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DIE WELTKUNST



Saisonende in London
Ergebnisse der letzten Auktionen

I.
Während in Deutschland und auch in Paris
die Auktionstätigkeit mit dem Anwachsen der
wirtschaftlichen Krise in der Frühsommer-
Saison ziemlich rasch abflaute, hielt der Lon-
doner Markt sein gewohntes Versteigerungs-
Programm bis zu dem obligaten Juli-Ende
durch, über einzelne der bedeutendsten Er-
eignisse wie die Versteigerung der Gemälde
der Sammlung Hirsch oder des „Canning
Jewel“ ist an dieser Stelle ausführlich berichtet
worden, weitere wichtige Ergebnisse sollen
hier zusammenfassend dargestellt werden,
wobei wir für Einzelheiten besonders auf die
bereits veröffentlichten oder in den folgen-
den Nummern erscheinenden ausführlichen
Preisverzeichnisse verweisen.
Für den Gemälde-
Markt war die bei Chri¬
stie’s am 10. Juli
stattgehabte Versteige¬
rung von Bildern aus
den Sammlungen Mar¬
quess Curzon of Ked-
leston, Lord Hastings
und J. F. Austen von
besonderer Wichtigkeit.
Aus der lebt genannten
Sammlung erzielten
einige Italiener ansehn¬
liche Preise, so eine
Botticelli zugeschrie¬
bene „Geburt Christi“
(Nr. 45, Dm. 125 cm)
850 Guineas (Smith),
zwei mythologische Ta¬
feln von Bartolommeo
di Giovanni (Nr. 52/53,
80 : 130 cm) zusammen
780 Guineas (Mr. F. Ho¬
ward), eine Filippo Lippi
benannte thronende Ma-
donna (Nr. 64, 142:110
cm) 580 Guineas (F. Ho¬
ward) und ein Jüng¬
lingsporträt von Am-
brogio dePredis (Nr.67,
46 : 28 cm) 550 Guineas
(Smith). Von den Cur¬
zon-Bildern, meist de¬
korativen Werken, tru¬
gen nur wenige zu dem
Gesamtergebnis von
£ 14 117 bei, unter
denen einige englische
Porträts zu nennen
wären: Höppners „Bild¬
nis Miss Larpent“ mit
420 Guineas (Nr. 119,
127:99 cm,Mason),Knel-
lers „Herzogin von Dor¬
sett“ mit demselben
Preis (Nr. 123, 229 : 137
cm), Lelys „Porträt Mrs.
Stone“ mit 150 Guineas
(Nr. 127, 126 : 102 cm,
Freaman & Son) und
Romneys „Mrs. Yates“
mit 490 Guineas (Nr. 143,
239 : 150 cm, Mrs. Mond). Dazu gesellten sich
einige Engländer des 19. Jahrhunderts wie
Burne-Jones’ „The hours“ von 1882 (Nr. 46,
76 : 181 cm) oder Holman Hunts „Toskanisches
Mädchen“ von 1869 (Nr. 56, 53 : 43 cm), die von
Graves bzw. Gooden & Fox für 440 und
120 Guineas erworben wurden.
Eine ziemliche Enttäuschung brachte der
Verkauf von Bibliothek und Gemäldesamm-
lung aus dem Besitze Ruskins durch
Sotheby am 20. Mai, die ein starkes Ab-
ebben des Interesses am rein Reliquarischen
bewies. Nur wenige Bilder konnten Preise
über £ 100 verzeichnen, so ein Herrenporträf
von Tintoretto (Nr. 131, 62:47 cm: .£420, Vo-
kins), eine Botticelli zugeschriebene, von Fair-
fax Murray in Florenz entdeckte Madonna
(Nr. 122, 85 : 60 cm: £ 300, R. E. Wilson) oder

Inhalt Nr. 3a
R.-A. B. Blau:
Devisen-Notverordnung undKunsthandel 1/2
Saisonende in London (m. 3Abb.) . . 2
An ton Kerschbaum er t (m. Abb.) 2
G. Reinboth (Rom):
Erforschung des Kapitols.2/3
Sammlung Han Coray (m. 4 Abb.) . . . .3,7
Auktionsvorberichte.4
Auktionsnachberichte.4
Ausstellungen der Woche. . . 4
Auktions-Kalender.5
Literatur — Preisberichfe — Kunst im
Rundfunk.6
Nachrichten von überall . . . 8
Unter Kollegen .8
»En glis h S u p p 1 e m e nt«.7
Forthcoming Sales — The Byzantine
Exhibition in Paris — Exhibition abusing
of works of art — Burgkmair Century —
Art of African Negroes

