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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 16 (19. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0189
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DIE WELTKUNST

11


, Ir nennen nur den doppelhenkligen Deckel-
ru9 aus der ehemaligen Nugent-Sammlung
f|°n 1679, die Charles I.-Schale von 1638 oder
le Queen Änne-Bowle von James Fraillon
on 171J neben kostbarem Schmuck und
°sen des 18. Jahrhunderts.
Antike, Islam, Mittelalter
London, Vorb. 4.-5. Mai
Mit der Sammlung Mme M. C. K. Sur-
^Ock, Cairo, bringt Sotheby & Co. am
■ und 5. Mai einen außergewöhnlich reich-
nltigen, wissenschaftlich aufgebauten Bestand
u Werken der Antike, des Islam und des
melalters zur Versteigerung. Unter den
nhken Skulpturen nehmen ein alexandrini-
• Marmorkopf des dritten vorchristlichen
®urhunderts, der Torso einer Artemis in
Mischern Marmor, eine Aphrodite-Figur und
P°r allem die etwa 38 cm hohe, nur in diesem
.Xemplar bekannte Bronze-Statuette des Ju-
her Heliopolifanus aus dem zweiten Jahr-
undert die erste Stelle ein. Es folgen eine

biet mehr, wie die Ergebnisse dieser Auktion
zeigen. Eines allerdings ist unwiederbringlich
dahin und das sind die Phantasiepreise der
Inflation für mittlere Werte, die auch heute von
den großen Preisen für die großen Stücke
nicht mehr mithochgerissen werden können,
aber im Verhältnis zu den Friedenspreisen
auch durchaus angemessen bezahlt werden.
Der höchste Preis, den Graupe erzielte,
war 3800 M. für das zweiseitige Gedicht
Goethes von sechs vierzeiligen Strophen.
Die „Tröst-Einsamkeit“ brachte ihres schönen
Halbmaroguin-Einbandes wegen (Nr. 14)
880 M.; die Gedichte der Droste von 1838 un-
beschnitten im Originalumschlag (Nr. 52)
kosteten 300 M.; „Das Römische Carneval“
(Nr. 109) erreichte den Rekordpreis von
2650 M.; die Luxusausgabe des „West-öst-
lichen Divan“ (Nr. 113) auf starkem Karton in
einem Ganz-Maroguinband d. Z. 1660 M.; der
erste Göß (Nr. 127) 1760 M.; der erste Druck
der „Räuber“ (Nr. 453) 1950 M.; der Luxus-
druck des „Teil“ mit Kupfern 500 M. (Nr. 466).
Troßdem die Kinder- und Hausmärchen der
Biüder Grimm (Nr. 207) hier in keinem tadel-


Peter Paul Rubens, Satyr und Nymphe mit Fruchtkorb
Satyr et nymphe avec panier ä fruits — Satyr and nymph with fruit basket
106 : 84 cm — Collection Graf Moltke — Kat. Nr. 110
Versteigerung — Vente -— Sale:
V. Winkel & Magnussen, Kopenhagen, 1. u. 2. Juni 1931

^r°6ere Serie von Gemmen und Kameen,
lj1*oerzeug aus dem 3. Jahrh. v. Chr.., ägyp-
^c*>e Antiguitäten in Fayence, Bronze und
q über eine Abteilung koptischer Stoffe
^e|angf man zu den islamischen Arbeiten,
V/erken der Zierkunst von höchster Vollendung
pIe den. beiden Moscheetüren, Rhodesischen
Otericen von se^ener Qualität und einer An-
^u.’' farbenprächtiger Textilien, wie einem
L°stlichen persischen Tierteppich des 17. Jahr-
y,lr,derts und türkischen Knüpfereien. Die
^Steigerung verspricht auf ihrem Gebiete
n interessantes Ereignis zu werden.

Aulfionsnctchberichte
Bibliothek Dr. Kauffmann
Berlin, Nachb. 13./14. April
(Vorb. in Nr. 14, S. 4)
F-'e?.*e Versteigerung der Bibliothek Dr.
f> ’x Kauffmann, Frankfurt a. M., bei
dPn^t Graupe brachte nach den vielen Be-
limf n> die man 9e9en den Verkauf einer so
in .9nSreichen Sammlung deutscher Literatur
eSsa’eser Zeit gehört hatte, eine höchst inter-
Qr a9r,te angenehme Enttäuschung. Paul
bp Pe konnte ganz außerordentlich hohe
inife!se für die Hauptstücke erzielen und da-
e'nen Erfolg buchen, der in gleicher Weise
Qq Anziehungskraft dieser Sammlung, der
Aqu-ät der großen Stücke und dem Ruf des
'onshauses zuzuschreiben ist. Wenn noch
9olpVlei über den Niedergang des Sammel-
s0 ’etes der deutschen Literatur geklagt wird,
fgq^igt sich an diesem Beispiel ganz ekla-
tjqq’ "'ie sehr es darauf ankommf, was auf
b|jn Markt kommt und wer es auf den Markt
SiSj ■ Die richtigen Käufer kommen eben
bie dann, wenn im richtigen Auktionshaus
Venj r'chfigen Stücke aus der richtigen Pro-
deuf611? ausgerufen werden. Dann ist auch
SCae Literatur kein vernachlässigtes Ge-

