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6

DIE W E L T K ü N 8 T

Jahrg. V, Nr. 43 vom 25.

Afe» von Uet>esrA.ll

Lesser Ury t
Kurz vor Vollendung seines 70. Lebens-
jahres, anläßlich dessen die Berliner National-
galerie eine umfassende Gedächtnisschau vor-
bereitete, starb in Berlin der bekannte Maler
Lesser Ury, dessen Schaffen zutiefst mit der
Entwicklung der Kunst der Reichshauptstadt
verknüpft war. Temperamentsmäßig völlig
verschieden von Max Liebermann, weist die
Frühzeif Urys manche künstlerische Parallele
mit dem Schaffen des Großmeisters des deut-
schen Impressionismus auf. Die 80er und 90er
Jahre des vorigen Jahrhunderts bringen als
Frucht von Reisen nach Paris und Belgien jene
Reihe motivisch einfacher, farbig meisier-


Letzte Aufnahme Lesser Ury’s im Atelier.

hafter Bilder, die neben den gleichzeitigen Ar-
beiten Liebermanns zu den besten1 Leistungen
des Frühimpressionismus gerechnet werden
dürfen. Daneben ringt Lesser Ury mit dem
Problem der Monumentalkomposition: „Jeru-
salem“ und das Triptychon „Der Mensch“
bilden, in dieser Epoche einzig dastehende
Leistungen, denen auch, wie dem Schaffen des
Künstlers überhaupt, die Anerkennung nicht
versagt blieb. Die lebten Jahrzehnte lassen
den Künstler, der nie die Öffentlichkeit suchte
und nach seiner Entzweiung mit Liebermann
höchstens an der Seite Corinths in der
Sezession noch verkehrte-, immer eigenbröt-
lerischer und einsamer werden: seine Spät-
werke, wie vor allem die Berliner Straßenan-
sichten, zeichnen sich durch reifes malerisches
Empfinden und größte Differenziertheit der
Palette aus. Die im November beginnende
Gedächtnisschau der Nationalgalerie wird die
Bedeutung Lesser iirys für die Geschichte der
neuen deutschen Malerei dokumentieren.
— en
Zwei Reliefplatten
des Donatello gefunden
Für die Kirche Sant’ Antonio in Padua
schuf Donatello gegen 1444 den Hauptaltar,
der bis etwa 1600 die Kirche zierte. Im Jahre
1600 wurde der Altar abgerissen. Nach den
Beschreibungen stellte Boito ihn 1895 wieder
zusammen, mußte aber feststellen;, daß die
beiden Seifenpl-aften fehlten. Diese beiden
Seifenplatten sind nunmehr aufgefunden wor-
den. Und zwar entdeckte man sie bei dem
Florentiner Antiquar S. Romano. Die Platten
zeigen Heiligendarstellungen. Der Antiquar
gab an, sie ohne Verdacht, sie könnten einem
so bedeutsamen Autor zugeschrieben werden,
von dem paduanischen Antiquar Zamatfo ge-
kauft zu haben. Zamatfo selbst kam in Be-
siß der Platten bei Abbruch eines paduani-
schen Hauses, in dessen Resten die Platten
vorgefunden wurden. Die beiden Reliefplatfen
sind von Prof. Fiocco untersucht und als unbe-
zweifelbare Arbeiten des Donatello, zugehörig
zu dem früheren Hauptaltar von Sant’Antonio
erkannt worden. Die beiden Platten waren
für 3000 Lire von Zamatfo an S. Romano
verkauft worden. Sie sind nunmehr von der
Superinfendenz für schöne Künste unter den
Nafionalmonumenten eingetragen worden.
G. R.
Syrisches Glas in Schweden
Das Nationalmuseum Schwedens ist um
einige sehr kostbare Altertümer bereichert
worden. So hat man ein Amulett mit einer

