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WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 6 vom 8. Februar 1931



In Berlin kamen bei der Dobrikow-Versteige-
rung bei Lepke am 4.15. März zwei Flaschen-
vasen vom Anfang des 18. Jahrhunderts auf
2100 M., — in Stockholm am 12. März eine
Blumenvase der Sungzeit auf 4480 M. — In
London brachten am 20. März ein Paar famille
verte-Vasen: 6000 M., — am 18. März ein
sechseckiger Ming-Krug: 5560 M., ein Ming-
teller mit Päoniendekor: 4285 M., — am
26. Juni eine viereckige Kang-Hsi-Vase, fa-
mille verte: 24 700 M., und ebensoviel eine

die vortreffliche

Bissagosschnißerei,

F rühj ahrsauktionen

bei C. G. Boerner

An A 11 - P e r u - Stücken kamen bemer-
kenswertere Arbeiten nur auf der Auktion in
Paris vom 23./24. Januar zur Versteigerung-
Hier notieren wir 155 M. für Fragmente von
polychromen Webereien und 500 M. bzW
667 M. für zwei große Opferschalen.

einen Bushongo-Kopfbecher: 500 M., — in
London am 30. April für einen Kameruner
Sih mit farbiger Dekoration: 1122 M., für
einen Kameruner Stuhl mit vier Tragfiguren:
612 M., für eine grolje Kameruner Maske:
816 M. Auf der Hloucha-Auktion, auf der
man mit Erfolg zum erstenmal Arbeiten der
primitiven Exoten auf den Berliner Markt
brachte, erzielten die in Nr. 46 abgebildeten
zwei Statuetten der Elfenbeinküste 920 M.,
während

bzw. 1383 M., eine Jadeplakette mit drei
anthropomorphen Gottheiten auf 480 M., —
am 10./11. Februar ein Goldfetisch auf 530 M.,
eine steinerne Sißfigur aus Costa Rica auf
530 M., — in London das Haupt der Todes-
gottheit aus grüner Jade auf 1020 M.

Fünfteiliger Vasensatz, Ch’ien-Lung
Cinq vases — Five vases
Collection Frederick Rozendaal, Berlin — Kat. Nr. 294
* Versteigerung — Vente — Sale:
A. Wertheim, Berlin, 4. und 5. März 1931

famille noire-Schale der Kang-Hsi-Zeit. —
Bei der Sammlung Doucet gab man für ein
zylindrisches Gefäß aus dem Übergang von
der Tang- zur Sungzeit: 2500 M., ferner je
1740 M. für eine Vase mit Seladon-Email der
Sungzeit und eine andere Vase der gleichen
Epoche.
Hohe Preise wurden für japanische
Lackarbeiten der Doucetsammlung be-
zahlt, — und zwar u. a. 2320 M. für eine vier-
eckige Schachtel des 17. Jahrhunderts und
4450 M. für eine Arbeit des 16. Jahrhunderts.

die in der gleichen Nummer zur Abbildung
kam, 140 M. brachte.
Bei ozeanischen Werken notieren wir
die folgenden Preise: in Paris am 10./11. Fe-
bruar für die Schildpattmaske der Torres-
siraße: 3620 M., für Tikifiguren (Jade) aus Neu-
Seeland: von 850 M. bis 1420 M., für eine
Neu-Mecklenburger Ulifigur: 980 M., — in
London am 30. April für einen reich dekorier-
ten Schädel aus Neu-Guinea: 816 M., für
einen vollständigen Maskenanzug aus Neu-
Kaledonien ebenfalls 816 M. Das Hauptwerk

Persica

Wir fügen noch einen kurzen Hinweis auf
persische Arbeiten ein, die gerade bei der
Doucet-Auktion die höchsten Preise erzielten.
Hier brachten Persische Miniaturen Summen
von 5100 M. bis 23 100 M. Die wichtigsten
Stücke haben wir in den Nummern 51/52 der
„Weltkunst" abgebildet.
XI.

Naturvölker

Aus dem Gebiete der Naturvölker
kam im Vergleich zu früheren Jahren weni-
ger Material auf den Markt. Wie gewöhnlich
war Paris der Hauptschauplaß dieser Ver-
steigerungen, immerhin machte man mit der
Hloucha-Auktion den ersten, recht gelungenen
Versuch einer Primitiven-Versteigerung in
Berlin.
Wir heben hier nur die relativ interessan-
testen Ergebnisse hervor. Zunächst für
afrikanische Stücke. So gab man in
Paris am 23./24. Januar: für eine Ahnenfigur
des Kongogebietes: 200 M., — am 10./11. Fe-
bruar für eine Maske der Elfenbeinküste:
370 M., für eine Kameruner Sißfigur: 670 M.,
für einen Kameruner Juju-Kopf: 610 M., für

