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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 13 (29. März)
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2

WELT KUNST

Jahrg. V, Nr. 13 vom 29. März 1931

Der leitende Gedanke ist immer, der gast-
gebenden Nation einen Beweis des
kulturellen Hochstandes der eigenen zu
liefern. Mag sehr oft dieses egoistische
Moment vorherrschend sein, so spielt doch
dabei auch der Wunsch eine große Rolle,

politische Mißverständnisse zu beseitigen,
Spannungen zu lösen, die Völker einander
auf einem Gebiete näherkommen zu lassen,
das weder etwas mit Zolltarifen, Meistbegün-
stigungsklauseln noch mit Heeresrüstungen zu
fun hat. Die Pflege der Künste ist eine
wahrhaft friedliche Angelegenheit; sie ge-
deihen nur, wo die Waffen schweigen. So
hat man das Gefühl, als ob auch das Be-
trachten von Kunstwerken friedfertiger mache,
als ob die Versenkung in die hohen Geistes-
produkte eines Volkes jene Stille und Ehr-
furcht in den Herzen der Betrachter erzeuge,
die so bald ein Auftauchen feindlicher,
materialistischer Gedanken nicht erlaube.
Der Kunstaustausch zwischen den Völkern
hat, wo er richtig betrieben wurde, fast immer

Inhalt Nr. i3
Kunstausstellungen im Ausland.1.2
Dr. A. Kuhn:
Die deutschen Kunstausstellungen in
Jugoslavien (m. 8 Abb.).2 3
Dixhuifieme am Berliner Markt (Slg. v.
Goldschmidt-Rothschild),
m. 2 Abb.3
S. Vinaver (v. d. Kgl. Jugosl. Gesandt¬
schaft) Die Kunst in Jugoslavien . . .3,8
Auktionsvorberichte (m. 5 Abb.) .... 4
Auktionsnachberichte.4,7
Auktions-Kalender.5
Preisberichte (alle Preise Slg. Gold¬
schmidt-Rothschild) — Kunst im Rund-
funk . . . 6
Ausstellungen der Woche . . . 7
St. Poglayen-Neuwall:
Norwegische Kunst in Wien.8
Marinettis neues Manifest.8
Dr. F. N e u g a s s :
Moderne Deutsche in Paris (m. Abb.) . 9
Kokoschka in Paris (m. Abb.) . . 11
H. E c k s t e i n : Schulfee-Naumburg
„fördert“ das Handwerk.9
Literatur: Bücher — Kataloge . . 10/11
Das Atlantis-Rätsel.11
FIorentFels: Interviews im Atelier XIV:
Utrillo (m. 2 Abb.).11
Nachrichten von überall (m. Abb.) 12
Unter Kollegen.12

aufklärend und versöhnend gewirkt. Viele
falsche Vorstellungen, Schlagworte wurden
beseitigt. Viele Gruppen von Menschen von
diesseits und jenseits der Grenzen wurden
emander nähergebracht, wurden zu Subjekten
einer guten Politik, nachdem sie in so vielen
Fällen bisher nur Ob-
jekte einer nicht immer
guten Politik gewesen
waren.
Dazu kommt die
ganze Frage des Kunst-
absafees. Der Umfang
des Kunstexporfes
Frankreichs ist off be-
sprochen worden. Die
amerikanischen Privat-
sammlungen sind voll
Bilder des Dixhuifieme
und der großen Im-
pressionisten. Die
amerikanischen Privat-
häuser der Reichen
sind eingerichtet mit
französischen Möbeln,
von den Absafegebieten
auf dem Kontinent
selbst, im Süden und
im Osten Europas nicht
zu reden. Deutschland
hat bisher noch wenig
Möglichkeiten im Kunst-
export gehabt. Gewiß,
die deutsche Graphik
der Vergangenheit wird
hoch bezahlt. Dürer
und die Meister des
frühen Kupferstichs
stehen an der Spifee
der Weltgraphik. Nicht
so das 19. Jahrhundert.
Menzel hat, trofe hoher
Qualitäten, mit seiner
Graphik nur den inlän-
dischen Markt sich er-
werben können.
Es scheint, als ob
besonders für die
zeitgenössische
Graphik eine Wand-
lung sich anbahne. Die
deutschen Graphikaus-
stellungen, die in den
lefeten Jahren in Spa-
nien, der Schweiz,
Frankreich, Holland,
Italien, Süd- und Nord-
Italien, Süd- und Nordamerika gemacht wor-
den sind, hatten fast ausnahmslos einen alle
Erwartungen übertreffenden Erfolg. Die aus-
ländische Presse hat sich eingehend mit ihnen
auseinandergescfet, und auch die Verkäufe
waren fast immer sehr befriedigend. Die


