz-
schnitt und Kupferstich hat er
die Ausdrucksmittel seiner
tiefinnerlichen und -ernsten
Begabung gefunden. Wir
empfinden, daß es die Nach-
seiten des Lebens, das Ne-
gative, waren, die die Seele
dieses Künstlers umschatte-
ten und daß es nicht die
Freude am Dasein war,
welche seine Hand leitete.
Die lachenden Donauland-
schaften bekommen ein
schwermütiges Gesicht, seine
Berge haben nichts Himmel-
anstrebendes, sondern lasten
schwer, die Gegenden des
sonnigen Südens werden zu
Ruinen einstiger Herrlichkeit,
die große Natur des Nordens
wird zur eisigen Ode und
selbst der blühende Baum
zum Gespenst.
In den Zyklen kommt noch
das Figürliche dazu, um das
Grausen oft zu einer wilden
Größe zu steigern. Die Kom-
position hart, oft an der
Grenze des Erlaubten, die
Gestalten, als Ausdrucksmittel
verzerrt im ganzen und im
einzelnen, oft überlang und
von drastischer Plastik, Dar-

tung der Rolle der bildenden Kunst betonte.
Zwei Tage vorher hatte der japanische Ge-
schäftsträger und Frau Togo anläßlich dieser
Ausstellung in den Räumen der Botschaft
einen Tee veranstaltet, zu dem eine große
Zahl von Vertretern der Behörden, der Mu-
seen, der Universität, von Kunstgelehrten und
Liebhabern der japanischen Kunst geladen
waren. Man sah den Generaldirektor der
Staatlichen Museen, Geheimrat Waeßold, den
Reichskunstwart Dr. Redslob, Gesandten Frey-
tag, die Direktoren der Sfaatl. Museen Prof.
Schmidt, Kümmel, Glaser, Dr. William Cohn,
Dr. Reidemeister, ferner Exzellenz Dr.
Solf, Prof. Amersdorfer, Reichspressechef Dr.
Zechlin, die Leiter des Berliner Japaninsfitutes
Prof. Uyego und Dr. M. Rammberg, Prof.
Yashiro, die Maler Koho und Suiun, fernerhin
die Herren Bruno Cassirer, Dr. J. I. v. Saxe,
Meier-Gräfe, Dr. A. Kuhn, Prof. Orlik u. v. a.
Gleichzeitig mit der großen Akademie-Aus-
stellung wird1 in der Staatlichen Kunst-
bibliothek eine kleine Schau moderner
japanischer Holzschnitte gezeigt, deren Zu-
standekommen vor allem der Unterstüßung
von Exz. Dr. Solf verdankt wird und die eine
begrüßenswerfe Ergänzung und Erweiterung
der erstgenannten Ausstellung bildet. A. K.
Vom New Yorker
Kunstmarkt
Bei Thomas Agnew & Son konnte man
kürzlich ein vollsigniertes und datiertes Werk
des Michael Sweerts sehen, dessen Gemälde
meist verschwunden sind, so daß man ihn
mehr von seinen etwa 20 Schwarzweiß-
blättern her kennt, die er nach seinen eignen
Kompositionen angefertigt hat. Diese Arbeit,
„Zwei Künstler in einem Atelier“ (Abbil-
dung Seite 11, ist in Rom entstanden, die
Signatur, an deutlich sichtbarer Stelle fast im
Mittelpunkt des Bildes angebracht, lautet:
„Michael Sweerts fecit“, und als Datum ist
angegeben „Rome 1652“. Das Bild verrät
Sweerts großes Interesse an der dramati-
schen Behandlung von Licht und Schatten, sein
Studium antiker Motive und seine nordische
Vorliebe für wundervoll ausgeführles, genre-
haftes Beiwerk. Nach der vor etwa einem
Jahre in Rom staftgehabten Ausstellung einiger
seiner erhaltenen Werke ist dieses Gemälde

man

n e r A k a -

Dr. F. E. WashburnFreund

und Kultur, Exzellenz
deutscher Botschafter
hielt, in der er einen
Kunstgeschichte enf-

Phantastik.
noch am

wurde am 17. Januar in der B e r 1 i
d e m i e in Anwesenheit eines zahlreichen pro-
minenten Publikums vom preußischen Kultus-
minister Grimme mit einer Ansprache feier-
lich eröfnet. Professor Dr. Amersdorfer
begrüßte in Vertretung des erkrankten Aka-
demie-Präsidenten Max Liebermann die An-
wesenden, worauf der ausgezeichnete Kenner
der japanischen Kunst
Dr. Solf, langjähriger
in Japan, die Festrede
Abriß der japanischen
warf und die Verständnis vermittelnde Bedeu-

stellung und Erfindung von
fast visionärer
Verhältnismäßig
ausgeglichensten im frühen
aber sich stets steigernd im
,Kain", „Gefangenen von Chillon" und