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Runeninschrift gefunden, die dem urgermani-
schen Gott Thor geweiht ist und ein Zeugnis
für die religiöse Denkart der schwedischen
Rasse ablegt. Ferner hat das Museum einen
700 Jahre alten Altarfisch mit einem schön ge-
schnitten Madonnenbild aus Holz erhalten.
Endlich hat man auf der Insel Oeland ein ge-
färbtes Glas entdeckt, das als syrisches Glas
aus dem 13. Jahrhundert festgestellt worden
ist. Es ist das dritte Mal, daß syrisches
Glas in Schweden gefunden wird, und die
Funde deuten auf eine interessante Import-
beziehung mit dem Süden hin.
Eine neue Ausstellungsform
der Berliner Staatlichen Museen
bereitet der Generaldirektor der Staatlichen
Museen vor. Meisterwerke aus den verschie-
denen Museumsabieilungen sollen unter
wechselnden Gesichtspunkten zu kleinen
Eliteausstellungen vereinigt werden. Jede Aus-
stellung wird1 etwa zwei Monate dauern. Auf
diese Weise wird das starre Gefüge der
Museen gelockert und erlesene Kunstwerke
sollen zeitweise herausgelöst werden, so daß
sich das über Raum und Zeit Verwandte im
Rahmen einer Ausstellung zusammenfindet.
Diese Sonderausstellungen sollen schließlich
auch das Publikum daran gewöhnen, wenige
Werke eindringlich zu befrachten.
Die Biennale und ihre Einladungen
Die leßie Biennale von Venedig hat in Ita-
lien den schlechtesten Eindruck hinterlassen;
die sehr schwache italienische Vertretung ist
auch in Italien selbst festgestellt worden, und

den, Provinzialausstellungen trifft. Ferner for-
dert Maraini, die Institute der Schönen Künste
und die Generaldirektion der Schönen Künste
sollten stärker mit der Biennale als einem Er-
ziehungsinstrument der italienischen Künstler
Zusammenarbeiten, da nur so es möglich sei,
in verhältnismäßig kurzen Perioden die italie-
nischen Künstler mit dem internationalen Kreis
in Berührung zu bringen und mit ihm in Kon-
kurrenz zu stellen. G. R.
Kunstausstellung der Primitiven
Auf der Chicagoer Weltausstel-
lung 1933 wird der Kunst und Kultur der Pri-
mitiven ein hervorragender Plaß eingeräumt
werden. Prof. Cole, Universität Chicago,
hat die Leitung der völkerkundlichen und vor-
geschichtlichen Abteilung der Ausstellung
übernommen. Vertreter zahlreicher Indianer-
stämme werden auf dem zur Verfügung ge-
stellten Raum ihre Hütten und Zelte aufschla-
gen und ihre Tänze aufführen. Prof. Cole
wird eines der riesigen vorgeschichtlichen
Erdwerke des Mississippi-Tales, einen soge-
nannten Mound, in voller Größe nachbilden
lassen. Das Glanzsfück der Ausstellung wird
die getreue Nachbildung des Nonnenklosters
aus der alten Maya-Stadt Uxmal sein, eines
der imposantesten Zeugnisse altamerikani-
scher Baukunst; bereits seit einem Jahr arbei-
tet ein Stab von Archäologen und Architekten
unter der Leitung von Dr. Franz Blom von der
Universität in New Orleans mit einem riesigen
Heer von indianischen Arbeitern an dieser
Aufgabe. Man begnügt sich nicht mit der rei-
nen Wiedergabe, sondern führt gleichzeitig


Hendrik Averkamp: Flußlandschaft bei Ouwerkerk
Aquarell 19:29 cm
Collection O. Huldschinsky, Berlin — Kat. Nr. 3
Versteigerung — Vente — Sale: P. Graupe, Berlin, 3. November 1931

man hat die Schuld Maraini,, dem General-
sekretär der Ausstellung, zugeschrieben. Ma-
raini hat daraufhin soeben erklärt, er werde
das Einladungssystem für die Biennale des
nächsten Frühjahrs wechseln. Man wird für
das kommende Jahr nur persönliche Einladun-
gen ergehen lassen, um so von vornherein zu
Junge und Unfertige, auf der anderen Seife
Überwundene und, Wiederholer ausschließen
zu können. Nur so sei eine Erhöhung des
Niveaus möglich,. Die Einladungen werden
z. T. auf Grund der Erfolge italienischer
Künstler auf den letzten italienischen Ausstel-
lungen vorgenommen werden. Damit aber
würde man im großen und ganzen das System
der Quadriennale übernehmen, welche ja die
Auswahl auf Grund der als Vorschau gelten¬

