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DIE WELTKUNST

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(Fortsetzung von Seite 3)
^gezeichnete Privalsammlung M. F. L. Unter
^9 Gemälden nennen wir Werke von Le Nain,
pan'ni, Isabey und Taunay. Es folgen alte
paYencen und Porzellane der verschiedensten
p'fopaischen Manufakturen, Kleinkunstwerke,
Jonzen, Uhren und ein- ganz hervorragendes
.aterial französischer Möbel, hauptsächlich
.Us der Epoche Ludwigs XVI., -darunter
Jgnierfe Arbeiten- von Jacob, Gourdm-,
^•uvinet, Lelarge, Birckle, Hericourt, Magnien-,
elorme, Boudin usw.
Cruikshank-Zeichnungen
London, Vorb. 2. Nov.
„ Mit der Bibliothek J. H. White, die
^ofheby & Co. am 2. November ver-
n'Ggert, gelangt auch eine Sammlung von
vuchillustrationen, Handzeichnungen. und
pQrikaturen von George Cruikshank zum Ver-
ruf, unter denen sich kulturgeschichtlich
5°chst interessante Blätter, z. B. auch ein
mträi des jungen Dickens, befinden.
Bücher, Manuskripte
London, Vorb. 9.—10. Nov.
b Am 9. —10. November kommen bei
f°theby & Co. umfangreiche Bestände
Manuskripten, Büchern, Autographen und
Jstorischen Dokumenten zur Versteigerung.
'Dvorzuheben ist vor allem eine ge-
,chloss-ene Sammlung kostbarer Einbände
16. bis 17. Jahrhunderts, die Nürnberger
..vel von SensenschmidLFrisner (1475), frän-
kische Slundenbücher und Autographen
°n Byron, Garrick, Washington und
V’°ler-idge.


Münzsammlung
Frankfurt a. M., Nachb. 15. Juli
■(Vorbericht in Nr. 25, S- 9)
,j Die Versteigerung des ersten Teiles
k -herzoglich-anhaltinischen Münzsammlung,
u^lche am 15. Juli bei Adolph E. Cahn
I Mtfand, war trofc des krisenhaften Zeitpunk-
ts. an welchem sie abgehalten werden mußie,
k Sammlern, Museumsdirektoren und Hän-d-
ern des In- -und Auslandes stark besucht.
, .Die Reihen der prächtigen Mittel alter-
pnzen, besonders aus dem Funde von
/bekleben, waren sehr begehrt und er-
^Iten teilweise hohe Preise. Auch auf die
kenheiten der Auslandsserien, besonders
k Dänemark, Schweden und Italien waren
k Teil sehr hohe Gebote bei der Verstei-
küngsleitung eingelaufen. — Unter anderem
krachte ein Brakteat Albrechts des Bären
k 5) aus Aschersleben 315 M.; der Brak-
ti Albrechts und Ulrichs, Bischofs von Hal-
kstadi (Nr. 24) 540 M., der auf die Stiftung
(k Klosters Konrad-sburg bei Halberstadt
k- 79, abgebildet in Nr. 25) 710 M. Der Ge-
k^brakteat (Nr. 91) 570 M. Ein Prachtexem-
k eines Brakteafen der Herren von Arn-
l^sin, Nr. 121, von dem nur zwei Stücke be-
kir|t sind, 680 M.; der bekannte Brakteat mit
k Sündenfall, Nr. 132 (Herren von Falken-
kn), 620 M., der Brakteat aus dem Grabe
krechts des Bären in Bailenstaedt (Nr. 298)
M.
;j .Mon den ausländischen Stücken
. >en erwähnt: Nr. 1013, Taler der dänischen
k ostindischen Kompanie von 1671, 255 M.
h England: Nr. 1117, Crown aus der Zeit der
kDublik von 1652, 235 M. — Italien: ein bis-
t\,r unbekannter Taler von Mantua von 1620
n'r- 1262) 495 M. — Ein bis dahin verscholle-
Taler der Stadt Bommeln (Notprägung
Vt? den spanischen Kriegen aus dem Jahr
|| 9) Nr. 1376, das seltenste Stück der Auk-
k’ 1475 M. — Schließlich ein Ta-ler d-es Bis-
r,|s Lüttich von 1546 (Nr. 1430) 755 M.
I). Aus den westfälischen Serien waren
kblsächlich die Gedenkstücke auf -den west-
klschen Frieden von 1648 und die seltenen
Mermünzen westfälischer Städte begehrt.
Silber, Miniaturen
London, Nachb. 23. Juni
(Vorb. in Nr. 25, S. 4)
23. Juni fand bei Sotheby & Co.
W Versteigerung von altenglischem Silber
Ijj von Miniaturen aus verschiedenem eng-
Cm-en Privatbesiß statt, die einige hohe Re-

