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DIE W E L T K U N S T

V, Nr. 34 vom 23. August 1931

A.B.

>.en Armen seiner Amme ist bereits ein großer
Jerr; die Mainfenon zwischen den kleinen
. anien von Saint-Cyr ist durchaus unter
desgleichen und der Duc de Bourgogne im
Jerndchen trägt bereits ein Ordenscordon.
Iri Stich von Abraham Bosse „L’enfance“
?e'gt spielende Kinder in den typischen Trach-
en der Erwachsenen aus dem Ende des
Jahrhunderts, fast erstickt in dem Pomp
'0,i Samt, Spißen, Krausen und Falten.
Y'radezu grauenhaft wirkt der berühmte Stich
”‘-c souhaif de la bonne annee au grand
^apa", ein Stich von Le Bas nach Cannot, mit
Ien beiden winzigen Wesen, dem Jungen in
‘Qn.gem Rock und Dreispiß, und dem Mädchen
‘"‘i Wespentaille und Reifenkrinoline.
Allerdings macht sich auch schon im
Jahrhundert eine Befreiungstendenz von der
i°nvention geltend, Kinder als Erwachsene
dQ|zustellen. Aber auch Freudeberg verlegt
s°lche menschlichen Regungen aus der höfi-
schen Atmosphäre in die bäuerliche Gesell-
s.^aftsschicht. Die Lockerung ist aber überall
Slchtbar, wo wirklich hervorragende Künstler
Zl1 Wort kommen, wie etwa bei Debucourts
d-es bouquefs“ und „La fefe de la grand
^apian", ein sehr sprechendes Seitenstück zu
-r oben erwähnten Gratulation beim Groß-
^apa. Mit der Revolution und dem Napoleo-
^’schen Zeitalter ändert sich die Auffassung
v°m Kind in der darstellenden Kunst durch-
ai's. Das sind keine Affen der Erwachsenen
^Chr, sondern eben Kinder, Wesen sui generis.
„. Besonders reizvoll sind die ausgestellten
J'nderblicher und die Bücher aus dem
,$siß von Kindern d’autrefois. Eine ent-
gehende kleine Abteilung zeigt Einbände mit
,?n Wappen prinzlicher Kinder. Da ist ein
jAmisches Missale mit dem Wappen der En-
lQnts de France in dem wunderbaren alten
roten Maroquinband und das Entzücken- jedes
^Utographensammlers bildet das Original-
frranuskript der Comtesse de Segur von ihrem
berühmten „Malheur de Sophie“. Neben den
?f‘m<j|den und Graphiken vervollständigen
/‘cdaillen und Plastiken die Sammlung. Ganz
besonders reizvoll ist eine Büste von Houdon,
a,e seine Tochter Claudine darstellt.
Die Ausstellung ist übrigens insofern be-
sonders glücklich arrangiert, -als man sich nicht
gescheut hat, Lithographien aus dem 19. Jahr-
hundert zu zeigen, auf denen die Kinder der
jägerlichen Zeit mit besonderem Vergnügen
b's ungezogen und wild dargesfellt werden.
. Es -ist schon -durch den Mangel an Material
?'cher völlig unmöglich, eine solche Aussfel-
bhg an irgendeinem anderen Ort der Welt zu
;'lederholen. Hinzu kommt hier die beson-
dere Atmosphäre der Ausstellungsräume.
I ährend man sonst die Bilder dieses oder
■eUes Malers schließlich auch nach Jahren
9endwo anders in einer Kollektiv-Ausstellung
[Jedersehen kann, während es möglich ist, ein
IjUseum auch ein andermal zu besuchen, ist
lese Ausstellung wirklich ein durchaus einzig-
' ’Pges Ereignis und von hohem künstlerischen
lll(l kulturgeschichtlichen Reiz.

