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DIE WELTKUNST

Jahrg. XII, Nr. 1 vom 2. Januar 1938

der Prinz-Albrecht-Str. 7 zu einer Ausstellung.
Sie spiegelt die Stadt Rom wider, wie sie zu
den Zeiten der Renaissance und des Barock
aussah. Seltene und kostbare Blätter nach
untergegangenen Bauwerken und zeitgenös-
sische Darstellungen der heute sichtbaren
Tiberbrücken, Triumphbögen, Paläste, Ruinen,
Villen, Brunnen, von Michelangelos gewaltiger
Peterskirchenkuppel, Berninis Kolonnaden,
Straßenzügen und Platzgestaltungen legen hier

ein glänzendes Zeugnis für vergangene Städte-
baukunst ab. Die Staatliche Kunstbibliothek
besitzt unter ihren Schätzen von Werken römi-
scher Kunst durch frühere glückliche Erwer-
bungen Originale von Bernini und Borromini,
der Franzosen Oppenort, Legeay, Natoire und
Hubert Robert. Diese und andere Tusch- und
Rötelzeichnungen wurden mit den Kupfern
und Drucken in Auswahl unter dem Leitge-
danken angeordnet, Rom als schöpferisches
Kunstzentrum für die
Zeit des 16. bis 18. Jahr-
hunderts zu veran-
schaulichen. Dieser Aus-
stellungsplan ermög-
lichte eine Beschrän-
kung auf die wesent-
lichen Monumente und
ein Eingehen auf die
befruchtenden Wechsel-
wirkungen zwischen Ita-
lien und Deutschland
im Zeitalter von Re-
naissance und Barock.
Unter den Romreisen-
den in diesen Epochen
waren viele hervorra-
gende deutsche Künstler.
Die Reihe beginnt mit
Sandrart, dem Autor der
„Teutschen Akademie“,
sie setzt sich fort mit
dem Berliner Schlüter,
dem Dresdner Pöppel-
mann, Knobelsdorff, dem
Baumeister des Kron-
prinzen Friedrich, und
endet bei Erdmannsdorff,
dem klassizistischen Mei-
ster der Bauten im
Park von Wörlitz. An
sorgsam gewählten Pro-
ben wird auch diese
Ausstrahlung der schöp-
ferischen Kraft Roms
auf deutsches Kunst-
schaffen sichtbar ge-
macht.
Hans Z e e c k

Nikolaus von Barabäs, Damenbildnis
Ausstellung „Ungarisches Biedermeier" in Budapest
(Foto Magyar Film)


Ungarisches Biedermeier

Die Landesgesellschaft für bildende Kunst,
die im Vorjahre ihr 75jähriges Jubiläum be-
gangen und bei dieser Gelegenheit in einer
retrospektiven Schau die Tätigkeit ihrer Mit-
glieder gezeigt hatte, hat nun zur Ergänzung
bezw. zur Klarstellung der Vorläufer in den
Räumen des Mücsarnok (Kunsthalle) eine
„Ungarische Biedermeier - Aus-
stellung“ veranstaltet, deren Organisation
und Aufstellung von Dr. Den es von
C s ä n k y , Generaldirektor des Museums der
bildenden Künste, besorgt wurde. Die Aus-
stellung umfaßt Werke aus dem Besitz der
ungarischen Museen, größtenteils aber solche
aus Privatbesitz und hat daher auch schon
das ansehnliche Verdienst, schwer zugängliche
oder kaum bekannte Stücke einmal vereinigt
dem Publikum vorgeführt zu haben.

eine strenge Sichtung als vielmehr zunächst
einmal auf die Vorführung des in der Zeit
überhaupt Geschaffenen an. So wurde denn
auch „Biedermeier“ keineswegs etwa als Stil-
begriff, sondern vielmehr als Zeitbegriff für
die Epoche vom Anfang des Jahrhunderts bis
zur Mitte, ja sogar vereinzelt auch noch dar-
über hinaus, aufgefaßt. Da jedoch mit dem
Anfang des 19. Jahrhunderts die ungarische
Kunstentwicklung, deren Kontinuität durch
die schweren Erschütterungen der Türken-
kriege unterbrochen wurde, wieder einen Auf-
schwung nahm — und dies trotz politisch und
wirtschaftlich ungünstiger Verhältnisse, im
Gefolge jener nationalen Selbstbesinnung, die
zunächst in der Literatur ihren stärksten
geistigen Ausdruck fand •—, ist es jedenfalls
von großem Wert, die Zeugnisse jenes Werde-


ganges zu ver-
folgen, der in
der zweiten
Hälfte des Jahr-
hunderts schon
eine ganze Rei-
he von bedeu-
tenden ungari-
schen Talenten
erstehen ließ.
Das ungari-
sche Bieder-
meier zeigt sein
eigenes Gesicht
vornehmlich in
einer gediege-
nen, schlichten
Porträtkunst,
wie sie am be-
sten von dem
sehr fruchtba-
ren und vielsei-
tigen Miklos
von Barabäs (s.
Abbildung) ver-
treten wird, fer-
ner in den fein-

