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DIE WELTKUNST
Jahrg. XII, Nr. 5 vom 50. Januar 1958
(siehe
Dr. J. H.
(Museums-Foto)
JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN
BRIENNER STRASSE 12
lieh
der
französisches Küchen-
Hoguet und eine köst-
beobachtete Wald-
F rauenbildnisse
Auch von Ludwi
anmutiges
1849 erworben
Berliner
Ausstellungs
chronik
llung im Burlington
Bericht letzte und kommende
Charles Hoguet, Kücheninneres
Neuerwerbung der Gemäldegalerie Wiesbaden
Wilhelm
; Knaus
Mädchenbildnis
werden.
Ueberschneiden oder kurzes Aufeinanderfol-
gen wichtiger Auktionen vermieden würde.
Man brauchte sich nur rechtzeitig über die
Anberaumung der einzelnen Termine unter-
einander zu verständigen.
Was die „Versteigerungs-Saison“ betrifft, so
ausgeführte Ansichten
Burg Dreieichenhain von
geborenen, seit 1794 in
ansässigen Anton Radi
durch die liebevolle Ver-
es möglich,
Bilder aus
impressio-
erwerben, so
Nachdem bereits Ende 1956 an gleicher
Stelle über die Neuerwerbungen der Wies-
badener Galerie berichtet wurde, ist der Aus-
bau der Sammlung unter der Leitung von Pro-
fessor Dr. Hermann Voss planmäßig fortge-
setzt und in allen Abteilungen durch wichtige
Ankäufe erweitert worden. Die Zahl der neu-
erworbenen Gemälde ist eine so beträchtliche,
daß im Folgenden nur die hauptsächlichsten
und für das Gesamtbild der Sammlung cha-
rakteristischsten kurz gewürdigt werden sol-
len. Es sei vorweggenommen, daß als Haupt-
ziel Vervollständigung und Ausbau des Be-
standes an Malerei des 19. Jahrhunderts, vor
allem im südwestdeutschen Kunstgebiet, ins
Auge gefaßt wurde. Jedoch auch den Abtei-
lungen der älteren Malerei wurden Gemälde
eingereiht, die sie in wichtigen Punkten er-
gänzen und der Wiesbadener Galerie, die be-
bewußt den besonderen Verhältnissen einer
von Fremden viel besuchten Stadt Rechnung
trägt, bedeutsame Anziehungspunkte ver-
leihen.
So vermitteln zwei reichbewegte, in leuch-
tenden Farben gemalte Bilder Francesco Soli-
menas ein eindrucksvolles Bild der neapoli-
tanischen Kunst um 1700. Ein Meisterwerk
Sebastiano Riccis, „Danae“ (s. Abbildung), so-
wie die prunkvolle architektonische Szenerie
einer „Begegnung von Antonius und Kleo-
patra“ des Tiepolo-Schülers Battäglioli (Die
Figuren von Zugno) bringen dagegen den
üppig quellenden Reichtum und die leuchtende
Farbigkeit der venezianischen Malerei des
18. Jahrhunderts überzeugend zum Ausdruck.
Im Saale der Altdeutschen, der durch Neu-
gestaltung wesentlich gewonnen hat und nun-
mehr u. a. dem bekannten Frühwerk Barthel
Bruyns, der „Heimsuchung Mariä“, zu gebüh-
render Bedeutung verhilft, kann als Neuerwer-
bung eine qualitätvolle schwäbische „Kreuz-
tragung“ (um 1480) gezeigt werden, deren Mei-
ster u. a. auch in der Stuttgarter Galerie
Unter dem Titel
„Dent scher Bauer
— Deutsches Lan d“
faßte die Hauptstelle
Bildende Kunst im Amt
die
u nd
tenstraße
Schau von
Graphiken
stiken zusammen.
einige ältere
des Bauernlebens
Tafeln aus Kloster Buxheim bei
vertreten ist.