Neues über
Östliche Kunst
in russischen Museen
Von
Dr. Alfred Salmony
IV’)
Wladikawkas
> Sehr dicht drängen sich im Kaukasus
A.Völker verschiedenen Stammes und ver-
miedener Sprache. Die Sowjetregierung ist
(|Cs)rebt, ihre kulturelle Eigenart zu fördern
ybb hält die Einrichtung von national um-
j-j'Vhzt-en Museen offenbar für ein diesem Ziel
ji^derliches Mittel. Am nördlichen Ausgang
[b's bedeutendsten und ältesten Gebirgs-
V.Sses, der Grusinischen Heerstraße, liegt
9dikawkas. In der Nähe überwiegen die
t|js s e t e n und die Inguschen. Daher ist
ese Stadt mit zwei Museen bedacht, eines


Maske —■ Masque — Mask
Bronze, H. 10,5 cm — XVI. Jahrh.
Fundort: Dorf Kok bei Wladikawkas
Ingusch-Museum, Wladikawkas

Ijjr .1 -
\Voaie Inguschen, das andere für die Osseten.
i|(. Entliehe Unterschiede lassen sich zwischen
künstlerischen und völkerkundlichen
sC1 "Piälern der beiden Völker aber nicht fest-
sL(S.n- Beide bergen Dinge, die auf den
''ischen Tierstil vorbereiten, und solche,
iibp n von Beginn unserer Zeitrechnung weit
\vt-,r das nachchristliche Jahrtausend hinaus
iiigj führen. Das Ossetische Museum ver-
CijA über erlesene Beispiele der viereckigen
fe|il ispangen, die nirgends im Kaukasus
^bQeP-. sie werden bei späterer Gelegenheit
^bildet werden.
i'tll Ingusch-Museum birgt eine
*li J11111 patinierte Bronze (Abb. oben), die
wenigen vorskythischen Denkmälern der
' RPd gehört. Die heutigen Bewohner gab
Dergi. I- Leningrad, in Nr. 12, II. Moskau in
’ VI. Rcstow am Don in Nr. 33 der „Weltkunst“.

es damals noch nicht, doch dürfen wir an-
nehmen, daß sie mit ihren Vorfahren ver-
wandt sind. Schon in dem bekannten Kasbek-
Fund, also aus der Mitte der Grusinischen
Heerstraße, kennt man den Hirsch als be-
herrschendes Schmuckmotiv. Der für die
Kenntnis der frühesten Metallkunst im
Kaukasus maßgebende Fund ist im wesent-
lichen zwischen den Museen von Leningrad,
Moskau und Tiflis gefeilt. Tallgren hat ihm
erst jüngst eine eingehende Untersuchung ge-
widmet („Caucasian Monuments“ in Eurasia
Septentrionalis Antiqua V, 1930). Die Zeit um
1000 v. Chr. ist als Entstehungsdatum durch
den finnischen Gelehrten wahrscheinlich ge-
macht worden. Bei dem Hirsch von Wladi-
kawkas handelt es sich sicher um ein von der
K a s b e k - Gruppe abgeleitetes, also etwas
späteres Stück. Die Hirsche des Kasbek-


