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jhrg. V, Nr. 29 vom 19. Juli 1931

Wandgemälde Anfon Koligs im Landhaus zu Klagenfurt

er-

Bibliographisch höchst interessant ist eine

zu erwarten, daß

L. F. F.


das
kol-

Anton Kolig, Sänger und Liebespaare
Fresko im Landhaus zu Klagenfurt

gebracht, wie es das Vorrecht des
ist.

den
seinen
Kreise
zeigt

charakterisierten Por-
als Karikaturen

selbst, die Umformung
Und zwar durch die archi-
welche die
seit dem )ahrhundertanfang

DIE WELTKUNST

das die ein-
den rein künstlerischen
entgegenbringen. Eine
dieser Ablehnung, die
Stelle verbietet, würde

Anton Kolig, Festmahl
Fresko im Landhaus zu Klagenfurt

schauung
Künstlers
Im Grunde dürfte die auf das Gegenständ-
liche gerichtete Abwehr wohl nur ein Vorwand
sein für das Fremdgefühl,
heimischen Betrachter
Werfen der Gemälde
nähere Untersuchung
sich freilich an dieser
einen interessanten Beitrag zur Situation der
neueren Malerei in einem Lande erbringen,
das zwar über eine Anzahl hervorragender
malerischer Begabungen verfügt, in dem aber
der intellektuelle und geschmackliche Unter-
bau vollständig fehlt. Die geistreich pointie-
rende und improvisierende Art der Koligschen
Gemälde erscheint dem unvorbereiteten Auge
als Mangel an Leistung. Die merkwürdige
Technik, farbiger Mörtel mit Kasein-Uber-
malungen, muß für ein im Grunde noch bieder-
meierlich orientiertes Bedürfnis' nach sauberer
Glätte abstoßend wirken. Die Distanzlosig-
keit der Bilder, die über einem ganz niedrigen
Sockel sich in sattfarbiger Großfigurigkeit
gegen die Raumgrenzen stemmen, mulj hier-
zulande fremd wirken, wo man noch an die
barocke Freskopraktik mit ihren perspektivi-
schen Kunststücken gewöhnt ist. Die mit
wenigen Pinselhieben
iräts müssen nahezu
scheinen.
So ist denn nicht
bedeutende Werk, das auch als Versuch
lekiiver Arbeit — die Werkstätte Koligs hat
an den Gemälden mitgearbeitet — hoch inter-
essant ist, in nächster Zukunft von denen ge-
würdigt werde, die es als Geschenk erhielten.
Doch ist immerhin die Diskussion angeregt.

liehen Liebenswürdigkeit des Landes, seiner
fast südlichen Heiterkeit, seiner lebendigen
und leichten Atmosphäre, in der glücklich be-
schwingte Leistungen

Das 19. Jahrhundert in Italien ist aber insofern
besonders interessant, als es die Umstellung
des Kulturwillens eines ganzen Volkes auf-
zeigen muß, ferner den Wechsel in der Ge-
staltung, verursacht durch die Aufhebung einer
tyrannischen Kleinstaaterei und ihre Überfüh-
rung in ein geeinigtes Königreich; schließlich
aber noch die allgemein abendländische Um-
formung der Geisteshaltung als Auswirkung
der französischen Revolution. Die Ottocento-
Ausstellung Italiens, welche in Vorbereitung
ist, setzt sich daher die Aufgabe, an einem
in der ganzen Welt interessierenden Bei-
spiel, an R o m
aufzuweisen.
tektonischen Beeinflussungen,
ewige Stadt
erfuhr. Die Napoleonischen Städtebaupläne
für Rorn machen den Beginn; die Umbauten
der langen Regierung des lebten souveränen
Papstes Pius IX. zeigen, in welchem Maße die
weltliche Herrschaft des Papsttums mit der
Entwicklung des Abendlandes Schritt zu hal-
ten versuchte. Der große Aufschwung in der
Entwicklung Roms kommt dann mit der Grün-
dung des italienischen Königreiches und der
Erhebung Roms zur Hauptstadt Italiens. Als
wichtigste Künstler der Periode dürften auf
der Ausstellung Canova und seine Nachfolger
Pinelli und Valadier in Erscheinung treten.
Die Ausstellungsleitung will sich bemühen,
vor allem die soziale Verteilung des Kunst-
schaffens in ihrer gerade in diesem tlber-
gangsjahrhunderf besonders interessanten
Komposition aufzuweisen. So wird die Aus-
stellung noch die leßfen der fürstlich-römischen
Bauten und Kunstschöpfungen, die Umwand-
lungen in dem durch die Kurie veranlaßten
Kunstwerk, in dem Aufstieg der bürgerlichen
Kunst und der offiziell-königlich-italienischen
Kunst zeigen und die gegenseitige Beein-
flussung der verschiedenen Äußerungen, ihre
Durchkreuzungen, Mischungen und Einflüsse
auf das Leben des Italieners in dem lebten
Jahrhundert aufzuweisen suchen. Das Ziel
dieser Kunst- und Architektur-Ausstellung ist
also vorwiegend kulturell, — eine Einstellung,
die das Interesse an dem Unternehmen in
vielen Kreisen erhöhen wird. G.R.

