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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 38 (20. September)
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Jahrg. V, Nr. 38 vom 20. September 1931

DIE WELTKUNST

dessen Werte zu erfassen wir heute vielleicht
noch nicht die richtige Terminologie besißen.
Bedenken wir doch, daß wir vor nicht allzu
langer Zeit das Rokoko ebenso verneint
haben. Dr. Ferdinand Eckhardt
Matisse in der
Baseler Kunsthalle
Von
Dr. Arthur v. Schneider
Es ist nachgerade erstaunlich, mit wel-
cher Konsequenz die Baseler Kunst-
halle durch ihren freisinnigen Leiter, Dr.
Wilhelm Barth, einem aufnahmebereiten
Publikum die Probleme moderner Malerei
vermittelt. Jefct bringt sie nach van Gogh und
Gauguin den Grundstock der im Juni bei
Georges Petit gezeigten, reichhaltigen Samm-
lung der Gemälde, Zeichnungen und Plastiken
Von Henri Matisse, vermehrt um deutschen
und schweizerischen Besiß, heraus.
Die Präzedenz von van Gogh und Gau-
guin, an die man sich in diesen Räumen so
gerne erinnert fühlt, war für die Entwicklung
der Kunst des jungen Matisse von größter
Bedeutung. Denn der erste Schritt in die
Gefilde moderner Malerei führt ihn nach der

nen abstraktesten Formen stets eine ganz
lebendige Naturanschauung zugrunde liegt.
Der lyrische Charakter der Kunst von
Matisse: seine Abneigung gegen jede aus-
gesprochene Handlung bei betonter Vorliebe
für das zuständlich Animalische, Stilleben-
hafte seiner Modelle ist in seiner Auffassung
von der primären Bedeutung der rein künst-
lerischen Elemente gegenüber dem Inhalt der
Darstellung tief begründet. Das Bild ist ihm
in erster Linie eine Kombination von Farb-
tönen, die es gilt, in ihrer gegenseitigen Ab-
hängigkeit und Wirkungsmöglichkeii zu erfor-
schen, eine harmonische farbige Ordnung,
einer mathematischen Gleichung nicht unähn-
lich. Er sieht auch bei anderen Künstlern
den geistigen Ausdruck eines Bildes vor allem
in den „Linien, der Komposition und den Far-
ben", gleichgültig, ob es sich dabei um „Fres-
ken Giottos" oder ein anderes Meisterwerk
handelt. Daß froß derart kühler Berechnung
die Landschaften, Stilleben und Akte des
Künstlers — sein vorherrschendes Darstel-
lungsgebiet — keinen erklügelten oder artisti-
schen Eindruck hinterlassen1, sondern die
ganze Frische und sinnliche Pracht der Er-
scheinung ausströmen, zeugt von der ständi-
gen Kontrolle an der Naturgegebenheit des
Motivs, das er in ein Kunstwerk verwandelt.
Die Zeichnungen und Lithographien von
Matisse sind in der Basler Ausstellung beson-
ders reich vertreten. Hier dominiert die weib-
liche Aktfigur, wobei das Mondäne seine Mo-
delle wie ein zarter Schleier umgibt und
der angeborene Instinkt des Franzosen für die


&

J^rulfionsFür berichte

Eleganz der Frau so recht zur Geltung kommt.
In ihrer hauchartigen Zartheit und kalligraphi-
schen Prägnanz gehören diese Bleistiftzeich-
nungen sicher zu den schönsten Inkarnationen
des „esprit gaulois“, den die französische
Kunst unserer Tage bietet.
Der Gesamteindruck der Kunst von Ma-
tisse in der Basler Ausstellung ist froß aller
Problematik im einzelnen durch die Frische
und heitere Anmut seiner Produktion so er-
holend, daß man annehmen sollte, den Wunsch
des Künstlers in Erfüllung gehen zu sehen:
„Je souhaite que mon art soit pour l’homme
d’affaires aussi bien que pour l’artiste de
lettres un calmant cerebral, quelque chose
d’analogue ä un bon fauteuil et qui le belasse
de ses fatigues physiques.“

