Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
11. Dezember 1958

D I E


ANERKANNTES ZENTRALORGAN FÜR SAMMLER, MUSEEN, BIBLIOTHEKEN, KÜNSTLER UND KUNSTHÄNDLER
VERÖFFENTLICHUNGS-ORGAN DER FACHGRUPPE DES KUNST- UND ANTIQUITÄTENHANDELS, LAND OESTERREICH

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag,
Berlin W 6z, Kurfürstenstr. 76-77. In den Monaten Mai bis Oktober jeden
zweiten Sonntag. Bankkonti: Deutsche Bank, Depositen-Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Barclays Bank Ltd. 262, Kirkdale
Sydenham, London S. E. 26. Postscheckkonti: Berlin 118054;
Wien 114783; Den Haag 1455 12; Paris 170014; Prag 592 83; Zürich 8159

Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77
Telefon: 25 72 28

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 35 Pfennige. Quartal für Deutschland inkl. Postzustellung
RM 4.50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag RM 5.50; für das
Ausland (nur i. Umschlag) RM 4.40; oder Tschechoslowakei Kc 50;
Frankreich ffrs. 65; Holland hfl. 3.25; Schweiz sfrs. 7.70;
und die nicht angeführten Länder RM 4.40; Übersee $ 1.80

Galerie Haberstock
Berlin W9, B e 11 e v u e s t r a ß e 15

sucht ständig zu kaufen:

Meisterwerke der Malerei
des 15. bis einschließlich
19. Jahrhunderts

Idealismus und

Kunstsammeln

nen Idealismus, der sich nicht nur im Zu-
sammenraffen von Kunstwerken erschöpft,
sondern im Sammeln eine Mission erblickt, die

Als vor wenigen Wochen der bekannte Köl-
ner Sammler und Mäzen Richard von Schnitz-
ler seine Augen schloß, konnte man in der
Tagespresse der Rheinlande die Feststellung
machen, daß der Wert dieser Persönlichkeit als
Sammler weit über seine engeren Kreise hin-
aus in den breitesten Schichten erkannt wor-
den war. Dies ist ein Fall, der heute immer
seltener geworden ist, ja, es könnte manchmal
den Anschein erwecken, als ob der Sammler-
typus, der über seine private Sammel-Leiden-
schaft sich seiner höheren Verpflichtung dem
Volksganzen gegenüber bewußt wäre, über-
haupt im Verschwinden begriffen ist. Worin
bestand nun aber das fruchtbare Verhältnis,
das der als Beispiel genannte Sammler zu der
Oeffentlichkeit der Kunstfreunde besaß? Kurz
gesagt, es war das universale Interesse für alle
kulturellen Dinge und Strömungen, für alles
Schöpferische auf den Gebieten der Musik oder-
bildenden Kunst, des Museumswesens oder des
geistigen Lebens ganz im Allgemeinen. Und
erst dies bildete eigentlich die Grundlage, bil-
dete den tieferen Impuls des „Sammelns“ im
engeren Sinne, das naturgemäß immer stärker
an die private Sphäre gebunden ist. So war
diese private Sphäre nur ein Teil eines grö-
ßeren, der Allgemeinheit dienenden Mäze-
natentums, das sich gleichzeitig in Schenkungen
und Ermöglichung von Ankäufen für die Mu-
seen Kölns, in der Förderung des Vortrags-
wesens, in der großzügigen Zurverfügungstel-
lung des eigenen Besitzes für Ausstellungen u.
dgl. unermüdlich und aktiv bewies. Denn in
jedem wirklichen Sammler vereinigen sich drei
psychologische Typen, die immer der Allge-
meinheit verbunden bleiben und sind: der
künstlerische Mensch, der mit feingebildetem
Auge Wert und Schönheiten abzuschätzen und
zu erleben vermag, der wissenschaftliche
Mensch, dessen Bestreben über das Begreifen
ästhetischer Wesenheit hinaus auf die tiefere
Erkenntnis der historischen, entwicklungs-
geschichtlichen und volklichen Tatsachen zielt,
und der kaufmännische Mensch, dessen Herz
die Freude am eigenen Besitz unvergänglicher
Werke erfüllt. Und diese drei psychologischen
Grundtatsachen des Sammelns bedingen gleich-
zeitig wiederum den Weg zur Oeffentlichkeit: zur
Verbreitung der Liebe am Schönen, zur Ver-
mittlung erkenntnismäßiger Tatsachen und zur
Beteiligung Anderer an der Freude eigenen
Besitzes, Volks- und Menschheitsgutes, das dem
Lebenden hier auf Erden als Treuhänder über-
lassen ist. Alle großen Sammler, die die Ge-
schichte kennt, zeichneten sich durch diesen
Zug aus, der nicht nur Hingabe an die Sache,
sondern einen tiefen Idealismus bedingt. Und
gerade diese letztere Eigenschaft glaubt man