Bayaka-Maske (Belg. Kongo)
Collection Han Coray-Lugano
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
München, Museum für Völkerkunde

schwingte Leistungen entstehen können.
Sänger und Liebespaare in weicher, abend-
licher Landschaft (Ab¬
bildung nebenst.I, ein
Gastmahl, das
Künstler mit
Mitarbeitern im
Gleichgesinnter
(Abbildung siehe oben),
Jünglinge beim Haus¬
bau, der Maler bei der
Arbeit, ein Bauernpaar
mit einem toten Kind,
junge Weiber in der
Mägdekammer, das
sind die Gegenstände
der Hauptbilder, welche
die großen Wand¬
flächen in sinnvoller
Abfolge füllen. In den
Fensternischen junge
Soldaten in Erinnerung
an die Kärntner Frei¬
heitskämpfe. Zwischen
den Fenstern eine em¬
porschwebende Gestalt,
zu der eine andere
aufblickt. Ein harmo¬
nischer Lebenskreis ist
in heiterer Art zur An-

Urua-Statuette (Belg. Kongo)
Collection Han Coray-Lugano
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
München, Museum für Völkerkunde

Von Dr. Otto Demus
Das Programm der bildlichen Ausstattung
des nicht sehr großen und ziemlich niedrigen
Raumes ist dem Künstler nicht vorgeschrieben,
sondern von ihm selbst entworfen worden. Es
ist im allgemeinen eine Apotheose der gast-

Es ist heute schwer genug für einen
Künstler, die inneren und äußeren Möglich-
keiten zu monumentalen Wandgemälden zu
finden. Doch sind sie endlich gefunden und
ist das Werk vollendet, dann beginnt die Dis-

Das Münchener Buch
o m Mittelalter bis zur Neuzeit
Die diesjährige Ausstellung der Bayeri-
5nen Staatsbibliothek beschränkt sich auf
Unchener Erzeugnisse der Buchkunst und
,°lche, die zu München enge Beziehungen
^ben. Vieles — namentlich aus der Re-
^'ssancezeit — steht künstlerisch so hoch,
^aß es zum Besten gerechnet werden muß,
die Buchkunst überhaupt hervorge-
racht hat.
Die Buchkunst seßt in München relativ spät
lri- Die frühesten Handschriften (Bayr. Land-
r'd Münchener Stadtrecht) datieren aus der
F'sien und zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
''direkt Münchener Ursprungs ist eine Perga-
^enthandschrift von 1394, geschrieben von
pe*nz S e n 11 i n g e r aus München auf Schloß
I ünkelstein bei Bozen für Nikolaus den Vint-
Der Inhalt ist eine gereimte Weltchronik
°0 Heinrich von München, von dem auch noch
q"dere Poesie erhalten ist.
Von historischer Bedeutung ist die einzige
Jhalfene Abschrift (1563) der Denkschrift des
,urgermeisters Jörg Kazmair (gesf. 1417) über
'e Münchener Bürgerrevolte anno 1397—1403.

Rq ^‘‘SWUlUiyKCiiui .
tiipbar gebundene Pergamenfhandschriffen
Malereien von Hans Mielich.
Dgs Kleinodienbuch der Herzogin
Q von Bayern, 1522/23 in München gemalt,
auf HO Blättern eine Fülle köstlicher
b(>rMeIlungen von Pretiosen. — Die zweite
l\Q^aamenfhandschriff umfaßt 26 M o t e 11 e n ,
fij^boniert von Cyprian de Rore und enthält
Bildtafeln. Dabei eine Versuchung Christi;
L Teufel mit Stelzfuß zeigt dem Herrn das
r|iche Land und die Schaße der Erde, die
S^buf einem Tisch aufgesfapelt hat. Land-
*ijc?B, Prunkgeräte usw. sind das Ent-
^-/bHdste an Kleinmalerei, das man sich
n kann. Der Einband ist eine hervor-
Leistung des Münchener Kunsige-
^i,öes. — Line weitere Pergamenthandschriff
SQlt die Bußpsalmen, komponiert von Or-
0 di Lasso in zwei Prachfbänden mit 416
i%hSe^en- Sie wurde von 1563—1570 in Mün-
gemalt. Hervorgehoben seien das Por-
jKj Bes „Albertus ufriusque Bavariae dux“
'1|q die „Niederfahrt zur Hölle“ im Stil des
riYmi-is Bosch.

