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DIE WELT KUNST

Jahrg. V, Nr. 42 vom 18. Oktober 1931

von Ue1>ei?aJl.l

Paul Cezanne
25. Todestag
Am 22. Oktober werden es 25 Jahre, daß
Cezanne gestorben ist, dessen Bilder, leben-
dig im Schaffensprozeß der modernen Kunst-
entwicklung foriwirkend, Offenbarungen
eines künstlerischen Ingeniums bilden, dessen
Bedeutung für die gesamte neuere Malerei
erst im lebten Jahrzehnt voll erfaßt wurde.
Die Überwindung des Impressionismus und
die Erschaffung jener kristallklaren Bildstruk-
tur, welche die künstlerische Einheit des Sub-
jekts und Objekts zusammenfassend über
jedes Detail seßf, hat jene Bewegung einge-
leifef, die mit der Aufgabe des Naturalismus
sich vom Realen zu jener künstlerischen Ab-
straktion entwickelt, die in einem neuen
„Klassizismus" zum Urquell der modernen
Malerei geworden ist. —r
Neue Entdeckungen in Ras Schamra
Die diesjährigen Ausgrabungen bei Ras
Schamra in Nordsyrien sind nicht weniger
ergebnisreich gewesen als die der beiden
Vorjahre. Es handelt sich vor allem um
außerordentlich zahlreiche Grabfunde, sowohl
aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. als auch aus
einer tiefer liegenden Schicht aus dem 20. bis
18. Jahrhundert, Waffen und Gerätschaften,
Schmucksachen und Gefäße kyprischen, rho-
desischen, kretischen und ägyptischen Ur-
sprungs. Besonders reiche Ausbeute lieferte
das Grab einer vornehmen Dame, einer Prin-
zessin oder Priesterin. Auch wurden wieder
bedeutungsvolle Schriftfunde, gemacht. Die
Fundstücke, unter denen sich beispielsweise
eine Statuette befindet, die von der Gattin des
von 1903 bis 1887 regierenden Pharao Se-
sostris II. gestiftet ist, zeigen, daß Aegypten
seit dem Mittleren Reich lebhafte Beziehun-
gen nicht nur mit Bvblos, dem berühmten
Heiligtum und Zedernhafen des Libanon,
hatte, sondern aus militärischen und wirt-
schaftlichen Gründen auch mit dem nördlichen
Syrien. Ras Schamras Blütezeiten gehen
daher mit denjenigen Aegyptens parallel, es
teilt mit ihm den Niedergang in der Hyksos-
zeit und den neuen Aufstieg. Im 14. und
13. Jahrhundert besaß es wieder berühmte
Heiligtümer und seine wichtige Bibliothek und
Schreiberschule.
25 Jahre «Die Brücke»
Das Dresdner Kupfersfichkabi-
neft eröffnete soeben eine Ausstellung zur
Erinnerung an die vor 25 Jahren in Dresden
erfolgte Begründung, der Künstler-Vereinigung
„Die Brücke“, die von Oktober bis Dezember
geöffnet bleiben soll. Vorgeführt werden
Druckgraphik, Zeichnungen und Aquarelle in
zeitlicher Entwicklungsfolge.

Wettbewerbs-Prämiierung
im Sächsischen Kunstverein
In dem Wettbewerb unter Lieb-
haberphotographen, den der Säch-
sische Kunstverein in Dresden für photogra-
phische Aufnahmen in seiner Ausstellung
„Das Kunstwerk im Raum“ ausge-
schrieben hatte (vgl. „Weltkunst“ Nr. 25), wur-
den die Preise folgendermaßen verteilt:
1. Preis Gerhard Güntzel, 2. Preis Ernst
Tüngeihal, 3. Preis Felix Martin,
4. Preis Gustav Lüdecke, 5. Preis W.
Heinss. Sämtliche Aufnahmen sind jeßf im
Raum 14 der obengenannten Ausstellung bis
zum 25. Oktober ausgestellt.
Typ und Standard
Werkbundausstellung .1932
in Stuttgart.
Unter Führung der Würitembergischen Ar-
beitsgemeinschaft bereitet der Deutsche Werk-
bund für 1932 eine Ausstellung vor, die, im

