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8

DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 29 vom 19. Juli 19^1

NaJiridifeiii von Uekes?&ll

Kunstpalast in Mailand
Für die Triennale, die bekanntlich von
Monza nach Mailand verlegt worden ist, ist
der Bau eines Kunstpalastes beschlossen wor-
den, welcher mit den Mitteln der Stiftung
Bernocchi in dem Park von Mailand errichtet
werden wird. Mussolini hat soeben den
Podesta von Mailand, Herzog Visconti di
Modrone, den Kommissar der Triennale Dr.
Barella und den Architekten Giovanni Muzio
empfangen, um die Entwürfe zu dem Kunst-
palast zu genehmigen. Der Palast wird eine
Fläche von 6000 gm bedecken. Der Bau-
beginn ist auf den Dezember 1932 festgelegt.
Der Bau soll für die kommende Triennale, d. h.
für den April 1933 fertig sein. Der Palast wird
zweistöckig werden und soll nicht in den tra-
ditionellen Stilen Italiens, d. h. in keinem er-
neuerten Renaissance- oder Barockstil erbaut
werden. Im ersten Stock wird ein großer
Salon etwa 1500 Pläße bieten; die Gesamtzahl
der Säle soll sich auf etwa siebzig belaufen
und damit dem Ausstellungsgebäude die
gleiche Leistungsfähigkeit wie dem Gebäude
der Biennale in Venedig und dem umgebauten
Ausstellungspalast von Rom geben. Der
große Park soll die Möglichkeit von Zusaß-
koristruktionen, etwa Pavillons oder wie es
schon in Monza geschehen war, von Garten-
anlagen geben. Für den zweiten Stock sind
lange Galerien vorgesehen, die im Bedarfs-
fall in kleine Räume unterteilt werden können.
Die laut werdenden Proteste, die sich gegen
einen Bau in dem Park wendeten, welcher für
Mailand etwa das gleiche bedeutet wie für
Berlin der Tiergarten, sind durch die Ent-
scheidungen Mussolinis mundtot gemacht
worden. G. R.

Das neue Bronzetor
von St. Paolo fuori le Mura
Die römische Basilica di S. Paolo fuori le
Mura, der große Bau aus dem Beginn des
vorigen Jahrhunderts auf den Ruinen der
niedergebrannten alten Kathedrale, hat ein
großes neues Bronzetor erhalten, das im Jahre
1929 in einem Wettbewerb zwischen fünf der
bedeutsamsten italienischen Bildhauer ausge-
schrieben worden ist. Antonio M a r a i n i hat
die Ausführung erhalten und nunmehr sind die
beiden schweren Bronzeflügel in die Angeln
gehängt worden und zieren eines der bedeut-
samsten Gotteshäuser der Christenheit.
Maraini hat den Türkomplex in Kreuzform mit
schweren Hauptbalken aufgefeilt', während
sich die Felder in leicht getrennte, nahezu
quadratische Segmente unterteilen, gefüllt mit
figuralen Darstellungen. Das hohe schmale
Format des Portales ließ kaum die monumen-
talen Wirkungen zu, welche etwa das Bronze-
tor St. Peters aufweisf. Die Vertikale domi-
niert weit stärker und hat durch die ragende
schlanke Christusfigur in jedem der dritten
Mittelfelder noch eine Verstärkung erhalten,
eine Linie, die in den oberen Feldern noch
einmal abgeschwächt durch Türme und Säulen
nachhallt. Zum Glück hat sich Maraini nicht
an den Portalfyp des 16. Jahrhunderts mit
seinen reichen Ornamenten gehalten. Die
Architektur der Figuren und Darstellungen
bleibt überall architektonisch streng, wie Inseln
auf einem glatten matten Hintergrund
schwimmend und selbst wenn Ballungen von
Gruppen sich ergeben, erfreut eine an die
Einfachheit der byzantinischen Kunst er-
innernde Klarheit. Der stärkste Eindruck
dieser eigentlich ersten, wirklich bedeutsamen
Leistung in einer modernen italienischen
Sakralkunst — sieht man von den Vatikan-
münzen Misfruzzis ab — kommt von den klug
und gefühlt ausgewogenen Linien, von der
guten Verteilung der plastischen Massen des
Reliefs, von einer ernsten Gedrungenheit, die
durch die Vertikalität wiederum von Eleganz
nicht fern ist. Die Darstellungen waren von
dem Kardinal Schuster vorgeschrieben, der
zur Zeit des Wettbewerbes Abt von St. Paul
war. Mit Ausnahme der beiden Mittelfelder,
von denen das eine die Übergabe der
Schlüssel an St. Peter und das andere die Er-
scheinung Christi auf dem Wege von Damas-
kus zeigt, beziehen sich sämtliche Darstellun-
gen auf das Wirken der beiden Heiligen in
Rom. G. R.
Reinhold Begas
100. Geburtstag
Die Erinnerung an Reinhold Begas, der am
15. Juli 1831 in- Berlin geboren wurde (t August
1911), führt mit aller Schärfe den Umschwung
vor Augen, den die Kunst- und Kulturentwick-
lung in den lebten Generationen genommen
hat. Er war der typischeste Vertreter der
Kunst der Wilhelminischen Ära, — der Schloß-
brunnen (1891), das Reiterdenkmal Kaiser Wil-