Niederländern steht an erster
großartige „Gebirgslandschaft“
von lichter Färb-
Es ist durchaus ungerechtfertigt, abstrakte
Bindungen zu empfehlen. Die gegenwärtigen
Verhältnisse fordern das direkteste Gegenteil;
z. B. ein Sammler kann seinen bisherigen
Standard nicht mehr aufrecht erhalten, er be-
nötigt dringend schnell Kapital, um Verpflich-
tungen zu erfüllen. Er
kann nicht -warten, bis
die Saison beginnt, son-
dern ist gezwungen,
schnellstens Kapital zu
beschaffen. Hier muß der
Auktionator disponieren
und kann nur auf seinen
Klienten Rücksicht neh-
men.
Was aber nottut, um
die Kunst zu fördern und
weiteren Kreisen zugän-
gig zu machen, ist eine
weit größere Propagan-
da. Hier könnte die
Presse außerordentlich
große Dienste leisten. Es
gibt in Deutschland sehr
reiche Leute, die sich bis-
her noch nicht wie in
England, Frankreich,
U. S. A. an der schönen
Tätigkeit des Kunstsam-
melns beteiligt haben.
Das Eindringen der Ma-
terie in weiteste Kreise
würde eine außerordentliche Belebung herbei-
führen.
Es darf nicht vorkommen, daß 95% Händ-
ler und 5% Sehleute bei Auktionen anwesend
sind. Nein, der private, kapitalkräftige Samm-
ler belebt den Markt. Gerade bei Auktionen
lernt der Händler den Sammler kennen. Das
Auktionslokal ist das Standesamt zwischen
Händler und Privatmann. Ein gesunder Wett-
bewerb regt Geschäft und Stimmung an. Des-
halb kein festes Programm. Emil Gies
und sicher gemaltes
Interieur von Charles
lieh frisch und lebendig
Studie Karl Wengleins.
Sebastiano Ricci, Danae
Neuerwerbung der Gemäldegalerie Wiesbaden (Museums-Foto)
haben sich auch in Deutschland bestimmte
Jahreszeiten als vorteilhaft erwiesen. Im all-
gemeinen wird der Herbst und das Frühjahr
bevorzugt. Eine Sonderstellung kann mög-
licherweise München einnehmen, das weitab
liegt von den eigentlichen Geschäfts- und In-
dustriezentren, in denen die hauptsächlichsten
Interessenten für hochwertige Kunstwerke
wohnen. Wir haben deshalb den Versuch ge-
macht, unsere Frühjahrsauktion möglichst
spät abzuhalten, allerdings noch vor der
eigentlichen Reise- und Ferienzeit, damit die
Kunden, die zur Auktion kommen, auch die
Möglichkeit haben, bei halbwegs gutem und
warmem Wetter Ausflüge in die schöne Um-
gebung zu machen. Ob dieser Umstand aller-
dings dazu beigetragen hat, den einen oder-
anderen Interessenten zu einer Reise nach
München zu bewegen, können wir nicht be-
urteilen. Jedenfalls war es dieser Gedanke,
der uns bestimmte, die Auktion um diese Zeit
anzusetzen. Den Monat Dezember, also die
Zeit unmittelbar vor
Weihnachten, halten wir
für die Versteigerung
von hochwertigen Kunst-
werken für ungünstig,
da die meisten Menschen
in dieser Zeit ungewöhn-
lich stark mit der Vor-
bereitung für das Fest
beschäftigt sind und we-
nig Zeit haben, sich auf-
anderes zu konzentrie-
ren. Versteigerungen von
billigen Kleinigkeiten
gehen allerdings vor
Weihnachten erfahrungs-
gemäß sehr gut, aber
wir pflichten Ihnen voll
und ganz bei, daß solche
„ Weilin ach ts versteigern ii-
gen“ im Interesse des
Kunsthandels unterblei-
ben sollten.
