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DIE WEIyTKUNST

Jahrg. V, Nr. 21 vom 24. Mai

Ala.von Ue1>ea»aU

Deutscher Bibliothekartag
in Erlangen
Anläßlich des diesjährigen deutschen
Bibliothekarfages veranstaltet die Erlanger
Universitäts-Bibliothek eine Aus-
stellung aus ihren meist unbekannten Kunst-
schäßen. Da sind zunächst Proben der be-
rühmten Handzeichnungssammlung,
über deren Publikation durch Prof. Eifried
Bock im Prestelverlag Prof. F i s c h e 1 in
Nr. 49 des Jahrgangs 1929 der „Welikunst“
ausführlich berichtet hat. Ferner aus der bis-
her gänzlich unbekannten frühen Holz-
schnitt-Sammlung das Werk des Hans
Sebald Beham, auf Grund des in Arbeit be-
findlichen Sammlungskatalogs von Dr. Hilde-
gard Zimmermann (Braunschweig).
Schließlich kostbare Einbände (Leder-
schnittbände, Gumbertusbibel usw. usw.) und,
last not least: ausgewählte Kostbarkeiten aus
der hier neu (auf dem Speicher!) aus-
gegrabenen Münz- und Medaillensammlung
des 1856 verstorbenen Freiherrn Voit von
Salzburg — einzigartige Kleinode und Bild-
nismedaillen der deutschen Renais-
sance. Dr. W. Schw.
Romantische Malerei
in Deutschland und Frankreich
Vom 1. bis 50. Juni 1931 veranstaltet die
Münchner Ludwigs-Galerie eine Aus-
stellung „Romantische Malerei in Deutschland
und Frankreich“. Es werden hierbei Haupt-
werke von Caspar David Friedrich, Carus,
Kersting, Koch, Rottmann, Schirmer, Spißweg,
Waldmüller, daneben bedeutende Arbeiten
von Corot, Delacroix, Gericault, Ingres und
Rousseau gezeigt. Auch Menzel und Manet
sind mit Werken aus ihrer Frühzeif vertreten.
Gleichzeitig veranstaltet bekanntlich der
G 1 a s p a 1 a s f eine große, mehr als
100 Werke umfassende Ausstellung „Malerei
der deutschen Romantik". Dr. K. Pf.
DasMuseum der modernen Keramik
Eine außerordentlich bemerkenswerte
Gründung des Keramikstaatsverbandes Italiens
trägt den Namen des Großpräsidenten der
italienischen Keramikindustrie, des um die
italienische Porzellanindustrie hochverdienten
gran. uff. Au g u s f o Richard. Diese „Fon-
dazione Ceramiche Nazionali Augusto
Richard“ basiert auf dem Gedanken, durch die
rigoroseste Auswahl der gesamten italieni-
schen Produktion eines Jahres zu einer Aus-
lese von Schöpfungen zu kommen, die jeweils
als das Beste und Typischste der italienischen
Keramikschöpfungen zu bezeichnen ist. Die
Sammlung „in alle Zeit hinein forfgeseßi", soll
so eine lebendige Geschichte der italienischen
Keramik formen, aus der die Entwicklung der
modernen Majolika und des modernen Por-
zellans Italiens hervorgeht, zugleich aber auch
stilbildend und bereinigend auf die italieni-
schen Manufakturen wirken. Die Fondazione
wird von der Kommission der Triennale von
Monza verwaltet, die als Jury arbeitet. Die
Auswahl erfolgt, nach den bisherigen Ergeb-
nissen zu urteilen, außerordentlich streng. Man
hat wirklich nur die äußerste Spißenproduk-
tion ausgewählt und hat sich von den reichen
Schöpfungen des Jahres 1930 nur 34 Stücke
gesichert. Es heißt offiziell, diese Zahl der
ausgewählfen Stücke sei freilich nicht grund-
legend für spätere Wahlen, aber sie gebe
doch eine Richtlinie, wie man die Sammlung
der zeitgenössischen Keramik aufzubauen ge-
denke. Die vorläufig so kleine, aber des-
wegen gerade bedeutsame Sammlung hat
ihren Dauersiß in dem Castello Sfor-
zesco in Mailand, befindet sich im
Augenblick allerdings in der Galleria d’Arte
Moderna in Mailand. Im Castello Sforzesco
wird sie die große historische Keramiksamm-
lung ergänzen und nach der Neuzeit hin er-
weitern. G. R.