ein Aquarell Turners mit Ansicht des Vier-
waldstätter Sees (Nr. 115, 21 : 29 cm: £ 185,
Sabin).
Recht bemerkenswerte Preise wurden wie-
derum für englische Sporibilder und Porträts
auf den S o t h e b y - Auktionen vom 13. Mai
und 24. Juni erzielt. Auf der ersten Verstei-
gerung bezahlte man für drei Fuchsjagden von
Wolstenholme £ 2000 (Nr. 101, je 90 : 120 cm,
Roe), für eine Marine von Dominic Serres
£ 680 (Nr. 99, 98: 150 cm, H. Davis), eine
sportliche Szene von Boultbee £ 500 (Nr. 98,
118: 152 cm, Ellis & Smith), und ein Jagdbild
von Ferneley £ 700 (Nr. 103, 145 : 237 cm, Ellis
& Smith), — auf der letztgenannten, die mit
einem Gesamtergebnis von £ 4319 abschloß,
für zwei Seeschlachfen-Darsfellungen von

P. Monamy (Nr. 83, 102 : 150 cm, und Nr. 84,
104 : 152 cm) £ 700 (F. Harvey) bzw. £ 560
(Spink), für ein Herrenporfrät von Reynolds
(Nr. 112, 94:76 cm) £ 280 (Hopwood). Auf
derselben Auktion brachte eine Flußlandschafi
von van Goyen (Nr. 46, 80 : 150 cm, dat. 1653)
£ 460 (Green), während auf der Versteigerung
vom 13. Mai Preise wie £ 1550 für eine aus
der Sammlung Crozat stammende Kreide-
skizze von Watteau (Nr. 84, 18:20 cm, Wall-
roff; Abb. Seite 8), £ 820 für eine vene-
zianische Vedute von Canaletto (Nr. 62, 120 :
213 cm, Leger), £ 720 für ein, Selbstbildnis
von Mignard (Nr. 81, 135 : 104 cm, Destrem),
£ 440 für ein Damenporträt von Cornelis
Janssens (Nr. 45, 74 : 62 cm, Leggatt), oder
£ 400 für einen „Christus mit Johannes“ von
Filippino Lippi (Nr. 29, 72 :41 cm, Dr. Bo-
renius) nicht unwesentlich zu dem Gesamt-
resultat von £ 10 956 beitrugen.
Auf den übrigen Gemäldeauktionen war
der Umsatz meist gering. Zu nennen sind auf
der Versteigerung bei Sotheby am
10. Juni die Preise von £ 165 für eine Blei-
stiftzeichnung von Ingres nach dem Holbein-
schen Bildnis Heinrichs VIII. in Rom (Nr. 72,
Colnaghi) und von £ 58 für die Federzeich-
nung einer Juno von G. B. Tiepolo (Nr. 67,
Hoffman). — Auf der von derselben Firma
veranstalteten Auktion am 15. Juli konnten
einzig die Gemälde aus der Amsterdamer
Sammlung O. B. Schuster einige wesentliche
Preise erbringen: so bezahlten Means für das
deutsche, N. K. 1529 bezeichnete Herrenbildnis,
das von Friedländer vermutungsweise auf
Hans Kirberger bestimmt wurde, £ 100
(Nr. 109, 53 : 43 cm), Barry für ein von Bode
dem Palma Vecchio' gegebenes Männerporträt
£ 180 (Nr. 110, 59:48 cm), Menken für ein
Bildnis der Margarete von Österreich von Ba-
rend van Orley dieselbe Summe (Nr. 119, 24 :
18 cm). — Das Ausgebot von Gemälden aus
verschiedenem Besiß bei Christie’s am
17. Juli endete mit einem Resultat von £
zu nennen insbesondere einige kleine Veduten