fre.ien Exemplar vorlagen, ist doch der Kauf-
preis von 1000 M. nicht hoch zu bezeichnen,
was wieder nur ein Beweis dafür ist, daß selbst
bei solchen Raritäten nur tadellose Exemplare
auf wirklich hohe Preise rechnen können.
Enorm ist der Preis von 900 M. für das „Lie-
derbuch dreier Freunde“ (Nr. 398), allerdings
für ein Prachtexemplar, kaum beschnitten mit
Originalumschlag. Die Fürsten-Ausgabe von
Wieland in Quart kostete in Halblederbänden
d. Z. 600 M. (Nr. 536); die gleichzeitige Oktav-
ausgabe in Ganzmaroguin-Bänden d. Z. aber
eben so viel (Nr. 538). — Von den illustrierten
Werken verdient der Kehler-Voltaire (Nr. 765)
genannt zu werden, der in einem Maroquin-
exemplar von 72 Bänden vorlag und 6000 M.
brachte.
Ausführlicher Preisbericht folgt.
Farbstiche
New York, Nachb. 19. Febr.
Die von den American Art Asso-
ciation-Anderson Galleries am
19. Februar veranstaltete Versteigerung von
Ölgemälden und Farbstichen brachte für
200 Nummern ein Gesamtergebnis von $7255.
Ein modernes farbiges Mezzotintoblatf nach
Botticelli erzielte $400 (Nr. 72, Schwarß Gal-
leries), ein Jachtrennen von M. F. H. de Haas
$250 (Nr. 138, F. Bucher), zwei andere Jacht-
Bilder von John E. C. Petersen $375 (Nr. 141,
Mr. E. S. Cushman) und $ 275 (Nr. 142,
F. Bucher).
Samuel Pepys-Sammlung
London, Nachb. 1. April
Die Versteigerung des Nachlasses von
Samuel Pepys, der bisher in Cambridge auf-
bewahrt wurde und dessen mannigfacher In-
halt vielfach in der einschlägigen Literatur er-
wähnt und diskutiert worden ist, hatte bei
Sotheby & Co. ein Resultat von bemer-
kenswerter Höhe, — das Gesamtergeb-
nis betrug .£9 520 10 sh. Die Hauptpreise

waren die folgenden: Nr. 5, das Bildnis Sa-
muel Pepys’ von Godfrey Kneller, 74 : 61,5 cm,
wurde von Spink für 1750X' erworben. —
Nr. 18, die Privat-Korrespondenz und ver-
schiedene Papiere von S. Pepys, insgesamt
über 600 Briefe und Dokumente aus den
Jahren 1697—1703, in 4 Bänden, kam auf
1600 £ (G. Wells), ein Preis, der auch durch
das Vorhandensein von Kneller- und Newton-
Aulographen hier erklärt wird. Es ist,
nächst seinem „Tagebuch“ die beste Quelle
für seine Biographie. — Von den Antiquitäten
brachte Nr. 2, eine' sehr schöne Deckelschale
Charles II, London 1671, H. 15,2 cm, 1500.V
(Crichton).
Außer diesen Hauptpreisen sind auch die

folgenden Ergebnisse interessant:
Nr. £
3 Pepys Präsentierteller, Charles II,
mit dem Wappen Samuel Pepys’,
London 1678, D. 31,7 cm (Käufer:
Crichton).900
8 Sir Godefrey Kneller, Porträt Ja-
mes II, 127:101,6 cm (Collins &
Collins).800
19 Amtliche Korrespondenz von S.
Pepys, 449 S., 1662—1679 (Maggs) 820

LITERATUR

Kataloge
Csellius, Berlin
Der Antiquariats - Katalog 407 der bekannten
Berliner Firma G s e 11 i u s enthält Theologie, Ju-
daica und Kirchenrecht, dabei u. a. die Bibliothek
des verstorbenen Direktors des Luther-Museums in
Wittenberg, Konsistorialrats Professor Jordan. I111
einzelnen sind die über 7000 Nummern nach den Ge-
bieten Religionswissenschaft und Kirchengeschichte
mit Unterabteilungen für Bibel Ausgaben, Jesuiten,
Lithurgik und llymnologie, Mission, Palästina, Papst-
geschichte und die weiteren Hauptgebiete Judaica,
orientalische Religionen, Kirchenrecht, Zeitschriften
und Sammelwerke geordnet.