Ein neues Museum
in San Gimignano
In San, Gimignano ist das Museo
d e 1 T arte sacra eröffnet worden, das in
der Hauptsache die früher in der Sakristei des
Domes schlecht sichtbaren Kunstwerke ent-
hält. Dazu gekommen sind einige Stücke aus
der Umgebung der Stadt, wie Benozzo Goz-
zolis Madonna mit vier Heiligen aus dem
Parochiale St. Andrea. Das kleine, in der
Nähe des Domes gelegene alte Gebäude ist
unter der Leitung P e 1 e o ßaccis für seine
neuen Zwecke hergerichfet worden und kann
in seiner lockeren Aufstellung, der Licht-

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 LützOW 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

führung in den einzelnen Räumen wie auch
der ganzen Stimmungsatmosphäre als Vorbild
für ein kleines Provinzialmuseum gelten, in
dem auch sonst schwer zugängliche Werke
aus Kirchen der Umgebung sympathisch zur
Geltung kommen. Gr.
Domopera-Museum in Siena
Unter der Leitung des vortrefflichen
Sieneser Direktors Peleo Bacciist das
Museum der Domopera in Siena vergrößert
und neu aufgestellt worden. Vor allem ist ein
Oberlichtsaal hinzugenommen, in dem sich
nun die Perlen des Museums, die Majestä
und übrigen Tafeln Duccios befinden. Im Erd-
geschoß sind neben der antiken Marmor-
gruppe aus der Libreria Piccolomini Skulp-
turen Pisanos von der Domfassade und Ar-

union stammen. Die von der Jury zuerkannten
zwölf Preise verteilen sich folgendermaßen:
fünf entfallen auf die Sowjetrepublik, drei auf
Deutschland, zwei auf die Vereinigten Staaten
und je eine Prämie auf Japan und Schweden.
Die drei besten Entwürfe sind1 von der
Jury als ganz gleichwertig anerkannt worden,
und. die drei höchsten Prämien demgemäß zu
gleichen Teilen, der Reihenfolge nach, Alfred
Kastner in Gemeinschaft mit drei In-
genieuren (Stanford, Nordamerika), einer
Gruppe von sechs Charkower Architekten, so-
wie dem Ingenieur-Architekten S denk o-
Strizitsch in Gemeinschaft mit Ing.
K. E b e c k e zuerkannt. Von sonstigen deut-
schen Architekten sind ferner Wasiger und
Stanosow (Karlsruhe, VI. Preis) sowie
Prof. Walter Gropius (VIII. Preis) prämiiert,
und außerdem sind weitere sechs Entwürfe


Gian Battista Tiepolo, Apotheose des Aeneas
Apotheose d’Enee
Leinwand — Toile — Canvas, 71 : 51 cm — Collection Marczell von Nemes
München — Kat. Nr. 40
Versteigerung — Vente — Sale: P. Cassirer, H. Helbing und Frederik Muller & Co.
München, 16.—19. Juni 1931

chifekturfragmente untergebrachf, während im
Zwischenstock die Werke der Goldschmiede-
kunst, die Textilien und einige gute Leder-
arbeiten, wie Buchdeckel, Mitrenkasseften
ihren Plaß .gefunden haben. Zwei überein-
anderliegende Säle bergen die Werke der
Malerei vom XIV.—XVII. Jahrhundert. In
kleineren Kabinetten werden Nachzeichnungen
der wertvollen Fußbodeninkrustationen des
Doms gezeigt; in einem zweiten sind alte
Dombaupläne und Dokumente der wichtigsten
Kunstwerke ausgestellt. Neben Rechnungs-
belegen und Briefen Donatellos, Ghibertis,
Quercias liegen solche von Neroni und Giov.
Lorenzo Bernini und anderen. So entstand ein
sehr lebendiges, auch den Nicht-Fachgelehrten
fesselndes Museum. Gr.
Preisausschreiben für den
Theaterbau in Charkow
Vor kurzem erfolgte endlich die lang er-
wartete Prämiierung der Entwürfe, welche
infolge des im vorigen Jahre seitens des
Stadtrats zu Charkow, der Hauptstadt der
Ukrainischen Sowjetrepublik, erlassenen inter-
nationalen Preisausschreibens für den Bau
eines 4000 Sißpläße umfassenden Theaters für
musikalische Miassenaufführungen eingelaufen
sind. In der Tat hatte die Jury ein gehöriges
Stück Arbeit vor sich, da nicht weniger als
144 Entwürfe aus allen Weltteilen eingereichi
worden sind, worunter nur 34 aus der Räte-

deutscher Baumeister für den Charkower
Theaterbau seitens der Jury zum Ankauf
empfohlen worden. P. Eit.
Prof. Dr. Heinrich Buchenau j-
Am 15. Mai 1931 verstarb im Alfer von
69 Jahren Prof. Dr. Heinrich Buchenau. In
ihm verliert die deutsche Numismatik einen
ihrer bedeutendsten Gelehrten, besonders auf
dem Gebiet der mittelalterlichen Münzkunde,
— die Münchener Staatsmünzsammlung ihren
Seniorkustos. Die großen Publikationen
mittelalterlicher Münzfunde (Brakteatenschaß
von Seega, Monumentalpublikation von 1905;
Gothaer Münzfund 1928 usw.), zahllose
kleinere Arbeiten, vorab in den lange Jahre
von Buchenau herausgegebenen „Blättern für
Münzfreunde“, sowie seine Lehrtätigkeit als
Münchener Universitäfsdozent haben die
deutsche Numismatik und wohl alle ihre
jüngeren Vertreter bleibend befruchtet.
Dr.W. S.
Franz Barwig f
Der Wiener Bildhauer Franz Barwig hat
sich in der Nacht vom 15. Mai in der Nähe
seiner Wohnung erschossen. Krankheit und
finanzielle Not haben den Dreiundsechzig-
jährigen in den Tod getrieben.
Gleich Hanak, Loos und Hoffmann war
auch Barwig Deutschböhme. Beherrschung
der Form verband sich bei ihm, der mit Vor-
liebe in Holz schuf, mit einer seltenen