Inhalt Nr. 6
Ostasiatica und Naturvölker . . .1/2
Frühjahrsauktionen bei C. G. Boerner 2/3
K o k o s c h k a - Ausstellung in Mann-
heim von F. C. Valentin.3
Jakob Smits - Gedächtnisausstellung
(m. Abb.). Von Petronius . . . .3,8
Auktionsvorberichte (m. 11 Abb.) . . . .4,7
Auktions-Kalender.5
Preisberichte — Berichte aus Amerika —
Kunst im Rundfunk.6
Ausstellungen der Woche. . . 7
Auktionsnachberichte .7
Ausstellungen (m. Abb.).8
Berliner Secession. Von Dr. v. Sydow —
Juryfreie — E. Barlach — Moderne
Prager Künstler — J. Epstein
Literatur.8
»DerNumismatiker«.9

Dr. B. P e u s : Bertramaltar und Samm-
lung Knyphausen —
Dr. W. Schwabacher: Die Museen
und ihre Münzsammlungen
Nachrichten von überall
Unter Kollegen.10

der Hloucha-Auktion, eine rundplastische Fi-
gur der Marquesas-Inseln (Abb. Nr. 44),
brachte 1000 M., während zwei Neu-Mecklen-
burger Malagane auf je 760 M. stiegen.
Das Material an no'rdwesl-ameri-
kani sehen Stücken war, wie gewöhnlich,
nicht umfangreich. So kam in Paris am
23./24. Januar das Schiefermodell eines
Totem-Pfahles, Haida-Arbeit, auf 833 M., —
in London am 30. April horngeschnißte Löffel:
auf 224 M. bzw. 245 M.
Präkolumbien
Die altamerikanischen Kulturen
waren nur sporadisch vertreten. Wir wenden
uns zunächst Alt-Mexiko zu. Auf der
Pariser Auktion vom 23./24. Januar kamen
zwei Zapotekische Graburnen auf 1017 M.

Die diesjährigen Frühjahrsauktionen bei
C. G. Boerner, Leipzig, die in der leßten
April-Woche stattfinden werden, bringen mit
i drei ganz ungewöhnlichen Kollektionen wie-
| derum ein überraschend vielseitiges und
außerordentlich qualitätvolles Material auf den
Markt, das heute an dieser Stelle nur kurz
angedeutet werden soll. Zunächst eine be-
rühmte Dürer-Sammlung, und zwar
das Kupferstichwerk aus dem Besiß der im
Herbst verstorbenen Frau Professor
Blasius in Braunschweig, dessen Ver-
steigerung bei Boerner nach einer Bestim-
mung der Erblasserin erfolgt. Uber den ge-
samten Dürerschaß, den Bernhard Hausmann
in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
gesammelt und seiner Enkelin hinterlassen
hat, wurde hier in Jg. IV, Nr. 48 der „Weltkunst“
berichtet. Die Familie Blasius hat dieses kost-
bare Erbe treu bewahrt und wird auch weiter-
hin die Zeichnungen Dürers und das HoJz-
schnittwerk behalten. Hausmann machte seine
ersten Erwerbungen im Jahre 1806; viele seiner
Hauptblätter stammen aus einer Sammlung
der Herzöge von Braunschweig, die noch
während der westfälischen Herrschaft verkauft
wurde. Er hat dann später jahrzehntelang
gesammelt una verbessert, und seine leßten
Erwerbungen fallen in den Beginn der 60er
Jahre. Besonderen Wert legte Hausmann auf
Blätter mit den frühesten Wasserzeichen,
deren Bedeutung er als erster erkannt und
in seinem wissenschaftlichen Katalog der
Graphik Dürers festgelegt hat.
Es trifft sich, daß in dem Auktionskatalog
zu diesem Kupferstichwerk eines der be-
deutendsten Holzschniftwerke Dürers tritt,

das es in deutschem Privatbesiß gibt. Auch
hier beste Qualitäten. Viele Blätter stammen
aus der Sammlung Vincent Mayers, die kurz
nach dem Kriege aufgelöst wurde und deren
Dürer-Holzschnitte berühmt waren. Zur
Charakterisierung der Sammlung sei noch er-
wähnt, daß hier drei Holzschnittfolgen Dürers,
das Marienleben, die große Passion, die
kleine Passion in herrlichen vollrandigen
Exemplaren kostbarer Probedrucke vorliegen.
Solche Folgen gehören bekanntlich zu den am
höchsten bezahlten Stücken des Dürerwerkes.
Ein zweiter Auktionskatalog, Kupfer-
stiche des 15.—18. Jahrhunderts,
würde allein schon eine sensationelle Ver-
steigerung abgeben. Hier finden sich größte
Seltenheiten auf allen Gebieten. Am erstaun-
lichsten ist dabei das 15. Jahrhundert ver-
treten, und zwar nicht mit den landläufigen