Gustav Schaffer, Landschafts-Aquare
hütte, Chemnitz
Die Ausstellung ist sehr umfangreich, wohl
daher auch in der Qualität etwas ungleich-
mäßig. Neben künstlerisch hochwertigen Ar-
beiten sind auch rein handwerksmäßige oder
dilettantistische Stücke zu sehen. Den Ver-
anstaltern kam es diesmal, wie schon das Vor-
wort des Katalogs bemerkt, nicht so sehr auf

II - Ausstellung: Kunst- gestimmten
(Kl. Kunsthütte) Genrebildern
des in Wien
geschulten Josef Borsos ebenso in Land-
schaftsbildern verschiedener Künstler, deren
durch den Geist der Romantik bestimmtes
neues Naturgefühl zum ersten Male auch den
Sinn für die künstlerische Gestaltung der
spezifisch ungarischen Landschaft gefunden
hat. E. M. Hajos

Westdeutsches Kunstleben

Dr. Köhn, der nach der Berufung Dr. Graf
von Baudissins nach Berlin vorläufig die Lei-
tung des Essener Folkwan g-Mu-
s e u m s übernommen hat, veranstaltete zwei
große Ueberblicke über das zeichnerische und
graphische Werk von Ludwig Richter und
Adolph von Menzel. Ein großer Teil der
Richterblätter stammt aus der Stiftung der
Sammlung des Marburger Theologen Prof. Dr.
Budde an das Essener Museum. — Das Aus-
stellungsprogramm, das Dr. Köhne für das
Jahr 1958 entworfen hat, nimmt seinen Auf-
takt mit einer Ausstellung von Gemälden nie-
derländischer Landschaftsmaler des 17. Jahr-
hunderts aus rheinischem Museums- und
Privatbesitz.

Die Weihnachtsausstellung der Duis-
burger Kunstsammlung ist der gra-
phischen Kunst der deutschen Romantik ge-
widmet.
Tm Frankfurter Museum f ü r
K u n s t h a n d w e r k ist eine Schau aller
Neuerwerbungen eröffnet worden, die Direk-
tor Dr. Adolf Feulner den beiden ihm unter-
stellten Museen, dem Kunstgewerbemuseum
und dem Stadtgeschichtlichen Museum, in den
Jahren 1950—57 eingebracht hat. Direktor
Dr. Feulner folgt einem soeben an ihn er-
gangenen Ruf als Generaldirektor der kunst-
gewerblichen Sammlungen der Stadt Köln
a. Rh.

