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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 7 (15. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0074
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4

W E L T K U N S T

Jahr.g. V, Nr. 7 vom 15. Februar 1931

^.uktionsVorberichte
Tapisserien, Möbel,
Gemälde
Aus ausländischem Museums-
besitz
Berlin, Vorb. 24. Febr.
Am 24. Februar findet im Internatio-
nalen Kunst- und Auktionsh aus
die bedeutsame Versteigerung aus ausländi-
schem Museumsbesiß statt, auf die wir bereits
verschiedentlich an dieser Stelle hingewiesen
haben und die ein äußerst interessantes Ma-
terial an Tafelsilber, Mobiliar, Wandteppichen,
Gemälden und keramischen Arbeiten auf den
Markt bringt.
Das wichtigste Objekt bildet zweifellos der
von uns in Nr. 6 abgebildete große Wand-
teppich der Manufacture Royale mit der Dar-
stellung des Gastmahls der Esther, der, laut
ausführlicher Signatur, von Cozette 1760 nach
einem- Entwurf von Frangois de Troy aus dein
Jahre 1737 ausgeführt wurde. Das farbig zu
den importantesten Stücken der Pariser
Manufaktur zählende Stück besifct in französi-
schem Staatsbesiß ein Pendant, das von
Schmiß in seinem großen Werk über die
Wandteppiche abgebildef ist. — Dem Anfang
des 17. Jahrhunderts und einer Brüsseler Werk-
statt gehört ein kleinerer Gobelin mit der
Darstellung des Salomonischen Urteils und
ein großer, importanter Wandteppich „Moses
mit den Geseßesfafeln“ an, welch leßierer die
Brüssel - Brabanter Webermarke und die
Signatur „Joos van der Hecht“ trägt.
Unter den Gemälden weisen wir in
erster Linie nochmals auf den „Salvator
Mundi“ von van Dyck, eine von dem Exemplar
in Sanssouci kaum abweichende, qualitativ
vollkommen gleichstehende Fassung dieser
Komposition, die wir in Nr. 3 abgebildet und
in ihrer kunstgeschichtlichen Stellung (um 1616)
fixiert hatten. Neben einigen frühen Italienern
wie dem Madonnenbild des Gherardo Starnina
(Abbildung in Nr. 4) finden wir vor allem
Niederländer des 17. Jahrhunderts, darunter
zwei 1611 datierte Porträts eines Mono-
grammisten R.O. S. und das charmante
signierte Damenbildnis des Willem von Mieris
von 1686 (Abbildung in Nr. 6), das 1906 im
Katalog der Sammlung Semjonoff unter
Nr. 341 aufgeführt wurde und sich 1914 in der
Eremitage (vgl. Hofstede de Groot X, Nr. 310)
befand. An Namen seien genannt Werke von
oder aus der Schule von: Molenaer, Tilborgh,
Croos, Wouwerman, Peeters, Romeyn, Ver-
spronck, van Oolen, Droochsloot, Diepenbeck,
Hans Jordaens III, Esaias van de Velde, Du-
jardin, Weenix, van Laar, Jan Miel, Netscher,
Vleughels, Pynacker u. a. Besonders fallen
auf einige größere Stücke von dekorativem
Charakter und starker malerischer Wirkung
wie die beiden großen Ruinenbilder aus dem
Kreise des Marco Ricci (Abbildung in
Nr. 6), das Paar fantastischer Landschafts-
veduten der neapolitanischen Schule um 1700
und einige ansprechende venezianische An-
sichten aus der Nachfolge des Canalello.
Das Mobiliar weist verschiedene aus-
gezeichnete Stücke französischer Provenienz
mit Signaturen auf. Eine von uns in Nr. 6 ab-
gebildete Rosenholzkommode mil Marketerie,
um 1750, ist F. L., eine andere Kommode mit
Polisandereinlagen von Pierre Antoine
(um 1725) gestempelt. Signierte Arbeiten sind
ferner eine zweischübige kleine Kommode
von Polni (Abbildung in Nr. 6), die beiden
an derselben Stelle reproduzierten Stühle in
Weiß-Gold von Jacob, von dem weiterhin vier
Fauteuils (Abb. in nächster Nr.) angeboten
werden, und der reizende Eckschrank von
Roussei mit reicher Marketerie (Abbildung
riebenst.). Von außergewöhnlicher Schönheit
ist der Neuwieder Mahagoni-Damenschreib-
tisch mit Aufsaß, der sich ehemals im Schloß
Pawlowsk befand. Eine Menge verschiedener
Schränke und Kleinmöbel gruppiert sich um
diese Haupistücke.

