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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 7 (15. Februar)
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WELTKUNST

9



BAU UND RAUMKUNST

KUNSTGEWERBE

Ernmy Roth’s hand-
gearbeitetes Silber
Von
Dr. Olga Bloch
Berlin

ziert sich bei ihrer Arbeit keineswegs nur auf
das Silber, auch andere Materialien wie
Messing und Elfenbein bilden den Werkstoff
für zahlreiche Gegenstände, die in ihrem
Atelier entstehen. Allein es macht sich rein
äußerlich ein Unterschied in der Materialstärke
geltend. Sie ist es, die einen Beweis für E.
Roths subtiles Einfühlen in den Werkstoff und
die stilgerechte Maierialbehandlung bildet.
Man empfindet sofort klar den Unterschied


Photo: Becker & Maass

Drei Silberschalen
Werkstatt Emmy Roth, Berlin

Wir bemerken an Emmy Roths Arbeiten,
für den Schmuck der Tafel bestimmt, eine
schlichte und doch bewegte Haltung, straff in
der Kurve und doch in matten und ge-
dämpften Linien spielend, wenn es sich um so
zarte Dinge handelt wie eine Orchideenvase
oder ein Sahnenkänn-

in der Behandlung, in der Formgebung, die
nie zum Schema wird, immer auf die Eigen-
heiten des bearbeiteten Stückes eingeht, sei
es aus Gold, aus Silber, aus Messing, aus
Elfenbein; sei es ein zierliches, graziles
Schmuckstück oder ein wie in einem kraft-
vollen Wurf geschaffenes großes Stück.

Arbeiten von Emmy Roth, der besten
'Sehen Silberschmiedin, zeigen jene in
Ver!ren Tagen so sympathisch berührende
W(J1e!n*9lln9 von neuer Sachlichkeit und Ver-
ger^un9 lri alten Formen. Vielleicht ist es
Sek-- e dieses Moment, das uns die
Kjjn°^urigen dieser
kiarki r‘n so vertraut
Zei, *■ Diese Verwur-
stän^ ’n ‘1er boden-
des nigen guten Kultur
en, ,. Kunsthandwerks
sich lr,'det doppelt, wer
Wip n*eht verhehlt, daß
Zp. so manchem Er-
Kun ?’s neuzeitlichen
gc ^‘Schaffens fremd
trEyj'iiberstehen. Be-
Öjp ct man jedoch die
HnJ?’ die unter den
tiigg en der feinsin-
W.in Meisterin ent-
£jn ,eri> so hat man den
ürrJUc^ vollendeter
<lqt .n; so vollendet
Agb S1$ uns vom ersten
g]s e9inn vertraut und
Üclj so selbstverständ-
-,i(. erscheinen, daß wir
ohne Bedenken in
. Umgebung, in die
UnrteJne Siedlung, ins
ty.Jmaus, in unsere
hqJ”1Ung wie ins Klub-
ty s einfügen. Zur oftmals nur gestrichenen
ZirJ’d, nicht mehr wie früher nur tapezierten
Sgjypmrwand, passen die Gefäße in ihrer
ggj.'Uden, ja streng-sachlichen Haltung sehr
Üqs’ s*e erhöhen das ganz persönliche Bild,
der Besißer eines kultivierten, neuzeit-


chen. Verbindet also
ein Reichtum der For-
men die Silberarbeiten
Emmy Roths mit den
Erzeugnissen, die wir
der Zeit des beginnen-
den Rokoko zuschrei-
ben, so gibt es doch
andererseits gerade so
manches, das sie von
diesen Werken einer
längst vergangenen
Epoche trennt. Denn
die Silberschmiede des
deutschen Rokoko
kannten eine Fülle de-
korativer Elemente, mit
denen sie in ihren
Werkstätten die zahl-
reichen Arbeiten ver-
zierten, oftmals in einer
Art, die ein Vorherr-
schen des Ornamen-
tes, ja ein überwuchern
des Beiwerkes zur
Folge hatte. Ganz an-
ders die Stücke, die
Emmy Roth in unseren
Tagen arbeitet. Sie

Photo: Rose Nicolaier

Mokka-Service, Silber
Werkstatt Emmy Roth, Berlin

hat das für die Ro-
koko-Arbeiten Typische
ganz bewußt fort-
gelassen: das Orna-
ment, und repräsentiert in ihren Leistungen das
Rokoko von heute. Dies ist ein wichtiger Fak-
tor, der die Verbindung zu den vereinfachteren
Formen unserer Zeit gibt. Von den Erzeug-

’’che
Vgjj. 1 Innenraumes seinem Heim zu geben
<ier8’. da die Künstlerin jedem Gegenstand,
bersIn ihrer Werkstatt entsteht, eine eigene
^ynliche Note verleiht. Emmy Roth kapri-

