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DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 43 vom 25. Oktober

Ender, ein Geschenk der Stadt Nürnberg ge-
legentlich der ungarischen Woche in Nürnberg
im März 1929, wurde ebenfalls ausgestellt.

Die Sommerausstellung des
Kunstgewerbemuseums zeigte als
Veranstaltung der Gesellschaft der Museums-
freunde altes Kunst gewerbe aus
Siebenbürgen. Alle öffentlichen und
privaten Sammlungen Rumpfungarns — an
der Spiße die Budapester Museen und die
Schaßkammer des Esztergomer Fürst-
primates — nahmen daran teil. Das Musee
Cluny sandte als Gegengabe für die Beteili-
gung der ungarischen Museen an der Pariser
byzantinischen Ausstellung mehrere Stücke.
Leihgaben aus dem abgefrennten Gebiet
fehlten bedauerlicherweise. Troßdem aber


Kelch des Benedict von Suky
Anfang 15. Jahrhundert
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Budapest, Kunstgewerbe-Museum

bot die Ausstellung einen vortrefflichen Über-
blick über die Eigenart und den ganzen
mannigfachen Reichtum des siebenbürgischen
Kunsthandwerkes. Siebenbürgens Kunst und
Kultur erstand aus dem glücklichen Zu-
sammenwirken verschiedener Kräfte und Ein-
wirkungen. Alle geistigen Strömungen, die
einst Europa von Rom bis Byzanz, von Kiew
bis Konstantinopel durchdrangen, führten
durch das Land. Es wurde zum eigentlichen
Treffpunkt der westlichen und östlichen
Kultur. Dank seiner eigenen spirituellen Kraft
konnte auf dem Fundament der uralten Volks-
kunst der Sekler, des Brudervolks der Ma-
gyaren, jene eigenartige siebenbürgische
Kunst erstehen, die innerhalb der Schöpfun-
gen des ehemaligen Ungarlandes vielfach
selbständige Züge trägt. Keinen geringen

Inhalt Nr. 43

Dr. E. M. Hajos:
Kunst in Budapest (3 Abb.).1/2
Werner Goldschmidt:
»Frauen in Not«.2
Ausstellungen:
Alte Karten / Chinesische Frühkeramik /
Frankfurter Fayencen.2 u. 5
Auktionsvor-, Nachberichte (2 Abb.) .... 3 u. 5
Auktionskalender .3
Ausstellungen der Woche.4
Preisberichte .4
Neue Kunstgläser (3 Abb.).5
Literatur .5
Lesser Ury (m. Abb.).6
Nachrichten von Überall — Unter Kollegen . G

brachte. Möbel sind nur mit wenigen Pro0
vertreten; da sie sich hauptsächlich r.l0C1,ex
altem siebenbürgischen Familienbesiß \ e
finden, stieg; ihre Herbeischaffung auf 01CA
Schwierigkeiten. Der datierte Armstuhl Mic>’<
Telekis zeigt ansprechende, naive Lebkuchc
Ornamentik, während eine prächtig geschmo
und bemalte Brautfruhe der Katharina v
Bethlen (Abb. unten) den stilisierten Bl’unija5
schmuck der Textilien aufweist. Das Bild, a
die Ausstellung in eindrucksvoller Weise v®.
mittelt, vervollständigen noch eine Reihe *
terer kunstgewerblicher Gegenstände, — Z'n ’
gefäße, Medaillen, Münzen — und eine Rcl
Photographien berühmter siebenbürgiscn
Bauten — der befestigten Kirchen und d j
originellen ländlichen Holzkirchen, Burgen
Schlösser — nebst guten Reproduktionen na
den erhaltenen altsiebenbürgischen ^an
malereien. Dr. E. M. Hajos (Budap®5