Versäumen Sie nicht,
die sehenswerte Ausstellung
alter chinesischer
Möbel
Teppiche
Bilder
Brokate
zu besichtigen.
China-Bohlken
Berlin W 9, Potsdamer Straße 16

Rahmen der großen Stuttgarter Werkbund-
veranstaitungen („Die Form“, „Die Wohnung“
und „Film und Foto“) besonders geeignet sein
wird, die Arbeit des DWB zu demonstrieren.
Man hat, nicht zuleßf unter dem Druck der
wirtschaftlichen Notlage, doch eigenartiger-
weise auch aus kupsf- und kulturpolitischer
Einstellung heraus, die Arbeit des Werk-
bundes als entbehrlich und überflüssig hinge-
stellt. Es ist wohl kein Zufall, daß gerade
dieses neue Projekt in Stuttgart, dem Siß der
rührigsten Arbeitsgemeinschaft im DWB, ver-
wirklicht wird: die Ausstellung wird zeigen,
daß die Ziele des DWB gar nicht so sehr
kunst- oder betriebstheoretischer, in Zeiten
wirtschaftlicher Not also am ehesten entbehr-
licher Natur sind, sondern daß sie unmittelbar
in die praktische Lebensform, unter besonde-

rer Berücksichtigung ihrer sozialen und öko-
nomischen Begleiterscheinungen eingreifen.
Die Ausstellung „Typ und Standard“
1932 soll Gebrauchsgeräte, vor allem Hausrat
und Gegenstände des täglichen Bedarfs, aus
der verbilligten Serienherstellung in einer
strengen Auslese bezüglich Form, Leistungs-
fähigkeit oder Dauerhaftigkeit und Preiswür-
digkeit, zeigen. Also anstatt Theorie und De-
monstration von oben ein Herausheben und
Aufzeigen derjenigen Erzeugnisse für den
täglichen Bedarf, die den ästhetischen und
soziologischen Erfordernissen heutiger Le-
bensführung entsprechen. Es werden also
nicht Idealentwürfe oder -beispiele, auch nicht
Einzelstücke kunstgewerblicher Werkstätten
ausgestellt werden, sondern diejenigen Ge-
brauchsformen, die, z.T. aus kunstgewerb-
lichen Versuchswerkstätfen hervocgegangen,
durch verbilligte Serienhersfellung dem
Massenverbrauch zugänglich sind.
F. C. V.
Kasseler Kupferstichkabinett-
Am Sonntag, den 4. Oktober, wurde das
im Torwachfhaus am Wilhelmshöher Plaß (vor
dem Landesmuseum) neu eingerichtete und
mit der Bücherei der Kasseler staatlichen
Kunstsammlungen verbundene Kasseler
Graphische Kabinett seiner Bestim-
mung übergeben. In sehr schönen, hellen und
freundlichen Räumen, die ohne Inanspruch-
nahme öffentlicher Mittel für ihren neuen
Zweck vorbildlich hergerichfef werden konn-
ten, sind nunmehr nahezu 20 000 verstreut und
zu einem großen Teil der Öffentlichkeit über-
haupt unzugänglich gewesene Kupferstiche,
Holzschnitte, Handzeichnungen, eine Photo-
graphiensammlung und eine kunstwissen-
schaftliche B'bliothek von etwa 15 000 Bänden
der Allgemeinheit nußbar gemacht worden.
Die Verwaltung hat der bisherige Assistent
am Landesmuseum, Dr. Hallo, übernommen.
W. Schw.
Neuer Direktor am
Wiener Kunsthistorischen Museum
An die schon seit längerem offene Stelle
eines Leiters der Gemäldegalerie des Wiener

