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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 18 (3. Mai)
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12

DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 18 vom 3. Mai 193?




Margraf & Co. in neuen Räumen

Interieur mit französischen Gobelins
Margraf & Co., Berlin

Zwei Krieger, Persien, achämenidiscli
Deux guerriers, Perse, achemenide — Two warriors, Persia
Früher Collection M. & R. Stora, Paris
Angekauft vom Louvre, Paris
Acquis par le Müsce du Louvre

Übersiedelung der Firmen van Diemen—Dr.
Benedict nunmehr auch die zu Berlins bedeu-
tendsten Antiguitätenhäusern zählende Firma
Margraf & Co., die soeben in den umfang-
reichen Erdgeschoßräumen des Hauses
Bellevuestraße 6 ihre hochinteressanten
Ausstellungen eröffnet, angeschlossen. Gegen-
über den bisherigen hallenartigen Sälen Unter
den Linden bedeutet diese Verlegung eine
zweifellose Steigerung der Schaustellungs-
möglichkeiten in bei weitem intimeren, harmo-
nisch abgeschlosseneren Räumen, die die er-
lesenen Sammlungen alten Kunstgewerbes mit
ihren hervorragenden Einzelstücken zu beson-
ders schöner Eigenwirkung kommen lassen.
Die günstige Raumeinfeilung hat es ermög-
licht, die Kunstwerke in geschlossenen, ge-
schmacklich und zeitlich einheitlichen Gruppen
zusammenzustellen, Interieurs zu schaffen, die
vom prunkhaften Wandteppich bis zum klein-
sten kunstgewerblichen Zier- und Gebrauchs-
gegenstand herab eine geschmacklich mo-
derne, stilistisch echte Variation der Kunst-
gesinnung verschiedener Zeiten vermitteln. Die
vorderen Räume sind dem Dixhuitieme Vor-
behalten: hier findet man die unübertrefflich
schöne Serie der Jagdaubussons von
Grelle! (siehe Abbildung), kostbare fran-
zösische Möbel, einen schönen Sekretär und
einen großartigen Diplomatensekretär um 1800
von David Roentgen. Anschließend ein dem
17. Jahrhundert vorbehalfener Raum mit einer
Serie von Brüsseler Gobelins mit Szenen aus
den spanischen Erbfolgekriegen, deren reife
harmonische Farbigkeit und einzigartig feine

Caspar David Friedrich
Der Frankfurter Kunstverein pla*1^
als Hauptveransfaltung für das Goethejah1
1932 eine umfassende Ausstellung des Lebens'
Werks von Caspar David Friedrich in del*
Monaten August—September des nächster*
Jahres. Museen, Galerien, Kunsthandlung611
und Private, die sich im Besiß von Werke*1
Friedrichs (Gemälde, Zeichnungen, Aquarell6
und Druckgraphik) befinden, werden höflich5
gebeten, dem Frankfurter Kunstverein (Frank'
furt a. M., Junghofsfr. 8) baldmöglichst Nach'
richt zukommen zu lassen und sich zu eine*
Herleihung ihres Besißes für den oben anO6'
gebenen Zeitraum bereit erklären zu wolle*1'