Das Kunstgewerbe umfaßt in der
Hauptsache Meißner Porzellan und
Silber, sowie gute Spezima chinesischen
Porzellans, von dem wir ein Paar Deckel-
vasen und eine Flaschenvase in Fünffarben-
dekor in Nr. 6 abgebildet haben. Unter dem
Silber sind zahlreiche russische, englische und
französische Stücke, vielfach datiert und
beinahe ausschließlich dem 18. Jahrhundert
angehörend. Es würde zu weit führen, aus
diesem interessanten und qualitativ hoch-
stehenden Material Einzelstücke hervor-
zuheben; einige Abbildungen des reich
illustrierten Kaialoges vermitteln einen Ein-
druck von ihrer Schönheit.
Einrichtung
Schloß Glienicke
Glienicke, Vorb. 18./21. Febr.
Vom 18. bis 21. Februar dauert die Ver-
steigerung der Einrichtung des bei Potsdam
gelegenen Schlosses Glienicke, das dem Prin-
zen Friedrich Leopold von Preußen gehört,
durch das Auktionshaus
Leonor Joseph.
Das Material enthält in
der Hauptsache Mo¬
fa e 1 und kunstge¬
werbliche Gegen-
stände. Unter dem an¬
tiken Mobiliar stehen
Biedermeier und fran¬
zösische Möbel des
18. Jahrhunderts in
erster Reihe: Tische,
Schränke, Schreibtische.
Ein Hauptstück dieser
Abteilung ist ein Thron-
sessel aus italienischem
Nußholz mit hoher, von
einem Rundbogen ab-
geschlossener Rücken-
lehne, im Stile italieni¬
scher Renaissance.
Dann folgen moder¬
nes Mobiliar und
Einzelmöbel. Daran
schließt sich Kunst¬
gewerbe an mit
äußerst vielseitigem
Material. Wir heben
einige Stücke beson-
ders hervor. So ein
chinesisches Speise-
service im Stil der Fa¬
milie rose, in 156 Tei¬
len, Meißener Porzel-
lan usw. Am inter¬
essantesten in histori¬
scher Hinsicht sind
einige Stücke aus dem
Besiß Friedrichs des
Großen, vor allem
seine Flöte, die wir
auf Seite 3 abbilden,
und seine silberne
Taschenuhr, die auf
dem Gehäuse die
Namen der späteren
Besißer eingraviert
zeigt, fernerhin ein
paar Reiterpistolen mit
außerordentlich reichem
Silberbeschlag, Anfang
18. Jahrh., ein Geschenk
Napoleons an den Ge-
neral Kleber. — Unter den Gemälden
machen wir u. a. auf F. A. W. Schirmers
Gemälde „Kanal in einer französischen Stadt"
(Monogr., 1836) aufmerksam.
Den Beschluß der Versteigerung bilden
altertümliche Equipagen, Persertep-
piche und Stoffe.
Graphik, Bücher, Handschriften
Berlin, Vorb. 16. Febr.
Am 16. Februar veranstaltet Max Perl
eine Versteigerung von Graphik, Hand-
zeichnungen, Gemälden, Büchern und Hand¬

schriften des 15. bis 20. Jahrhunderts, u. a.
Dubletten Max Freiherr von Oppenheim-
Stiftung. Unter der Graphik erwähnen wir
Cal lot, Miseres el malheurs de la guerre,
Paris 1633, — eine umfangreiche Sammlung
von Blättern Lovis Corinths, — Goya,
Los Proverbios, Madrid 1864, — Bleistift¬
zeichnungen von Ä. von Menzel. Unter den
Gemälden fallen zwei Porträts von Franz
Krüger auf. — Unter den Büchern des
15. bis 20. Jahrhunderts weisen wir hin auf die
..Chronik von Cöln“, Köln, Joh. Koelhoff 1499,
— ein Missale Salisburgense, Venetiis 1515.
Schloß Grunzig
Berlin, Vorb. 19./21. Febr.
Vom 19. bis 21. Februar veranstaltet das
Kunstauktionshaus R u d. Elias die Ver-
steigerung der prunkvollen Einrichtung des
Schlosses Grunzig (Ostmark). Es han-
delt sich um eine Einrichtung, zu deren Auf-
bau manche Jahrhunderte beigetragen haben.
Das Wichtigste sind denn auch Möbel.
Hauptsächlich sind es antike Stücke, die zur

