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DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 30 vom 26. Juli19^

von Uel>ei?aJU.

Neuentdeckte Rembrandt-Bildnisse
Neuerdings sind zwei Porträts von Rem-
brandt entdeckt worden, die ein besonderes
Interesse deswegen beanspruchen können,
weil Rembrandt auf ihnen Mitglieder seiner
Familie konterfeit hat.
Das eine Bildnis, das Bredius in „Oud
Holland“ veröffentlicht, stellt Rembrandts
Schwester Elisabeth dar. Es ist um 1632
gemalt und gehört jeßt zur Sammlung Baron
Thomiß, Paris. Auf diesem Bilde ist die Dar-
gestellte als Bathseba gegeben, — leider ist
von dem Bildnis nur der Kopf erhalten.
Das andere Gemälde, das zur Sammlung
Dr. H. Köppers, Essen, gehört und von J. H. J.
Mela art im „Internat. Studio“ publiziert
wird, stellt Rembrandts Vater dar, und zwar
als Brustbild, in rotem Rock vor graugrünem
Hintergrund. Es ist vermutlich 1629 ent-
standen.

Marburger Forschungs-Institut
für Kunstgeschichte
In Marburg fand die II. Jahresver-
sammlung des Preußischen Forschungs-
instituts für Kunstgeschichte in Marburg statt.
Der Direktor, Prof. Dr. Hamann, konnte in
seinem Bericht mit Recht auf die mannigfache
Ausgestaltung des Instituts hinweisen. So
wurde das photographische Archiv,
dessen Arbeit überall geschabt wird, aus-
gebaut. Forschungsarbeiten über die
Bedeutung der südfranzösischen Proto-
renaissance für die Entwicklung der spät-
romanischen und frühgotischen Kunst in
Deutschland, Frankreich, Italien, wurden fort-
geführt und z. T. abgeschlossen, — eine um-
fassende Arbeit von Prof. Hamann über St.
Gilles liegt druckfertig vor. Als neues Thema
der Forschung wurde die Architektur und
Plastik in England im 11. und 12. Jahrhundert
in Angriff genommen. Unter den Publikatio-
nen des Marburger Kunstgeschichtlichen Se-
minars wurde vor allem das Werk über
mittelalterliche Bronzetüren gefördert. — Wie
man sieht, hat sich das Marburger Institut
überraschend entwickelt, — ein Erfolg, der
vornehmlich der Tatkraft seiner Leitung zu
danken ist.
Moskauer Chronik
Ein beim Zentralen Exekutivkomitee der
N. d. S.S. R. konstituierter spezieller Baurat
hat ein Preisausschreiben für den Bau eines
monumentalen Rätepalastes in Moskau
erlassen, in dem sämtliche Kongresse und
Massenversammlungen der Räteunion statt-
zufinden haben. Der kolossale Bau, der u. a.
zwei Sißungssäle für je 15 000 und 5900 Per-
sonen zu enthalten hat, wird am Kai- des
Moskwaflusses an Stelle der ehemaligen Er-
löserkirche errichtet werden. Für die besten
Entwürfe sind drei erste Preise und je 10 000
Rubel, fünf zweite je 5000 Rubel und fünf drifte
je 3000 Rubel ausgeseßt; außerdem sind noch
weitere 30 000 Rubel für den Ankauf nicht prä-
miierter, aber gelungener Entwürfe ausgeseßt.
Der lebte Einlieferungstermin der Entwürfe ist
für den 20. Oktober 1931 fixiert.
*
Im „Museum moderner westlicher Kunst“
hat der jeßf in Moskau tätige, einstige Leiter
des „Bauhauses“ in Dessaui, Arch. Hannes
Meyer, eine kleine Schau arrangiert, welche
die Tendenzen und z. T. Errungenschaften des
„Bauhauses“ während der Jahre 1928/30 illu-
striert. Die Exponate bringen funktionelle
Architektur, Möbel, Textilien, Graphik und
Photo zur Anschauung, wie sie in der bezeich-
neten- Periode in Dessau geschaffen wurden.
$
Am 17. juli verschied in Moskau der russi-
sche Künstler Nikolaj Dmitrjewifsch Bartram
(geb. 18731, der schöpferisch und schriftstelle-
risch ausschließlich auf dem Gebiete der deko-
rativen Künste tätig war. Er hatte sich um
die Belebung und Förderung der russischen
Volks- und Heimkunst sehr verdient gemacht
und nahm in dieser Richtung an vielen in- und
ausländischen Veranstaltungen regen Anteil.
Dank der Initiative des Verstorbenen entstand
1918 in Moskau das „Staatliche Spiel-
zeug-Museu m“, als dessen Leiter Bar-
tram bis zu seinem allzu frühen Ende fun-
gierte. P. Ett.