Hirsch, g.—8. Jahrh. v. Chr.
Cerf, IXe—Ville siede av. J.-Chr.
Stag, IXth—VHIth Century B. C.
Bronze, L. 12 cm
Fundort: Dorf Oscherach, Nordkaukasus
Caucase du nord — North-Kaukasus
Ingusch-Museum, Wladikawkas
Schaßes tragen in der Mitte des Rückens eine
Ose, an der eine Kette anseßf. Diese fehlt
hier am Rücken, sie befindet sich dafür am
Bauch; dieser Hirsch muß also -entweder nach
unten gehangen haben oder wahrscheinlich
mit einer Glocke versehen gewesen sein. Auf-
fallend ist die unplastische Bildung der Beine,
die als ganz flach gehämmerte Metallstreifen
erscheinen. Ihre ursprüngliche Länge zeigt
nur ein Hinterbein, das einzige vollständig
eihaltene. Eine ähnliche Erscheinung, also
flache Verlängerung einer vollplastischen Bil-
dung, läßt sich in der frühkaukasischen Kunst
noch einmal feststellen, bei einem von einem
menschlichen Doppelkopf bekrönten Eisenstab
des Moskauer Historischen Museums. Neben
der seltsamen Vereinfachung steht in allen
übrigen Einzelheiten eine Frische der Dar-
stellung, die auf eine relativ frühe Ent-
stehungszeit zwischen Kasbek-Schaß und
Skythenfunden, etwa im 9.-8. Jahrhundert,
schließen läßt. Der langgestreckte Körper
geht mit großer Naturfreue in den vor-
gestreckten Hals über, an dem die Wampe
nicht vergessen ist. Verlängert und zugespißt
erscheint auch die deutlich gezeichnete
Schnauze des Tieres. Die Ohren legen sich
nach rückwärts, ebenso das vielendige Ge-
weih, ein Meisterstück der Nafurbeobachtung
wie der Gußtechnik. Es fehlt gewiß nicht an
Denkmälern der frühen Eisenzeit im Massiv des
Gebirges, aber wenige Stücke sind von der
plastischen Vollkommenheit des abgebildeten.
Eigentümlicherweise hat bisher keine der zahl-
reichen Arbeiten über den „skythisch-en“ Tier-
stil versucht, diese bekannten Darstellungen
mit ihren Vorgängern im Nachbargebiet in
Verbindung zu bringen.
Im Ingusch-Museum findet man die zeit-
lichen Extreme der lokalen Kunstübung gleich
gut vertreten. Im allgemeinen zeigt der
kaukasische Ausklang ein Zurücksinken in
primitive, volkstümliche Kunstübung. Die
Gegenstände dienen dann einem urtümlichen,
heidnischen Zauberkult, der sich in den
unzugänglichen Tälern des Hochgebirges
länger halten konnte, als irgendwo sonst in
Europa. Bei religiösen Tänzen wurden noch
bis vor wenigen Jahrzehnten Masken ge-
tragen. Wladikawkas besißt ein Beispiel aus
dünnem, getriebenem, grau patiniertem Kupfer-
blech (Abb. neben-st.), ein in diesem Material
und in dieser Vollständigkeit ungewöhnliches
Stück. Nur die obere Gesichtshälfte erscheint
bedeckt. Die Maske seßt sich aus einfachen
plastischen Bildungen zusammen. Nur in dem
über der Nasenwurzel aufliegenden vergol-
deten Schmuckstück lebt eine fortgeschrittene
Ornamentik. Die Herzform mit Kreisen, Oval
und Dreipaß ist undenkbar ohne seldschuckische
Einwirkung. Sie findet sich häufig auf den
Kupferkesseln des Dageslan. Der Gegenstand
dürfte kaum älter sein als das 16. Jahrhun-
dert. — Aus der gleichen Zeit stammen
übrigens seltsame weibliche Holz-
idole, afrikanischen Skulpturen zum Ver-
wechseln ähnlich, auch sie sind im Ingusch-
Museum vertreten.

Land Nassau
Die Sommerausstellung des Nassaui-
schen Kunstvereins im Wiesbade-
ner Museum, die bis Ende August d. J.
dauert, ist dem Lande Nassau -gewidmet. Ge-
mälde, Aquarelle, graphische Blätter aus dem
19. und 20. Jahrhundert zeigen, wie mannig-
faltig die Anregungen der nassauischen Land-
schaft für die Künstler gewesen sind. Haupt-
themata sind Rheingau und Rheintal, Wies-
baden und Lahntal. Die Ausstellung, über die
ein hübsch illustrierter Katalog vorhanden
ist, hat sich in reichem Maße privater und
öffentlicher Unfersfüßung durch Leihgaben zu
erfreuen gehabt.

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