sultate brachte. Das Gesamtergebnis
betrug rund £ 8000.
Den höchsten Preis hatte Nr. 151, ein silber-
vergoldeter James I.-Deckelkelch, H. 38 cm
mit £ 1250 (Käufer: Godfrey). Nr. 150, ein
elisabethanisches Salzgefäß, silbervergoldet;
London 1600, H. 20 cm, kam auf £ 800 (Per-


Glas-Vase
Ausstellung der „Württembergischen Metall-
warenfabrik Geislingen“ im Lichthof des
ehern. Kunstgewerbe-Museums Berlin
main), — Nr. 152, ein Charles I-York-Humpen,
1649, von J. Plummer, H. 15 cm, auf £529 4 s,
— Nr. 133, George I-Tee-Kessel, 1719, von
Jos. Ward, auf £ 160 (Whitfield), schließlich
Nr. 66, Charles II-Weinbecher, 1664, FL 9,5 cm,
auf £ 121 17 s.

Chinesische Frühkeramik
Dem Sammler chinesischer Frühkeramik
wird beim Studium der Materie die Sammlung
des chinesischen Mandarinen Chi-Chen-Mi
nicht unbekannt geblieben sein, der Ende des
vorigen Jahrhunderts eine stattliche Zahl kost-
barer chinesischer Frühkeramiken in seinem
Besiß vereinigte. Die wertvollsten Stücke
konnte jeßt die Firma China-Bohlken bei Auf-
lösung der Sammlung erwerben und zeigt sie
erstmalig in ihren Berliner Ausstellungs-
räumen. Besonders reizvoll und von hervor-
ragender Qualität sind die prächtig farbigen
Chiin-Yao-Schalen, von erlesener Qualität die
Ting-Yao, Lung-Chüan-Yao, wie die zarteren
bläulichen- Töne schimmernden Ying-Chings.
Besonders hervorheben möchten wir eine
blauglasierte Vase des Kuang-Yao-Typs in
einer alten Bronzeform, wie einen großen, von
einer prachtvollen Silberiris überzogenen
Tangteller mit grüner, blauer und brauner
Glasur. Die ganze Schau bringt wieder ein-
mal so gut zum Ausdruck, mit welch hoher
Kultur diese frühen Erzeugnisse geschaffen
wurden.
Frankfurter Fayencen
Im Historischen Museum in Frankfurt findet
gegenwärtig eine Ausstellung Frankfurter
Fayencen statt, die die Bestände des
Museums durch ausgewählte Arbeiten aus der
Sammlung Wilhelm Kraß, der größten Spezial-
sammlung ihrer Art, und den Sammlungen Dr.
Mayer und Heyman ergänzt. Da diese erste
Sonderaus-stelllung als Grundlage für eine
spätere Publikation gedacht ist, wurde von
einer dekorativen Anordnung abgesehen und
eine Zusammenstellung der Werke nach
stilistischen Gesichtspunkten und nach der
zeitlichen Reihenfolge versucht. Troß-dem man
sich aus äußeren Gründen- auf das nächst-
liegende Material beschränken mußte, konnte
doch die Bedeutung der Fabrik genügend zum
Ausdruck gebracht werden.

Neue Kunstgläser

zeigt im Lichthof des ehemaligen Kunst-
gewerbemuseums Berlin die W ü r t-
tembergische Metallwarenfabrik
Geislingen. Die Ausstellung reiht sich
würdig den bisher in diesen Räumen gezeig-
ten Veranstaltungen an und erbringt den Be-
weis, daß das Kunstgewerbe unserer Zeit
sich Schrift für Schritt Gebiete erorberf, die
seit langem im Argen lagen, und einen Stil-
willen bekundet, dessen Leistungen denen
früherer Epochen nicht nachstehen. Zu den

die Vervollkommnung dieses edlen und zu-
kunftsvollen Gebietes betreibt.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war
die Entwicklung des Kunstglases ins Stocken
geraten. In Frankreich blieben die -Erzeug-
nisse dieser Zeit noch bis heute maßgebend,
in Italien und Böhmen haftete man an alten
Traditionen, in Deutschland fehlten neue Im-
pulse. Die Kunstglaserzeugnisse der leßfen
Generation, die wir nicht in Museen zu suchen
brauchen, sondern leider in ungezählten Woh-