Meisterung des Materials und seiner i,eC"'
nischen Bedingtheiten. Seine Tierplastik6^
und Brueghelschen Bauernfiguren, in den6
sich jedoch keineswegs seine Gestaltungskra'
erschöpfte — so befindet sich in der Wien6
Modernen Galerie eine lebensgroße Jüngling5'
sfafue von seiner Hand —, haben BarWiS
Namen weit über die Grenzen Österreichs b6'
kann! gemacht.
Ein aufrechter und gerader Mensch 111
seinem Wesen und in seiner Kunst ist BarW<9
vor wenigen Jahren aus dem Lehrkörper d6
Wiener Kunstgewerbeschule nach vielfach611
Mißhelligkeiten ausgeschieden, was vieles z
der Verbitterung seiner leßten Lebensjahr,
beigetragen hat. St. P'v
Benoit Oppenheim -|-
Anfang Mai d. J. starb der bekannte B61'
liner Kunstsammler Benoit Oppenheim 1I\
86. Lebensjahr. Er gehörte zu den ersten urr
erfolgreichsten Sammlern mittelalterlich6
Holzplastiken und Goldschmiedearbeiten.
Maria Slavona j-
Zu den bedeutendsten Erscheinungen unter
den Berliner Künstlerinnen gehörte im leßten
Jahrzehnt Maria Slavona. Sie war troß ihr65
ausländischen Namens das Kind ein,er
Lübecker Patrizierfamilie (geb. 1865), — ,51^
arbeitete im Atelier Stauffer-Berns und1 g*,1P
dann nach Paris, wo sie Jahrzehnte hindur6*1
lebte. Hier wurde sie mitL dem Impression*5'
mus vertraut. Ihre Malereien fanden viel Aa'
klang, — bereits 1901 erwarb der Luxemboum
ein Bild von ihr, eine Reihe deutscher Muse6'1
besißt Arbeiten von ihr. Der Krieg riß 51
von Paris los und zwang sie, in Berlin z
leben.

Verein Berliner Künstler
im neuen Heim
Der Verein Berliner Künstler hat na^
längerem Schwanken sich nunmehr em'
schlossen, sein Haus in der Bellevuestraße z
verlassen und in sein neues Heim in 6,6
Tiergartenstr. 2 a überzusiedeln. Es 15
die Villa, in der Baron Erich von Goldschmid*'
Rothschild wohnte, dessen Sammlung kürzb^
mit so großem Erfolg versteigert wurde.
drei Stockwerke werden voll ausgenußt. 1
der ersten Etage wird sich das gesellige Leb6
abspielen. Das zweite Stockwerk wird a*
umfangreiche Bibliothek beherbergen. Im Er ,
geschoß sind die Geschäftsräume unterO6^
bracht, — hier kann man in den Vorderzi*1^
mern auch kleinere Ausstellungen ver3*1
stallen. Es ist also mehr ein Wohnhaus, ,a-[
ein „richtiges“ Ausstellungsgebäude,
relativ kleinen Räumen, ohne so große Hioü'
mentale Wirkungsmöglichkeiten, wie in 6 x
Bellevuestraße. Wenigstens vorläufig, spät6
hin will man auf der Gartenseite einen Obe
lichtsaal anbauen. -e
über die E g g e r - L i e n z - Schau, j,
noch im alten Haus (Bellevuestr. 3) staftfin616 ’
wird auf Seite 11 dieser Nummer der ,,A'6
kunist“ berichtet.

UNTER KOLLEGE^

Verschiebung der Primitiven-
Ausstellung der Berliner Secessi011
Die Ausstellung „Primitive Plastik“, die
Berliner Secession vorbereitet hat, ist a r
technischen Gründen auf den Sepie mb
verschoben. — Im Anschluß daran findet , r
große Herbstausstellung der Berl1*1 „
Secession statt, die Gemälde und Plastik
zeigen wird.


Superrealisme
„Hörst Du, Schaß, wie die Nächtig3"
den Zweigen singt?“ ’ <ef
„Ist ja nicht die Nachtigall! Das ist a1?
Zug von 9 Uhr 12, der in den Bahnhof 6
fährt."


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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. .
Weltkunst-Verlag G. m. b. H.. Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif
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