Julius Böhler
des Führers fii
gesamte geistige
weltanschauliche
hung der NSDAP
im Ausstellungs-
Maler
wie
Leibi und Albin Egger-
Lienz sind gut vertre-
ten. Der sehr einheit-
wirkende Querschnitt durch das Schaffen
Lebenden auf dem Stoffgebiet des länd-
lichen Daseins beginnt zeitlich bei zwei ein-
drucksvollen Gemälden des Worpsweders Fritz
Mackensen, leuchtkräftigen Oelstücken von
Ludwig Dettmann und tonigen Darstellungen
des Friesenlandmalers Otto H. Engel. Arthur-
Kampf zeigt seinen „Sämann“, Rudolf
Schramm-Zittau die „Frau mit Ziegen“ und
Werner Peiner eine sorgsam durchkomponierte
und koloristisch schön abgewogene „Feld-
arbeit“. Paul Schröters „Hessische Bauern-
gestalten“, Ferdinand Spiegels Temperabilder
aus Südtirol, Franz Martin Lünstroths „Heu-
ernte bei Berchtesgaden“, Georg Ehmigs
„Maintal“ und die malerischen Wiederklänge
aus dem bayerischen Land von Karl Th.
Protzen seien als Beispiele für die das Ge-
samtbild erfreulich belebende Mannigfaltigkeit
der Motive genannt. Auch. Naturstimmungen
wie die aus Norddeutschland von Carl Kayser-
Eichberg und Ernst Kolbe mit ihren pflügen-
den Bauern, Georg Lebrechts farbig klang-
volle „Ernte“. Hanns Bastaniers „Erste Schnee-
wolke“, Tierbilder von Reent Looschen und
Angelo Jank geben mit Wandbildern von Paul
Plontke und Walter Hoeck und charakteristi-
schen Bauernbildnissen von Franz Eichhorst,
Reinhold Koch-Zeuthen, Paul Matthias Padua
und Rudolf G. Werner eine anschauliche Tor-
El Greco, Anbetung der Hirten
Leihgabe S. M. des Königs von Rumänien an die A u s -
House, London
Ausgabe) (Foto Archiv)
Neuerwerbungen der Galerie in Wiesbaden
res in Landschaft“ von Pieter de Greb-
ber in ruhiger Vornehmheit der Hal-
tung und Farbgebung bilden weitere
wichtige Ergänzungen.
Von den Neuerwerbungen auf dem
Gebiet des deutschen 18. Jahrhunderts
seien nur kurz erwähnt ein klares, fei-
nes Tierstückchen Jakob Philipp Hak-
kerts und ein durch seinen idyllischen
Charakter ansprechendes Werk Wil-
helm Tischbeins, das mit liebevoller Na-
turbeobachtung einen neben seiner
Herde eingeschlafenen Hirten zeigt, den
ein Leopard beschleicht. Eine große
idealisierte Krimlandschaft, von Carl
von Kügelgen, im Auftrag des russischen
Zaren gemalt und 1805 datiert, vermit-
telt einen charakteristischen Eindruck
deutscher klassizistischer Landschaft.
Zur Malerei der Romantik leiten zwei
in Deckfarben
der hessischen I
dem in Wien
Frankfurt/M.
über, die sich
Senkung in lebendig beobachtete Einzel-
heiten weit über die Veduten des aus-
gehenden 18. Jahrhunderts erheben. Ein
1824 in Rom gemaltes Jagdbild Christian
Reinharts „Der fliehende Hirsch“ zeigt
eine mit zeichnerischer Schärfe durch-
gebildete Fels- und Waldschlucht, wäh-
rend der Darmstädter Romantiker Au-
gust Lukas eine „italienische Volksszene
am Brunnen von Ariccia“ mit eindrucks-
voller Klarheit und köstlicher Frische
der Beobachtung schildert (s. Abbildung).
Weich und duftig erscheint daneben ein
Frühwerk Friedrich Nerlys von 1827.
Noch ganz erfüllt von dem Geiste liebe-
voller Andacht und Versenkung, mit der
der Romantiker die Natur wiedergibt,
ist ein Frühwerk Heinrich Franz Dre-
hers, „Der Gang zur Quelle“.