Kunsthistorischen Museums ist Hofraf A r p a d
W e i x 1 g ä r t n e r , der langjährige Kustos
der kunstgewerblichen Sammlungen des ge-
nannten Museums, berufen worden.
Münchener Chronik
Am 1. November scheidet der General-
direktor des Bayr. Nationalmuseums, Geheim-
rat Phil. Maria Halm, wegen Erreichung
der Altersgrenze aus dem Amte, das er seit
1916 geleitet hat. Troß der schweren Zeit, in
die seine Amtstätigkeit fiel, hat er es ver-
standen, das Museum durch wertvolle Stücke,
namentlich bayerische Skulpturen, zu er-
weitern. So ist denn auch seine wichtigste
Leistung die Herausgabe des umfangreichen
Skulpturenkataloges. Auch seine wissen-
schaftliche Forschungs-
arbeit bewegte sich fast
ausschließlich in dieser
Richtung. Daneben hat
er an allen das Kunst-
leben Münchens be-
treffenden Fragen den
lebhaftesten Anteil ge-
nommen, zuleßt noch
als Präsident des
Bayerischen Kunstge-
werbemuseums.
Als sein Nachfolger
wird Dr. H a n s B u c h-
heil, der Direktor
des Stuttgarter Schloß-
museums, genannt, der
früher am Bayerischen
Nationalmuseum als
Konservator tätig ge-
wesen ist. Die Er-
nennung Buchheits
müßte als besonders
glücklich angesehen
werden, nicht nur
wegen seiner hervor-
ragenden wissenschaft-
lichen und organisatori-
schen Befähigung, son-
dern auch wegen des
Ansehens, das er in
allen Kreisen Münchens
— besonders auch :m
Kunsthandel — genießt.
Wie verlautet, wird ihm
auch die Leitung des
durch den Tod Fr. H.
Hofmanns verwaisten
Residenzmuseums un-
terstellt werden.
Dafür könnte bei
dieser Gelegenheit die
stets als Hemmung
empfundene Personal-
union in der Leitung
des National- und
Armee-Museums ihr
Ende finden. Es wäre
zu wünschen, daß das
Armee-Museum nun-
mehr einen selbstän-
digen Direktor erhält,
wozu der seitherige Hauptkonservator Dr.
H. S t ö c k 1 e i n , welcher sich um dieses In-
stitut die größten Verdienste erworben hat,
ausersehen sein dürfte.
L. F. F.
Max von Oppenheims Aus-
grabungsbericht
Freiherr Max von Oppenheim, der Ent-
decker der großen selbständigen, bis ins
4. Jahrtausend v. Chr. nachweisbaren Kultur
der Subaräer von Teil H a 1 a f , hat darüber
zuerst in wissenschaftlichen Veröffentlichun-
gen der Jahre 1899 und 1908 berichtet. Bis-
her durch den Krieg und die Wirtschaffsver-
hältnisse gehindert, hat er jeßf, nachdem er in
den Jahren 1927 und 1929 weitere Unter-
suchungen auf dem alten Grabungsfelde vor-
genommen und sein Teil Halaf-Museum in
Berlin eingerichtet hat, das erste für die All-
gemeinheit bestimmte Buch über seine Aus-
grabungen und ihre Ergebnisse unter dem
Titel „Der Teil Halaf. Eine neue Kultur im
ältesten Mesopotamien“ (F. A. Brockhaus,
Leipzig) erscheinen lassen. In dem mit Illu-
strationen reich versehenen Band veröffent-
licht er die dramatische Geschichte seiner
Ausgrabungen und erstattet den Gesamt-
bericht über die Funde; kurze Anhänge ent-
halten eine stilkritische Untersuchung und
Datierung der Steinbilder und einen Überblick
über die Keilschrifttexte von den beiden Ge-
lehrten, als deren Schüler sich Oppenheim
bezeichnet, Ernst Herzfeld und Bruno Meiß-
ner, technische Mitteilungen zu den Aus-
grabungen von seinen Mitarbeitern Felix
Langenegger und Karl Müller und eine Schei-
dung der Kleinfunde nach Schichtenkomplexen
von Hubert Schmidt. Ein abschließendes
wissenschaftliches Werk über den Teil Halaf
und seine Kultur wird für später angekündigt.
Berliner Porzellan
Im Rahmen einer Veranstaltung des Deut-
schen Sfaatsbürgerinnenverbandes spricht
unsere Mitarbeiterin Dr. Olga Bloch in der
Staatlichen Porzellan-Manufak-
tur Berlin, Wegelistr. 1, am 26. Oktober,
nachmittags 15,30 Uhr, über „Altes und neues
Berliner Porzellan".