weitere Ausgrabungen in der Umgebung des
Klosters aus: dabei sind überaus interessante
Funde von Inschriften gemacht worden, deren
Entzifferung ergeben hat, daß das Bauwerk
nicht aus dem Jahre 1007 n. Chr. stammt, wie
man bisher annahm, sondern volle 500 Jahre
älter ist. F. B.
Wiener Kunsthandelsprozesse
Den Lesern der „Weltkunst“ wurde zu Be-
ginn des Jahres von der Entwendung des
ältesten Glasgemäldes Österreichs aus dem
Magdalenenkirchlein zu Weitensfelden in
Kärnten berichtet. Der Diebstahlsansfifiung
wurde der Wiener Händler-Sammler Adolf
Bauer bezichtigt, der kurz vor dem Einbruch

aller
I 4nnesis<har
Höbet-
Teppidie-
der
ßrokale-
Üktobev -Pezember 1931
bet Lin. W9 Potsdamer&Ec.lß


dem Pfarrer einen Betrag von 20 000 Schi
für das Glasbild angebofen hatte, jedoch
seinem Angebot abgewiesen worden '
Nun wird die Verhandlung gegen Bauer
Kürze in Klagenfurt zur Durchführung 9
langen. e
Daneben sind noch zwei andere Proz1-"
im Gange, die in das Wiener Kunstleben
einspielen. Bei dem einen handelt esV(1
um die Forderung des ehemaligen Assisten
des Professors Veith an der Wiener
nischen Hochschule, Architekten Herrn ’
Bleyer, gegen die Direktion der Technik,
Ausfolgung von 73 Kreide- und Bleis11
Zeichnungen (männlichen und weibl|C .£
Akten) von Joseph v. Führich (1800—1876), .
Bleyer verstaubt und vergessen in dem "°ue,
raum eines Schülerkasfens gefunden tia-ne
I11 dem anderen Fall dreht es sich um
Honorarklage des bekannten Kunsthänd
und Restaurators Moriz Lindemann gegen
Freiherren Alfons und Louis Rothschild, P
treffend die angebliche Feststellung der
heberschaft berühmter Meister wie van H J
Holbein, Watteau u. a. m. an Bildern aus R° ,,
schildschem Besiß. St. P'

Münchener Chronik
Die Ernennung Dr. Hans B u c h h e
zum Leiter des Bayr. Nationalmuseums,
welche wir 'in Nr. 42 als bevorstehend
richtet haben,, ist inzwischen erfolgt. Bucn in
ist 1878 in Zweibrücken geboren, studieitß,,
München, Würzburg und Leipzig und Pr° er.
vierte mit einer Arbeit über Hans Wertins
Als Direktor der kunst- und kulturhistorisc^j.
Abteilung des Schloßmuseums in. StuftgarIur)1j
er seine hervorragende organisatorische
wissenschaftliche Befähigung erwiesen. jje
Ebenfalls, wie zu erwarten- war, !’s en
Leitung des Bayr. Armeemuseums, g
historischer Teil in seiner jeßigen Aufsfc" .
sein Werk ist, dem Kunsthistoriker na
S t ö c k 1 e i n übertragen worden. Ein Be" n,
für seinen internationalen Namen als Wal
kundiger war der vor einigen Jahren an
ergangene Ruf zur Ordnung der WaffeH^
stände des ehemaligen Serails in Konst0
nopel. ]f
In der Galerie Caspari hat R u 0 p(J
Schlichter eine Reihe Aquarelle n
Handzeichnungen ausgestellt. Erstere "a(,g5
ohne Kubin nicht denkbar, was keines" u
besagen soll, daß der Künstler nicht u^aI-
Eigenes zu sagen hat. Er hat dessen s°ja5
recht viel, nur daß es vielfach in einer,
Thema überwuchernden, gespensferha-
Technik stecken bleibt. Da wo diese am j
ist (Baumgeschlechter, Schwarzwald^
Sturm im Schwarzwald) ergibt sich eine
achtliche Leistung. Die Technik darf
nicht zuerst da sein; sondern das Motiv. ,£
Schlichter dies beachtet, leistet er das |-
Vor allem in den gezeichneten Köpfen. L-

Information paUl
Die Kunst- und Antiquitätenhandlung *
Dessin, Berlin, hat ihre Geschäftsräume
Lützowplatz 3 nach der Lützowstr. 65 verleg*-

UNTER KOLLEGE^

Berichtigung HunS
In der Besprechung der Akademie-Aussten j(,r
von Dr. E. v. Sy d o w in der letzten Nummer
„Weltkunst“ muß es heißen: Karl Hubbußk
„W. Kohlhoff“.


Paris seinen- Kaffee trinkt.

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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — ^LStentarif aUr.
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W G2. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. !p.s®ra
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tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., **
 
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