Krug in Saint-Porchaire Fayence, Ep. Heinrich II.
A Hanap in Saint-Porchaire faience (Henri II wäre)
H. 19,2 cm — Collection W. S. M. Burns — Kat. Nr. 19
Versteigerung — Vente — Sale: Sotheby & Co., London
25. Juni 1931: £ 3200

von Guardi, die für 100—160 Guineas weg-
gingen, zwei Flußszenen von Avercamp
(Nr. 32, 32 : 51 cm), die Duits für 165 Guineas
erwerben konnte, und ein dem Frans Hals zu-
geschriebenes Herrenbildnis (Nr. 59, 63 :51
Zentimeter), das für 550 Guineas an Vivian
ging. — Die Auktion von Rowlandson-Aqua-
rellen bei Sotheby am 21. J u 1 i, die £ 1601
ergab, zeitigte als höchsten Preis £ 135 für
das Aquarell der königlichen Bibliothek
(Nr. 101), demgegenüber die anderen Resul-
tate stark in den Hintergrund traten. — Für
ein Bildnis der Philadelphia de Laney von Da-
niel Gardner bezahlte Mrs. Bell am 29. Juli,
ebenfalls bei Sotheby, £ 500 (Nr. 75, 95:
71 cm); auf derselben Versteigerung kam ein
Bildnis der Charlotte von Mecklenburg-Streliß
von Samuel Scott auf £ 200 (Nr. 77, 80 : 125
Zentimeter, Arthurton), ein Herrenporfrät von
Raeburn auf £ 230 (Nr. 90, 74 :61 cm, Ellis
& Smith). — Endlich ist noch die Versteige-
rung moderner Gemälde bei Sotheby am
23. Juli zu nennen, die vor allem neuere eng-
lische Meister umfaßte. über das meist mäßige
Niveau konnten sich nur ein Dorfbild von
Corot mit £ 150 (Nr. 54, 30 :23 cm, H. John-
stone), ein Damenbild von Sickert mit £ 185
(Nr. 80, 41 : 30 cm, Wilson) und ein Interieur
von W. Orpen mit £ 110 (Nr. 47, 74:61 cm,
Lessore), erleben. Der Gesamfumsaß betrug
£ 2185.
Auf der einzigen Auktion, die französische
und englische Farbstiche in leßier Zeit auf den
Markt brachten, wurden bei einem Gesamt-
resultat von über £ 5000 wiederum gute Ein-
zelpreise erreicht (Sotheby, 7. Juli). Eine
Serie von vier Fuchsjagden Morlands (Nr. 98)
ging für £ 680 an Rosenbach, zwei Landschaf-
ten desselben Künstlers (Nr. 99) für £ 450 an
Lady Young, zwei weitere Blätter von Ward
nach Morland (Nr. 101) für £ 400 ebenfalls an
Rosenbach, die beiden Janinet-Blälter
„L’amour, La folie“ nach Fragonard (Nr. 109)
für £ 330 an Fournier und 12 Blatt von P. Rei-
nagle (Nr. 113) für £ 300 an Wood.
Eine Sensation bedeutete am 23. Juni bei
Sofheby der Verkauf eines illumierten
Liviusmanuskripts, des sogenannten „Livy of
ihe Bätard de Bourgogne", einer wundervoll
erhaltenen und reich gezierten französischen
Handschrift des 15. Jahrhunderts. Diese Perle
gotischer Buchmalerei ging nach hartem
Kampfe für £ 4400 in den Besiß der Firma
Gilhofer & Ranschburg in Wien- über. — Nicht
weniger sensationell war der Preis, der auf
der Versteigerung von Inkunabeln und Manu-
skripten aus dem Besiß von Lord Hastings
(Sotheby, 20. J u 1 i) für eine frühe Gesamt-
ausgabe der Werke Chaucers, London 1532.
von Maggs bezahlt wurde: £ 2250 (Nr. 2). Eine
kostüm- und sittengeschichtlich interessante

englische Handschrift des 15. Jahrhundert5
warb daselbst Quaritch für £ 1600 deS
während ein französisches Horen-Bucn
15. Jahrhunderts bei £ 240 (Nr. 3, Martin),
gleichzeitige französische Handschrift ae,l[r,5,
rühmten „Romain de la Rose“ bei £ 390 l
G. Wells) und vier bedeutende Einzeln*1
turen eines französischen Psalters uh* je,i.
bei £ 210 (Nr. 6, Swift) zugeschlagen p
(Fortsetzung folgt)