Glas-Scbale
Ausstellung der „Württembergischen Metallwarenfabrik Geislingen“ im Lichthof des
ehern. Kunstgewerbe-Museums Berlin

Erfolgen der modernen Möbelkunst, der ke-
ramischen und Textilkunst treten jetzt die
Resultate der neuen Glaskunst, die wir den
jahrelangen Bemühungen der genannten
Firma und vor allem der Initiative ihres Di-
rektors Dr. Delbach verdanken, der rastlos

nungen anireffen, zeichnen sich durch er-
schreckende Geschmacklosigkeiten, einen
krankhaften Sinn für übertriebene Verschnör-
kelungen, und vor allem durch eine grausame
Vergewaltigung des Materials aus. Unreine
Formen ringeln und wind-en sich gespenstig.

trübe, ölige und kandierte Farben werfen die
Frage auf, wie wohl die Augen beschaffen
gewesen sein mögen, denen sie Freude zu
machen vermochten. Die Epoche der Nippes-
figuren- bedeutete wie für vieles andere auch
für die Glaskunst einen Niedergang.
Der Reinigungsprozeß, den das deutsche
Kunstgewerbe seit dem -ersten Jahrzehnt des
neuen Jahrhunderts an sich vollzog, hat auch
den Boden für die moderne Glaskunst berei-
tet. Man wandte den Blick rückwärts zu den
reinen und ursprünglichen Leistungen dieses
reizvollen kunstgewerblichen Sondergebietes
und machte sich mit der Arbeitsweise und den
technischen- Raffinessen griechischer, römi-
scher, syrischer, persischer un-d islamischer
Glaskunst vertraut. Man ging unmittelbar
von den Quellen aus und vermied die abge-
leiteten und durch mißverstandenes Histori-
sieren getrübten und stilistisch schwachen
Erzeugnisse des Jahrhundertendes. Die mate-
rialgerechte Behandlung des Glases kam
wieder zu E-hren. Der Vorgang des Glas-
blasens, der an sich so einfach und unmittel-
bar ist und gleichzeitig ein großes Können, ein
schnelles und sicheres Arbeiten erfordert,
wurde von neuem begriffen, die natürliche
Schönheit des transparenten- Werkstoffes


Glas-Henkelvase
Ausstellung der „Württembergischen Metall-
warenfabrik Geislingen“ im Lichthof des
ehern. Kunstgewerbe-Museums Berlin
wieder erkannt und demgemäß zur Geltung
gebracht. Die Ergebnisse zeigt uns diese
Ausstellung.
Alle hier vorgeführten Glasarbeiten, von
denen wir drei hier abbilden, sind ein-
malige Erzeugnisse, individuelle Schöpfun-
gen, die der Phantasie des Glasbläsers und
den wechselnden Zufälligkeiten des Arbeits-
vorganges ihre Prägung verdanken. Die Fär-
bung der Gläser wird durch Vermischung der
reinen Glasmasse mit Metalloxyden erreicht.
Diese, im richtigen Augenblick zugeseßf, ver-
fließen, verrinnen in -irisierenden Strömungen
und erzeugen Wirkungen-, wie wir sie nur an
Edelsteinen, Blumen und den farbprächiigen
Lichtbrechungen eines Wassersprühregens
beobachten können. Die Formen zeichnen sich
meist durch -absichtliche Einfachheit aus; die
unerschöpfliche, mit Worten schwer wieder-
zugebende Farbenpracht des Materials er-
füllt sie ohnehin mit außerordentlichem Reich-
tum. Wo die Formen komplizierter sind und
sich an Tiergebilde oder andere Naturvor-
bilder anlehnen, werden sie d-urch einen ein-
zigen-, in sich wiederum vielfach variierten
Farbton zusammengehalfen. Das Auge nimmt
die einzelnen Gläser gleichzeitig als Ganzes
und als Vielfalt lebendig bewegter Teile auf.
Mitunter fühlt man sich von ferne an antike
Vorlagen erinnert, deren Wirkung jedoch über
eine anregende nicht hinausgeht, denn- die
ausgestellten Arbeiten- bekunden durchweg
einen völlig eigenen Stil. Die Glasmacher-
pfeif-e ist zum Zauberstab geworden, dem die
schönsten, anmutigsten Gebilde entquellen,
vom lebendigen Atem des Glasbläsers ge-
formt und durch irrlichternd-e, gaukelnde,
märchenhafte Farbklänge -dem genießenden
Auge sichtbar gemacht. Selbst der Liebhaber
antiker, venezianischer oder gotischer Gläser
wird anerkennen müssen, daß die Enfwick-
lungsreihe der Glaskunst um ein neues, wert-
volles Glied bereichert ist.