Blättern von Schongauer und Meckenem,
sondern mit deutschen und italienischen In-
kunabeln des Kupferstichs, die aus einem
alten Fürstenbesiß stammen und zu den ge-
suchtesten Blättern alter Graphik gehören, an
ihrer Spiße nicht weniger als vier Blätter des
Meisters E. S., drei davon, die Patene und
zwei große gotische Buchstaben in herrlichen
Exemplaren. Die größte Seltenheit dürfte ein
großes Blatt des Bildhauers Veit Stoß sein,
der in geistvoller Weise nur einige wenige
Blätter stach, die es wiederum nur in wenigen
Exemplaren gibt. Dieses hier ist eine Auf-
erweckung des Lazarus, auch dem Format
nach seine bedeutendste Arbeit. Unter den
Holzschnitt-Inkunabeln ist ein jüngstes Ge-
richt zu nennen, ein ganz ungewöhnliches
Blatt, das aus der Mitte des Jahrhunderts
stammt, und ein bedeutendes Schrotblatt, ein
Schmerzensmann, den man dem Meister der
Aachener Madonna zuschreibt. Unter den
Italienern seien zwei berühmte Blätter
genannt: das sogenannte Templum Pilafi, das
für den bedeutendsten Florentiner Stich des
Quattrocento in „feiner Manier“ gilt, und das
große Abendmahl von zwei Platten, gleich-
falls florentinisch und in der Literatur viel-
fach gewürdigt. Außer dem vorliegenden
Exemplar gibt es nur die rechte Seite noch
einmal im British Museum in London.

Ferner enthält dieser Katalog aus zwei
deutschen Privatsammlungen eine Serie erst-
klassiger Dürerstiche und einige wertvolle
Holzschnitte, darunter ein ungewöhnliches
Exemplar von Adam und Eva, das dem
Blasiusschen Exemplar ebenbürtig ist. Ge-
nannt seien noch ein Heiliger Christophorus
in Clair-Obscur von Wechtlin, ein Unikum, und
der sogenannte „Große
Henker des Prinzen
Ruprecht“, eines der
bedeutendsten Blätter
frühester Schabkunst,
das viele Jahre nicht im
Handel war.

Zu diesen Schüßen
kommt die Rem-
brandt-Samm-
lung des in Arnheim
verstorbenen Dr. van
Moll, eine feine Über-
sicht über das Werk des
Meisters, meist in vor-
züglichen frühen Druk-
ken darunter neben
anderen Kostbarkeiten
ein schönes Exemplar
der Landschaft mit den
drei Bäumen und die
Landschaft mit den
drei Hütten im frühen
Plattenzustand.
Endlich enthält die-
ser Katalog eine Ab'
teilung 18. Jahr hun'
d e r t, eine dritte Partie
von Dubletten der
Eremitage in Le'
n i n g r a d , darunter
über 100 meist eng'
lische Farbdrucke, zum
großen Teil in der un'
übertrefflichen Qualität
und Frische, wie sie
von Boerner im Früh'
jahr 1930 aus derselben
Quelle versteigert wur'
den. Zu den Haupt'
blättern dieser Abteilung gehören vollrandige
Exemplare der Porträts der Mrs. Benwell von
W. Ward und der Sophia Western von J. R-
Smith, beide nach Höppner gestochen und m
frischesten Farben gedruckt, unter den Fran'
zosen ist das schönste das von Janinet nach
Fragonard gestochene Paar „La Folie -'
I.’Amour“, gleichfalls vollrandig und un'
berührt.
Ein dritter Katalog beschreibt Original'
Zeichnungen aus den Beständen de>
Eremitage in Leningrad und anderen
staatlichen russischen Sammlungen. Manche5
interessante Blatt dieser Zeichnungen ist be'
reits von russischen Gelehrten in der west'
europäischen Presse publiziert worden,
manches ist ausführlich besprochen in dem
Katalog einer Ausstellung in der Eremitage
1926, viele interessante Blätter sind aber noch

Paar Deckelvasen und Flaschenvase in Fünffarbendekor
Wan li und Ming — H. 40 u. 52 cm — Kat.-Nr. 52, 53, 56
Versteigerung — Vente — Sale:
Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 24. Februar 1931


THEODOOR ROZENDAAL mohrenstr. 6
BERLIN W8 ANTIQUITÄTEN nahe kaiserhof

BRIMO de LAROUSSILHE
34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Paris

Objets de Collection
Tapisseries - Peintures

Du Haut-Moyen Age
ä !a Renaissance
 
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