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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 44 (1. November)
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2

DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 44 vom 1. November 1^1

Völkern-, Stilen und Persönlichkeiten hin und
wieder zu ziehen Lust hat, auf seine Kosten
kommt. Unsere erste Ausstellung wird zwar
nur etwa 2 Dußend Kunstwerke vereinigen,
aber jedes von ihnen ist eine Kostbarkeit und
ein Meisterstück: Plastiken aus Ägypten und
Rom, ein byzantinischer Kaiserkopf und Flo-
rentiner Bildnisbüsten, Mumien-Porträfs und
Bilder von Signorelli, Sebastiano del Piombo,
Giorgione, Manfegna, Lorenzo di Credi, Do-
menico Veneziano, Tizian, Rembrandt, Frans
Hals, von Dürer, Holbein und Cranach, Fouque,
dem Meister von Flemalle, Rogier van der
Weyden, von Goya und Chardin, Handzeich-
nungen Dürers und Holbeins: ein kleiner Kon-
greß von Fürsten der Malerei und Plastik,
die aber das Thema des Bildnisses mitein-
ander debattieren. Möge die Ausstellung
vielen, die die Museen gut zu kennen glauben,
Überraschungen bieten:, möchten viele, die
durch sie zum ersten Male in die Museen ge-
lockt werden, in diesem Saale voll edelster
Kunst zu dauernden Freunden unserer Kunst-
sammlungen werden, möge die Ausstellung
allen Besuchern reine Freuden schenken, die
wir in diesen dunklen Zeiten wahrlich nötig
haben.
A n m.: Die Ausstellung wird von Sonn-
abend, den 31. Oktober ab, zu den gleichen
Stunden wie das Kaiser-Friedrich-Museum,
also täglich von 9—15 Uhr — mit Ausnahme
des Montag — geöffnet sein und zwei Mo-
nate dauern. Sonntag, Mittwoch und Sonn-
abend ist der Besuch frei. Dienstag und1 Frei-
tag beträgt der Eintrittspreis 50, Donnerstag
20 Pfg. Ein besonderer Eröffnungsakt findet
nicht statt.

100 Jahre
Bauen in Hannover
Das Museum für Kunst und für Landes-
geschichte Hannover zeigt zur Zeit eine Aus-
stellung „100 Jahre Bauen in Hannover“, die
Prof. Dörner anläßlich des 100jährigen Jubi-
läums der dortigen Technischen Hochschule
zusammengebracht hat.
Ihre Dozenten und Schüler sind die meisten
ausgestellten Architekten — so bringt die
Schau Klärung über die Geschichte und kul-
turelle Bedeutung einer der ältesten deut-
schen Hochschulen, macht aber darüber hinaus
den wertvollen Versuch, das vergangene Bau-
jahrhundert objektiv wertend zu erfassen,
gegen dessen größeren Teil wir Heutige, not-
wendig aber ungerecht, starke Abscheu emp-
finden mögen. Schon das Berliner Schinkel-
museum bedeutete eine Verschiebung der
Grenzen des kunsthistorischen Interessen-
gebietes zu uns her, in der hannoverschen

Inhalt Nr. 44

Geh. Et. Prof. Dr. W. W a e t z o 1 d t :
Eine neue Ausstellungsform der Museen . 1/2
Farbstiche und Bücher des Dixhuitieme
(m. 2 Abb.). 2
G. v. d. Osten:
Hundert Jahre Bauen in Hannover
(m. 2 Abb.). 2/3
W. Grote-Hasenbal'g:
Anatolisehe Kn-üpfteppiehe des 16. und
17. Jahrhunderts (m. 3 Abb.). 3
Auktionsvorberichte (m. 5 Abb.).3, 4, 7
Auktions-Kalender . 5
Ausstellungen der Woche . . . 6
Preisberichte — Literatur — Kunst im Rund¬
funk .'. 6
Nachrichten von überall . . . 8
Unter Kollegen . 8
»E n g 1 i s h Supplement« . 7
A new kind of exhibition — International
exhibition of colonial art in Rome — The
residential treasury in Munich — Shorter
notes from Dutch museums — Art in
Budapest.