LITERATUR

Bücher

Kunsthistorikers

den

I s
Mh
äj ar Brieger, Die großen
. Abbildungen. Verla
Cr’ 9,50 M., Lwd. 12 —
^Freiherr ~ '
.e u o v „

gingen bei uns ein:
Brieger, Die großen Kunstsammler. 307 Seiten,
ig G. Grote, Berlin.
M)
von Oppenheim, Der Teil Halaf. Eine
ij.üe Kultur im ältesten Mesopota-
F'en. 276 Seiten, 131 Abb., 2 Tafeln. Verlag
A. Brock haus, Leipzig, 1931.
*?r'^nzösiscbe Kunst an rheinischen
A Fürstenhöfen
l(| ® du Colombier: „L’Art fran?ais dans les Cours
ß :6hanes.“ Verlag La Renaissance du
‘Vre, 78, Bd. St.-Michel, Paris 1930.
l'je'r8 Buch des französischen __
SeL1 e du Colombier füllt eine wesentliche
Unserer Kunstliteratur aus und zeigt den
pisph Kontakt und die starken Einflüsse der fran-
H b 6n Architekten auf die ganze deutsche Kunst
^itto onders die rheinischen Fürstenhöfe des acht-
„ L;?1 Jahrhunderts.
V Sv , Tülle neuer Dokumente, die mehr zufällig
i’-te "Aerriatisch gesammelt wurden, brachten ganz
1,1p Zusammenhänge, neue Zuschreibungen und
Sjn WS heute vergessene Namen zu Tage. Es ist
'n-igp tedingt abschließendes Werk, auch keine end-
m8eh n erfung und Einordnung der erhaltenen und
Ye j/ul'-iien Denkmäler, sondern es gibt lediglich
-ethe von Streiflichtern über die französischen

Namen, die in den Archiven, den Rechnungsbüchern
und den Korrespondenzen der rheinischen Schloß-
herrn wiederkehren.
Von besonderem Interesse ist das zweite Kapitel,
worin der psychologische Grund der Zunahme des
französischen Einflusses und der allmählichen Ver-
drängung der italienischen und österreichischen
Architekten auseinandergesetzt wird. Die verschie-
denen Arbeitsmethoden der französischen Künstler
zeitigten verschiedene Früchte. In der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts waren es besonders Robert
de Cotte und Boffrand, die den rheinischen Fürsten
von Paris aus ihre Pläne lieferten, um sie an Ort und
Stelle von einheimischen Architekten ausführen zu
lassen; die Pläne haben jedoch durch diese Arbeits-
teilung oft starke Veränderungen erfahren. Lebhaf-
ter und eindringlicher war der französische Einfluß
durch die ganze Reihe von Architekten, die ihre Hei-
mat verließen, um sich — wie Pigage, La Guöpiere
und Ixnard — dauernd oder zeitweise in den Rhein-
landen niederzulassen. Sie brachten oft einen ganzen
Stab von Künstlern und Kunsthandwerkern mit und
konnten so ihren eigentlichen Stil unverfälscht und
einheitlich zur Ausführung bringen.
Der Verfasser hat im Gegensatz zu vielen seiner
französischen Kollegen — man denke nur an die
kunsthistorischen Hetzereien von Emile Male und
Camille Mauclaire — ein überaus objektives Urteil
in seinen kritischen Analysen und erkennt ebenso die
Qualitäten der deutschen Künstler an, wie die Neue-
rungen, welche die französischen Architekten den
rheinischen Fürstenhöfen gebracht haben.
Es ist eines der ersten kunsthistorischen Bücher
seit dem Kriege, das fähig ist, das Gemeinsame und
die Zusammenhänge der beiden nachbarlichen Natio-
nen aufzuzeigen und das die Kunst als etwas Verbin-
dendes und nicht als ein Trennendes betrachtet.
Dr. Fr. N e u g a s s.