Bei dem Ausbau der Düsseldorfer
Schule wurde, da die Landschaft durch
Werke Schirmers, Lessings und der Brü-
der Achenbach bereits gut vertreten
war, besonderer Wert darauf gelegt, die
figürliche
vertreten.
Werbung
Bildnisses
ard Bendemann sowie eines der bedeu-
tendsten
Schadows.
konnte ein
des Jahres
Darüber
Reihe
Frühzeit
August Lucas, Am Brunnen von Ariccia
Neuerwerbung der Gemäldegalerie Wiesbaden (Museums-Foto)
hinaus war
eine Reihe reizvoller
der Frühzeit deutscher
nistischer Malerei
eine duftige Mosellandschaft von Th. 1 lagen,
eine in zarten, silbergrau flimmernden Tönen
gehaltene Landschaft aus dem Salzkammergut
von Carl Schuch, wohl noch Ende der 60er
Jahre entstanden, ein äußerst delikates, breit
Memmingen
Bei den
Stelle eine
von Joos de Momper
gebung, beträchtlich in den Ausmaßen, und
dadurch einen reizvollen Gegensatz zu der be-
reits 1936 erworbenen kleinen und intimen
Waldlandschaft des David Vinckeboons bil-
dend. — Eine reichbewegte allegorische Szene
von Nikolaus Berchem und das wenig unter-
lebensgroße „Doppelbildnis eines jungen Paa-
Darstellung qualitätvoll zu
Dies gelang durch die Er-
je eines charakteristischen
von Julius Hübner und Edu-
Ein Kunsthändler und
Auktionator
Wir haben mit großem Interesse Ihren
Leitartikel über den Versteigerungstermin ge-
lesen. Ihre Stellungnahme zu den angeschnit-
tenen Fragen finden wir durchaus richtig. Es
wäre außerordentlich zu begrüßen, wenn die
einzelnen Auktionshäuser so viel kollegiales
Verständnis aufbringen würden, daß ein
DIE WELTKUNST
Jahrg. XII, Nr. 5 vom 50. Januar 1958
(siehe
Dr. J. H.
(Museums-Foto)
JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN
BRIENNER STRASSE 12
lieh
der
französisches Küchen-
Hoguet und eine köst-
beobachtete Wald-
F rauenbildnisse
Auch von Ludwi
anmutiges
1849 erworben
Berliner
Ausstellungs
chronik
llung im Burlington
Bericht letzte und kommende
Charles Hoguet, Kücheninneres
Neuerwerbung der Gemäldegalerie Wiesbaden
Wilhelm
; Knaus
Mädchenbildnis
werden.
Ueberschneiden oder kurzes Aufeinanderfol-
gen wichtiger Auktionen vermieden würde.
Man brauchte sich nur rechtzeitig über die
Anberaumung der einzelnen Termine unter-
einander zu verständigen.
Was die „Versteigerungs-Saison“ betrifft, so
ausgeführte Ansichten
Burg Dreieichenhain von
geborenen, seit 1794 in
ansässigen Anton Radi
durch die liebevolle Ver-
es möglich,
Bilder aus
impressio-
erwerben, so
Nachdem bereits Ende 1956 an gleicher
Stelle über die Neuerwerbungen der Wies-
badener Galerie berichtet wurde, ist der Aus-
bau der Sammlung unter der Leitung von Pro-
fessor Dr. Hermann Voss planmäßig fortge-
setzt und in allen Abteilungen durch wichtige
Ankäufe erweitert worden. Die Zahl der neu-
erworbenen Gemälde ist eine so beträchtliche,
daß im Folgenden nur die hauptsächlichsten
und für das Gesamtbild der Sammlung cha-
rakteristischsten kurz gewürdigt werden sol-
len. Es sei vorweggenommen, daß als Haupt-
ziel Vervollständigung und Ausbau des Be-
standes an Malerei des 19. Jahrhunderts, vor
allem im südwestdeutschen Kunstgebiet, ins
Auge gefaßt wurde. Jedoch auch den Abtei-
lungen der älteren Malerei wurden Gemälde
eingereiht, die sie in wichtigen Punkten er-
gänzen und der Wiesbadener Galerie, die be-
bewußt den besonderen Verhältnissen einer
von Fremden viel besuchten Stadt Rechnung
trägt, bedeutsame Anziehungspunkte ver-
leihen.
