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WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 14 vorn 5. April 193j;

es» von Uel>ea?All

Der Kunst-Etat Preußens
Der Preußische Staatshaushaltsplan liegt
jeßt vor und erlaubt die Feststellung von aller-
hand interessanten Einzelheiten. Wie es zu
erwarten stand, zeigt er den Einfluß der Un-
gunst der Gegenwart und ihrer finanziellen
Lage.
In erster Reihe stehen natürlich die staat-
lichen Institute der Berliner Museen.
Ihre Einnahme wird auf 266 460 M. geschaßt.
Weit größer sind die Ausgaben, die u. a. für
das Deutsche Museum und das Pergamon-
Museum, und zwar für die Fertigstellung des
Südflügels und für die Ausstattung des Nord-
flügels bestimmt sind, — insgesamt betragen
die Ausgaben 5 079 000 M. Für das Landes-
museum in Kassel werden 100 000 M. und
für die dortige Gemäldegalerie nur 54 300 M.
aufgewendet.
Die Staatlichen Schlösser und Gär-
ten machen Ausgaben in Höhe von 3 874 420
Mark notwendig, denen eine Einnahme von
I 435 260 M. gegenübersteht.
Der Zuschuß für Kunstschulen und
Akademien beträgt 3 647 050 M., — davon
erhalten die Akademie für Kirchen- und
Schulmusik, sowie die Hochschule für Musik
245 300 M., bzw. 717 880 M. Die Zuwendung
für die Berliner Akademie der Künste beträgt
184 690 M., — für die Vereinigten Staats-
schulen für freie und angewandte Kunst:
820170 M., — für die Deutsche Akademie in
der Villa Massimo in Rom: 63 440 M.
Von Aufwendungen größeren Maßstabes
erwähnen wir noch 90 000 M. für allgemeine
Denkmalspflege und Heimatschuß, — 92 000 M.
für staatliche und 220 000 M. für kirchliche
Denkmalspflege.
Zur Förderung der bildenden Künste —
damit kommen wir zum produktiven Posten
des Kunstetats — stehen 237 500 M. zur Ver-
fügung. Der „Hilfsfonds für bildende Künst-
ler“ beträgt 40 000 M. Im ganzen beträgt die
Summe, die für lebende Künstler aufgewendet
wird, 372410 M., die gegenüber den rund
II 786 000 M. für Kunstschulen, Schlösser,
Gärten und Museen sich bescheiden genug
ausnehmen.
Sächsischer Kunst-Etat
Die Dresdener Künstlerschaft hatte vor kur-
zem bei dem Haushaltsausschuß des sächsi-
schen Landtags eine Petition um Erhöhung des
Kunstetats eingebracht. Wie wir hören, ist
die Eingabe nicht erfolglos gewesen, — die
für Ankäufe von Kunstwerken vorgesehene
Summe ist von 91 000 M. auf 141 000 M. e r -
höht worden.
Das Germanische National-
museum im Jahre 1930
Der soeben erschienene 77. Jahresbericht
des Germanischen Museums in Nürnberg gibt
einen guten llberblick über seine Erwerbungen
im Laufe des leßten Jahres.

Warnung vor Ankauf
Auf der Versteigerung der Sammlung Baron. L . . ■
durch das Auktionsihaus Lene & Go. in Berlin
am 25. März ist die kleine M eißner - Kandier -
Fdlgu'ir ..Mohr mit. Tablett undi Becher“ (Kat-
Nr. 54. .siehe Abbildung) abhanden gekommen. Die

Figur zeigt vioileit.ten Rock und Hose, grünen
Schurz und gelbe Stiefel und, trägt, eine undeutliche
Meißner Marke. Zweckdienliche Mitteilungen über
den Verbleib des Stückes sind an die „Weltkunst“
otler direkt an das Auktionshaus L e u e & C o-,
Berlin, Pariser Platz 3. zu richte».


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Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Aus der frühesten Zeii der Nürnberger
Tafelmalerei, etwa 1360—1370, stammt ein
Bild aus der Legende der hl. Klara. Ein
farbig und linear ungemein bewegtes Abend-
mahl kennzeichne! die künstlerischen Be-
strebungen der Donauschule um 1510.
Ein repräsentatives Bildnis von der Hand des
Nürnberger Akademiedirekfors J. D. Preisler
um 1720 stellt den gelehrten Genealogen Jakob
Wilhelm von Imhof dar. Aus dem 18. Jahr-
hundert vermitteln mehrere Skizzen, darunter
eine von der Hand des bekannten Kremser-
schmidt, einen Einblick in die Werkstatt der
großen Dekorationsmaler dieser Zeii.
Unter den Erwerbungen an plasti-
schen Werken steht zeitlich an erster

Stelle eine bedeutende Nürnberger Haus-
madonna des 14. Jahrhunderts. Dann folgen
vier Lindenholzreliefs in alter Fassung, näm-
lich weibliche Heilige von einem Tiroler oder
Kärntner Bildhauer aus dem Anfang des
16. Jahrhunderts, die auf der Auktion Figdor
erworben wurden. Das Gros wird bestritten
durch dekorative figürliche Plastik des
Barock und Rokoko: Engel und Putten von
den Altaraufbauten der Bendel, Permoser,
Straub und anderer Bildhauer.