MALMEDE & GEISSENDÖRFER
KÖLN a. Rh.
Unter Sachsenhausen 33
Antike Möbel vom 15. bis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde, Porzellane
altes hochwertiges Kunstgewerbe
jeder Art

heims I. (1896), das Bismarck-Monument vor
dem Reichstag und schließlich der Plan der
Siegesallee sind seine populärsten Werke.
In all diesen Arbeiten, und nicht zum wenig-
sten in der Reihenfolge ihrer Entstehung
spiegelt sich das Neu-Barock: im Beginn
noch verhältnismäßig echt und lebendig,
mit fortschreitender Ausbildung immer mehr
in äußere Gestikulation und hohles Pathos
verfallend. Als relativ reinste Kunstwerke sei-
ner Hand werden aber einige Standbilder, wie
das Schiller-Denkmal auf dem Gendarmen-
markt, und schöne Bildnisbüsten;, so vor allem
die Menzelbüste in der Nationalgalerie, be-
trachtet und anerkannt werden dürfen.
Deutsche Kunst
in ausländischen Museen
Die Gallery of Modern Art in Los An-
geles erwarb, wie uns die Galerie A. Flecht-
heim mitteilt, Karl Hofers „Junge Menschen“

Dieses Bauwerk ist heute noch so wenig zer-
stört, daß es nur geringfügiger Insiand-
setzungsarbeiten bedarf, um wieder etwa
250 000 Liter Wasser täglich zu liefern. Auch
wurden Kornspeicher und Weinpressen frei-
gelegt, die in den Felsen gehauen waren. Auf
dem ausgedehnten Stadtgebiet wurden Reste
zahlreicher Bauten gefunden, deren Bauweise
den heutigen skandinavischen ähnelt. Eski-
Kermen gehörte während der byzantinischen
Herrschaft zur Kolonie Chersoness.
Friedrich H. Hofmann f
Der Schöpfer des Münchener Residenz-
museums, Professor Dr. Friedrich H. Hofmann,
der Direktor der Museen und Kunstsammlun-
gen des ehemaligen Krongutes in Bayern, ist
im Alfer von 56 Jahren gestorben. Ein als For-
scher, Organisator und nicht zuleßt als Per-
sönlichkeit weit über dem Durchschnitt stehen-
der Mann ist mit ihm allzu früh dahingegangen