Ausstellung vollends gelingt es Dörner (wie
auch in dem kämpferischen Vorwort des Kata-
loges), die innere Kontinuität der Entwicklung
von Schinkel bis zur Modernen zu erweisen.
Der Vertreter der Schinkelzeit und zugleich
die bedeutendste Persönlichkeit der ganzen
hannoverschen Baugeschichte ist Georg
L a v e s , der neben Klenze und dem großen
Berliner durchaus nicht in den Schalten zu
treten braucht und dessen Werk demnächst
in einer Spezialarbeit erhellt wird. 1813
kommt er, vorher vier Jahre mit Klenze zu-
sammen im Dienst des Königs von Westfalen,

nach Hannover und gibt in fünfzigjährigem
Wirken der Stadt ihre entscheidende Gestalt.
Seine städtebaulichen Entwürfe beziehen
durch große Avenuen und Grünpläße plan-
mäßig die Natur in die wachsende Stadt ein
und bemühen sich nach modern anmutenden
verkehrstechnischen und hygienischen Grund-
säßen durch Anlagen der Hauptverkehrs-
straßen am Rande des alten Stadtkerns ein
neues Stadtzentrum zu schaffen und die Alt-
stadt zu einem natürlichen Absterben zu
bringen, da ihr Zentrum den wachsenden An-
sprüchen troß aller Durchbrüche und Ver-

Farbstiche und Bücher des Dixhuitieme

Es ist hier nicht der Plaß, den vielerlei
Gründen nachzugehen, denen der französische
und englische Farbstich des 18. Jahrhunderets
eine besonders im leßten Jahrzehnt immer
steigende Beliebtheit in der internationalen
Sammlerwelt verdankt, einer Bevorzugung,
die die Maßstäbe für dieses Gebiet völlig von
denen der alten Graphik gelöst hat. Wenn
daher das für seine hochgualitativen Verstei-
gerungen von größter bibliophiler Bedeutung
bekannte Mailänder Antiquariat Ulrico
Hoepli -im Zunfthaus zur Meise in
Zürich am 16. und 17. November eine ge-

schlossene, erlesen schöne Sammlung von je
etwa 90 Farbstichen und Büchern des
Dixhuitieme auf den Markt bringt, darf
diesem Ereignis eine starke Bedeutung
nicht abgesprochen werden. Die Samm-
lung umfaßt nicht nur die bibliophilen

Spißensfücke des französischen illustrierten
Buches, sondern auch beinahe alle Stecher-
namen von Rang, die dieses Jahrhundert in
Frankreich und England aufzuweisen hatte.
Von Franzosen ist vor allem Bonnet mit
einer Reihe seiner Meisterstiche zu nennen,
darunter als Hauptwerk das nur in 25 Exem-
plaren gedruckte Blatt „Kopf der Flora“ (Ab-
bildung nebenst.J, in dem die Brüder Gon-
court ein Bildnis der Mme de Pompadour er-
blicken wollten, während Nolhac’s Deutung auf
des Künstlers Tochter Mme Baudoin wohl ge-
rechtfertigter ist. Vom selben Künstler die
Folge „Les Heures de
la fable“ in seltenen Zu-
standsdrucken, ferner
einige der bekannten
Frauenköpfe. Als Por-
trät ist vielleicht das
bedeutendste Blatt
Gautier-D’Agotys sel-
tenes Bildnis der Du-
barry von 1770 in einem
eminent schönen Ab-
druck. Eine Kostbarkeit
auch Demarteaus „Lai-
tiere“ von 1773 nach
Huef, der einige Blätter
von Fragonard, dar-
unter „Les hazard heur-
eux“, und mehrere herr-
licheFreudeberg-Drucke
angeschlossen seien.
Janinet ist mit dem be-
rühmten Bildnis der
Marie-Anfoinette in
einem enorm seltenen
Zustandsdruck vor je-
der Schrift und dem
nicht minder schönen
Blatt „L’Agreable Ne-
glige“vertreten, Baudoin
und Boilly mit Reihen
bekannter Farbstiche.
Der Hauptanteil des
Materials entfällt auf
England. Hier sind in
erster Linie Morland mit
mehreren Pendants wie
„Children nutting —
children playing“ „The
mail coach“ oder „Ru-
stiic employment —
rural amusement“ zu
erwähnen, Reynolds mit
einigen seiner wich-
tigsten Porträts in
ungewöhnlich schönen
Drucken, W. Ward mit
einigen seiner selten-
sten Blätter wie „The
cow house“, „Outside
of a country alehouse“
u. a., Wheatley mit
Farbdrucken der Tafeln
1, 2, 5, 6 und 7 der
„Cries of London“, Smith mit den zusammen
mit Ward gestochenen Gegenstücken „Visit to
the Grand-Father and Grand-Mother“, Barto-
lozzi mit seinen besten Arbeiten. Dies nur
wenige Proben aus einer Reihe von Kostbar-
keiten', die Namen wie Bortignoni, T. Burke,