Henri Matisse, Odaliske
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Basel, Kunsthalle

eindringlichsten Lehre,
die ihm die alten Mei¬
ster im Louvre ge¬
geben, und die inten¬
sive Beschäftigung mit
den Färb- und Licht-
Problemen des Impres¬
sionismus und Pointil¬
lismus vermittelt hat, zu
der im besten Sinne
dekorativen Flächen-
kunst eines van Gogh
Und Gauguin. Aus ihren
Bildern geht ihm auch
die Bedeutung festum-
lissener, auf den kürze¬
sten Ausdruck ge¬
brachter Zeichnung so¬
wie die subtile Schön¬
heit mancher Farb¬
nuancen auf, die beide
Meister der Kenntnis
ostasiatischer Kunst
Verdankten. Auf diesen
Säulen moderner Ma¬
lerei — selbstverständ¬
lich einschließlich der
Klassik Cezannes —
baut sich sein weiteres
Werk mit seltener
Klarheit und Logik auf.
Daher bedeutet der
Fauvismus — mit seinen
engen Beziehungen zu
Derain und Rouault —
Und die kubistischen
Experimente der Kriegs-
Zeit, so originelle
Schöpfungen sie auch
gezeitigt, auch nur
eine Episode in dem
sich immer prägnanter
entfaltenden „Klassi¬
zismus“ der neueren
Malerei des Künstlers.
Hier aber sind alle
Vorangegangenen Ein¬
flüsse vor der Intensi¬
tät persönlichster Auseinanderseßung mit
der Umwelt restlos assimiliert.
Der reife Stil von Matisse, der in der
basier Ausstellung vor allem zu Worte kommt,
*eigt immer deutlicher die Hauptprinzipien
Seiner Gestaltungsweise: er will die Bildfläche
'n allen ihren Teilen „analog einer musikali-
schen Komposition“ (Matisse) farbig voll er-
klingen lassen, oder anders ausgedrückt, es
9‘bt in seinen Bildern keine dunklen Stellen,
die die farbige Harmonie des Ganzen zer-
bißen würden. Das Resultat dieser „maniere
decoraiive", von der er selbst spricht, ist die
■eppichartige Wirkung der meisten seiner Bil-
der. Ein weiteres Element seiner Komposi-
'onsweise besteht in der strengen Tektonisie-
bng der einzelnen Flächen, wodurch jede Fi-
dur und jeder Gegenstand seinen festen, un-
verrückbaren Rahmen erhält, was namentlich
j*1 allen Interieurs in Erscheinung tritt. Dazu
l°rnmt seine alte Vorliebe für das ornamen-
Hle Muster — Matisse hat bekanntlich als
ll|riger Mensch in Saint-Quentin für Textilien
bezeichnet —, ja man könnte mit gutem Recht
V°n einer leidenschaftlichen Verliebtheit in
He Arabeske sprechen, die in Wand- oder
d'odenteppichen, Tapeten, Decken oder Klei-
dern, überall und unvermutet, ihr phantasti-
(jdhes Leben entfaltet. Dieses Überziehen der
i‘idfläche mit ornamentalem Dekor geht in
j'hnchen Stücken so weit, daß das Gobelin-
affe des Gemäldes zum Mosaik wird, aus
prn sich Figuren und Gegenstände weder
drbig noch räumlich mehr herausheben. Ja,
('lQnchmal wird ein inhaltlich nebensächlich
'scheinendes Detail nur um seines kolorisii-
■Jhen und ornamentalen Reizes wegen bewußt
Jjf Kosten der menschlichen Staffage zur Do-
J'nanfe des Bildes erhoben. Des Künstlers
y'bstoß in das Gebiet des Dekorativen , kann
Jbr niemals mit dem Schlagwort „Kunst-
"Werbe“ abgetan werden, weil selbst sei-

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