So vermitteln zwei reichbewegte, in leuch-
tenden Farben gemalte Bilder Francesco Soli-
menas ein eindrucksvolles Bild der neapoli-
tanischen Kunst um 1700. Ein Meisterwerk
Sebastiano Riccis, „Danae“ (s. Abbildung), so-
wie die prunkvolle architektonische Szenerie
einer „Begegnung von Antonius und Kleo-
patra“ des Tiepolo-Schülers Battäglioli (Die
Figuren von Zugno) bringen dagegen den
üppig quellenden Reichtum und die leuchtende
Farbigkeit der venezianischen Malerei des
18. Jahrhunderts überzeugend zum Ausdruck.
Im Saale der Altdeutschen, der durch Neu-
gestaltung wesentlich gewonnen hat und nun-
mehr u. a. dem bekannten Frühwerk Barthel
Bruyns, der „Heimsuchung Mariä“, zu gebüh-
render Bedeutung verhilft, kann als Neuerwer-
bung eine qualitätvolle schwäbische „Kreuz-
tragung“ (um 1480) gezeigt werden, deren Mei-
ster u. a. auch in der Stuttgarter Galerie
Unter dem Titel
„Dent scher Bauer
— Deutsches Lan d“
faßte die Hauptstelle
Bildende Kunst im Amt
die
u nd
tenstraße
Schau von
Graphiken
stiken zusammen.
einige ältere
des Bauernlebens
Tafeln aus Kloster Buxheim bei
vertreten ist.
Niederländern steht an erster
großartige „Gebirgslandschaft“
von lichter Färb-
Es ist durchaus ungerechtfertigt, abstrakte
Bindungen zu empfehlen. Die gegenwärtigen
Verhältnisse fordern das direkteste Gegenteil;
z. B. ein Sammler kann seinen bisherigen
Standard nicht mehr aufrecht erhalten, er be-
nötigt dringend schnell Kapital, um Verpflich-
tungen zu erfüllen. Er
kann nicht -warten, bis
die Saison beginnt, son-
dern ist gezwungen,
schnellstens Kapital zu
beschaffen. Hier muß der
Auktionator disponieren
und kann nur auf seinen
Klienten Rücksicht neh-
men.
Was aber nottut, um
die Kunst zu fördern und
weiteren Kreisen zugän-
gig zu machen, ist eine
weit größere Propagan-
da. Hier könnte die
Presse außerordentlich
große Dienste leisten. Es
gibt in Deutschland sehr
reiche Leute, die sich bis-
her noch nicht wie in
England, Frankreich,
U. S. A. an der schönen
Tätigkeit des Kunstsam-
melns beteiligt haben.
Das Eindringen der Ma-
terie in weiteste Kreise
würde eine außerordentliche Belebung herbei-
führen.
Es darf nicht vorkommen, daß 95% Händ-
ler und 5% Sehleute bei Auktionen anwesend
sind. Nein, der private, kapitalkräftige Samm-
ler belebt den Markt. Gerade bei Auktionen
lernt der Händler den Sammler kennen. Das
Auktionslokal ist das Standesamt zwischen
Händler und Privatmann. Ein gesunder Wett-
bewerb regt Geschäft und Stimmung an. Des-
halb kein festes Programm. Emil Gies
und sicher gemaltes
Interieur von Charles
lieh frisch und lebendig
Studie Karl Wengleins.