Gepflasterte Straßen
der Mayas entdeckt
Von den Kulturen der altamerikanischen
Eingeborenen hat die Maya- Kultur eine be-
sondere Höhe erreicht, wie wir auf Grund der
bildnerischen Überreste etc. feststellen können.

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Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

aus denen wir Erkenntnisse über dieses
hochstehende Volk schöpfen. Und so ist
es auch wichtig, daß jeßt von dem
amerikanischen Forscher R. Bonnet eine
gepflasterte Chaussee der Mayas in
Yukatan entdeckt wurde, die für die Maya-
Kultur sehr aufschlußreich werden kann. Die
Chaussee ist 65 Meilen lang und erstreckt
sich von Koba nach Yaxuna. Von Ur-
wald überwuchert, finden sich doch teilweise
mächtige Steine in gelagerter Ordnung.
Brunnen und Ruinen ziehen sich an der Straße
hin. Wenn auch Kaufleute und Reisende diese
Chaussee benußt haben, so verdankt sie doch
ihre Entstehung religiösen Gründen. Denn vor
allem Koba war zur Blütezeit der Mayas eine
bedeutende Stätte kultischer Heiligtümer. Acht
große Straßen gingen sternartig von Koba aus,
auf denen die Mayas zu diesem ihrem reli-
giösen Zentrum wallfahrteten. Falls die Mög-
lichkeit gegeben werden sollte, die Ruinen, die
an der Chaussee liegen, näher zu erforschen,
so würden sie unsere Kenntnisse über die
Mayas vermutlich wesentlich bereichern
können. Dr. F. B.
Ein ganzes Dorf als Museum
Vor kurzem ist Anders Zorns Museums-
dorf bei Mora in Schweden eingeweiht
worden. Zehn Jahre seines arbeitsreichen

Stellung mit ihren zahlreichen Leihgaben aus
Museen und Privatbesiß zeigt, wie stark die
Sympathie für die Kunstwerke Ankers im
Kreise der schweizerischen Kunstfreunde ist.
Es ist in- der Tat eine durch, und durch volks-
tümliche Kunstrichtung, die sich hier aus-
spricht: sie führt uns in die Gemeindever-
sammlung, in die Landschule, zu der Jugend
beim Spiel und bei der Arbeit und in den
Kreis trauten Familienlebens. In der künst-
lerischem Gestaltung seiner Vorwürfe hing
Anker an der Tradition, — wie das ja auch
seinen Thematen entsprach. Doch hat er die
malerischem und zeichnerischen Hilfsmittel
seiner Zeit mit Verständnis und bemerkens-
wertem Feingefühl zu handhaben gewußt, —
seine Arbeiten bilden einen Ring in der Kette
der schweizerischen Kunstentwicklung. E. T.
Aus dem Aachener
Suermondt-Museum
Der bekannte schwedische Kunstsammler
Herr Birger Svenonius aus Stock-
holm, der jüngst auf einer Studienreise fast
alle größeren Museen Europas besuchte und
bei dieser Gelegenheit auch das Aachener
Suermondt-Museum eingehend besichtigte,
hat der Stadt Aachen ein wertvolles Gemälde
seiner Sammlung zum Geschenk gemacht.