Domenico di Bo rto I o, Verkündigungsengel
heute in weiten Kreisen, die sich äußerlich
zum Sammlertum bekennen, zu vermissen: je-

(Ausschnitt). Siena, San Pietro a Ovile.
(Foto Archiv)
einer Verpflichtung an die Allgemeinheit
gleichkommt.

Künstler, Kunsthandel
und Autorenschutz
Wenn man in letzter Zeit in die Auslagen
von gewissen Kunsthandlungen sieht, hat man
den Eindruck, daß viele Maler sich entweder
die Frage nach dem Autorenschutzgesetz gar
nicht stellen oder sich berechtigt glauben, sie
einfach zu ignorieren. Wenn man die Erzeug-
nisse des Kunstverlags auf dem Gebiete der
farbigen Wiedergabe im kleinen Format kennt,
kann man auf Schritt und Tritt die Beobach-
tung machen, daß solche einfach in Oel ab-
gemalt werden.
Die Anzahl der Maler, die nicht nach ihren
eignen Ideen Originale schaffen, sondern nach
Vorlagen arbeiten, war immer schon groß.
Früher haben diese Maler sich aber meistens
an ausgesprochene Malvorlagen gehalten. Seit-
dem aber die farbige Wiedergabe nach Ori-
ginalen seitens der Verleger eine ziemliche
Blüte erreicht hat, greift es immer mehr um
sich, daß diese Maler ohne eigene Ideen, die
sich teilweise sogar Kunstmaler nennen, und
das Heer der malenden Dilettanten lieber ihre
Vorlagen aus der großen Auswahl publikum-
haft schöner, und daher auch verkäuflicher
Bildwiedergaben suchen. Die Gefahr, dadurch

II. Große Deutsche
Architektur- und Kunst-
handwerk-Ausstellung
Am gestrigen Tage wurde in feierlicher
Form zum zweitenmal die Große Deutsche Ar-
chitektur- und Handwerk-Ausstellung im
„Haus der Kunst“ in München eröffnet. Noch
stärker als im vorigen Jahre manifestiert sich
in dieser umfangreichen Schau, die die gesam-
ten größeren neuen Bauvorhaben des Dritten
Reiches in Plänen, Modellen und großen Fotos
vorführt, der neue Stilwille Deutschlands: das
gleichberechtigte Nebeneinander von Kultur,
Wehrsicherheit, Sozialismus und Volkstum ist
hier greifbare Wirklichkeit geworden. Sämt-
liche Baubehörden des Staates und der Partei
geben hier Rechenschaft über Geleistetes und
Geplantes: der Generalbauinspektor für die
Reichshauptstadt Berlin, die Hauptstadt der
Bewegung, Dresden, die NSDAP., die Wehr-
macht, die Reichsjugendführung, der General-
inspektor für das deutsche Straßenwesen und
ihre umfangreichen Mitarbeiterstäbe, zu denen
neben den bekanntesten deutschen Architekten-
Namen auch ein weiter Kreis jüngerer, in neue
Aufgaben und neue Baugesinnung hineinge-
wachsener Künstler gehört.
Wir werden in der folgenden Ausgabe über
diese Ausstellung ausführlicher berichten.

PAUL TIECKE

(WILHELM BÖHLER)

INHABER KARL FISCHER

Berlin U> 62, Kurfiirstenstr. 104 - Telefon: 2417 68
RAHMEN • RESTAURIERUNGEN ALLER ART

Ankauf GALERIE FRITZ SEILER verkauf
Gemälde alter Meister / Plastik: Äug. Gaul / Gobelins
Berlin W 9, Lenneslraße 8 Tel.: 22 05 62

FISCHER-BÖHLER Antiquitäten I Elegante Einrichtungen des i8.Jahrh.
Spezialität: Gefaßte Möbel und Fayencen
ANKAUF München / Brienner Straße 3
 
Annotationen