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Die Sammlung Stefan v. Auspitz

Inhalt Nr. 35

1/2

5

4

ALT-CH INA

STÄNDIGE AUSSTELLUNG

Antike.

ALTCHINESISCHE KUNST

Gobelins

Möbel

NEUERWERBUNGEN AUS CHlN/

S tickereien

MÜNCHEN

BERLIN

PEKING

Lenbachplatz 3

BERLIN W 9, FRIEDRICH-EBERT STRASSE 5

BERLIN W35 • SCHÖNEBERGER UFER 38

5
6
6

2/3
3
3, I
3
4

Die wirtschaftlichen Verhältnisse in Wien
werden als nächstes Opfer voraussichtlich die
Sammlung Stefans v. Auspiß fordern, die zu
den bedeutendsten Neu-Wiener Privatsamm-
lungen gehört und wahrscheinlich freihändig
oder auf dem Wege einer Versteigerung zur

allen einge-
die im Nähr-
auch heute
entfaltendem

Samte

auf dem modernen

Paolo Veronese, Anbetung der Hirten
Adoration des Bergers — Adoration of the shepherds
Collection Stefan v. Auspitz, Wien

läge herauszureißen. Heute, wo es heißt:
Schiff in Not! Alle Mann an Bordi Jefct wird
man sie wieder rufen — vorausgeseßt, daß
der Wille zum Leben nicht ganz erstickt ist
Aber das sieht der sonst so lebensfrischen
und daher überall so herzlich geliebten
Münchener Stadt eigentlich gar nicht ähnlich.
Ihre Lage ist heute ganz genau die gleiche
wie die des ganzen Deutschland: hilf dir
selbst, dann wird dir geholfen werden! Wenn
du die Kräfte, die du in dir verborgen hast,

DIE WELTKUNST

Auflösung gelangen wird. Es dürfte daher
für die Leser der „Weltkunst“ von Interesse
sein, beizeiten einen wenn auch nur flüchtigen
Überblick über die Bestände der Sammlung
zu erhalten. Sie wurde erst vor wenigen
Jahrzehnten angelegt und enthält außer den
Gemälden, welchen sie in der Hauptsache
ihren Ruf dankt, Skulpturen, Kleinkunstwerke,
Gobelins und Möbel, die einander ergänzend
auf die einzelnen Räume verteilt sind und so
der Sammlung einen mehr intim-persönlichen,
als museälen Charakter verleihen. Einige
Hauptstücke, darunter das dem 14. Jahrhun-
dert angehörende Kopfreliguiar des hl.
Cassian, wurden erst bei der Versteigerung
der Sammlung Figdor erworben. Und noch
vor kürzester Zeit wurden einige künstlerisch
hochwertige Objekte angekauft.
Die besondere Vorliebe Stefans v. Auspiß
galt den italienischen und niederländischen
Schulen. Unter den frühen Italienern lenkt
zumal eine Benozzo Gozzoli zugeschrie-
bene Grablegung durch die Herbheit und Ein-
dringlichkeit ihrer Gestalten das Augenmerk
auf sich. Von Vincenzo F o p p a wäre das
Martyrium des hl. Sebastian zu nennen, von
Carpaccio eine umfängliche Darstellung
anekdotischen Charakters. Auch die Quattro-
cento-Malerei Sienas und Ferraras ist durch
einzelne Stichproben vertreten. Die anmuts-
voll majestätische Madonna von Francesco
F r a n c i a leitet in das Zeitalter der Hoch-

von
das ......
chen war sonst immer bahnbrechend in
Lösung solcher Kunstprobleme
Weltproblem, und wer es <
das Welfinteresse auf seiner Seite.

und brachte die Elite der internationalen
Sammler- und Händlerschaft in Scharen nach
München. Hatte doch Kronprinz Rupprecht,
selbst ein anerkannter Kunstkenner und
Kunstwissenschaftler von Format, persönlich
dafür gesorgt, daß die Kaiser, Könige, Fürsten,
Kirchen und Klöster Europas und des Orients
aus ihren Schaßkammern Wunderdinge zur
Verfügung stellten, die man sonst kaum jemals
zu sehen bekam.
Solche Ereignisse, umrahmt von dem phan-
fasieerregenden Zauber neuartiger Festspiele:
das war’s, was dem damals viel beneideten
München die besondere Gunst des internatio-
nalen Elite-Publikums und damit seinen
Künstlern eine unvergleichliche Kundschaft
eingebracht hat. Daß der Wiederaufbau
Münchens als Kunststadt durch Wieder-
aufnahme dieser bewährten Methode erreicht
werden könnte, steht außer Zweifel. Er würde
auch die Rettung der Kunst selbst bedeuten.
Denn diese, zum mindesten ihr jüngerer Nach-
wuchs, der ja immer mit Vorliebe in München
seine Enfwicklungsjahre zubringt, würde da-
durch unmittelbar ins tätige Gegenwartsleben
und dessen neuartige Anforderungen hinein-
gestellt und damit in den Stand geseßt wer-
den, ein notwendiges, aktives, erfolgbringen-
des Glied des Gegenwarts-Daseins zu
werden!
Es glfit noch genug Männer, die damals es
verstanden haben, München aus seiner Not-