Oskar Kokoschka, Ruth (Lithographie)
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Deutsche Kunst und Architektur, Belgrad
deutsche Kunstausstellung in Warschau vor
zwei Jahren, die neben Graphik auch Aguarell
und Plastik zeigte, fand in der polnischen
Öffentlichkeit den stärksten Widerhall.
Höchst wirkungsvoll sind die deutschen
Kunstgewerbeausstellungen im


Rudolf Belting, Kopf in Messing (1925)
Tete en laiton — Head in brass
Ausstellung —4 Exposition — Exhibition:
Deutsche Kunst und Architektur, Belgrad

Auslande gewesen. So jene in Monza, Paris
und Rio de Janeiro, veranstaltet durch den
deutschen Werkbund. Auch die deutsche Ab-
teilung auf der venezianischen Biennale ist
oft sehr beachtlich gewesen und gab gerade
im lefeten Sommer ein höchst charaktervolles
Bild, was den Angriffen gegenüber fest-
gestellt werden muß, die aus bestimmten
politischen Kreisen gegen sie erhoben worden
sind. Sehr günstig ist die überschau über die
deutsche Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts
aufgenommen worden, die vor einigen Mo-
naten in Stockholm gegeben wurde. Endlich
soll die fruchtbare Arbeit der deutschen Ab-
teilung des Carnegie-Instituts nicht vergessen
werden.
Unter diesen Umständen ist es sehr zu be-
grüßen, daß man auf seinen Lorbeeren nicht
ausruht, sondern energisch weiferarbeitet.
Nach dem Vorbilde der Association franpaise
d’expansion et d’echange ariistique und der
Sociefe d’expansion d’art polonais ä l’etran-
ger ist eine Gesellschaft in Berlin ins Leben

getreten, die sich der Pflege der deutschen
Kunst im Auslande widmet, und zwar sowohl
auf den Gebieten der Musik und des Vor-
tragswesens als auch auf dem der bildenden
Kunst, die „Deutsche Kunst gesell-
schäft“, unter dem Präsidium des Für-
sten v. Schönburg-Waldenburg und des Dr-
Heinrich Michaelis. Führende Persönlich-
keiten des deutschen öffentlichen Lebens
haben sich in ihr zusammengeschlossen, und
es ist zu wünschen, daß die privaten Zuwen-
dungen, die ihr die Tätigkeit bisher ermög-
licht haben, in Zukunft sich immer mehr stei-
gern werden, damit sie ihre hohe Aufgabe
erfüllen kann, nämlich die Völker einander
näherzubringen und der deutschen Kunst im
Auslände jene Stellung zu sichern, die ihr
gebührt. Die von ihr ins Leben gerufene
Ausstellung deutscher zeitgenössischer
bildender Kunst und Architektur in Belgrad,
deren Organisation in den bewährten Händen
von Dr. Alfred Kuhn liegt, erweckt in dieser
Hinsicht die besten Hoffnungen.

Die deutschen Kunstausstellungen
in Jugoslavien


Max Liebermann, Selbstbildnis (1928)’
Portrait de l’artiste — Portrait of the artist
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Deutsche Kunst und Architektur, Belgrad