L. Bernheimer

Antike

Gobelins

Möbel

Stoffe Stickereien Samte
Frühe Teppiche
Ostasiatische Kunst

MÜNCHEN Lenbachplatz 3

nissen modernen Kunstschaffens, verdeutlicht
an Emmy Roths vielseitigen Arbeiten aus
Silber, könnte man mit Recht den Eindruck
gewinnen, daß dekorative Zutaten die sach-
liche, zeitgebundene Haltung beeinflussen
könnten und daß der reine Eindruck der Form
als solcher ungünstig durch schmückendes
Beiwerk beeinflußt werden kann.
Groß ist die Zahl der Gebrauchsgegen-
stände, die in Emmy Roths Werkstatt ent-
stehen. In erster Reihe all die Dinge, die
als Tafelschmuck oder als bloße Ausstattungs-
stücke Verwendung finden, in denen die
Künstlerin immer wieder Neues schafft,
Neuerungen technischer Art, in denen sich ihr
praktischer Sinn erweist. Es ist eine bekannte
Tatsache geworden, daß in unseren wirtschaft-
lich schwierigen Zeitläuften, in einer Zeit, die

gerade das Kunsthandwerk nicht immer von
der allerbesten Seite zeigt, gerade die Frauen
mit besonderen Leistungen an die Öffentlich-
keit kommen. Neben einem künstlerisch so
hohen Niveau ist es in unserem Falle ein aus-
gesprochener Sinn für die Materialgerechfig-
keit der Form und eine zielsichere technische
Gewandtheit der Durchführung, die Emmy Roth
zu den wenigen wirklich schaffenden Frauen
der Gegenwartskunst rechnen läßt. Ihre rein
künstlerische Geslalfungsfreude wird durch
einen praktischen Sinn aufs glücklichste er-
gänzt, so daß ihre Silberarbeiten auch über-
aus verwendbar erscheinen. Interessant
sind besonders Kombinationen, ebenso über-
zeugend in ihrer Geschlossenheit wie als
Einzelformen, die den verschiedensten
Zwecken dienen.

Neapels Keramik-Museum

Eine der bedeutsamsten Keramiksamm-
lungen in privater Hand, die Sammlung des
Herzogs ID o n Placido ,d i S a n g r o
di Martina, hat jeßt eine endgültige
Ordnung und Zugänglichmachung gefunden.
Die Sammlung wurde
von dem Herzog in den
leßten Jahrzehnten des
Königreiches beider
Sizilien zusammenge¬
tragen, umfaßt etwas
mehr als 5000 Stück
und blieb auch bei dem
Tode des Sammlers in
der Hand seines Neffen
und später dessen
Witwe vereint. Donna
Spinelli, Herzogin di
Martina, hat die Samm-
lung vor drei Jahren
der italienischen Re-
gierung geschenkt, je-
doch sich bei der end¬
gültigen Ordnung ein
gewisses Miibestim-
mungsrecht Vorbehal¬
ten. Jeßt hat die Stadl
Neapel für die
Sammlung ein eigenes
Museum errichtet, d. ii.
die Villa der Favoritin
Ferdinands IV., der
Herzogin von Floridia,
auf dem Vomero zur
Verfügung gestellt. Die
Floridiana ist für eine
Sammlung von Porzel¬
lanen und Fayencen
meist des 18. Jahrhun¬
derts denkbar geeig¬
net, um so mehr als die
Stifterin der Sammlung
die Villa mit eigenen
Mitteln wiederherstel¬
len, die Wandbespan¬
nungen im Stil der Zeit
neu weben und die Vi¬
trinen aus Mahagoni
und Gold hersfeilen
ließ.
Im ersten Stock be¬
finden sich E mail¬
arbeiten, darunter
einige hervorragend
schöne Cloisonne-Stücke und Arbeiten aus
Limoges aus dem 18. Jahrhundert. Ferner
Bronzen und italienische Arbeiten in
harten Steinen, Marmor, Halbedelsteinen
usw. Im zweiten Stock ist der große
Empfangssaal dem Meißener Porzellan
gewidmet, von dem die Sammlung namentlich

in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gut
vertreten ist. Einige F a y e n c e - Säle geben
einen guten Überblick über das Arbeiten der
italienischen Keramikmanufakturen im 17. und
18. Jahrhundert. Weniger bedeutsam sind die

Sammlungen französischer Porzellane, wenn
sich auch hier eine Sevres-Tasse sehr eigen-
artiger Behandlung befindet, die aus dem Be-
siß der Königin Marie-Antoinefte stammt, an
ihre Schwester, die Königin Maria Carolina,
ging und nach deren Tode von dem Herzog
di Martina erworben wurde. G. Reinboth

Silber-Leuchter Photo: Rose Kieolaier
Werkstatt Emmy Roth, Berlin


MARGRAF & CO.
ABTEILUNG ANTIQUITÄTEN
 
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