Schaffer-Ausstellung
Dem vor einigen Monaten im Alter von 56
Jahren verstorbenen Maler Gustav Schaffer
wird in der Chemnitzer Kunsthütte durch
Direktor I. Müller eine Gedächtnisausstellung
gewidmet. Man sieht eine Auswahl von OeL
gemälden dieses viel-
seitigen Künstlers und
lange Reihen von Tem-
perabildern, Aquarellen
und Zeichnungen, Ueber-
sicht über ein jäh abge-
brochenes Lebenswerk,
in dem zuletzt die Land-
schaft immer mehr her-
vorgetreten ist. Schaffer,
der 1881 bei Dresden ge-
boren wurde, begann als
Kunstgewerbler. Er hat
jahrelang als Muster-
zeichner eine Berufs-
tätigkeit ausgeübt und
wurde zunächst ein tüch-
tiger Gebrauchsgraphi-
ker. Ein Aufenthalt in
der Villa Romana in Flo-
renz im Jahre 1914 ist
für seine Entwicklung
entscheidend gewesen.
Obgleich auch die Wand-
gemälde und Tafelbil-
der, welche dann in sei-
nem späteren Schaffen
eine größere Rolle ein-
genommen haben, noch
sehr stark vom Linearen
her bestimmt werden,
fand er stärkere Aus-
drucksformen für das
Farbige. Schaffer, der es
sich nicht leicht machte
und dessen Bilder unzäh-
lige Naturskizzen vor-
aufgingen, war einer von
den Stillen im Lande.
Figürliche Themen, wel-
che er behandelte, ver-
loren sich nicht ins De-
korative, weil das Stoff-
liche aus einem Vor-
stellungsvermögen ge-
schöpft wurde, das über
die Grenzen des Sicht-
baren hinausdrang. In seiner Frühzeit gab
er sich besonders viel mit religiösen und sym-
bolischen Darstellungen ab. Er hat gesucht
und ist sowohl motivisch als auch technisch
ungemein wandlungsfähig gewesen. Die Kom-
position und farbige Haltung seiner letzten
Landschaften (s. Abbildung) zeigt ihn als einen
Künstler, der dem Ueblichen aus dem Wege
zu gehen verstand und bis zuletzt strebend
bemüht war. Werner R. Den sch
Ausländische
Wunslmärkle
Die Clumber Bibliothek
Die viertägige Versteigerung des zweiten
Teils der berühmten Clumber Library durch
Sotheby & Co. in London (22.—25. Nov.) endete
mit einem Gesamtergebnis von über £ 10 000.
Unter den höchstbezahlten Stücken befand sich
die Ikonographie des van Dyck (£ 1050) und
eine Sammlung alter englischer Verträge
(Nr. 878: £ 240).
Am selben Tag, da bei Sotheby & Co.
in London (6. Dezember) für den Psalter
Heinrichs IV. von England £ 5000 bezahlt wur-
den (Abb. Jg. VI, Nr. 49/50), wurde der dritte
Teil der Clumber Library aus dem Besitz des
Herzogs von Newcastle mit einem Gesamt-
ergebnis von £ 8797 versteigert, womit sich
der bisherige Erlös auf etwa £ 24 000 erhöht.
Unter den nur 55 Nummern hielten die Spitze

das illuminierte Pergamentmanuskript der
Werke Alain Chartiers, französisch um 1490,
mit £ 1600 (Käufer: Maggs), ein Pariser Manu-
skript von Boccaccios Decamerone (um 1460)
mit £ 1250 (Maggs; s. Abbildung) und ein vene-
zianisches Breviarium Romanum um 1480 mit
£ 620 (Robinson).

Die Sammlung Erdmann
Die Versteigerung der Sammlung Erdmann-
New York durch Christie’s in London am
18.—19. November hat, wie zu erwarten, eine
außerordentliche Höherbewertung englischer
(unfarbiger) Mezzotinto-Blätter gebracht. Wir
erwähnen an Preisen u. a.: „Diana Vicomtesse
Crosly“ von Dickinson nach Reynolds:
540 Gn.; „Bildnis Mrs. Sheridan“ von Dupont
nach Gainsborough: 400 Gn.; Bildnis Lord
Rodney, dgl.: 150 Gn.: Bildnis Mrs. Davenport
von John Jones nach Reynolds: 520 Gn.: Bild-
nis Lady Hamilton von Romney: 440 Gn.
Vom Pariser Kunstmarkt
Der Pariser Auktionsmarkt, bis in die
ersten Wochen des Dezember auffallend still,
hat kurz vor Weihnachten noch einige größere
Ereignisse zu verzeichnen gehabt. Auf der
Versteigerung aus verschiedenem Besitz, die
Me Ader und die Experten Feral, Catroux,
Damidot, Lacoste, Portier und Rousseau am
14. Dezember in der Galerie Charpentier ver-
anstalteten und die mit einem Ergebnis von
rund zwei Millionen ffr. abschloß, wurde für
das „Bildnis eines Mädchens in weißer Man-
tilla“ von Goya 655 000 ffr. bezahlt. Ein auf
100 000 ffr. geschätzter Savonnerie-Teppich
ging mit 155 000 ffr. an M. Damidot. Eine mit
derselben Versteigerung von Mes Charpentier
und Ader ausgebotene männliche Büste von
Pigalle erzielte 270 000 ffr. — Die Versteige-
rung der Sammlung M. L.... durch Me Glan-
daz und MM. Feral, Catroux, Rousseau und


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Boccaccio, Decamerone. Pariser Manuskript um 1460
Erzielte bei der Versteigerung der Clumber Library durch Sotheby & Co.,
London, am 6. Dezember 1937: £ 1250 (Käufer: Maggs) (Foto Sotheby)


ARMAND GO EIET

GEMÄLDE , HANID ZEICHNUNGEN
ENGL'FARBSTICHE u. HÜBEL
KUNST GEWERBE« 17M 8'JAHRH.

KATAJ-.0G MIT VORWORT von R-W SEYMONDS,LONDON «3,-RM


HERMäNN-GÖRING. STR- 7-
 
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