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WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 10 vom 8. März 1931

jfi.ulfions'Oorberichfe
Französisches Mobiliar,
Gemälde
Berlin, Vorb. 27. März
Das Kunstauktionsh aus Conti-
nental bringt am 27. März die gesamte Woh-
nungseinrichtung und Sammlung von Frau
Martin Levy, Xantener Strafe 9, die
in ihre Heimatstadt Paris überzusiedeln ge-
denkt, zur Versteigerung. Französische Ge-
schmackskultur und außerordentlicher Quali-
tätssinn zeichnet dieses Ensemble von vor-
trefflichen alten Möbeln, Gemälden und kunst-
gewerblichen Arbeiten aus, denen das Berliner
Haus Gerson den äußeren Rahmen schuf. Bei
dem Mobiliar handelt es sich in erster
Linie um französische Arbeiten des 18. Jahr-
hunderts: zwei Hauptstücke, das flache Jagd-
bufett um 1780 und den köstlichen, eleganten
Damenschreibtisch in
Rosenholz mit figür¬
licher Marketerie auf
der Platte, signiert
Demoulin, bilden wir
auf dieser Seite ab.
Besonders hervorge¬
hoben zu werden ver-
dienen in dieser Ab¬
teilung eine Reihe von
Kleinmöbeln, Kommo¬
den und Tischchen,
sowie Stühle und Ses¬
sel, darunter eine aus¬
gezeichnete Bergere
Louis XVI. Die bemer¬
kenswertesten nicht¬
französischen Stücke
sind ein großer, außer¬
gewöhnlich schöner hol¬
ländischer Schrank um
1760, ein formvollendet
vornehmer englischer
Schrank um 1800 mit
Spiegeleinlagen in den
Türen, eine süddeutsche.
Barockkommode und
mehrere Barocksessel.
Alte Spiegel, Beleuch¬
tungskörper und de¬
korative Einrichtungs-
gegenstände, sowie
schöne Stilmöbel und Garnituren ergänzen
das Bild dieses geschmackvollen Milieus.
Die kleine, aber gewählte Sammlung von
Gemälden paßt sich diesem Rahmen an.
Die beiden Gegenstücke „Raub der Proser-
pina und Europa“ von A. van Nieulandt,
signiert und datiert 1649, sind qualitativ erste
Leistungen dieses liebenswürdigen Künstlers;
sie wurden 1923 aus der Hamburger Kunst-
halle erworben. Ungewöhnlich individuell und
zugleich liebenswürdig nennt Bode ein Pastell-
Selbstbildnis der Rosalba Carriera in einem
herrlichen Louis XVI-Rahmen. Neben deko-
rativen französischen Bildern des 18. Jahr-
hunderts sind vor allem noch ein treffliches
Sfilleben von Jan Weenix, eine charmante
Bacchantenszene aus dem Kreise Poelen-
burghs, eine ausgezeichnete, an Salomon van
Ruisdael anklingende Landschaft mit biblischer
Szene von Pieter van Asch und eine kleine
„Stürmische See“ von Simon de Vlieger zu
nennen.
Die Abteilung der Teppiche umfaß!
schöne alte Stücke: neben einem dekorativen

gcrten Sammlung Richard Seligsohn: Haupt-
stücke die prächtige hohe Flötenvase in alter
Bronzenform der frühen Kang-Hsi-Zeit,
mehrere herrliche Schüsseln der Familie verte,
das Paar fopfförmiger Seladonvasen und eine
entzückende Blanc de Chine-Kuanyin um 1700.
Auf die von demselben Aukfionshaus am
11.—12. März veranstaltete bedeutende Ver-
steigerung der Sammlung Walter L.,
Kais er dämm 99, haben wir bereits in der
leßten Nummer ausführlich hingewiesen. Wir
veröffentlichen heute daraus noch zwei be-
merkenswerte Gemälde: die Landschaft mit
Iiirtenszene von Berchem (Abbildung
unten) und das Wirtshausbild von Zürcher
(Abbildung Seite 8).

Inneneinrichtung
Köln, Vorb. 11./14. März
Math. Lemperfz in Köln versteigert am
11.—14. März die gesamte Inneneinrichtung des
„H aus Sophienhöhe" aus dem Besiß der

Fürstin Sulkowski. Neben Möbeln, guten
Orientteppichen und Ölgemälden handelt es
sich um große Bestände von kunstgewerb-
lichen Kleingegenständen: Porzellane, Gläser,
Silber, Bronzen, Miniaturen, Textilien u. a.