Versteigerung kommen, und zwar solche, die
seit der Renaissance gearbeitet sind, zum
gr. T. Originale, die sich durch edles Material
und gute Erhaltung auszeichnen. Aus der
Renaissancezeit etwa eine oberitalienische
Kommode, eine westfälische Vitrine und ver-
schiedene Sessel, z. T. mit venezianischen Be-
zügen. Bei Barock und Regence sind be-
merkenswert süddeutsche und Lübecker In-
tarsienschränke, ein fränkischer Kirchen-
schrank und Sißmöbel. Dann französische
Stilmöbel mit Aubusson-Garniluren, ein Poli-
sander-Schlafzimmer mit Blumenintarsien usw.


Ecksehra.nk von Roussei, Frankreich, 2. Drittel 18. Jahrh.
Rosenholz mit Citronenholz-Einlagen. Signiert: Roussei
Commode en bois de rosier avec de marqueterie en bois de citron estampillee
de Roussei. — France, i8e siede
Rose-wood screen inlaid with lemon-wood. Stamped Roussei
France, i8th Century
Versteigerung — Vente — Sale:
Internationales Kunst- und Auktionshaus, Berlin, 24. Februar 1931

— In späteren Stilformen finden wir Chippen-
dale-Möbel, Louis XVI und Biedermeier.
Die Gemälde umfassen vorwiegend
Werke alter Meister mit beträchtlichem de-
korativem Wert.
Unter den kunstgewerblichen Ar-
beiten erwähnen wir u. a. eine gotische
Ordensfahne, 15. Jahrh., ferner Porzellane,
Fayencen, Bronzen, zahlreiche Elfenbein-
schnißereien, gestickte Wandbehänge, antikes
Silber, persische Teppiche, zahlreiche Kristall-
und Bronzekronen.
Schließlich kommt eine große Bibliothek
von etwa 2000 Bänden, darunter viele In-
kunabeln und Erstausgaben, und eine Reihe
graphischer Blätter zum Ausgebot.
V illeneinrichtung
Berlin-Wannsee, Vorb. 18./19. Febr.
Am 18. und 19. Februar findet die Verstei-
gerung der Villeneinrichtung Berlin-Wannsee,
Moltkestr. 22, durch das Berliner Kunst-
auktionshaus Georg A. Samt er statt. Die
reichhaltige und elegante Einrichtung enthält
Kristalle und Porzellane, persische und klein-
asiatische Teppiche, u. a. einen Chinateppich,
einen alten Buchara, Feraghan, Theris, Iran,
Täbris und Brücken, modernes Mobiliar,
Zimmereinrichtungen, u. a. Chippendale-Salon,
Herrenzimmer, Klubgarnitur und Einzelmöbel,
Gemälde, Beleuchtungskörper, Kronen,
Fensterdekorationen, Bücher, Gebrauchs- und
Wirtschaftsmöbel.
Antiquitäten, Mobiliar
München, Vorb. 24./25. Febr-
Am 24. und 25. Februar findet bei Hugo
H e 1 b i n g in München eine Versteigerung von
Antiquitäten, altem Kunstgewerbe, Möbeln,
Gemälden und Skulpturen statt. Den Beginn
macht eine umfangreiche Sammlung von
Fayencen, in der die meisten deutschen
Manufakturen des 18. Jahrhunderts, besonders
Hanau, Frankfurt, Ansbach, Bayreuth, Nürn-
berg und die schwäbischen Fabriken gut ver-
treten sind. Es folgen die Arbeiten in Zinn,
Silber und Goldbronze und die Textilien
mit einem flämischen Wandteppich der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts und einem franzö-
sischen, wohl Aubusson-Teppich mit Dar-
stellung der Sappho, sowie Orienttep-
piche. Anschließend Möbel von der Re-
naissance- bis zur Empire- und Biedermeier-
zeit, darunter italienische Truhen und Kre-
denzen und barocke Lehnsessel; Gemälde
und Handzeichnungen der deutschen, nieder-
ländischen und italienischen Schulen und die
Plastik mit guten Beispielen süddeutscher
religiöser Holzskulpturen des 17. und 18. Jahr-
hunderts. Besonders hingewiesen sei auf ein
florentinisches Terracottarelief um 1480 mit
Anbetung der Könige, und auf ein Kalkstein-
relief, Augsburg um 1550, mit Vision des hl-
Ezechiel.