Kristall-Vase. Mailand, um 1575. Wahrsch. v. A. Fontana
Carafe. Milan, vers 1575. Probablement par A. Fontana
Cristal vase. Milan, about 1575. By A. Fontana (?)
München, Schatzkammer der Residenz

Werkkreis „Der Weg"
Das Programm des Werkkreises „Der
Weg“, Arbeitskreis und Lehrsfäfte für künst-
lerische Bildung, Berlin-Charlottenburg, gibt
sein interessantes Programm für die Winter-
monate bekannt. An den regelmäßigen prak-
tischen Kursen lehren die Maler Hans
Jaenisch und Max Kellerer sowie der Bild-
hauer Rudolf Lehmann. Die Arbeitsgemein-
schaften bieten eine Fülle verschiedenster
Vorträge über alte und neue Kunst, Musik und
Dichtung, ferner Führungen in Museen und
Siedlungen.
Personalien
Prof. Dr. E. Hildebrandt, Dozent an der
Berliner Universität, sieht im Begriff, nach
Dresden zu übersiedeln, um sich seinen pri-
vaten wissenschaftlichen Arbeiten zu widmen.
Hildebrandt gilt als besonderer Kenner des
französischen Dixhuitieme: bekannt ist seine
Geschichte der französischen Kunst des
18. Jahrhunderts wie seine Arbeiten über
Falconet und Watteau.
Dr. R. Anthes, der wissenschaftliche Hilfs-
arbeiter an der ägyptischen Abteilung der
Berliner Museen, nimmt an den amerika-
nischen Ausgrabungen von Medinet Kabu irr
Luxor teil.
Dr. Alfred Neumeyer, Privatdozenf der
Berliner Universität und Leiter der Presse-
stelle der Staatlichen Museen, den Lesern
der „Welfkunst“ als Mitarbeiter bekannt, hat
ein Theaterstück „Die Herde sucht“ vollendet,
das noch im Oktober unter der Regie
Jürgen Fehlings im Staatlichen Schiller-
theater in Berlin uraufgeführt wird.
Erwin Kurz, der Münchener Bildhauer, ist
im Alter von 75 Jahren gestorben. Sohn des
Dichters Hermann Kurz und Bruder von
Isolde Kurz, ist der Künstler vor allem durch
Monumenfalfiguren wie den Bismarck der
Walhalla in weiteren Kreisen bekannt ge-
worden.

Berichtigung
Durch ein Versehen ist bei der Drucklegung des
Artikels „Richard Gerstl“ von Dr. St. Poglayen-
Neu wall in Nr. 41, Seite 2, das Ende des ersten
Absatzes entstellt worden. Es muß dort heißen:
„Handelt es sich doch um ein echt österreichisches
Künstlerschicksal, ähnlich dem Schicksal Romakcs,
Makarts Antipoden, den gleichfalls die Verständnis-
losigkeit seiner Umwelt in den Tod trieb.“

UNTER KOLLEGEN


— Du möchtest also einen Wagen in de'
Farbe deines neuen Kleides haben? Wern1
du nun aber ein anderes Kleid trägst?
— Dann wirst du mir halt einen andere11
Wagen kaufen müssen . . .1

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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Densch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarii r.
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Ein\erständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verant'
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin S*
 
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