Sir Henry Raeburn, Porträt Robert Cathcart of Drum (1813)
126 : 100 cm — Collection Hirsch — Kat-Nr. 17^
Versteigerung — Vente — Sale: Christie, Manson & Woods, London, 12. Juni 1931
Brachte — adjuge — sold: £ 1260

Lebens hat Anders Zorn zur Sammlung und
Einrichtung dieses Museumsdorfes verwandt.
Von allen Gegenden seiner engeren Heimat
kaufte er typische Bauernhäuser und Hausrat
auf, der off über hundert Jahre alt war. Den
Mittelpunkt des Dorfes bildet das Stammgut
Skeriol, in dem die Volkshochschule -ein Heim
fand. Rund herum ließ Zorn dreißig Häuser
aufbauen, die alle in irgendeiner Weise künst-
lerisch und ethnographisch wertvoll sind. Die
Häuser blieben aber nicht leer, sondern wurden
mit dem alten Hausrat und einheimischen
altertümlichen Möbeln und Teppichen aus-
gestattet. Da Mora in der ältesten Kultur-
provinz Schwedens liegt, so ist das Museums-
dorf bei Mora, der Geburtsstadt Anders Zorns,
eine hochinteressante Sehenswürdigkeit.
Venturi-Stiftung
Vor kurzem hat Adolfo Venturi, der große
italienische Kunsthistoriker, seine Vorlesungs-
tätigkeit an der Universität Rom eingestellt,
da er die Altersgrenze erreicht hatte. An-
läßlich seiner Abschiedsvorlesung haben seine
Schüler und Freunde eine Venturi-Stiftung ins
Leben gerufen, um das kunstgeschichtliche
Studium durch Stipendien zu fördern.
Albert Anker-
Gedächtnisausstellung
Zur Feier von Albert Ankers 100 jährigem
Geburtstag hat das Kunstmuseum in Bern
eine umfassende Schau veranstaltet, die das
Werk des Berner Malers vorführt. Die Aus-

Bei diesem Geschenk, das jeßt eingetroffen
ist, handelt es sich um ein vorzüglich erhal-
tenes Gemälde des 1675 in Frankfurt a. M-. ge-
borenen, 1705 in Rom gestorbenen Malers
Philipp Peter Roos, der in der Kunst-
geschichte zumeist unter dem Namen Rosa
di Tivoli bekannt ist. Dargestellt ist ein Hirte
und eine Schafherde in der römischen Cam-
pagna.
Aus Frankfurt a. M.
Die Städtische Galerie in Frankfurt a. M.
(Städelsches Institut) hat in der Sommeraus-
stellung der Galerie J. B. Neumann und
Günther Franke in München das Ge-
mälde „Landleufe“ von Georges R o u a u 11
(1905) erworben.
Münchener Chronik
Der Präsident der Münchener Künstler-
Genossenschaft, Professor Eugen Honig,
ist zurückgetref-en. Man hofft jedoch, ihn be-
wegen zu können, das Amt, welches er in
schweren Jahren mit so großer Umsicht betreut
hat, nochmals zu übernehmen. Auch der ver-
dienstvolle stellvertretende Präsident, Pro-
fessor Hans Best, ist ihm in diesem
Schritte gefolgt.
Die Kunsthandlung Jacob Doppler
versteigert im Oktober bei Hugo Helbing
ihre Bestände. Die Auflösung dieser seit
25 Jahren in der Brienner Straße bestehenden
Firma ist ein Zeichen der Zeit und muß im
Interesse Münchens bedauert werden. F.