La Fontaine, Contes (1795), ill. v. Fragonard
Kat. Nr. 136
Versteigerung — Vente — Sale: U. Hoepli (Mailand)
Zunfthaus zur Meise in Zürich, 16.—17. November 1931

breiterungen nie würde genügen können,
diese Planungen wurden zwar zu seinen
Zeiten noch verkleinlicht und von kurzs-icn
gen Nachfolgern durchkreuzt, froßdem ha
sie Hannover früh zu einer modernen bta

gemacht. .-
Neben der städtebaulichen steht die arc.in
tektonische Leistung von Laves. Ganz
Sinne des Saßes, den Schinkel 1834 niede:
schrieb, „daß, um ein wahrhaft historisch
Werk hervorzubringen, nicht ein abgeschloss
nes historisches zu wiederholen ist . . ., s°
dern ein solches neues geschaffen werd

Cosway, Dagaty, Dickinson, Fisher, Gre6 ’
Knight, Schiaivonetti, Singleton:, C. Turne >
Watson u. a. aufführt. , f
Im Niveau steht die Abteilung 6
Bücher keineswegs zurück. Findet niao
hier doch Köstlichkeiten wie den Boccacc'
von 1757—1761 mit den Kupfern von Gravel°j
Boucher, Cochin und Eisen, — Floria11-
„Galatee“ von 1793 auf großem Papier $
einem Maroquinband der Zeit, — Gessnl6r
„Mort d’Abel“ von 1793 mit den farbig6


L.-M. Bonnet, Tete de Flore. 1769
In Farben — Impression en couleur — Kat. NT-
Versteigerung —■ Vente — Sale: U. Hoepli (Mails11
Zunfthaus zur Meise in Zürich
16.—17. November 1931

Stichen nach Monsiau im allerersten ZustaFj
— La Fontaines „Contes et nouvelles“ von V
mit den zwanzig Fragonard-Kupfern in frisch6
sten Abdrucken (Abbildung neben5>-
und dasselbe Werk in der Ausgabe von 176 ’
— den Amsterdamer Lukrez „Della natu'1
delle cose“ von 1754 mit den Illustration6^
von Cochin und Eisen, — Bouchers Meist6^
werk als Illustrator in der Moliere-Ausga^Ji
von 1734, — Monfesguieus „Temple de Gnid6
mit den farbigen Illustrationen von Pe'l'r.°5
(1796), — die schönste Ovid-Ausgabe at/()
18. Jahrhunderts von 1767—1771 mit etwa 1
Kupfern und Vignetten der bekanntest6
Siecher, — die seltene Luxusausgabe
Rabelais aus dem Jahre 1798, —
„Oeuvres poissardes“ mit farbig gedrucW6
Illustrationen nach Monsiau (17961, —
faires „Henriade“ von 1769—1770 mit d
Kupfern von Eisen in prachtvoller Frisch
Beinahe alle Werke sind in zeitgenössisch jj
Maroguinbänden von vollendeter Schönt1 f
gebunden; der gut illustrierte Katalog
einige Proben dieser erlesenen ExemplarJ
von denen wir besonders die der
publigue“ (17471, des Bodoni-Horaz von 1' ’
des Longus von 1787 oder des bereits 9
nannten Lukrez hervorheben. x
Diese wenigen Stichproben müssen 9 f
nügen, das ganz außerordentliche Niveau 6111
Sammlung zu charakterisieren, deren *6
Steigerung sich würdig den bisherigen Vera
staltungen des Hauses Hoepli anschließt-

•J

DGIR0TT6

ACHETEUR
SCULPTURES-VITRAUX
TAPISSERIES“ IVOIRES
EMAUX- MEUBLES

necouoRK
256RST *
78- STRÖST

GOTHIQaeS
TABLEAUX MODERNES

* PURIS *
27RUG D6
BeRRi(vnr)


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Fachausdtücken. — Europäische Zeitalter-Tafel
mit annähernden Jahresangaben. — Allgemeines
über das Porzellan, seine Geschichte und Herstel-
lung. — Über das Sammeln keramischer Kunst-
erzeugnisse. — Eine deutsche Hochburg für
Porzellan. — *Der Sammler und die Fäl-
schungen. ■— Kriterium der alten Stile: Der
romanische und gotische Stil. Der Renaissance-
Stil. Der Barock-Stil. Der Regence-Stil. Das Ro-
koko. Die Stile Louis XV. und Chippendale.
Louis XVI. und Sheraton-Stil. Klassizismus und
Empire. Der Biedermeier-Stil.— * Altzinn. *Alte

Gläser. *Sphragistik.— *Briefmarken.— * Mün-
zen und Medaillen.—*Autographen. — *Orient-
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