Moderne belgische Meister
Brüssel, Vorb. 9. März
Ein bedeutendes Ereignis auf dem Brüsse-
ler Kunstmarkt verspricht die Versteigerung
neuerer belgischer Meister in der Galerie
Georges Giroux am 9. März durch
Qualität und Namen der angebofenen Werke
zu werden. Außer einer großen Reihe von
Handzeichnungen findet man mehrere Ge-
mälde von Agneessens, gute Landschaften
von Louis Arian, Boulenger, Emile Claus, Jean
Degreef, Heymans, Jacob Smits, G. Vogels,
Rik Wouters und Emile Waulers, ein Knaben-
bildnis von Henri Evenepoel, zwei bedeutende
Werke von Laermans — „Promenade en


N. Berchem, Landschaft mit Hirtenszene
Paysage — Landscape
Leinwand — Toile —. Canvas, 84 : 108 cm
Versteigerung — Vente — Sale:
Kunstauktionshaus Continental, Berlin, 11.—12. März 1931


Buffet, Frankreich um 1780
Buffet — Sideboard
L. 195 cm, H. 90 cm.
Versteigerung — Vente — Sale:
Kunstauktionshaus Continental, Berlin, 27. März 1931

Aubusson aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts
einen großen Kirmandjar, mehrere kaukasische
Knüpfteppiche, darunter einen besonders her-
vorstechenden Tierteppich, ferner Buchara,
Kirman, Senne u. a. — Die orientali-
schen Porzellane entstammen großen-
teils der bekannten, 1926 bei Cassirer verstei-

famille" und „Repos du Faucheur" —, ein In-
terieur von Baron Henri Leys, Bronzen von
George Minne und Meunier, zwei Gesell-
schaftsstücke von Madou, ein Damenbildnis
von Stevens und mehrere Gemälde von Con-
stantin Meunier als Hauptwerke dieser
240 Nummern umfassenden Sammlung.

Stiche
des 18. Jahrhunderts
Paris, Vorb. 14. März
Im Hotel D r o u o t bringen M« F. Lair-
Dubreuil und M. J. Cai lac am 14. März
eine ausgewählte Graphiksammlung zur Ver-
steigerung. Unter den Stechern des 18. Jahr-
hunderts, die mit ausgezeichneten Drucken
vertreten sind, nennen wir Janinet, Debocourt,
Fragonard, Huet, Greuze, Lavreince, Moreau,
Bonnet, Watteau, Morland u. a. Beachtens-
wert eine umfangreiche Kollektion alter, z. T.
kolorierter Schweizer Ansichten.
Moderne Bücher
Paris, Vorb. 16./18. März
Me M. Carpenfier und der Experte
Ch. Bosse versteigern vom 16. bis 18. März
im H 6 t e 1 D r o u o t eine umfangreiche Biblio-
thek moderner Bücher, vor allem Luxusdrucke
und Erstausgaben lebender Autoren und
Kunstbücher, sowie Werke der romantischen
Epoche der französischen Literatur. Das Ma-
terial ist ebenso reichhaltig wie ausgezeichnet
durch seltene Drucke und kostbare Einbände.
Mittelalterliches Kunst-


Antiquitäten, Mobiliar
München, Nachb. 24./25. Febr.
(Vorb. in Nr. 7, S. 4)
Die Versteigerung von Antiquitäten, Mobi-
liar und Gemälden aus süddeutschem Privat-
besiß bei Hugo Helbing in München
brachte bei guten Umsäßen angemessene
Preise, von denen wir die wichtigsten hier an-
führen. Bei den Gemälden erzielte das
Damenbildnis von Cornelis de Vos (Nr. 300,
118:93 cm) 1680 M., ein Paar neapolitanische
Kirchenbilder (Nr. 279/80, 64 :90 cm) 540 M.,
ein Herrenbildnis von Ravesfeyn (Nr. 287,
74 : 54 cm) 500 M. Eine Garnitur in franzö-
sischem Rokokostil (Nr. 215—20) kam auf
1000 M., ein holländischer Vitrinenschrank des
18. Jahrhunderts (Nr. 208) auf 780 M., ein
kleiner Empire-Toileitetisch (Nr. 229) auf
265 M.
Ausführlicher Preisbericht folgt-
Antiquitäten
Smlg. Arthur Specht

ge werbe
London, Vorb. 12. März
Eine interessante Sammlung mittelalter-
licher Kleinkunst wird am 12. März bei
Sotheby&Co. zur Versteigerung gelangen.
Hervorzuheben sind vor allem Fingerringe,
Tafelbestecke und eine Kollektion wertvoller
Siegel neben Miniaturen, Dosen, Kästchen und
Kleinplastiken in Alabaster, Elfenbein und
Bronze.
Mobiliar, Wandteppiche
London, Vorb. 13. März

