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WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 10 vom 8. März 1931


Moritz von 3chwind.

Es sind Entwürfe da

L. F. F.


Minderrassige Kunst

Musee

März 1931


C A S S I R E R

PAUL

ALTER UND NEUER MEISTER

BERLIN W10 • VIKTORIASTRASSE 35


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2/3
3

und
Den

Der 150. Geburtstag des großen klassizisti-
schen Baumeisters K. Fr. Schinkel am 31. März
dieses Jahres wird zu einer Reihe von fest-

Eine gewisse Kritik, die den neuesten poli-
tischen Jargon auf die Kunst übertragen hat,
ist damit zu ganz neuartigen und — ver-
blüffenden Resultaten gekommen. So hat sie
zum Beispiel die aufschlußreiche Entdeckung

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7/8

Objets de Collection
Tapisseries - Peintures

Du Haut-Moyen Age
ä la Renaissance

liehen Veranstaltungen des Archilekten-
Ingenieurvereins zu Berlin Anlaß geben.
Auftakt bildet am 12. März eine Aufführung
der „Z a u b e r f 1 ö t e“ in der Charlolten-

gestattet, sondern daß dabei vor
die Formgebung und der Aus-
zwei weniger grobschlächtige

gemacht, daß
„minderrassige
Besonders seit
burger Ehrenmales tauchen Auslassungen
dieser Art immer wieder auf. Man hat in den
Gesichtern dieser Figurengruppe slawische

die Kunst Ernst Barlachs
ostische Elemente“ enthalte,
der Aufstellung des Magde-

Züge erkennen wollen. Nun ist es zwar in
der Kunst eine Binsenwahrheit, daß das
Gegenständliche (und dazu gehört auch das
Aussehen der dargestellten Personen) nie
ohne weiteres auf den Geist des Kunstwerkes

der Bilder und Zyklen verfolgen, die das Ge-
meingut des deutschen Volkes geworden sind:
Aschenbrödel, Historie von der schönen Lau,
Graf von Gleichen. Don Juan, Sieben Raben,
die Märchen von der schönen Melusine und
vom Machandelbaum.
zu dem entzückenden Kinderfries in der Re-
sidenz, zu der zwölf Meter langen Lachner-
rolle (Städtische Sammlung), zum Rübezahl,
zum Hochaltarblatt der Frauenkirche, für die
Fresken in der Pfarrkirche zu Reichenhall und
für den Opernzyklus in der Wiener Hofoper,
— leßtere wundervoll ausgeführte farbige
Blätter mit Darstellungen aus bekannten
Opern. Der Entwurf zu Bellinis Norma trägt

des sechzigsten Todestages Moriß von
Schwinds (gest. 8. Febr. 1871) gedacht und sie
zeigt das graphische Werk dieses volkstüm-
lichen deutschen Meisters in einer Reichhaltig-
keit, wie sie bisher noch nicht gesehen wor¬
den ist. Es ist ein Verdienst des Direktors
der Graphischen Sammlung, Dr. Otto Weig-
mann, sie zusammengebracht und in so
übersichtlicher Weise aufgebaut zu haben. Als
Verfasser des großen Werkes über Moriß von
Schwind in den „Klassikern der Kunst“
(IX. Bd.) war Weigmann wie kein anderer be-
fähigt, eine solche Veranstaltung zustande zu
bringen.
Vereinigt sind hier die Arbeiten aus der
Graphischen Sammlung selbst, aus der
Städtischen (Maillinger-) Sammlung, aus dem
Besiß des Kronprinzen Rupprecht, der per-
sönlich der Eröffnung beiwohnte, des Wittels-
bacher Ausgleichfonds, aus dem Besiß der
Nachkommen des Künstlers und aus ver-
schiedenem Privatbesiß. Leider konnte
Direktor Weigmann krankheitshalber die Aus-
stellung nicht selbst eröffnen. Statt seiner
sprach Prof. Dr. Seyler über Zweck, Inhalt
und Bedeutung des Gebotenen.
Im Vorraum sind Lithographien, Zeich-
nungen und Entwürfe der Frühzeit ausgestellt.
Der Hauptraum bietet in Hunderten von
Skizzen, Zeichnungen und Aquarellen ein ein-
drucksvolles Bild vom Werden und Schaffen
des Meisters. Wir können das Entstehen all

Diese Ausstellung, die 3. Sonderaus-
stellung der Staat 1. Graphischen
Sammlung in München, ist als Feier

Ing. Martin Kießling halten, — darauf folgt das
Fest im großen Saal der Staatsoper am Plaß
der Republik.
Auch die Museen werden sich in den Dienst
des Gedenkens stellen. Neben der Eröffnung
des Schinkel-Museums beginnt im Kron-
piinzenpalais am selben Tag eine Aus-
stellung, die Idle klassizistische Kunst Deutsch-
lands vorführen wird.