El Greco, Jesus im Hause des Simeon zu Bethanien
Jesus chez Simeon — Christ in the house of Simeon
Leinwand — toile — canvas, 150:104 cm — Collection H.—Kat. Nr. 5
Versteigerung — Vente — Sale:
Theodore Fischer, Luzern, und Paul Cassirer, Berlin,
Luzern, 1. September 1931

und „Mutter und Kind“ und das „Küchen-
mädchen“ von George Grosz. — Das Lyman
Allyn-Museum in Nlew-Londo n/Conn.
kaufte Barlachs Bronze „Der singende
Mann“ und den „Boxer“ von Renee S in-
te n i s an. — Das Kunsthaus in Zürich er-
warb auf der K o 1 b e - Ausstellung das „Lie-
bermann-Porträt“ und die „Sich Wälzende“.
Gotenstadt in der Krim
Wie aus Moskau berichtet wird, bricht in
der nächsten Zeit eine archäologische Spezial-
expedition von Moskau nach der Krim auf,
um die Ausgrabung der gotischen Stadt
Eski-Kermen, die zwischen Sewastopol
und Bachtschissarai liegt, fortzusetzen. Die
bisherigen Ausgrabungen haben außerordent-
lich interessante Ergebnisse gezeitigt.. Im
vorigen Jahr wurden Teile der Stadt frei-
gelegt, die b y z a n t i n i s ch e n Ursprungs
waren. Wie die weiteren Ausgrabungen er-
gaben, war diese byzantinische Stadt un-
mittelbar auf der g o t i s ch e n errichtet wor-
den, wobei die Byzantiner die bei der Ein-
nahme der Stadt erfolgten Zerstörungen aus-
gebessert und heilgebliebene Einrichtungen
weiterbemutzt halten. So ist z. B. aus der goti-
schen Zeit noch ein Wasserwerk in gutem
Zustande erhalten, das wahrscheinlich noch
in der byzantinischen Zeit in Betrieb war.

und die Lücke, welche er hinterläßt, wird über
seinen Wirkungskreis hinaus schmerzlich fühl-
bar und schwer zu schließen sein.
Sein Hauptwerk, das Münchener Resi-
denz m us e u m , dieses unbestritten schön-
ste und bedeutendste seiner Art, stand vor
der Vollendung. Die Arbeiten in der Schaß-
kammer, diesem Kleinod des Museums, stan-
den vor dem Abschluß, — es war ihm nicht
vergönnt, diese Krönung seines Werkes der
Öffentlichkeit zu übergeben.
Der Umfang seines Wirkungsbereiches war
ein ungeheuerer: in Aschaffenburg, Würzburg,
Ansbach, Bayreuth hat er in den Schlössern
im kleinen durchgeführt, was er in München im
großen geschaffen hat. Er schuf das Marstall-
museum in München und das König-Lud-
wig IL-Museum auf Herrenchiemsee. Denn
auch dieses Schloß sowie Linderhof und Neu-
schwanstein .waren ihm unterstellt. Ebenso
Nymphenburg mit seinen Parkschlößchen, der
Amalien-, Baden- und Pagodenburg sowie der
Magdalenenkapelle, deren jedes einzelne
unter seiner verständnisvollen Hand eine
Wiedergeburt erfahren hat.
Als Forscher hat er sich fast ausschließlich
dem Porzellan gewidmet. Beginnend mit
dem großen Kafalogwerk „Das Europäische
Porzellan des Bayerischen Nationalmuseums“
bis zu seinem dreibändigen Standardwerk
„Geschichte der Porzellanfabrik Nymphen¬

burg“ und der Monographie Joh. Peter Mel'
chiors behandelten eine ganze Reihe Vei'
öffentlichungen dieses Gebiet. Uber dies®
Werke braucht hier nichts gesagt zu werden-
sie haben ihren Ehrenplaß in der Kunst'
literafur. L. F. F u ch s