Wien, Nachb. 23. Febr.
(Vorb. in Nr. 7, S. 4)
Die Versteigerung der Sammlung Kom-
merzialrat Arthur Specht durch C. J-
Wawra in Wien brachte bei reger Kauflust
und guten Umsäßen ein Gesamtergebnis von
rund 100 000 österr. Schillingen. Bei den Ge-
mälden erzielten ein Herrenporfrät von
J. G. Cuyp (Nr. 137, 34 :25 cm) 3800 Sch., eine
kleine Landschaft von Vermeer van Haarlem
(Nr. 153, 34 : 38 cm) 2500 Sch., ein Genrebild
von Joos van Craesbeeck (Nr. 136, 45 : 36 cm),
ein Bildnis der Maria Theresia von Meytens
(Nr. 146, 122 : 93 cm) und eine Landschaft von
Wijnants (Nr. 155, 34 : 35,5 cm) je 2000 Sch-
Recht hoch bewertet wurden die schönen

Aus dem Besiß von Captain Dewril Cope
und Colonel A. H. Smith bringt S o t h e b y
& C o. am 13. März alfenglisches Mobiliar,
Teppiche, Tapisserien und Kunstgewerbe zur
Versteigerung, ein Material, das durch die be-

Teppiche, wie Preise von 3800, 3500 oder
dreimal 2200 Sch. für einen Täbris (Nr. 208,
387:290 cm), einen Kirman (Nr. 211,
377:223 cm), einen Afghan (Nr. 191, 415:327

Zentimeter), einen

alten Seiden-Keschan
(Nr. 201, 195 : 126 cm)
oder einen Bocchara
(Nr. 204, 248 : 222 cm)
beweisen. Bei den
Möbeln nennen wir
einen Danziger Schrank
um 1700 (Nr. 102) mit
3100 Sch., eine italieni-


Damenschreibtisch, Louis XV, von Demoulin
Secretaire — Writing-table
Signiert —- Signe — Signed: Demoulin
Versteigerung — Vente — Sale:
Kunstauktionshaus Continental, Berlin, 27. März 1931

sehe Nußholz-KredenZ
um 1500 (Nr. 93) mit
2200 Sch., fünf kleine
italienische Fauteuils um
1750 (Nr. 107) mit 2100
Sch. und einen italieni-
schen Tisch aus der
Mitte des 15. Jahrhun-
derts (Nr. 96) mit2000Sch-
Ausführlicher
Preis bericht m
der nächsten Nummer-

Gemälde
Sammlung Helle-
putte-Schollaert
Louvain, Nachb-
23./24. Febr.
(Vorb. in Nr. 5, S. 4)
Die Versteigerung
der alten Sammlung
Helleputfe-Schollaert in
Louvain durch den No-
tar Peeters hatte
einen starken Erfolg zü
verzeichnen. Das dem
van Dyck zugeschrie-
bene Bildnis des Her-
zogs Wolfgang Wilhelm
von Neuburg (Nr. 249,
200 : 125 cm) brachte mit
58 000 bfr. den höchsten
Preis, während das
Bildnis des Marquis de
Leganes (Nr. 347, 72 '■
58 cm) nur 23 000 bfr-
erreichte und das dritte,
beste van Dyck-Bildnis
zurückgezogen wurde.
Für eine Dorfkirmes von

Adriaen van de Velde

sondere Qualität höchste Beachtung verdient.
Unter dem Mobiliar fallen vor allem größere
Serien von Sheraton- und Hepplewhite-
Möbeln von schönster Erhaltung auf, Stücke,
die vielfach in der Literatur Erwähnung fan-
Haben Sie schon die
„WELTKUNST-
abonniert ?

den. Von größter Bedeutung ein Paar
gotischer Wandteppiche um 1500—1520 mit
religiösen Darstellungen, wahrscheinlich aus
einer Brüsseler Werkstätte; Gegenstücke be-
finden sich in der Kathedrale von Saragossa
und im Metropolitan-Museum in New York.

(Nr. 244, 72 : 85 cm) wurden 46 000 bfr., für eine
Reiterszene von Wouwermans (Nr. 257, 33:
38 cm) 16 000 bfr., für ein anderes Gemälde
desselben Meisters 14 000 bfr. (Nr. 258, 57 '■
75 cm), ebensoviel wie für eine alttestamen-
farische Szene von Franz von Mieris (Nr. 251,
26 : 18 cm), für ein Seestück von Backhuysen
(Nr. 221, 88 : 136 cm) 16 000 bfr., für eine Schä-
ferszene von Dietricy (Nr. 227, 61 : 80 cm)
15 000 bfr., für eine „Verkündigung an die Hir-
ten“ von Pynacker (Nr. 240, 37:49 cm) 11 000
bfr. und für eine Landschaft von Wynants und
Lingelbach (Nr. 260, 104:136 cm) 10 500 bfr-
bezahlt.
Ausführlicher Preisbericht (über
1000 bfr.) folgt.

GEGRÜNDET 1806

GALERIE E.A. FLEISCHMANN

GEGRÜNDET 1806

MÜNCHEN * MAXIMILIANSTRASSE 1
 
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