Anteil daran hatten auch die seit dem Mittel-
alter angesiedelten Sachsen, deren frühzeitig
aufblühendes Städtewesen der Entwicklung
des Kunsthandwerkes besonders entgegen-
kam. Die türkische Orientierung — eine jahr-
hundertelang währende Etappe in den
wechselvollen politischen Schicksalen des
Landes — bedeutete den engsten Kontakt mit
dem Orient, der auch für die Leistungen auf
künstlerischem Gebiet nicht ohne Folgen blieb.
Am besten sind auf der Ausstellung die
Schöpfungen der hochentwickelten Goldi-
s c h m i e d e k u n s t vertreten. Als leicht be-
wegliches Gut gehören sie zu den Denk-
mälern, die sich troß der verheerenden
Kriegsstürme in größerer Zahl erhalten
konnten als andere Kunstgegenstände. Neben
Kirchenkunstwerken sehen wir prächtige
Waffen und Schmuckstücke, allen kostbaren
Zierrat, der in der ungarischen Tracht zur An-
wendung kam: Ketten, Schnallen, Agraffen,
Dolmanknöpfe usw. Die westlichen Stil-
bildungen als Richtlinien des allgemeinen,
zeitgegebenen Geschmackes (auf die früh-
mittelalterliche französische und italienische
Einwirkung folgte später als Ergebnis der Re-
formation und politischer und wirtschaftlicher
Beziehungen eine intensivere Orientierung

den Arbeiten des 17. Jahrh. eine Reihe von
Häufebechern mit graviertem Wellen- und
Schuppenwerk oder Feuerzungen und Tropfen
auf gepunztem Grunde. Ausgezeichnete Bei-
spiele zeigt die Ausstellung von den' charakte-
ristischen Textilien, die in der sieben-
bürgischen Kunst gleich den Goldschmiede-
arbeiten eine besondere Rolle spielen. Sie
gehören zu einem der beliebtesten Sammler-
gebiete Ungarns und die Ausstellung enthält
außer den Leihgaben des Kunstgewerbe-
museums auch eine Reihe von Beiträgen
kleinerer und größerer Privatsammler. An
erster Stelle steht die in ihrer Art einzigartige,
fast vollkommene Kollektion Julius v. Wolf-
ners. Die prachtvollen Bettgarnituren-, Kissen-
und Leintuchbordüren, Decken, Kleidungs-
stücke mit bunten Stickereien und Gold- und
Silberspißen gehören mit zu dem Schönsten,
was Siebenbürgens Kunsfhandwerk hervor-

»Frauen in

Not«

nach Deutschland) lassen sich unterscheiden,

aber in der Originalität ihrer Anwendung und

Weiterentwicklung
siebenbürgischen
Charakteristische

treten die spezifisch
Gesfaltungsformen auf.
Motive der Volkskunst

(Ähren, Tulpen, Nelken usw.) bereichern die
Formensprache der Gotik und Renaissance.
Manche Stücke mit zartem Filigranwerk und
bunten Schmelzarbeiten erinnern an die
Farbigkeit und blumenhaffe Pracht orientali-
scher Teppiche. Eine technische Spezialität
stellt die Ausbildung des Drahtemails dar.
Durch die Möglichkeit für reiche, phantasie-
volle Umrißbildung kam es dem ungarischen
Formsinn wohl mehr entgegen als der Zellen-
schmelz. Da es sich glänzend zur Aus-

Inter nationale Ausstellung
Man kann dieser Ausstellung nicht gerecht
werden, wenn man sie nur nach dem Thema
an sich oder nach der Qualität der ausge-
stellten Werke beurteilt. Was sie zu einer
der wichtigsten Veranstaltungen der leßfen
Jahre, vielleicht zu einem Wendepunkt in der
Geschichte des Ausstellungswesens überhaupt
macht, ist die Tatsache, daß hier zum ersten-
mal eine Kunstausstellung über das Ästhe-
tische hinaus sich mit brennenden sozialen
Fragen, mit den Nöten der Frau auseinander-
seßt, daß sie sich damit nicht nur an das
ästhetische Gefühl der Kunstfreunde, sondern