Absicht war, einen
Überblick zu geben
über den Reichtum des
Lebens auf dem Ge-
biete der deutschen
bildenden Kunst in den
leisten 15 Jahren, und
zwar auf den Gebieten
der Malerei, des Aqua-
rells, der Graphik, der
Plastik in Bronze,
Holz, Porzellan, des
illustrierten Buches und
endlich der Architek¬
tur. Nicht eine Richtung sollte einseitig
zu Worte kommen, auch nicht eine bestimmte
Landschaft oder Stadt. Die drei Künstler-
generationen sollten gleichberechtigt neben-
einander gezeigt werden, die noch immer in
Deutschland lebendig wirkend sind, nämlich
die der Großväter, der Impressionisten, die
der Väter, der Generation, die in den Tagen
des Krieges und der Revolution den stärk-
sten Ausdruck für ihre Zeit gefunden, und
endlich die der Söhne, der Jungen, die seil
mehreren Jahren schon sich um eine neue
Festigung der Formvorstellung bemüht. Be-
wußt wurde es abgelehnt, das Bild der deut-
schen Kunst für das Ausland zu arrangieren,
es liebenswürdig und gefällig zu machen.
Denn der Unterzeichnete ist der Meinung, daß
nur dann die Kunst Aufschluß geben kann
vom Wesen eines Volkes, wenn sie sein un-
geschminkter Ausdruck ist. Verwischt man
ihren nationalen Charakter, der tief begrün-

charaktervolle Kunst weit mehr Aufmerksam-
keit und Achtung bei Fremden erringen, als
eine international geglättete, aus der viel-
leicht jede Härte getilgt sein mag, dafür aber
auch die eigentliche Kraft.
Die Ausstellung zeigt 60 Gemälde,
68 Aquarelle, 113 Graphikblätter von den
Künstlern Barlach, Baumeister, Beckmann,
Caspar, Corinth, Dix, Feininger, Fuhr, Grosz,
Großberg, Großmann, Heckel, Heise, HerbiO’
Heuser, Hofer, Hübner, Jaeckel, KandinskY,
Kanoldt, Kaus, Kerschbaumer, Klee, Klein-
schmidt, Kokoschka, Kollwife, Liebermann,
Macke, Marc, Meid, Moll, Müller, Nauein
Nolde, Orlik, Pechstein, Rohlfs, Schinnerer,
Schlemmer, Schrimpf, Seewald, Sintenis>
Slevogt, Unold, Voll; 39 illustrierte Bücher
von den Künstlern Barlach, Corinth, Geiger,
Grosz, Großmann, Jaeckel, Kokoschka, Lieber-
mann, Meid, Orlik, Partikel, Pechstein, See-
wald, Slevogt, Steinhardt; 23 Plastiken >n

Anregung des jugoslavischen
Berlin und unterstützt von dem

Unter-
für die
Kunst-
Heckel
zur

Auf eine
Gesandten in
deutschen Gesandten in Belgrad, veranstaltet
die Deutsche Kunstgesellschaft
e. V., Berlin, zwei repräsentative Ausstel-
lungen deutscher zeitgenössischer Kunst in
Jugoslawien, die
und am 3. Mai in
den. Im Juni schließt
ausgewählter Beispiele
moderner deutscher
Baukunst in 140 Pho¬
tographien in Split an.
Das Protektorat hat
Prinz Paul von Jugo¬
slavien übernommen.
Dem Ehrenausschuß in
Jugoslavien gehören
neben den obenge¬
nannten Gesandten der
Außenminister und der
Unterrichtsminister an
und eine lange Reihe
bedeutender Persön¬
lichkeiten des künstle¬
rischen und literari¬
schen Lebens des Lan¬
des.
bilden
mann,
Karl
Wackerle
Albiker den Ehrenaus¬
schuß. Leitender Kom¬
missar ist der
zeichnete, dem
Auswahl der
werke Erich
und Max Taut
Seite standen.

In Deutschland
Max Lieber-
Max Slevogt,
Caspar, Josef
und Karl

am 1. April in Belgrad
Zagreb eröffnet wer-
sich eine Schau

det ist in ihrer kulturgeschichtlichen Ge-
wachsenheit, so erreicht man nicht jene über-
nationale Verständigung von Volk zu Volk,
die die grundsätzliche Absicht einer Auslands-
aussiellung sein muß. Wie im Leben der
Individuen viel leichier eine Verständigung
zwischen charaktervollen Persönlichkeiten
erzielt wird, mögen sie aus noch so verschie-
denen Lagern kommen, so wird auch eine

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