zu schließen
allem auch
druckswille,
Faktoren, zu berücksichtigen sind. Jene Kunst-
richter sind jedoch durch Ahnungslosigkeit in
künstlerischen Dingen berufen, sich über eine

einer romantischen Grundstimmung, deren
Sehnsucht einer schönen Vergangenheit galt,
deren holder, aber für spätere Zeiten sehr
verhängnisvoller Irrglaube es war, mit den
äußeren Formen dieser Vergangenheit unsere
Zeit beglücken zu können. Schinkel selber
war ein viel zu großer Künstler, ein viel zu
praktisch denkender Architekt, um nicht in
seinen Bauten nur das Positive des Prinzips
hervorzukehren, so daß wir noch heute vor
seinen Werken (vornehmlich vor den klassi-
zistischen) das Gefühl beglückender Voll-
kommenheit und einer von allem Ornament
unabhängigen schönen Wahrhaftigkeit empfin-
den. Die Nachteile romantischer Gewohnheiten
haben sich erst nach seinem Tode (er starb
am 9. Oktober 1841) bei seinen Epigonen und
deren Nachfolgern eingestellt.
*

Ein Paar große Augustus Rex-Vasen und große Vase
Meissen — Saxe — Saxony, ca. 1725 u. 1735 — H. 38,2 u. 38,1 cm
Collection Erich von Goldschmidt-Rothschild, Berlin — Kat.-Nr. 457, 456
Versteigerung — Vente —• Sale:
H. Ball & P. Graupe, Berlin, 23.—25.

Schinkel-Museum, Berlin: Raum mit Landschaften
Schinkel, Berlin

Von
Carl Dietrich Carls

34, Rue Lafayette — 58, Rue Jouffroy (Bd. Malesherbes) Paris

burger Städtischen Oper mit Dekorationen
nach Schinkels Entwürfen. Am folgenden Tag
findet im Festsaal von Schinkels Schauspiel-
haus die Festsitzung statt, in welcher der
Geschäftsbericht gegeben und die Sieger im
Schinkel-Welibewerb namhaft gemacht wer-
den sollen. Den Festvortrag: „Schinkel
um 1831“ wird der Leiter der preußischen
Hochbauverwaltung, Ministerialdirektor Dr.-

Inhalt Nr. io
Dr. P. F. Schmidt:
Zu Schinkels 150. Geburtstag (m. Abb.) . . .
Moritz von Schwind- Gedächtnisausstellung .
C. D. Carls:
Minderrassige Kunst
Gluckmann in Paris
„K uns t handel und Expertise“
Beiträge zur Diskussion des Problems:
Dr. F. Rothmann (Berlin)
Auktionsvorberichte (m. 9 Abb.)
Auktionsnachberichte
Auktions-Kalender
Preisberichte — Kunst im Rundfunk
Ausstellungen der Woche
Ausstellungen (m. Abb.)
Karl Ilofer — Ilans Groß — J. M. Dinglinger
(Dr. H. G u r 1 i 11) — Sudetendeutsche Kunst
— Europäische Plastik im Hagenbund (Dr.
St. P o g 1 a y e n - N e u w a 11)
E. S z i 11 y a (Paris):
Aschheim (in. 2 Abb) . .
Illustrierte Bücher
Literatur
Nachrichten von überall
Unter Kollegen

den Veimerk von der Hand Kaiser Franz
Josefs: „statt dieser Dittersdorf FJ“, d. h. er
wollte statt Norma Dittersdorfs Doktor und
Apotheker dargestellt sehen.
Hieran schließen sich eine Reihe farbig
ausgeführter Blätter aus den Operndar-
siellungen für König Ludwig II. Rossinis
„Teil“, Meyerbeers „Hugenotten", Spohrs
„Jessonda“ und Aubers „Stumme von Portici",
herrliche Werke, die bisher im Original noch
nicht bekannt waren. Ein schönes, bisher eben- .
falls unbekanntes Aquarell ist auch die erste
Fassung zum „Falkensteiner Ritt“ (30er Jahre),
die neuerdings von der Städtischen Samm-
lung in München erworben wurde.
Die größte Überraschung dürfte aber das
von Kronprinz Rupprecht beigesteuerte, mit
dem Monogramm des Königs Maximilian II.
gezierte Album mit 76 meist farbigen Ent-
würfen für die Fresken auf Hohen-
schwangau sein, die von den Malern
Domenico und Lorenz Quaglio, Glink, Neher,
Albr. Adam und Gießner ausgeführt wurden.
Sie sind von wunderbarer Frische der Farben
und behandeln dien altnordischen und -deut-
schen Sagenkreis, die Geburt Karls d. Gr.
(nach der Tradition ist der Kaiser auf der
Reismühle im nahen Würmtal geboren), das
ritterliche Leben, Rinaldo und Armida nach
Tassos „Befreitem Jerusalem" und die An-
tharisage. Beispiele, was das Wittelsbacher
Mäcenafentum nicht nur für die Kunst, son-
dern auch für den einzelnen Künstler zu be-
deuten hatte.

GEMÄLDE




A-B.H.BUKOWSKIS KONSTHANDEL
Arsenalsgatan 2
Stockholm
VERSTEIGERUNG
lllj
am 18. und 19. März 1931
GEMÄLDE älterer Meister
MÖBEL, KERAMIK, SILBER
u. a. der älteren Perioden
Jllustrierter Katalog auf Wunsch
Aufträge werden entgegengenommen
GOURDAIN ä PARIS
Vorbesichtigung vom 9. März ab
 
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