im Haus

und der ethische Sinn der jung1-11

Aufgabe
Kunst werden.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist
Allgemeingültige der Idee dieser Ausstell11’1/
weit stärker und wichtiger als die Vera11
staltung selbst. Weder ist der Gedank
„Frauen in Not“ bei der Auswahl der
konsequent maßgebend gewesen, noch ist ®
Gesamtheit der ausgestellten Werke '
Niveau und im Aufbau so, daß sie des gr°oe.
Themas würdig zu nennen wäre. Die eigcf! c
liehen geistigen Träger der Idee sind Kau’.
Kollwiß, Werner Scholz, Ernst Barlach
Emil Nolde. Die große Künstlerin und ®®
große Mensch Käthe Kollwiß, noch abgeklärt® ’
noch wissender um die Not und das Eie/1 ’
ergreifend im „Gespräch mit dem Tod-
Werner Scholz, dessen Bild „Mütter“ die ®’
schütferndsfe Apotheose der ganzen Ausst® /
lung ist, in dem die Not aller Proletariern1111
ter der Welt in leidvollen anklagenden Färb®
gestaltet ist. Barlachs erdgebundene Gest3
ten, die leidenden gebückten gotischen Mari®^
unserer Zeit. Und Emil Noldes grandi?5^
Holzschnitte. Von den Bildhauerarbeiten si’1
die wunderbarste Überraschung Emy Roede ’
stille schlichte Holzplastiken. Eine Künstle/1 /
die im Begriff ist, sich neben Barlach an ®
Spiße der deutschen Plastiker zu stellen, Vel\
sie den Weg, den sie mit diesen neuen, übe1^
raschenden Arbeiten eingeschlagen hat, ko11
sequent weiterführt. , e
In den meisten der übrigen Bilder wird d>
Not der Frauen zum Registrieren des Elen _
oder zum Vorwand einer dokumentarisch®^
oder dekorativ sachlichen Aufzeichnung 3
Grauens. Was erschreckend fehlt, ist das l'i® f
Wissen um die Not, das Kämpferische und v £
allem die Gestaltung durch die ästhetisch
Auseinanderseßung mit der Farbe. Die Au
iänder, vor allem die Russen (abgesehen v .
ihren vorzüglichen Fotomontagen), sind %
bitterste Enttäuschung, schwach, dekora
und größtenteils von einem belanglos |
Durchschnitt. Werner Goldschm1

Brauttruhe der Katharina von Bethlen (1695)
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Budapest, Kunstgewerbe-Museum

Prägung der ungarischen Ornamentik mit den
stilisierten, vegetabilischen Formen eignet,
blieb es bis in die späte Barockzeit in Übung.
Das reiche, vielfältige Werk des Hermann-
städter Goldschmiedes Sebastian Hann
(1644—1713) — einer der hervorragendsten
Persönlichkeiten neben der Anzahl anonymer
Künstler — ist gut vertreten. Seine getrie-
benen Arbeiten zeigen in der kühnen Behand-
lung dies Reliefs eine meisterhaft sichere
Technik. Aus dem Vollbewußtsein seiner Be-
deutung für die Kunst seiner Heimat entstand
wohl die Inschrift, die er auf die Prunkkanne
des Sachsengrafen Valentin Frank von
Frankenstein anbrachfe: „Herrmannstadf ist
durch die Kunst dieses Meisters Augsburg
geworden“. Speziell siebenbürgisch sind unter

in erster Linie an das soziale Gewissen der
gesamten Öffentlichkeit wendet. Von hier
aus betrachtet, gewinnt die Ausstellung eine
Bedeutung, die prinzipiell sein kann für die
Schicksalsfrage der modernen Kunst schlecht-
hin. Denn sie weist klar den Weg zu einer
neuen Existenzberechtigung der Kunst, — den
Weg von der „splendid isolation“ der Land-
schaften und Siilleben zu einer aktiven Teil-
nahme an den elementaren Lebensbewegt-
heiten unserer Tage, zu einer künstlerischen
Auseinanderseßung mit den sozialen Fragen
und Nöten unserer Zeit. Diese sozialen Fra-
gen künstlerisch zu gestalten, „Ausstellungen
zur moralischen Anstalt zu machen“, wie Friß
Schiff in dem klugen Vorwort des Ausstel-
lurigskataloges schreibt, das muß die neue

Alte Karten
Die Nationalbibliothek in Paris veransia^,
zur Zeit eine Ausstellung alter Landkart
die das kostbarste und wissenschaftlich jn |rir
essanteste Material vereinigt, was von die-’p
Gebiet auf uns gekommen ist. Unter ® r
frühesten mittelalterlichen Karten werden *'
zwei Porfulane des späten 13. Jahrhund®1 e
und die erste datierte mittelalferli r
Karle von 1313 gezeigt, aus wenig spät®'
Zeit ein Blatt aus dem Atlas Karls V-,
1378 von jüdischen Gelehrten auf der h’^f
Majorka hergestellt wurde. Es fehlt auch 1,1
die Pergamentkarfe, von der allgemein al1fG
nommen wird, daß sie die persönlichen N°' $
rungen von Christof Columbus enthalt. Vcji
weiteren werden Proben sämtlicher 9r°^
Kartenwerke bis zum Ende des 18. Ja
hunderts vorgeführt.

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