Portrait d’homme —
A. S. Drey,

Conrad Faber von Creuznach, Männerbildnis, 1535
Portrait of a
New York

Ambrosius Benson, Männerbildnis
Portrait d’homme — Portrait of a man
A. S. Drey, New York

doppelt willkommen.
F. Kleinberger besißt ein besonders
feines Mädchenbildnis in Schwarz, Weiß und
Gold von Ferdinand Boi, das aus der berühmten
Holford-Sammlung stammt. Ebenfalls bei
F. Kleinberger steht jeßt ein hervorragendes
Männerporträi des A. Moro in glänzender
Rüstung, ehemals Bestand der von der Heydt-
Sammlung in Köln (Abbildung Seite 10).
Bei A.S. Drey sieht man unter den flämi-
schen Gemälden ein starkes männliches
Bildnis von Ambrosius Benson in pelzver-
brämtem Mantel (Abbildung nebenst.l, und
das 1535 datierte Bildnis des Frankfurter
Bürgermeister von Conrad von Creuznach
(Abbildung unten). Ungewöhnlich inter-
essant ist das bei Arthur Götz befindliche,
sehr seltene Gemälde des Johann Anton Tisch-
bein, offenbar ein Selbstporirät. Das Werk
behauptet sich durch seine Qualität neben den
besten Arbeiten aus der
zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts, und man fragt sich
mit Recht, wo wohl das ganze
übrige Werk dieses be-
deutenden Porträtisten ge-
blieben sein mag, der in
späteren Jahren in Hamburg
eine Zeichenschule unterhielt.
Denn daß es sich um ein
Original dieses Meisters han-
deln muß, beweist die abso-
lut einwandfreie Signatur. Es
lohnte sich also, nach dem
Oeuvre dieses deutschen
Malers zu forschen.
Die New Yorker Filiale der
Dr. Otto Burchard Galerie
hat leßthin eine Reihe be-
deutender früher Werke an
amerikanische Museen ver-
kauft, darunter eine ar-
chaische Khmerstatue der
Hari-Hara aus Stein (Ab-
bildung nebenst.l und eine
Nepaler Bronzegruppe zweier
Gottheiten an das Bostoner
Museum; ein silberbronzenes
Weingefäß für Sakralzwecke
aus der Chou-Zeit und ein
kauerndes Kaninchen aus
Lung-chuan Seladonporzel-
lan aus der Sung-Zeit an das
Detroiter Art Institute, eine
Wei-Statue des Bodhisattva
Avalokifesvara aus grau-
weißem Kalkstein (Abbil-
dung S.7), von großer und
schlichter Würde, an einen
New Yorker Kunstfreund zur
Einreihung in ein Museum.
Das interessanteste Werk
dürfte der bronzene Doppel-
kopf aus der Chou-Zeit sein,
dessen eine Seite ein stilisiertes Tigergesicht
darstellt (Abbildung oben), während
die andere das Antliß eines Mannes zeigt,
der ähnlich wie die griechische Medusa im
Schrecken vor sich selbst erstarrt (Abbil-
dung Seite 8). Es ist die größte bisher be-
kannt gewordene Menschendarstellung in
Bronze aus der Chou-Zeit. Der Doppelkopf
diente als Spiße eines Bannerstabes, der den
Schrecken des Krieges symbolisieren sollte.

Japanische Kunst
in Berlin
Die „Ausstellung von Werken
lebender japanischer Male r“, über
die an dieser Stelle bereits einleitend Dr.
William Cohn, ausführlicher Professor Yukio
Yashiro (Nr. 2 u. 3 der „Weltkunsf") berichtete,