Prof. Gerhard Janssen j-
Prof. Gerhard Janssen, der in Düsseldorf
im Alter von 58 Jahren starb, war ein 9e'
schäßter Genremaler. In Calcar geboren, 1(1
Düsseldorf als Meisferschüler von Petef
Janssen und auf Reisen durch Holland, Belgi®®’
Frankreich, England ausgebildet, ließ er sich >®
Düsseldorf nieder. In lebenswahren Bilde1®
hat er das Leben und Treiben auf der Kirme5
und in den Düsseldorfer Kneipen geschildert-
Wilhelm Schäfer und Karl Freiherr von Perfa*1
haben ihm zu größerer Anerkennung vei'
holfen. Janssen war außerordentliches Mi*'
glied der staatlichen Kunstakademie ’n
Düsseldorf und ordentliches Mitglied d®r
Preußischen Akademie der Künste.

Jean Louis Forain -|-
In Paris ist der bedeutende französisch®
Karikaturist Jean Louis Forain im Alter v°r
79 Jahren gestorben. In Radierungen und v°r
allem Lithographien hat er ein ausgebreitei®5
Werk hinterlassen, dessen Hauptleistungen 1,1
die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts falle11;
Anfangs unter dem Einfluß von Manet u®®
Degas stehend, hat er sich späterhin stai*'
an Daumier orientiert, ohne dessen Satire a
anklägerischer und dramatischer Kraft zu er'
reichen. Er war im Grunde ein überaus 9®'
schickier Wißblatiillusirator, dessen Zeich'
nungen nicht nur in seiner eigenen Woche®'
schrift „Le Fifre“, sondern auch in „Rire ’
„Vie Parisienne“, „Journal amüsant“, „Mo®1®®
parisien“ u. a. erschienen. N

Max Perl j-
Im Alter von 65 Jahren ist der bekannt^
Berliner Antiquar Max Perl, ein alter Freu®®
unseres Blattes, gestorben. Seine Interess®
lagen hauptsächlich auf dem Gebiete d®1
deutschen Literatur und Graphik,
sie bildeten auch den Inhalt der von ihm Qe'
leiteten Auktionen.
Wettbewerb um das Reichsehrenm0'

UNTER KOLLEGE?3

Die Errichtung des Reichsehrenmals ist be
kanntlich in Berka geplant. Zur Vorber-e-it®®'
ist ein Wettbewerb ausgeschrieben und 4®
Preisrichterkollegium ernannt worden. \
dieser Jury, die sich aus 17 Mitgliedern 7®,
sammenseßf, gehören vier Architekten:
Dr.-Ing. H. Straumer-Berlin, Oberbaudireki®
Fr. Schumacher - Hamburg, Senator Elkar
Hannover, Geh.-Rat German BerfelmeY®E
München. Der Wettbewerb findet in ,
„Stufen“ statt. Für die erste Wettbewerb5^
stufe ist der 31. Dezember d. J. als E’.®/
reichungstermin bestimmt worden. Die Pre,5n
träger der ersten Stufe treten später 1
einem engeren Wettbewerb an, dessen t
gebnisse für die Ausführung maßgebend s®
werden. Die Preise für beide „Stufen“ b
tragen insgesamt 30 000 M.
Gemälde-Diebstahl
Bei einem Einbruch in der
raldirektors Dr. Caspar in
Frankfurt a. M. wurde
Kreuztragung von van Dy
und eine „Musizierende Gesellschaft1
A. Palamedesz gestohlen. Für die R®®^,,
brin-gung der Bilder, die mit 200 000 M., bz .
40 000 M. bewerfet werden, ist eine Belohn®
von 48 000 M. ausgeseßt worden.

Villa des Oe®®,-
Sindlingen '
(10. Juli) elJl)
ck (32 : 45


W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoff6
Antiquitäten

— Der Kerl da muß schauderhaft reich 5 |,
— denken Sie doch: er hat 500 000 1
Schulden! —

Direktion und Sehr if t 1 ei tun g : Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Eckart von Svdow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Frieden ’uf
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratent“ twor-
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