Prof. Hermann Hendrich j-
Im Alter von 77 Jahren starb am 18. Juli •n'’
folge eines Unglücksfalles Prof. Herma/111
Hendrich in der Nähe von Schreiberhau 1,11
Riesengebirge, — er wurde bei dem Uber'
schreiten eines Bahnüberganges vom Zuge
faßt und getötet. Hendrich hat sich in de(1
90er Jahren durch seine Gemälde über The'
niata Richard Wagners einen Namen 9e1
macht. Seine bekanntesten Arbeiten sin,
zyklische Wandgemälde, die sich in der Wal'
purgishalle auf dem Hexentanzplaß im Har2!
im Richard-Wagner-Gedächtnistempel bel
Königswinfer am Rhein und in der SagenhalK
bei Schreiberhau im Riesengebirge befinde11'
Weniger Interesse fanden seine Landschaftet1’
in denen er vor allem das Riesenqebirqe dar'
stellte.
Reichsverband bildender
Künstler Deutschland
Auf der diesjährigen Tagung des Reiche'
verbandes, die im Juni in Darmstadt stau'
fand, standen in erster Reihe auf der Tage5/
ordnung die Verhandlungen mit Behörden über
Zuteilung von Aufträgen bei öffentliche11
Bauten und sonstige Maßnahmen zur BekämP'
fung der gegenwärtigen Notlage. In diese1"
Zusammenhang wurde die Ausschaltung v°
Unternehmungen besprochen, die aus oe
schwierigen Lage der Künstler ausbeuterische1,
Gewinn ziehen wollen. Von anderen Pr°'
blemen, die zur Erörterung kamen, erwähne
wir nur die Frage des „Folgerechts“, — ein'
stimmig wurde die Gewinnbeteiligung de
Künstlers bei Weiterverkäufen gefordert,
sie in Frankreich bereits zu den gülii9e,
Rechtsgrundsäßen gehört und auch in Oster'
reich geplant wird. .
In organisatorischer Hinsicht ergaben s’,
insofern wichtige Veränderungen, als der Fc
gründer des Reichsverbandes, der Berlik
Maler Otto Marcus, sein Amt als G en e
ralsekretär niederlegte, — der BildhaiK
Prof. Rudolf Bosselt wurde zu seine $
Nachfolger gewählt. Auch in der Leitung
Verbandsorgans „Kunst und Wirtschaft“
ein Wechsel ein: Friß Hell wag ist v°
seiner leitenden Mitarbeit zurückgetrefen.

Adolf von Hildebrands letztes We^
Die leßte Arbeit Adolf von Hildebrands v°f
seinem Tode war das Grabmal für den ür0®i
herzog von Meiningen, — ein sißender En9e’
für den der große Bildhauer allerdings n ,
noch das Tonmodell hergestellt hat; die A'F
führung in Marmor rührt von Hildebra1/ e
Schwiegersohn Theodor Georgii her. Für
Grabstätte in Südamerika ist jeßt in der M11 &
chener Erzgießerei von Miller ein Bronzeab9U j
genau nach dem Originalmodell ausgefü11
worden.


Aufklärung eines Dresdener Musen'1
Diebstahls. (
In Nr. 49 des letzten Jahrgangs der „WeltkO’W
(1930, IV. Jahrg.) hatten wir eine Mitteilung Ai-
Dresdener Kriminalamtes über die mutmaßliche Ap
Wendung von 14 Kupferstichen aus dem Deuts^ji
Hygiene-Museum veröffentlicht. Wie wir jetzt V|,e-
Kriminal amt L> r e s <1 e 11 erfahren, sind di®Aj,
treffenden Blätter kürzlich bei einer Dresdener B ’Ao-
welche sie im April 1930 zur Herstellung von ATa
duktionen erhalten hatte, aufgefunden und an Ap.
Deutsche Hygiene-Museum wieder abgeliefert wor°

UNTER KOLLEGE?1



Ihnen 15 000 Mark gepumpt habe . . .
— Wirklich?
— Jawohl: genau sechs Jahre! . ipjjl
— Gott! Was haben Sie für ein Gedäd1


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Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag.. Insmaten
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