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Jahrg. XU, Nr. 1 vom 2. Januar 1938

DIE WELTKUNST

3

Aus holländischem Sammlerbesitz

(Foto A. Bijl)

Malerei. Die Samm-

großartigen, reifen, in

Das Nationalmuseum von Neapel

JULIUS BÖHLER

ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN

UND ALTE MÖBEL

KUNSTVERSTEIGERUNGEN

MÜNCHEN

BRIENNER STRASSE 12

des
der
der
und

Pieter Cornelis z.
datiert 1679 — Leinwand,

Nicolas Verhaer (Utrecht), Zwei Silberadler. 1735
Sammlung Dr. H. O. . ., Amsterdam

einer anderen
Mehrzahl der
und Museums-
vertrauteren
man den

Plastik, noch ganz im Charakter des 17. Jahr-
hunderts, zeigt deutlich die große Tradition
der berühmten Silberschmiedefamilie van Via-
nen, deren Einfluß sich bis weit ins 18. Jahr-
hundert erhalten hat (s. Abb.). Dr. Mtr.

ausgestellt, auf der 'Galerie des ersten Stock-
werkes Möbelentwürfe des Empire und Bie-
dermeier aus der Möbelfabrik Josef Danhau-
sers, des Vaters des berühmten Alt-Wiener
Genremalers. St. P.-N.

mit dem wirkungsvollen Hintergründe, den
das verwitterte Mauerwerk der beiden Häuser
bildet, der sonnendurchzitterten Fernsicht und
den schön geformten am Himmel dahinschwe-
benden Wolken zu. Auch in dieser Hinsicht
ein typisches Werk des Meisters (s. Abb. S. 2).
Wir wissen nicht, ob das als „Beweis“ für
die angeblich geringe Schätzung des Meisters
oft zitierte Wort „een Cuypgen toe“ (einen
kleinen Cuyp als Draufgabe) sich wirklich auf
ein Werk Aelbert Cuyps und nicht vielleicht
auf ein solches von Benjamin Gerritsz Cuyp
oder Jacob Gerritsz Cuyp bezog. Ein anderer,
von seinen Zeitgenossen aber sicher lange
nicht nach Gebühr

Die Arbeiten, die im letzten Jahre am Na-
tionalmuseum von Neapel durchgeführt sind,
stellen die Vollendung eines zehnjährigen Be-
mühens um diese größte italienische, wohl mit
ihren Schätzen aus der Antike einzigartigen
Sammlung der Welt dar. Man hat vornehmlich

Jacobus Saverii d. J„ Winterlandschaft. Signiert, datiert 1610
Holz. 33 : 50.5 cm —Amsterdam,Sammlung Chr. S. W. (Foto Adr. Bijl)

mit der Staffage unseres Bildes auf, das ein-
mal einer sächsischen Staatssammlung ange-
hörte, vor etwa hundertfiinfundzwanzig Jah-
ren von den Franzosen entführt, später im
Rheinland wieder zum Vorschein kam, bis es
vor einigen Jahren in Haager Privatbesitz, wo
man es durch, die Bezeichnung „Brueghel“ be-
sonders zu ehren meinte, erkannt und entdeckt
wurde (s. Abb.).
Den Kern einer an verschiedenartigen Ob-
jekten reichen, ganz auf dem persönlichen Ge-
schmack des Besitzers Dr. H. O., Amsterdam,
aufgebauten Sammlung bilden ungemein ge-
schmackvolle Schätze an altem Silber. Dar-
unter befinden sich vier große Silberadler.
Werke des im Jahre 1712 Meister der Utrechter
Gilde gewordenen Silberschmiedes Nicolas
V e r h a e r, von 1.755. Derartige, offenbar als
Altarverzierung gedachte Adler, sind anschei-
nend nur in der alten Erzbischofsstadt Utrecht
gearbeitet worden. Die Treibarbeit der äußerst
seltenen Stücke ist von großer Feinheit; die