Erforschung
des Kapitols
Daß das antike Rom von den Zeiten 5C^rx
der Könige an eine wirkliche Zitadelle, di^5,
Romana, besessen hat, bezeugen Varro,
Macrobius und viele andere. Aber wie
Zitadelle gebaut war und wo eigentlich j
Umfassungsmauer sich um den Kapifolsn
zog, blieb bisher unbekannt, und
Vermutungen haben den Ort angeben ko11
Die Schriftsteller sagen es nicht; erst
Archäologenhacke entschleiert nunmehr p,?
Geheimnisse der Jugendjahre der llrbs.
geringfügigen Angaben in der Literatur
die Zitadelle, d. h. das Vorhandensein e|i
bloßen Erwähnung, nicht aber einer 9en jel*
Beschreibung erklären sich leicht aus
wenigen Angriffen, die diese Zitadelle Zt* f/
stehen hatte. Bekannt ist nur der (-’a je(
angriff und1 zwei Handstreiche, von denen
erste durch den Sabiner Appius Erdon***5^
Jahre 450 v. Chr. und der zweite durch
Sabinius, einen Bruder des Vespasian, j|ju5
rend der Regierung des Kaisers V*
unternommen wurden: allen drei wider5 „
die Burg Roms. Man hat geglaubt, den Na
arx noch in zwei heutigen römischen Na
wiederzufinden, und zwar Araceli, der ^5
kannten Kirche, die damit kein Altar
Himmels, sondern eine arcella wäre, UP aße;
Pedacchia, einer jeßt verschwundenen js'1
deren ursprünglicher Name „ad pedem arsljdi>
gelautet hätte. Die Arx Romana muß ^5
soweit das nunmehr die Freilegungen ^ejl
Kapitols bewiesen haben, auf dem N°r.ei)/
des Kapitolshügels auf getürmt haben: die 1
tigen umliegenden Pläfce (Piaizza Veh
Piazza Montanara), die von dem Corso
faßten jeßtigen Hauptteile der Stadt, sind
gewesen bis zum Tiber, die Burg muß y(?|i
dieser Ebene wie ein senkrechter Kloo il(y
etwa 35 Meter Höhe geragt haben, eine
einnehmbare Festung für jene Zeiferr-^^^

Anton Kerschbaumer f

Er ist da geboren,
Norden zum ersten-
Alpen erscheint, am
Rosenheim am Inn.
Ein Mittelmeertyp,

Anton Kerschbaumer war vor einiger Zeit
45 Jahre alt geworden.
wo dem Reisenden vom
mal die blaue Kette der
Fuße der Vorberge in
Er ist also Oberbayer.
wie ein geistreicher einstiger Freund von ihm
sagte. Er legte auf diese Beziehung zum
Süden großen Wert. Damit erklärt sich für
ihn die fanatische und für einen deutschen
Maler ganz ungewöhnliche Liebe zur Form.

Intelligenz, seine Kraft. Verzweifelt .^1
unter Tränen — die Resultate fielen ihm
gerade in den Schoß —, nach wochenH^fli
Arbeit hatte er nur ein paar Striche al» jr
Papier. Zwar die Vorstellung im Kopf, z n £f
net und malt er nicht mehr ab. SondfryeF
beobachtete das Motiv unablässig und j|?
suchte es frei, ungehemmt durch die jpjeS5
gen Erscheinungen, wiederzugeben.
seine Methode erlaubte ihm, Zusammen*
in den Erscheinungen zu finden, die 9


Anton Kerschbaumer: Römische Silhouetten

Kerschbaumer kam in die interessante Zeit
hinein, in der in Deutschland der Impressio-
nismus seine Triumphe feierte. Er war kurze
Zeit Schüler Corinths und, nachdem er dort
die impressionistische Methode kennen-
gelernt hatte, gezwungen, sie von A bis Z ab-
zulehnen, als eine die Seele, den Verstand,
das Gefühl nicht beteiligende, mehr mecha-
nische, Ausdrucksart.
Gegen eine Methode, die ringsum so viel
Erfolg hatte und an die jeder glaubte, anzu-
I kämpfen, erforderte all seinen Mut, seine

dezf
Kontraste in Hell und Dunkel und ’
Farbe, Brüche des bisher unantastbar
finuierlichen Konturs, festzustellen. iit*^
suchte, die Methode seinem Freunden Z 5e*
milteln. Den Hauptnußen hatte danri ^et**
Freund Konrad Westermayr, der na,-ne
jährigen Versuchen selbständige, 5C**°
sulfate erzielte. •nP müh5 ii*
Seit vier Jahren suchte er seine ngei* J
erworbenen Erkenntnisse und Erfahr uL
seiner Malschule Jüngeren mitzufe*
hatte damit1 bereits schöne Erfolge erz*e

GEGRÜNDET 1806

GALERIE E.A. FLEISCHMANN

GEGROND^


MÜNCHEN • MAXIMILIANSTRASSE 1
 
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