Italienische Gemälde im Louvre
Charles Terrasse: Les Primitifs Italiens. Publieations
officielles des Musees Nationaux de France. Zwei
Bände: 32 S. u. 40 Lich-tdrucktafeln, 58 S. u.
48 Lichtdruektafeln. (In Mappen 140 ffr., Halb-
leder 220 ffr.). Eoitions Albert Moräne e,
Paris, 1931.
Es ist ein unbestreitbares Verdienst des Verlages
Morance, die reichen Bestände des Louvre an frühen
italienischen Meistern des 14. und 15. Jahrhunderts
in einer umfangreichen, auch weniger bekannte
Stücke berücksichtigenden Serie von ausgezeichne-
ten Lichtdrucken dem Forscher und einem weiteren
Publikum geschlossen zu unterbreiten. Die buch-
technische Ausstattung der beiden handlichen Mappen
muß als durchaus gelungen bezeichnet werden und
besonders begrüßenswert empfindet man die viel-
fache Beigabe guter Detailaufnahmen.
Weniger erfreulich ist die Textbearbeitung, die
einen vollständigen Katalog auch der nicht abgebil-
deten Werke dieser Epoche italienischer Malerei im
Louvre bringt. Nirgends hat der Verfasser auch nur
den Versuch gemacht, über den auszugsweise wört-
lich abgedruckten Text des durch seine Ungenauig-
keit heutigen Ansprüchen kaum genügenden Kata-
loges von 1926 hinaus allgemein bekannte oder in-
zwischen in der reichlich erschienenen neueren Lite-
ratur bekannt gewordene Ergebnisse zu vermitteln
und dadurch seine Arbeit wissenschaftlich fruchtbar
zu machen. An Stelle von Exaktheit und Vollstän-
digkeit, der wissenschaftlichen Angaben werden vage
Charakteristiken der Meister und der Werke gegeben,
deren Niveau in einer solchen Publikation wenig am
Platze ist. Daß Giovanni di Paolo und Lippo Vanni
der venezianischen Schule zuzurechnen sind, erfährt
man erst aus dieser Bearbeitung (!). Warum wird ein

allgemein anerkanntes Hauptwerk wie die Madonna
des Meisters der Nativitä di Castello immer noch so
zögernd mit einem Fragezeichen versehen, warum
die unmögliche und allgemein abgelehnte Zuschrei-
bung des Hieronymus an Signorelli immer noch auf-
rechterhalten, warum bei einem sicher datierten
Stück wie der Predellentafel Gent.ile da Fabrianos
das Datura vergessen? Die Liste ließe sich be-
liebig verlängern, und es bleibt nur das Bedauern,
daß die hier für einen Kunsthistoriker gebotene Ge-
legenheit, nach dem Muster der Kataloge großer
Sammlungen wie der National Gallery oder einiger
deutscher Museen ganze Arbeit zu ieisten — was
keinesfalls eine Überlastung des Textteiles mit sich
gebracht hätte — wiederum versäumt wurde.
Dr. W. R. Deus eh.
Kataloge
Antiquariat Altmann, Berlin
Der Katalog 22 des Berliner Antiquariats Altmann
umfaßt in seinen 170 ausgewählten Nummern ein
ganz besonders hervorragendes Material alter Bücher
und Bilder. Unter den letzteren heben wir hervor
eine Reihe Originalbilder deutscher Dichter und
Maler, die Abteilung Alt-Berlin und die schönen Be-
stände an Originalblättern von Daumier und seiner
Zeitgenossen. Unter den Büchern, die vielfach in
schönen, zeitgenössischen Einbänden vorliegen, bil-
det eine besondere Kostbarkeit das Geschenk-
exemplar eines Bodoni-Druckes an die zweite Gattin
Napoleons I. von Seiten der Witwe Bodonis. Wir
nennen ferner die sehr seltene Originalausgabe von
Drouville, Voyage en Perse, aus dem Besitze der
Zarin Maria Feodrowna, die Pariser Ausgabe von
Geßners Oeuvres von 1795 mit den Kupfern nach
Morot und die Opere des Metastasio von 1780—82
mit signierten Einbänden.
 
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