Mathias Lempertz, Bonn
Das umfangreiche Verzeichnis klassischer
Philologie und Altertumskunde von Mathias
L e m p e r t z in Bon n (Antiquariatskatalog 299) ent-
hält klassische Philologie und Altertumskunde mit
über 4000 Nummern. Die erste Abteilung, die Allge-
meines, Zeitschriften und Sammelwerke enthält, führt
Seltenheiten wie die „Acta Sanctorum“ (Nr. 2) und
die Quart-Serie der „Monumenta Germaniae historica“
auf (Nr. 55). Im übrigen gibt der Katalog eine
überreiche Fülle von Textausgaben der klassischen
Schriftsteller, fast durchweg in billigeren Gebrauchs-

Ausstellungen

Künstler unter sich
Die Berliner Secession haf unfer
dieser Devise eine sehr hübsche Ausstellung
veranstaltet, die in der Hauptsache Künstler-
Selbstporfräfs oder Bildnisse von befreun-
deter Hand enthalten. Nur seifen kommt ein
genremäßiger Zug zum Vorschein; so wenn
Pechsfein sich mit Frau und Kind im Tessin malt;
oder Schoff sich in Gesellschaft von jungen
Mädchen präsentierl. Im allgemeinen aber
macht sich ein gemäßigt repräsentativer Zug
geltend, der gewissermaßen in den Vorhof
der Akademie führt. In einigen wenigen
Fällen schlägt das Innere- durch das Alltags-
gehaben hindurch. So, wenn Schmidt-
Rottluff sich mit seiner Frau darstellf, oder
wenn Lesser Ury seinen Romanfikertypus
porträtiert, oder wenn Spiro Ludwig Hardts
dramatische Gestikulation akzenfuiert. In
monumentalisierender Genauigkeit gibt Rudolf
Levys Porträt die Persönlichkeit Hans Purr-
m a n n s wieder. In legerer, freundschaft-
licherer Weise porträtiert Ernst die Züge
Willy Jaeckels, der seinerseits wiederum
Fritsch gemalt hat. In zwei recht schönen
Arbeiten hat J. Pascin Alfred Flechfheim und
den Maler Isaac Grünewald konterfeit. Am
beträchtlichsten aber wirken L. Corinths
Selbstbildnis (1924) und ein Porträt des Malers
Artur Degner (1925), — mit Recht hat man
ihnen den Hauptplaß im großen Saal ein-
geräumt.
Von den Plastiken sind neben den
Porträts von Pascin und Trübner von Elkan
hervorzuheben H. Isensteins Porfräfskizze
Alfred Döblin, Aug. Kraus’ Reliefkopf Zilles,
Thoraks Arbeiten, u. a. sein Selbstbildnis, und
endlich das Bronzeporträf Prof. Mayer-Mahr
von Sophie Wolff.
Diskussion um Döblin
Diese Secessions-Ausstellung hat sehr
gegen den Willen ihrer Veranstalter den
Anlaß zu einer Polemik gegeben, die in
der verschiedensten Richtung von Interesse
ist. In der Eröffnungsrede hatte Dr. Alfred
Döblin, der bekannte Romancier, sich in
scharfer Form gegen die moderne bildende


Jacob van Ruisdael, Wasserfall
La chute d'eau — The waterfall (Hofstede de Groot Nr. 234, Rosenberg Nr. 174)
68 : 54 cm — Collection Graf Moltke — Kat. Nr. 113
Versteigerung — Vente — Sale:
V. Winkel & Magnussen, Kopenhagen, 1. u. 2. Juni 1931

ausgaben. Thomas von Aqu'111 ist auch mit der wert-
vollen römischen Gesamtausgabe, die .1892 zu er-
scheinen begann, übrigens gleich in zwei Exemplaren
vertreten (Nr. 1856 u. 1857).
J. Franks Antiquariat, Würzburg
Die neue Liste des Würzburger Antiqua-
riats-Anzeigers Nr. 166, herausgegeben von
J. Fr ank ’s Antiquariat, Ludwig Laza-
rus in W ü r z b u r g , enthält Historisches und
Kulturhistorisches, Künstlerisches und Literarisches
aus verschiedenen Ländern. Besonders gut vertreten
sind die Kapitel Alchemie usw., England, Italien,
Militaria,- Orientalia.
Henri Bihn, Paris
Eine hübsche Sammlung von alten Stichen ist in
dem Catalogue de Gravures anciennes von
Henri Bihn, Paris (8 e), verzeichnet, in dein
sich auch viel kulturhistorisches Material neben Por-
träts und Sportbildern findet.

Kunst gewandt und sie, im Gegensaß zur Ai;-
ciiitektur unserer Zeit, für durchweg belanglos
erklärt. Dieser Standpunkt, der in der Tat
für die Eröffnung einer Gemälde-Schau er-
staunlich ist, hafte naturgemäß bei den Mit-
gliedern der Secession lebhaften Protest her-
vorgerufen. Und so wurde am 16. April ein
Diskussionsabend veranstaltet, der
das Problem: „Hat die Malerei heute noch
eine kulturelle Bedeutung?“ zum Gegenstand
hatte. Den einleitenden Vortrag hielt Dr.
Alfred Gold, der bei aller Liebenswürdig-
keit in der äußeren Form doch scharf mit
Döblin ins Gericht ging, — mit Recht und
Nachdruck vertrat er die These von der Un-
sterblichkeit des Kunstliebhabers und des Bil-
derfreundes. — Die folgenden Redner ließen
 
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