moderne meister Galerie Ferdinand Möller STÄNDIGE AUSSTELLÜ^

Von
Dr. St. Poglayen-Neuwall

müßte ihr erneuter Zustrom so stark werden,
daß er auch den Ausfall des deutschen ge-
bildeten Mittelstandes
Kunstmarkt ausgleicht! — Denn darüber kann
doch unter erfahrenen Leuten keinen Augen-
blick Zweifel bestehen: nur wo dieses Elite-
Weltpublikum sich ständig trifft, kann sich die
Errichtung eines großen Marktes modernen
Kunstschaffens, wie es der Glaspalast ein
halbes Jahrhundert lang einmal war, lohnen,
nur da hat er überhaupt einen Sinn! An
solcher Stelle wird er aber auch unbedingt
entstehen und sich durchseßen, wenn einmal
die Zeit dafür gekommen sein wird, denn dann
ist er eine Notwendigkeit und wird zu seiner
Einrichtung und zu seinem Bestehen auch
internationales Geld fordern und erhalten
dürfen!
München hätte aber vorher den Nachweis
zu führen, daß es den Zustrom dieses heute
allein ausschlaggebenden und für hochwertige
Kunst allein aufnahmefähigen Welt-Publikums
wieder in dem Maße zurückerobert hat, wie
es ihn früher besaß zu Zeiten der noch sen-
sationell wirkenden Wagner- und Mozart-
Festspiele, zu Zeiten der Ausstellung München
1908, des Künstlertheaters, der Mohammedani-
schen Kunst-Ausstellung, des internationalen
Musikfestes 1910 und wie die aufsehen-
erregenden Veranstaltungen alle hießen, die
damals München für die kulturellen Kreise
der ganzen Welt zu einem der reizvollsten
Reiseziele der Welt gemacht haben und zu-
gleich den bildenden Künsten immer neue
lohnende, ins aktuelle Leiben der Gegenwart
hinein wirkende Aufgaben stellten! — Wird
München diesen Nachweis bringen können?
Es wäre geradezu lächerlich, einer solchen
Schicksalsfrage gegenüber mit subjektiven
„Meinungen“ oder gar „Prophezeiungen“ um
sich werfen zu wollen! Wir haben es vielmehr
für richtig gehalten, darüber viele berufene
und urteilsfähige Persönlichkeiten mit reichen
Erfahrungen zu hören: nicht nur Künstler und
Kunstgewerbler aller Richtungen, nicht nur
große, mittlere und kleine Kunsthändler, son-
dern auch Vertreter jener weitverzweigten
Wirtschaftsgebiete, die, wie z. B. das Hofel-
und Spedifionsgewerbe, der Ateliers ver-
mietende Hausbesiß usw. in einer Kunststadt
so innig mit dem Wohl und Wehe der Kunst
verknüpft sind. Was wir da zu hören be-
kamen, geht im einzelnen selbstverständlich
oft sehr weit auseinander; wenn wir aber ob-
jektiv einen Querschnitt des wesentlichen aus
alle dem heraus ziehen, so zeigt sich troßdem
eine gewisse Einheitlichkeit im Grundhäß-
lichen, nämlich dahingehend: ja, es> könnte
allerdings etwas geschehen! Ja, es hätte
längst schon etwas geschehen müssen! Es
gab mehr wie einmal in den leßfen Jahren die
Möglichkeit, das internationale Luxus-Reise-
publikum wieder für München zurückzuge-
winnen, ja es wären wahrscheinlich sogar
amerikanische Mittel dafür zu haben gewesen.
Man kann selbstverständlich das für die
Künste allein in Befracht kommende Elite-
Publikum unmöglich mit den Propaganda¬

mittelchen anlocken, mit denen man den
Durchschnitts-Touristenverkehr nach München
und Oberbayern lenkt. Diese Kreise der
Reichsten und Allerreichsten dies- und jen-
seits des Ozeans sind nur durch hochbe-
deutende, einzigartige Kulturereignisse zu ge-
winnen, wie man sie anderwärts nicht kennen-
lernen und genießen kann, und die durch ihre
Bedeutung und Eigenart die große Weltpresse
in Wort und Bild in Bewegung seßen. In
München hat man das 1908 und in den leßfen
Vorkriegsjahren überhaupt dadurch zu er-
reichen gewußt, daß man mit
bürgerten Vorurteilen brach und
boden der alten Kunststadt —
noch! — keimenden und nach
Wachstum drängenden, jungen Kunstkräfte
einseßte. Die damals im Münchener Künstler-
theater usw. sich anbahnende Gemeinschaft
zwischen bildender Kunst und Fest-
spiel w e s e n erwies sich als eine „Attrak-
tion“ von steigender Anziehungskraft. Die
große Ausstellung Mohammedanischer Kunst
von 1910, die, nach Ausweis des von Sarre
und Martin darüber veröffentlichten Monu-
mentalwerkes, der Londoner im Vorjahre
keineswegs nachstand, war gleichfalls von
Festspielen unter Reinhardts Leitung umrahmt