In der Abteilung der kunstgewerblichen
und kulturgeschichtlichen Denkmäler ist be-
sonders die Sammlung von Kostümen er-
freulich bereichert worden. Die wertvollste
Erwerbung bildet ein karolingischer reich ver-
goldeter Sporn, der im Hambacher Wald bei
Jülich gefunden wurde. — Münzen und Me-
daillen, ferner Kriegs- und Jagdwaffen wur-
den erworben.
Die Bestände des Archive? ver-
mehrten sich um einige z. T. geschenkte,
z. T. angekaufte Wappenbriefe; die Biblio-
thek bedachten Verleger und Privatpersonen
mit wertvollen Gaben, außerdem wurden
2 Handschriften und eine Reihe alter Drucke
angekaufi.

Einen schönen Zuwachs an Handzeich-
nungen alter Meister, darunter die Visierung
eines gotischen Sakramentshauses für die
Jakobskirche in Straubing, erfuhr das
Kupferstichkabinett. Holzschnitte,
Kupferstiche und Radierungen, Lithographien,
historische Blätter, Stadtpläne und Prospekte
bilden in kunst- und kulturhistorischer Hin-
sicht reiches neues Illustraiionsmaterial zur
Geschichte deutscher Kunst und deutscher Art.
Im Berichtsjahre veröffentlichte das Mu-

seum einen Sammelband mit 100 Ab-
bildungen von seinen Kunstwerken und Innen-'
räumen.
Der Ring der Frangipani
in Frankfurt a. M.
Eine Reihe von wichtigen Illustrationen hatte
Hans Thoma seinerzeit für Henry Thodes,
des Heidelberger Kunsthistorikers, Dichtung
„Der Ring des Frangipani“ gezeichnet. Bei
diesem Ring handelte es sich um ein Werk der
Frankfurter Goldschmiedekunst, der dem ve-
nezianischen Grafen Christoph von Frangipani,
der um 1500 lebte und ein wechselvolles
Schicksal hatte, gehörte und in seinem Leben
eine Rolle spielte. Dieser Ring nun war nach
langer Verschollenheit in Italien wieder aufge-
funden worden und in den Besiß von HenrY
Thode übergegangen. Nunmehr ist dies somit
in mehr als einer Hinsicht bemerkenswerte
Stück in den Besiß der Thoma-Samm-
lung und -Gesellschaft in Frankfurt am
Main übergegangen, die eine größere Zahl
von Gemälden usw. Hans Thomas ihr eigen
nennt, die sich aus den Beständen der Samm-
lungen Dr. Otto Eiser und Eduard Küchler zu-
sammenseßt.
Ulm erwirbt einen Hofer
Aus der teßte.n Hofer- Ausstellung der
Berliner Galerie Flechtheim hat das
Museum der Stadt U1 m das Gemälde
„Trunkene Frau" erworben.
Rudolf Großmann in Paris
In der Pariser Galerie Jean ne
C a s t e 1 wird am 15. Mai eine Ausstellung
der Werke von Rudolf Großmann eröffnet
werden.
Englische Malerei
In der Berliner Lessinghochschule hielt Prof-
Emil Waldmann einen Vortrag über die
englische Malerei. In geistreich anregender
Weise suchte er das allgemeine Problem des
Verhältnisses zwischen soziologischer und
künstlerischer Sphäre an diesem Spezial-
beispiel zu klären. An Turner, dem Prä-
raffaelitismus und dem dekorativen Impressio-
nismus neuerer Zeit ließe sich die eigentüm-
liche Spannung von altem und neuerem Bour-
geoistum aufzeigen, die für die Entwicklung
der englischen Malerei charakteristisch sei, --
von der Traditionsgebundenheit führe sie zum
haltlosen Eindrucksmenschen voll seelischer
Labilität.
Abendbesuch
in den Staatlichen Museen
Das Kupferstichkabinett der
Staatlichen Museen, dessen Studien- und
Ausstellungsräume bisher wie die Schausamm-
lungen der anderen Abteilungen um 3 Uhr
geschlossen wurden, soll künftig auch in den
Abendstunden zugänglich gemacht werden-
Und zwar soll, solange die künstliche Beleuch-
tung der Sammlungsräume und des Treppen-
hauses im Neuen Museum noch nicht fertig-
gestellt ist, während der heiteren Jahreszeit,
also etwa vom 1. Mai an, das Kupferstich-
kabinett an mehreren Wochentagen wenig-
stens bis zum Eintritf der Dunkelheit geöffnet
bleiben. Damit geht ein off geäußerter Wunsch
des Publikums seiner Verwirklichung ent-
gegen.


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Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
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