Sebastiano Ricci, Danae
Neuerwerbung der Gemäldegalerie Wiesbaden (Museums-Foto)
haben sich auch in Deutschland bestimmte
Jahreszeiten als vorteilhaft erwiesen. Im all-
gemeinen wird der Herbst und das Frühjahr
bevorzugt. Eine Sonderstellung kann mög-
licherweise München einnehmen, das weitab
liegt von den eigentlichen Geschäfts- und In-
dustriezentren, in denen die hauptsächlichsten
Interessenten für hochwertige Kunstwerke
wohnen. Wir haben deshalb den Versuch ge-
macht, unsere Frühjahrsauktion möglichst
spät abzuhalten, allerdings noch vor der
eigentlichen Reise- und Ferienzeit, damit die
Kunden, die zur Auktion kommen, auch die
Möglichkeit haben, bei halbwegs gutem und
warmem Wetter Ausflüge in die schöne Um-
gebung zu machen. Ob dieser Umstand aller-
dings dazu beigetragen hat, den einen oder-
anderen Interessenten zu einer Reise nach
München zu bewegen, können wir nicht be-
urteilen. Jedenfalls war es dieser Gedanke,
der uns bestimmte, die Auktion um diese Zeit
anzusetzen. Den Monat Dezember, also die
Zeit unmittelbar vor
Weihnachten, halten wir
für die Versteigerung
von hochwertigen Kunst-
werken für ungünstig,
da die meisten Menschen
in dieser Zeit ungewöhn-
lich stark mit der Vor-
bereitung für das Fest
beschäftigt sind und we-
nig Zeit haben, sich auf-
anderes zu konzentrie-
ren. Versteigerungen von
billigen Kleinigkeiten
gehen allerdings vor
Weihnachten erfahrungs-
gemäß sehr gut, aber
wir pflichten Ihnen voll
und ganz bei, daß solche
„ Weilin ach ts versteigern ii-
gen“ im Interesse des
Kunsthandels unterblei-
ben sollten.
Julius Böhler
des Führers fii
gesamte geistige
weltanschauliche
hung der NSDAP
im Ausstellungs-
Maler
wie
Leibi und Albin Egger-
Lienz sind gut vertre-
ten. Der sehr einheit-
wirkende Querschnitt durch das Schaffen
Lebenden auf dem Stoffgebiet des länd-
lichen Daseins beginnt zeitlich bei zwei ein-
drucksvollen Gemälden des Worpsweders Fritz
Mackensen, leuchtkräftigen Oelstücken von
Ludwig Dettmann und tonigen Darstellungen
des Friesenlandmalers Otto H. Engel. Arthur-
Kampf zeigt seinen „Sämann“, Rudolf
Schramm-Zittau die „Frau mit Ziegen“ und
Werner Peiner eine sorgsam durchkomponierte
und koloristisch schön abgewogene „Feld-
arbeit“. Paul Schröters „Hessische Bauern-
gestalten“, Ferdinand Spiegels Temperabilder
aus Südtirol, Franz Martin Lünstroths „Heu-
ernte bei Berchtesgaden“, Georg Ehmigs
„Maintal“ und die malerischen Wiederklänge
aus dem bayerischen Land von Karl Th.
Protzen seien als Beispiele für die das Ge-
samtbild erfreulich belebende Mannigfaltigkeit
der Motive genannt. Auch. Naturstimmungen
wie die aus Norddeutschland von Carl Kayser-
Eichberg und Ernst Kolbe mit ihren pflügen-
den Bauern, Georg Lebrechts farbig klang-
volle „Ernte“. Hanns Bastaniers „Erste Schnee-
wolke“, Tierbilder von Reent Looschen und
Angelo Jank geben mit Wandbildern von Paul
Plontke und Walter Hoeck und charakteristi-
schen Bauernbildnissen von Franz Eichhorst,
Reinhold Koch-Zeuthen, Paul Matthias Padua
und Rudolf G. Werner eine anschauliche Tor-
El Greco, Anbetung der Hirten
Leihgabe S. M. des Königs von Rumänien an die A u s -
House, London
Ausgabe) (Foto Archiv)
Neuerwerbungen der Galerie in Wiesbaden
res in Landschaft“ von Pieter de Greb-
ber in ruhiger Vornehmheit der Hal-
tung und Farbgebung bilden weitere
wichtige Ergänzungen.