Die Stadt Rom im Bilde
Handzeichnungen, Farbblätter, alte Drucke
und Bilderfolianten vereinigte der Direktor
der Berliner Kunstbibliothek Prof. Di-. Her-
mann Schmitz im Lichthofe des Museums in

offenen Herde sitzend zeigt, während eine alte
Frau für Feuerung und Kessel sorgt (s. Abb.).
Die zwei letzten, hier zu besprechenden
Bilder dürften, ganz abgesehen von dem künst-
lerischen Interesse in Deutschland auch aus
Gründen mehr zufälliger Art interessieren.
Das kleine Blumenstilleben von R o e 1 a n t
Savery in der Sammlung Hans Schoene,
Amsterdam, zeigt engste Verwandtschaft, doch
keineswegs vollkommene Gleichheit mit dem
im Städelschen Institut in Frankfurt als „in
der Art des Jan Brueghel“ geführten Blumen-
stilleben. Das Exemplar der Amsterdamer
Sammlung — die ebenfalls eine eingehendere
Besprechung mehr als verdient — zeichnet
sich nicht nur kompositorisch und in der liebe-
vollen Durchdringung der Details vor vielen
anderen gleichzeitigen guten Blumenstilleben
aus, sondern auch durch die zwischen der
rührenden Unbeholfenheit der Primitiven und
der Geziertheit der Spätzeit trefflich die Mitte
haltenden Delikatesse der
lung ist besonders reich
an Werken aus dem spä-
teren 16. und frühen
17. Jahrhundert (s. Abb.).
Der gleichen Zeit und
Schule gehört eines der
ganz seltenen signierten
und datierten Werke

der
W.,
vor-
den

leuchtendem Gold und
dunkler Pracht erstrahlenden Werke zu den-
ken, die ihn in die erste Reihe der großen hol-
ländischen Maler stellen. Auch die kleineren
Werke, die dieser Dordrechter Patrizier für
seine „deftigen“ Mitbürger schuf, sind — vor
allem wenn sie nicht Verzeichnungen oder an-
dere Flüchtigkeiten aufweisen — fast ebenso
selten wie anziehend. Ein. solches, im Gegen-

Roelant Savery, Biurnenstrauß im Glase
Holz, 29: 19 cm — Amsterdam, Sammlung
H. S c h o e n (Foto Besitzer)

Teile des Gebäudes sichern müssen; die Ge-
rüchte über die Gefährdung des Baues sind
zwar übertrieben gewesen; aber ein Flügel
hatte bauliche Erneuerungen notwendig. Es
sind, innerhalb der zehn Jahre für Renovation
5 700 000 Lire ausgegeben worden, davon 1 Mil-
lion. im letzten Jahre. Freilich muß man be-
denken, daß das Nationalmuseum einen um-
bauten Komplex von rund 300 000 cbm bei
einer Grundfläche von 17 850 qm darstellt.
Dort, wo früher die Bibliothek (I. Stockwerk)
gewesen ist, hat man vorbildlich geordnete
Freskensammlungen untergebracht. Im ersten
Stock ist nun endlich auch die reiche Gemmen-
und Goldsammlung würdig untergebracht
worden. Im Erdgeschoß sind die Sammlungen
der Plastiken, vornehmlich aus der farnesi-
schen Sammlung stammend, endlich schön auf-
gestellt. Das ägyptische Museum im Zwischen-
stock ist neu geordnet, ebenso der große Mittel-
saal der Wandteppiche. In der Pinakothek im
Westflügel ist eine neue, sehr übersichtliche
Ordnung durchgeführt worden. Den Höhe-
punkt ganz im Hintergrund bildet der Tizian-
saal, eine logische und schöne Lösung. Das
Museum mit seinen überreichen Sammlungen
wird nunmehr leicht besuchbar; es ist möglich,
ohne zu verwirren, nur Einzelabschnitte zu
zeigen oder zu besuchen.

Gelderen, Amster-
Wir verzich-
auf eine län-
Beschreibung die-

van S I i n g e I a n d t, Interieur. Signiert,
81 :65 cm —- Amsterdam, Sammlung Dr. J.
(Foto Besitzer)

stand und in der breiten Malerei an die
»Reiter vor dem Wirtshaus“ der Sammlung
Rudolf Kann oder „die drei Pferde“ der Ere-
mitage erinnerndes Werk, drei Pferde — Isa-
bellenschimmel, Fuchs und Rappen — mit
ihren Reitern, ist, nachdem es vor einem
Menschenalter mit der Sammlung Lord Leigh
in London versteigert wurde, in Amsterdamer
Privatbesitz aufgetaucht. Was Prof. Martin
von den meist im siebenten Jahrzehnt des
17. Jahrhunderts entstandenen Pferdebild-
nissen des Meisters sagt, daß es sich stets um
edle Tiere handelt, trifft bei unserem Bilde,