Alt-Liibecker Plastik und
spätmittelalterl. Malerei
Die Berliner „Kunst geschieh!'
liehe Gesellschaft" brachte in ihr6
leßten Sißung den Vortrag eines t’6'"
deutenden auswärtigen Kunstforschers. Trj
war der durch seine segensreiche Tätigt*61
als. Museumsleiter wie auch durch sein6
Studien über niederdeutsche Kunst bekannt6
Lübecker Museumsdirektor Dr. C. G. H e i 5 6'
der viel zu dem regen Kunsfleben Lübeck5
beigetragen hat. Das Thema hieß: „F o 1'
s chung s Probleme auf dem Gebiet dej
lübeckischen Plastik und Maler6
des späten Mittelalter s“.
Dr. Heise zeigte verschiedene Grupp611
liibeckischer Kunstwerke, um eindringlich Z**
Revision kunsthistorischer Methodik 71
mahnen. Mit Recht forderte er, daß die Z*1'
Weisung mittelalterlicher Kunstwerke an t*6'
stimmte Künstler — heute fälschlich a
Pflicht des Forschers erscheinend — durchs*1 j
Ausnahme und nicht Regel sein soll. Selb5^
ziemlich berechtigt aussehende Zuschreibu*1
gen verbauen vielfach unnötig den Weg 7
besserer Erkenntnis. Und die Arbeit gle*cL
gerichteter Forscher besteht schließlich z. /
im unfruchtbaren Einreißen und Wiederau1
bauen von Opus-Zusammenstellungen. V
sollten vielmehr zunächst eindringlich 01j
Einfluß-Sphären ermittelt werden, ,jllx
Kunstwerke, die nicht zweifelsfrei Werke b6'
stimmter Meister sin°7
nach ihrer Verwand*^
schäft mit den beka*1*1
ten Werken zwang*0’
gruppiert werden.
Der Vortragende, def
energisch die H-61^
kunft der lübeckisch6
Steinplastik aus W c s *'
f a 1 e n befürwort6*6.’’
zeigte Typen wie 0,6
Darssow- und 01
Niendorfer Madon*13,7
denen er Plastik 0,1
schloß, die teils ein63
von beiden, teils b6’
den Hauptwerken nah
sieht.
Berechtigtere
Schreibungen an b6
stimmte Meister ließJL
Heise erst von
Renaissance ab g6^ jj
wo die Persönlichk6^
ja überall in den V01
dergrund trat. So ze*9’
er zuleßt neu zum ö
samtwerk tretende A*
beiten von B. DreY6
und J. Reyge. {
Lübeckischer
gebührt besondere 11
achtung: die an
delsbeziehungem rC1ue
Hansestadt verrn<)6|,
die verschiedenen
seestaaten mit ^unefi,
werken zu versorö ,
was auch, wie der v
trag erneut ergab, r6’-ag
lieh geschah, so <T.„
oft —. bei Bef*6 fi
schung lübeckis6 ,p
Kunstschaffens '',P1U
Lübeck entstand6 ft
Kunstwerke an f6,.1(J.
Orten erkennbar 51 t-[.
Dr A-

V.
Deutsche Graphik und Zeichnungen des
XIX. Jahrhunderts

LITERATUR
Kataloge
Gilhofer &. Ranschburq, Luzern
Katalog Nr. 27 von Gilhofer & Rausch-
burg in Luzern enthält eine Sammlung schöner

Porträts. Die erste Abteilung: Amerika nennt unter
Nr. 3 ein farbiges Aquatintablatt mit dem Porträt
Benjamin Franklins und unter Nr. 24 einen ausge-
zeichneten Abdruck des seltenen Porträts des General
Tarleton nach Reynolds, ein Hauptwerk der eng-
lischen Porträtkunst des 18. Jahrhunderts. Dann
folgen Porträts von Herrschern und Fürstlichkeiten,
nach Ländern geordnet, u. a. mit dem schönen Stich
Ludwigs XIV. von J. Falck gestochen (Nr. 65); dem
Mezzotintoblatt der drei englischen Prinzessinnen
nach Gainsborough von Dupont (Nr. 76), Gustav
Adolf (Nr. 102). Wundervolle Blätter enthält die
Liste der Frauen- und Herrenporträts. So den zwei-
ten Zustand der Viscountess Beauchamps (Nr. 114);
der Maria Cosway von Green (Nr. 120) usw. Zum
Schluß sind eine Reihe von Schweizer Porträts auf-
geführt.
Dieselbe Schweizer Firma bietet in ihrem
Lagerkatalog Nr. 28 eine, ausgewählte Sammlung von
seltenen Kupferstichen, Radierungen
und Holzschnitten alter Meister des
15. bis 17. Jahrhunderts an. Der reich illustrierte,
schöne Katalog beginnt mit Werken von Heinrich
Aldegrever. Von Jost Ammann finden wir unter
Nr. 30 das berühmte große Holzschnitt-Exlibris für
Melchior Schedel mit dem Mohren im weißen Feld
und der Frau mit dem Keuschheitsgürtel. Die nächste
Nummer verzeichnet die große Allegorie auf den
Handel ohne Adresse und Datum, aber mit Text.
Dann folgen anonyme Holzschnitte des 15. und