SHANGHAI - NEW YORK
NEW YORK, 13, EAST 57* STREET

Jahrg. V, Nr. 35 vom 30. AugusjJ^

Frühe Teppiche
Ostasiatische Kunst

aifl
renaissance über, von deren Meistern
besten die Venezianer zur Anschauung ko
men. Da gibt es ein kleines Bildnis von L
renzo Lotto, ein angefangenes Spätwa
des Palma Vecchio, einen eindrucksvc*
Pordenone und

DR. OTTO BURCHARD & CO
G. M. B. H.

und bisher aus kleinlich-ängstlichen L°
und Personalrücksichfen ungenußt ließest, -r
zur vollen Auswirkung aiufrufst, so wirtLrjif€
das erneute Sympathien und damit auch U
außen bringen. Denn das' Kunsfprobj
München heute zu lösen hat — und |V {
- ■ “t elf
anpackt,
*r oeire. h 5
Ludwig F. FuC

Lulwig F. Fuchs:
Münchens Wiederaufbau als Kunststadt
Dr. St. Poglayen-Neuwall:
Die Sammlung Stefan v.. Auspitz (m. 3 Abb.)
Auktionsvorberichte.
Auktionsnachberichte (m. 3 Abb.).
A u k t i o n s - K a 1 e n d e r .
Ausstellungen der Woche . . . .
Literatur — Preisberichte — Kunst im Rund-
funk .
Geh. Rat Prof. Dr. B. Pick:
Das Herzogliche Münzkabinett in Gotha
(m. 2 Abb.).
Nachrichten von überall . . . .
Unter Kollegen.

einen eimdrucksvor
Paris B o r d o n e , ’ ® 5
bensatte Gemälde 3
Paolo V e r o n e
(Abbildung nebe'
stehend), Bilder y
Ti n t o r e 11 i undß
s a n i. Der monumen1
„David mit dem HaU,’fI
Goliaths“ des Genue5 .
Bernardo S t r 0 z
und die sprißigen, ’
pressionistisch gesenes
nen Skizzen se,n
Landsmannes
n a s c o vertreten
und Ausgang des P
rock. Die Malerei
18. Jahrhunderts kl'
aus mit der Veneo®
dekorativen HalbW-,
renbildern mythoD^
sehen Charakters
G. B. T i e p o 1 o , ein1
unterhaltsamen Sitie. j
bild von P. L o n 9
und lichtflimmern
Veduten von OD1 .
Großplastiken in 5^
Holz und Terrako
von Tullio Lofflbsf
Matteo Civitali,
randio, Jacopo San^ (l
vino; Bronzen ' n
Riccio, Fontana, Alessandro Viftoria1, vf/
Giovanni Bologna und aus dem Kreis des ß® s
nini, tragen zur Ergänzung des Ausschnm '
bei, der uns aus der Kunst Italiens geb0'
wird. —
Die Kunst Frankreichs und Spaniens e
scheint nur flüchtig gestreift. Doch sind 9
rade die Proben spanischer Malerei auB
ordentlich charakteristisch und künsflerl\
wertvoll: frühe katalonische Altarstücke,
Christus des Louis Moral es, ein ge>s %
haft unwirkliches Jünglingsbild des O re fI1
und ein frühes, in blauen und rosenfarbU „
Valeurs schwelgendes Bildnis einer s’
Dame von Goya.—
Auch die deutsche Malerei ist nur. Je
wenige, wenn auch bezeichnende BeisP',ef
vertreten, so durch Arbeiten von dem Me>5 „
des Marienlebens, dem Meister des St. 5 pd
rinaltares, dem Meister von Frankfurt H
Lucas Cranach d. Ä. Um so eindringl*
wirkt sich die Plastik aus, von der SpätÜ'^-,
bis in die Barocke: in Arbeiten der PaCke'
Werkstatt und aus dem Kreise Tilman K
menschneiders, von Adolf Daucher, Jörfl
derer, P. Vischer d. J. und vielen art^Lf
anonymen Künstlern bis auf Raffael D°n‘ f/
Imponierend ist die Auswahl der niedL„
ländischen Bilder. Wir finden da von al ✓
ren Meistern einen Frauenkopf von Me iz
ling, Werke von Cornelis End ,ier





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