Sammlung Ey
Die fürsorgliche, freundliche Düsseldorfer
Kunstmutter Johanna Ey hat die Bilderschäße
aus ihrem Laden und ihren Zimmern zu-
sammenpacken lassen, einem Möbelwagen
einverleibt und sie dem Kölnischen
Kunstverein geschickt, damit er sie wäh-
rend der Sommermonate den Kölnern zeige.
Die vielfältig anregende Schau wurde
vom Kunsfdezernenten Bürgermeister Dr. h. c.
M e e r f e 1 d mit einer kurzen Ansprache er-
öffnet. Der Name Ey ist allen wohl-
vertraut, die sich mit jungen deutschen Künst-
lern, besonders mit denen aus dem Rheinland,
befaßt haben. Sie war den vielen, oft vielzu-
vielen eine treu sorgende Mutter, hat manchem
aus der Patsche geholfen und die Bilder wie
eine mutige Löwin verteidigt. Ihr kleiner
Laden am Hindenburgwall in Düsseldorf war
in den entscheidenden Jahren eine lebendige
Zelle, aus der manche Anregung in die
Öffentlichkeit oder ins Schaffen der Künstler
übersprang. Wollheim, Max Ernst, Feigier,
Pankok, Hundt, Pudlich, Paul Bindel, Peter
Lanßsen, Heckroth u. a. überließen der guten
Alten, die ihnen dafür so manches Mal auf
die Beine geholfen hatte, manches gute Bild.
Vor allem schufen sie von der Mutter Ey
Konterfeie in allen möglichen Varianten. G.
Die Ottocento - Ausstellung
War die Settecento-Ausstellung des ver-
gangenen Jahres vor allem eine Ausstellung
des Kunsthandwerkes des 18. Jahrhunderts in
seinen Arbeiten in Italien und versuchte die
Ausstellung vor allem die italienische Kultur
und den Lebensstil der Italiener im 18. Jahr-
hundert wiederzuschaffen, so hat die für den
1. Januar 1932 projektierte Ausstellung des
Ottocento doch gewisse andere Ziele, die nicht
weniger interessant sind, da Ausstellungen, die
aus der künstlerischen und architektonischen
Gestaltung der Städte und des menschlichen
Milieus die historische, politische und kultu-
relle Entwicklung eines Landes deutlich
machen wollen, gerade für das vergangene
Jahrhundert noch recht vereinzelt darsiehen.

l|Orh herzogl. Leibarzt Dr. Joh. Hartlieb für die
ßerZog.ini Anna 1448 aus dem Lateinischen ins
ratsche übertragene Abhandlung über Chi-
er Hantie, die i. J. 1475 in Holztafeldruck
^hienen ist, d. h. Text und Bilder sind in
tr Jyafeln geschnitten und davon gedruckt,
Q[. ödem damals der Typendruck schon längst
Gemein bekannt war.
f Kunsthistorisch wichtig scheint mir das
S'5j n i e r b u c h Herzogs Wilhelms IV. zu
^4 h weIckes Hans Ostendorfer i. J. 1541 auf
S|. Dergamentblätter gemalt hat. Auch 24 Vor-
Si^dien auf Papier aus den Jahren 1510—1524
IW? dabei. Siqniert ist das Buch: 1541. H. OS-
Wraffer

(Fortsetzung von Seite 3)
^Qrkt in Ostende“. Erfreulich ist, daß sich hier
. °ch eine Reihe Zeichnungen und ein Pastell
jj°n Sion Langley Wenban (1848—97) vor-
^den, dessen Werk durch den Brand des
1Qspalastes so schwere Einbuße erlitten hat.
F.

Die Abteilung „Handschriften und Holz-
tafeldrucke“ ist von Geheimrat Leidinger,
die Abteilung „Das alte Münchener Druck-
werk“ von Dr. S c h o 11 e n Io h r, die drifte
Abteilung „Das neue Münchener Buch“ von
Dr. S t o i s zusammengestcllt. L. F. F.

kussion, an der wegen der besonderen Publi-
zität eines solchen Werkes auch Unberufene in
leidenschaftlicher Parteiung feilnehmen. Die
Wandgemälde Anton Koligs im- Klagenfurter
Landhaus sind in solchen Schwierigkeiten ent-
standen und sind heute Gegenstand von
Kontroversen, die nur zum geringsten Teil
sachlich geführt werden. Wie aus Zeitungs-
berichten wohl auch außerhalb Oesterreichs
und Kärntens bekanntgeworden ist, war sogar
im Kärtner Landtag der Antrag gestellt wor-
den, die Gemälde zu zerstören oder zu über-
tünchen, da sie das nationale und ästhetische
Empfinden der Bevölkerung verleßfen; und
nur der klugen Politik der Landesregierung
und dem Eintreten weniger Verständiger ist
es zu danken, daß die Zerstörung hoher künst-
lerischer Werfe in leßter Stunde verhindert
wurde. Die Blamage freilich,, an der auch der
Unverstand eines Teiles der Kärntner „Künst-
lerschaft“ redlichen Anteil hatte, konnte nicht
mehr verhindert werden, dürfte aber, wie zu
hoffen ist, einigermaßen exemplarisch und er-
zieherisch gewirkt haben.
Die Einwände kunsffremder Hinterwäldler
waren in der Hauptsache auf das Gegenständ-
liche berichtet. Man behauptete, die Dar-
stellungen wären mit der Würde des Hauses
unvereinbar, und seien geeignet, sowohl das
sittliche Empfinden einheinmischer Beschauer
zu verleßen, als auch Fremden eine durchaus
falsche Vorstellung der nationalen Eigenart
des Landes zu vermitteln.
 
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