16. Jahrhunderts und bei Nr. 36 beginnt eine Reihe
wundervoller Blätter von Baccio Baldini. Die voll-
ständige Folge von H. S. Behams zwölf Aposteln
liegt in frischen frühen Abdrucken vor (Nr. 45).
Unter Nr. 66—77 finden wir Arbeiten von Stefano
della Bella. Außerordentlich selten ist das figuren-
reiche Hauptblatt „Der heilige Christophorus“ von
Hieronymus Bosch in einem prachtvollen Abdruck
(Nr. 82). Eine Kostbarkeit hohen Ranges ist auch
das Clair-Obscur-Blatt „Der heilige Georg“ von Hans
Burgkmair d. Ae. (Abbildung nebenst.). In derselben
Technik sind die Holz-
schnitte von Antonio Maria
Zanetti hergestellt (Nr. 115
bis 119). Unter den Blättern
von L. Cranach d. Ae. er-
wähnen wir die „Ruhe auf
der Flucht“ (Nr. 120); be-
sonders den braun und
schwarz gedruckten Chri-
stophorus (Nr. 124), den
heiligen Georg (Nr. 125)
und das Turnier mit Sim-
son und dem Löwen
(Nr. 127). Hervorragend ist
die anschließende Dürer-
Sammlung mit dem Meer-
wunder (Nr. 139) in wun-
dervollem, tiefem Abdruck,
der Madonna mit Sternen-
krone und Szepter (Nr. 133),
der von zwei Engeln ge-
krönten Jungfrau (Nr. 134),
der Madonna mit der Birne
(Nr. 135) und einem wun-
dervollen Exemplar der
Melancholie (Nr. 140). Von
den Dürer-Holzschnitten ist
die seltene Folge der
großen Passion von 1511
mit dem lateinischen Text
unter Nr. 145 auf geführt,
und Nr. 148 bringt die voll-
ständige lateinische Text-
ausgabe vom Marienleben;
Nr. 157 den heiligen Hiero-
nymus im Zimmer in einem
Abdruck von unberührter
Frische und tadelloser Er-
haltung. Die schönsten
Blätter von van Dyck sind
die eigenhändigen Porträt-
radierungen des Erasmus
von Rotterdam (Nr. 162),
von Frans Franck (Nr. 163).
Paul Pontius (Nr. 164) und
Frans Snyders (Nr. 165).
Bei den Arbeiten Lucas
van Leydens ist die Radie-
rung ,(Fräu Potiphar ver-
klagt Josenh“ hervorzu-
heben, von Meckenem „Der
Tanz der Salome“ und
die Beweinung Christi.
Rembrandt ist mit hervor-
ragenden Blättern ver-
treten, so u. a. mit einem
predigenden Christus mit
dunklem Grat (Nr. 219), dem
betenden David (Nr. 218), der Windmühle (Nr.. 228 a)
und der Landschaft mit dem Kahn (Nr. 229). Die alte
Graphik schließt mit dem großen Turnier von Martin
Zasinger (Nr. 247). Aus der Reihe der neueren gra-
phischen Arbeiten heben wir Werke- von Eugene
Carriere hervor (Nr. 255—57), das sitzende Mädchen
von Mary Cassatt (Nr. 260), die große Reihe der Dau-
miers (NrN. 274- 332); ein besonders schönes Blatt
von Legros (Nr. 351); einen wunderbaren ProbedrucK
der Matisse-Lithographie (Odaliske assise) (Nr. 3b3)
und die vielen schönen Arbeiten von Pennell (Nr. 374
bis 387). Den Schluß bilden kostbare Blätter von
Whistler und Anders Zorn (Nr. 404—410).
Bowes & Bowes, Cambridge
Bücher aus verschiedenen Wissensgebieten bringt
der Katalog Nr. 56 von Bowes & Bowes-Cambridge.
Er beginnt mit einer Reihe von Zeitschriften, dann
folgen Werke über Ackerbau, darunter auch seltene
Journale wie die (Nr. 67) „Philippine Agricultural
Review“. Die Abteilung Anthropologie und Ethnolo-
gie enthält u. a. sämtliche Teile des kostbaren „The
Golden Bough“ von Frazer (Nr. 133). Nach einer Serie
von Werken über Biographie und Reisen kommen
biologische Arbeiten an die Reihe. Die umfangreichere
Sammlung Botanik enthält unter Nr. 310 die kostbare
„Flora Londinensis“ von Wm. Curtis von 1835 in fünf
Bänden. Werke über Chemie und Physik, Ethnolo-
giq, Gartenbau und Waldwirtschaft, Geologie und
Metallurgie, Molluscen, Ornithologie folgen.

Hans Burgkmair, Hl. Georg
St. Georges — St. George
Clair-Obscur —- Kat. 28
H. Gilhofer & H. Ranschburg, Luzern

(Nr. 262) den höchsten Preis mit 720 M.
So brachte dieser dritte Versteigerungstag
einen frohen Ausklang gerade mit den Auk-
tionen, deren Ergebnis wohl im Voraus am
unsichersten erschienen war. E. T d t.