So gehen sie wieder zurück nach Aschaffen-
. Iir3, um in einem dazu hergerichlefen Raume
’n dem großartigen Renaissanceschloß aus-
gestellt zu werden.
„ Man muß seine Erwartungen bei diesen
Blättern etwas zurückschrauben. Die kritische
Bearbeitung hat von den ganz großen Namen
s° gut wie nichts übrig gelassen. Die Zcich-
nungen, die früher Dürer und Rembrandt zu-
peschrieben wurden, sind z. B. alle als Ar-
be>Ien von Schülern oder als Kopien erkannt
fordert Von Rembrandts Schülern allerdings
Pol, Viktors, Köninck, Hogstraaien. Im
^origen bleibt des Sehenswerten genug und
e,nzelne Blätter sind darunter, die — heute
n°ch nicht bestimmt — vielleicht einmal einen
9r°ßen Namen tragen werden.
Um mit dem reizvollsten Blatte zu be-
9mnen, sei das frische Mädchenbild mit dem
orett von Jörg Breu d. Ä. erwähnt, ferner
°n demselben die prachtvolle Komposition
. lrier Kreuzigung. Das gleiche Thema be-
andelt eine großgesehene Zeichnung von
J?sef Heinß d. Ä. (1564—1609), einem dritten
I Ugsburger, Job. Roifenhamer, ist eine Grab-
eSung in aguarellierter Federzeichnung zu-
9ewiesen. Von anderen Augsburgern seien
^/•Weisungen erwähnt an Joh. Zick, den Vater
P°n Januarius Zick, und eine in Komposition,
C?rbe und Zeichnung gleich ansprechende
2*9die zu einem Deckengemälde von Matthäus
Vunther.
> Nürnberg ist vertreten mit einer Be-
lehrung Pauli, Jost Amman zugewiesen, der
°lorierten Federzeichnung eines guten Dürer-
p9chahmers und einem wundervollen Blatte
^rhard Schöns: ein Ritter kost mit einer
e-9IT,e, im Vordergrund ist das Pferd an
nom Baume angebunden, im Hintergrund
j rgige Landschaft mit einer Burg. Ent-
ckend sind zwei Landschaften, Federzeich-
1 n9en auf Blau mit Weiß gehöhl, von H. S.
'auiensack.
q Da die Sammlung aus dem ehemaligen
jj|7ßherzogtum Frankfurt stammt, sind auch
sheimer, Schüß u. a. Künstler zu finden,
di ^on den Landschaften der Niederländer ist
1 schönste von Tobias Verhaechf, dem ersten
si_.er Rubens’. Wundervoll ist ein „v. Dyck“

„Totentanz",
„Faust", „Kuui ,
schließlich im „Elias".

Ja ’sli'ftzeichnung ist von Corn. Dusart. Von
hie .Hogers s’nd nul zwe’ Gemälde bekannt,
Fe', finden wir ihn mil der einzigen signierten
f.|Ur^Zeichnung: einer von Rembrandt beein-
Vgj n Auferweckung des Lazarus. Er-
B]P t1.ans'wert sind noch die frühen Porträts in
Kgj.IsnfI und Rötel, darstellend die Maler
Dujardin, Eekhout, J. v. Streek und
.er de Laar.
kan m Italienern sind die Bestimmungen be-
v am schwierigsten und so können
Ein a*er nur wenig Namen genannt werden,
die Wundervolles Blatt, eine weibliche Gestalt,
Cor sicl1. trinkend zu einer Quelle neigt, war
siqne99io zugeschrieben. Zwei „Tizian"
VeCe?- e Blätter gelten jeßt als Palma
Siudi ’ ^’n se^r ■nferessanies Blatt ist die
Ven $. zu dem Bilde in der Akademie in
überr 19 Von Paris Bordone „Der Fischer
Un)er eicllf dem Dogen den Ring“, wohl im
etl Teile vom Meister selbst. Sehr schön



Deutsche Kunst in Paris
In der Galerie Bonjean in Paris
wurde vor kurzem in Anwesenheit des deut-
schen Botschafters von Hoesch und des Gene-
raldirektors der schönen Künste, Paul Leon,
eine kleine, etwa vierzig Werke umfassende
Ausstellung moderner deutscher Malerei er-
öffnet, die, zwar weit entfernt, einen wirk-
lichen Überblick über das neuzeitliche
Schaffen und die wichtigsten Erscheinungen
zu geben, als ein Wegweiser auf dem Wege
gegenseitigen Kulturaustausches und vor
allem wegen der planmäßigen Frische, mit der


Bronze-Doppelkopf, Vorderseite
Chou-Dynastie
Galerie Dr. Otto Burchard, New York
der Veranstalter, der in Paris ansässige
Maler Paul Strecker, die tragenden Elemente
der modernen deutschen Entwicklung in den
Vordergrund gestellt hat, höchstlich zu be-
grüßen ist. Neben Arbeiten der in Paris
lebenden deutschen Maler Max Ernst, Dieß
Edzard, Paul Strecker, Paul Gangolf, Lind-
gens, Reichel und dem Bildhauer Arno Breker
bilden eine Reihe neuerer Werke Paul Klees,
mehrere Gemälde Kokoschkas aus verschie-
denen Schaffensperioden, Arbeiten von Hofer,
Paula Modersohn, Kubin, R. Levy, Campen-
donk, Fuhr, Sinfenis die wesentliche Substanz
dieser Ausstellung. Ungern nur vermißt man
Dix, Nolde und Kirchner, die nur im Katalog
genannt sind, ebenso wie Barlach, der durch
eine Zeichnung kaum würdigend vertreten
sein dürfte. S.


Khmer-Statue der Hari-Hara
Aus der Galerie Dr. Otto Burchard, New York
erworben vom Museum in Boston
Acquis chez Dr. Otto Burchard, New York, par le
Musee de Boston
Purchased from the Dr. Otto Burchard Gallery by
the Museum of Boston
 
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