Von den Neuerwerbungen auf dem
Gebiet des deutschen 18. Jahrhunderts
seien nur kurz erwähnt ein klares, fei-
nes Tierstückchen Jakob Philipp Hak-
kerts und ein durch seinen idyllischen
Charakter ansprechendes Werk Wil-
helm Tischbeins, das mit liebevoller Na-
turbeobachtung einen neben seiner
Herde eingeschlafenen Hirten zeigt, den
ein Leopard beschleicht. Eine große
idealisierte Krimlandschaft, von Carl
von Kügelgen, im Auftrag des russischen
Zaren gemalt und 1805 datiert, vermit-
telt einen charakteristischen Eindruck
deutscher klassizistischer Landschaft.
Zur Malerei der Romantik leiten zwei
in Deckfarben
der hessischen I
dem in Wien
Frankfurt/M.
über, die sich
Senkung in lebendig beobachtete Einzel-
heiten weit über die Veduten des aus-
gehenden 18. Jahrhunderts erheben. Ein
1824 in Rom gemaltes Jagdbild Christian
Reinharts „Der fliehende Hirsch“ zeigt
eine mit zeichnerischer Schärfe durch-
gebildete Fels- und Waldschlucht, wäh-
rend der Darmstädter Romantiker Au-
gust Lukas eine „italienische Volksszene
am Brunnen von Ariccia“ mit eindrucks-
voller Klarheit und köstlicher Frische
der Beobachtung schildert (s. Abbildung).
Weich und duftig erscheint daneben ein
Frühwerk Friedrich Nerlys von 1827.
Noch ganz erfüllt von dem Geiste liebe-
voller Andacht und Versenkung, mit der
der Romantiker die Natur wiedergibt,
ist ein Frühwerk Heinrich Franz Dre-
hers, „Der Gang zur Quelle“.
Bei dem Ausbau der Düsseldorfer
Schule wurde, da die Landschaft durch
Werke Schirmers, Lessings und der Brü-
der Achenbach bereits gut vertreten
war, besonderer Wert darauf gelegt, die
figürliche
vertreten.
Werbung
Bildnisses
ard Bendemann sowie eines der bedeu-
tendsten
Schadows.
konnte ein
des Jahres
Darüber
Reihe
Frühzeit
August Lucas, Am Brunnen von Ariccia
Neuerwerbung der Gemäldegalerie Wiesbaden (Museums-Foto)
hinaus war
eine Reihe reizvoller
der Frühzeit deutscher
nistischer Malerei
eine duftige Mosellandschaft von Th. 1 lagen,
eine in zarten, silbergrau flimmernden Tönen
gehaltene Landschaft aus dem Salzkammergut
von Carl Schuch, wohl noch Ende der 60er
Jahre entstanden, ein äußerst delikates, breit
Memmingen
Bei den
Stelle eine
von Joos de Momper
gebung, beträchtlich in den Ausmaßen, und
dadurch einen reizvollen Gegensatz zu der be-
reits 1936 erworbenen kleinen und intimen
Waldlandschaft des David Vinckeboons bil-
dend. — Eine reichbewegte allegorische Szene
von Nikolaus Berchem und das wenig unter-
lebensgroße „Doppelbildnis eines jungen Paa-
Darstellung qualitätvoll zu
Dies gelang durch die Er-
je eines charakteristischen
von Julius Hübner und Edu-
Ein Kunsthändler und
Auktionator
Wir haben mit großem Interesse Ihren
Leitartikel über den Versteigerungstermin ge-
lesen. Ihre Stellungnahme zu den angeschnit-
tenen Fragen finden wir durchaus richtig. Es
wäre außerordentlich zu begrüßen, wenn die
einzelnen Auktionshäuser so viel kollegiales
Verständnis aufbringen würden, daß ein