Detailbehandlung die Aussage bekannt61
Kenner, daß hier vielleicht die erhabenste*1
Meisterwerke der Teppichwirkerei vorlieg6*1’
bestätigt. Es folgt ein italienisches Renais'
sance-Zimmer, das neben seinen einwand'
freien frühen Möbeln durch eine größere Reih6
von Bronzen, darunter zwei Türklopfer v°rl
Sansovino und Roccatagliata sowie Figure*1
von Alessandro Vittoria, Riccio u. a. glänzt-
In den hinteren Räumen Möbel und Kunst'
gewerbe verschiedener Zeiten, überraschend
die wundervollen Bestände an Tafel'
silber: neben russischen Arbeiten aus de**1
Besiß Pauls II. vor allem ein vielschichtig65
Material des mit Recht besonders bevorzugt611
englischen Silbers des 18. Jahrhunderts m11
einzigartig schönen Einzelstücken und S61'
vicen, ferner größere Serien Wiener Silbe1'
arbeiten aus österreichischem Fürstenbesife»
Besonders hervorzuheben sind auch die P**1'
zellane, einige Augustus Rex-Vasen un0
Zierstücke wie die großen Meißener Schn66'
ball-Vasen, die für Friedrich den Großen au
dessen Bestellung angefertigt wurden und b*5
zum Kriegsende im Alten Palais in Pofsda**1
standen. Kollektionen alter Gläser, Textil*6*1
und vor allem Wandteppiche, die zu den vo*1
der Firma seit jeher mit großem Glück <J6'
pflegten Spezialgebieten rechnen, vervollstäf*'
digen den Eindruck dieser Ausstellung, die z*1
den gepflegtesten und geschmacklich erlesen'
sfen Dauerinstitutionen des Berliner Kunst'
Viertels gerechnet werden darf.

(Fortsetzung von S. 10)
Moreau (Nrn. 164a, b) mit 7100 M. den
höchsten Preis.
Von den niederländischen Zeich-
nungen waren gewisse Raritäten sehr be-
gehrt. Die Hauptmeister Rembrandt und Ru-
bens waren freilich nicht eben glücklich ver-
treten. Von Ruisdael erwarb das Berliner
Kabinett die Ansicht von Rhenen (Nr. 210) für
1900 M. Der bessere der beiden Doomer
(Nr. 55) ging auf 1700 M. Zu erwähnen ist
hier noch der Preis für die Urs Graf-
Zeichnung Nr. 96 (2100 M.), sowie der für das
seltene H i r s c h v o g e 1 - Skizzenblatt Nr.
122 (2800 M.).
Das Ergebnis dieser Versteigerung war
durchaus befriedigend. Es wurde durchschnitt-
lich viel lebhafter als an den beiden ersten
Tagen geboten, und die kauffreudige Stim-
mung hielt über die ganze Sißung hin an.

eckerporträt“ (Nr. 122) ging auf 1500 M. (Ber-
liner Sammler). Eine Breslauer Sammlung
sicherte sich das Doppelblatt von Philipp Veit
(Nr. 130: 1600 M.J. Bei der Graphik erreichte
der Probedruck „Verfolgung“ von Menzel

Die Auktion am leßten Nachmittag hatte
viele Spezialsammler herbeigezogen und war
so gut besucht, wie die entsprechenden Ver-
anstaltungen in den Zeiten der besten Kon-
junktur vor einigen Jahren. Es verdient be-
sonders erwähnt zu werden, daß vom Aus-
land außer einigen schweizerischen Händlern
noch ein amerikanischer Privatsammler an-
wesend geblieben war, der sich lebhaft am
Bieten beteiligte und dem Vernehmen nach
nicht nur für sich, sondern auch für ein ameri-
kanisches Museum Blätter der Hauptmeister
erstand. Es war höchst erfreulich, zu sehen,
daß diese feine deutsche Kunst, die inter-
national ja bekanntlich kaum Bedeutung hat,
sich bei zeitgemäßer Taxierung flott verkaufte,
und daß auch verschiedene Museen als Käufer
teilnehmen konnten. Die beiden reizenden, im
Katalog abgebildeten Kobell-Aguarelle Nr. 66
und 67 wurden im Auftrag bis 750 M. und
700 M. gesteigert, die schönste Olivierzeich-
nung (Nr. 83) ging für 560 M. in Chemnißer
Privatbesiß über. Ein Leipziger Sammler
benußte das Wiederauftauchen zweier an-
ziehender Richteraguarelle aus der Engel-
mannschen Sammlung zu deren Erwerb (Nr. 94
mit 920 M.; Nr. 95 mit 980 M.). Der große
Schnorr (Nr. 116) brachte 500 M., das „Heßen-

Der Zentralisierung des Berliner Kunst-
handels auf das Tiergartenviertel, speziell die
Bellevue- und Victoriastraße, hat sich nach der
 
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