Antiquitäten
Smlg. Arthur Specht
Wien, Vorb. 23. Febr.
Das Wiener Auktionshaus C. J. Wawra
(Alfred Wawra) versteigert am 23. Februar
die Sammlung Kommerzialrat Arthur Specht,
Wien. Sie enthält in der Hauptsache, neben
Gemälden alter und moderner Meister, Anti-
quitäten: Glas, Porzellan, Möbel, Textilien,
Silber-, Elfenbein- und Holzarbeiten, antike
und Vorkriegsteppiche. Wie die Einleitung von
Hofrat Dr. A. Schestag zu dem gut illustrierten
Katalog besagt, legt diese Sammlung ein be-
redtes Zeugnis ab für den kultivierten Ge-
schmack eines bedeutenden Marchand
amateur, der die ihm liebgewordenen, be-
sonderen Stücke für seine eigene Wohnung
zurückbehalten hat.
Bei den Gemälden sind Namen von J. G-
Cuyp, Fr. Floris, A. Pynacker, J. Wynants,
J. Zoffany vertreten. — Unter den Anti-
quitäten heben wir hervor bei den
(Forts, der Vorberichte S. 7)

GEGRÜNDET 1806

GALERIE E.A. FLEISCHMANN

MÜNCHEN • MAXIMILIANSTRASSE1

GEGRÜNDET 1806

Sammlung Dr. C. M.
CHINESISCHE KERAMIK
der Epochen: Han - Sui -T’ang - Sung - Juan - Ming - Ch’ing
AUSGRABUNGEN
Than - Hoa - Annam - Kamboja
HOLZ-PLASTIK u. CHINA-LACKE
Coromandellack-Schirme / Chinesischer Schrank in Gold-
arbeit auf schwarzem Lack / Snuffbuttles / Kamboja-Plastik /
Khmer / Bronzen / Cloisonne / Emails / Tibetanische Bronzen
Chinesische Teppiche u. v. a.
Versteigerung in Paris, Hotel Drouot, Saal 6
am Donnerstag, den 26.,und Freitag,den 27. Februar 1931 um 2 Uhr

Commissaire-Priseur:
Me F. LAIR DUBREUIL
6, rue Favart

Experte:
M. ANDRE PORTIER
Expert prbs le Tribunal Civil
24, rue Chauchat

Vorbesichtigung: Hotel Drouot, Saal 6, Mittwoch, den 25. Februar 1931, von 2—6 Uhr

313.Kunstanktion von C.J. Wawra, Wien III
Lothringer Straße 14
V E RSTEIGERUNG
der Sammlung Kommerzialrat Arthur Specht, Wien
Gläser des 17. und 18. Jahrh., deutsches (Ilörold) und österreichisches Porzellan des
18. Jahrh., französische und italienische Renaissancemöbel, österreichische, deutsche und
französische Barock- und Rokokomöbel. Textilien, großer französischer Louis XV-
Brokat, goldgestickter, grüner Venezianersamt, Boucher-Tapisserie als Paravent montiert.
Arbeiten aus Silber, Elfenbein usw., Holzskulpturen (originalgefaßte französische Ma-
donna um 1420). Gemälde alter und moderner Meister, sowie eine Sammlung von
antiken und Vorkriegsteppichen.
AUSSTELLUNG
in den Räumen der Kunsthandlung
C. J. Wawra, Wien III, Lothringer Straße 14
von Freitag, den 20., bis inkl. Sonntag, den 22. Februar 1931, von 9 bis 17 Uhr
VERS TE IG E R U N G
daselbst Montag-, den 23. Februar 1931, ab 15 Uhr
 
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