ein „Wintertje“ in
Sammlung Chr. S.
Amsterdam, an. Die
treffliche und mit
einfachsten Mitteln
lungene Wiedergabe
grauen Wintertages,
kahlen Armut
Winterlandschaft
die höchst originellen
Figürchen dürften man-
che Zuschreibung von
Werken dieses seltenen Meisters auch in öffent-
lichen Sammlungen berichtigen lassen. So
weisen z. B. die Figuren auf mehreren David
Vinckeboons zugeschriebenen packenden
Zeichnungen in der kürzlich versteigerten
Sammlung Mensing überaschende Aehnlichkeit

geschätzter Meister war
Abraham van Bey-
er e n , und seine See-
stücke sind es bisweilen
auch heute noch nicht.
Das mag zum Teil daran
liegen, daß der tempera-
mentvolle Meister so gut
wie stets die aufgewühlte
See wiedergab, während
bei gleicher malerischer
Qualität die Darstellung
der ruhigen See von den
Liebhabern mehr ge-
schätzt wird. Eine solche
See, die einzige, die wir
kennen, befindet sich im
Besitz des Herrn H. J.
van
dam.
ten
gere
ses vortrefflichen Werkes
mit seiner großartigen
Wolkenbildung, wobei
der dunkle Vordergrund-
streifen darauf hindeu-
tet, daß van Beyeren die
Lehren der Aelteren
noch nicht verlernt hatte,
als er dieses Stück —
sicher eine seiner besten
und eindrucksvollsten
Marinen — schuf.
Von
und der
Sammler
besuchet
Seite lernt
großen Meister in seinem
— wir wissen keinen
treffenderen Ausdruck —
majestätischen Stilleben kennen, das eine
Zierde der Sammlung von Dr. J. A. van Don-
gen, Amsterdam, bildet. Nur die Rückwand
mit dem prächtigen Lichteinfall gemahnt noch
an die altholländische Einfachheit; der Reich-
tum an blinkendem Edelmetall, glitzerndem
Glase und Porzellan, die Fülle der Früchte
und anderer guter Dinge widerspiegeln den
Reichtum des zu glänzendem Aufstieg gelang-
ten Landes, an dessen Schätzen der Meister,
der diese K,„..nchkciten in verschwenderischer
Fülle und doch durch seine Kunst zur maß-
vollen Einheit gebändigt wiedergab, freilich
selbst nur recht wenig Anteil gehabt haben
d ürfte.
Derselben Sammlung, auf die im einzelnen
zurückzukommen sich wohl verlohnen wird,
gehört auch ein besonders interessantes Werk
eines Meisters an, der einer an Impressionis-
mus gewöhnten, Breitmalerei schätzenden
Sammlergeneration meist nicht so viel bedeu-
tet, und der hier durch die Qualität seiner
doch jeder porzellanenen Glätte fernen Ley-
dener Feinmalerei überrascht: Pieter C o r -
nelisz van Slingelandt. Das wohlab-
gewogene, sorgsam komponierte, typisch hol-
ländische Interieur, das einen alten Mann -
wohl einen Gelehrten, worauf das Kostüm und
der Globus im Hintergrund deuten — vor dem

dem ehemaligen Palais des österreichischen
Statthalters in Brüssel. Im Säulenhof sind zu
ebener Erde alte Werkzeuge aus der Samm-
lung Figdor und Teile der Möbelsammlung so-
wie Tischlervorlagen vom 16.—18. Jahrhundert

Im Nachstehenden besprechen wir einige
Einzelstücke' aus holländischen, erst im
letzten Jahrzehnt entstandenen Privat-
sammlungen. Die Stücke wählten wir
unter dem Gesichtspunkt des künstleri-
schen und kunsthistorischen Interesses
einerseits und mit dem Bestreben an-
derseits, zu zeigen, was Sammlerfleiß,
-liebe und -Verständnis zusammenbrin-
gen können,, auch wenn sie nicht durch
den Aufwand großer und größter Mittel
getragen werden.
An Werken Aelbert Cuyps ist das
* yropäische Festland und ist insbesondere sein
aterland im Gegensatz zu England ziemlich
uim. Dabei braucht man nicht gerade an jene
 
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