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Jahrg. XII, Nr. 17 Tom 24. April 193d

DIE WELTKUNST

2






(Museums-Foto)

Wie letztes Jahr erscheint die „Weltkunst“
während der Sommermonate, von Anfang Mai
bis Ende Oktober, alle 14 Tage. Die nächsten
Ausgaben kommen am 8. Mai, 22. Mai, 5. Juni
usw. alle 14 Tage als Doppelnummern zum
Versand.

des frühen 19. Jahrhunderts ausge-
boten, deren außerordentlicher Wert in einer
Partie von etwa 50 Zeichnungen Philipp Otto
Runges liegt. Diese aus dem Nachlaß stam-
mende und kaum bekannte Runge-Sammlung
erweitert unsere Kenntnis der Kunst Runges
in erstaunlicher Weise. Eine weitere Sensation
bildet eine Serie kostbarer früher Zeichnungen
von Olivier, wie sie seit Jahren nicht vor-
gekommen ist. Im übrigen kommen fast alle
großen Meister mit schönen Werken zu Worte.
Auch eine gewählte Sammlung von deutscher
Graphik dieser Zeit ist vorhanden, unter der
wiederum seltenste Blätter nach Runge und
von Olivier zu nennen sind. Von letzterem

nisse versteigert, die aus verschiedenem Besitz
zu diesem Angebot vereinigt worden sind. Un-
ter dem Auktionsgut ist die deutsche Malerei
des 19. Jahrhunderts sowohl an Stückzahl als
auch an Importanz der Einzelobjekte in der
Vorhand, obgleich auch aus den angeboteneii
Werken alter Malerei sich einige Glanzstücke
herausheben, wie die beiden signierten Bilder
von Januarius Zick, die beiden gleichfalls sig-
nierten Bauerndarstellungen von Adriaen und
Isaac van Ostade (s. Abb. S. 3), die große
Kreuzigung von Hermann tom Ring, die Falken-
jagd von Philips Wouverman. Aus der langen
Reihe neuerer Malerwerke seien folgende an-
gemerkt: Ein großes Mehrfigurenbild von
Franz von Defregj
Landschaften von
liches Bildnis von

Rembrandt, Die drei
Kreuze. Versteigerung1
C. G. Boerner, Leipzig/
23.-25. Mai 1938

kleinasiatischen und persischen Teppichen
vervollständigen, zusammen mit einem Brüs-
seler Wandteppich um 1600 diese Sammlung.
Der Anhang des Katalogs enthält unter den
Gemälden Arbeiten von Dahl, Fries, de Heern,
Lisiewska, Gillis Mostaert, Ravesteyn, Ph. P.
Roos, S. Rosa, Poussin, Ziesenis (s. Abbildung
in Nr. 14). Die Bronzen sind italienische und
niederländische Arbeiten des 16. und 17. Jahh.

Die Frühjahrs-Auktionen bei C. G. Boer-
ner finden diesmal vom 25.—25. Mai statt. Die
Kataloge werden Ende April erscheinen. Die
Auktionstage beginnen mit der Versteigerung
der bekannten Sammlung E. F., Berlin, am
25. Mai nachmittags. An diesem Nachmittag
kommt die umfänglichste und schönste Litho-
grafien-Sammlung Daumiers, die es augen-
blicklich in Deutschland gibt, zum Ausgebot.
Viele 100 Nummern feinster Frühdrucke mit
all den bekannten
auch eine
kolorierter
fortgesetzt

„Ella“ von Hans Thoma
ein Mädchenkopf von

Kommode. Holland um 1740. Versteigerung, Münchener Kunstver-
steigerungshaus A. Weinmüller, München, 5.-6. Mai 1938 (Foto Weinmüller)

größten Seltenheiten. Dazu
umfängliche Sammlung prachtvoll
Abzüge. Die Versteigerung wird
mit der großen kulturgeschicht-

Muttergottes mit Kind. Niederösterreich,um 1310
Kalkstein, bemalt, H. 172,5 cm
Neuerwerbung des
M u s e u ms , Wien

Zwei Armlehnstühle. Westdeutsch, um 1740—50. Versteigerung,
Münchener Kunstversteigerungshaus A. Weinmüller, 5.-6. Mai 1938 (Foto Weinmüller)

land sehr gefragten Malerei und Plastik öster-
reichischer Gotik.
Aber auch für die seit dem Umsturz 1918
um zahlreiche und zum Teil um die schönsten
Stücke ärmer gewordenen Kunstschätze der
österreichischen Klöster und Stifte ist nun die
Rettung gekommen. Es ist ein Glück für den
Kunstbesitz Oesterreichs gewesen, daß sich an
einzelnen Museen, vor allem in Wien und
Graz, Männer gefunden haben, die ihr Mög-
lichstes getan haben, das Abwandern der
Kunstwerke ins Ausland zu verhindern. So
konnten seinerzeit die wertvollsten Gemälde
der einzigartigen gotischen Bildersammlung
des Stiftes St. Lambrecht und in jüngster Zeit
die Hauptstücke der Wiltener Kunstkammer
für den österreichischen Staat gerettet werden.
Was aber wurde nicht hinter dem Rücken der
Behörden (zum Teil mit deren Duldung) aus
Oesterreich alles verschoben und zu verschie-
ben gesucht! Man denke nur an die Bücher-
verschleppungen aus Kloster Admont oder die
von den meisten österreichischen Hochstiften
durchgeführten Bilderverkäufe.
Dieses Satyrspiel wird nun ein Ende haben.
Der Staat wird, sofern es nottut, auch hier wie
überall schützend eingreifen. St. P.-N.

Sammlung
R. Heuser
Am 5. und 6. Mai
kommt im Münche-
ner K u n s t v e r s tei-
ge r u n g s h a u s Adolf
Weinmüller die Samm-
lung R o b e r t H e u s e r
zur Versteigerung, deren
Heimstätte das weltbe-
kannte Richmodis - Haus
am
war.
der
den
sind
spanischer Tisch des 16. Jahrh., Lehnstühle
des 17. bis 19. lahrh., deutsche und hollän-
dische eingelegte Kommoden des 18. Jahrh.
(s. Abbildung), Sitzgarnituren, Tisch und Bänke
des 18. Jahrh., eine sehr dekorative Vitrine um
1760 (Holland), außerdem eine Neuwieder Ar-
beit um 1760, ein Pultsekretär in reicher Mar-
keterie. Als weitere geschlossene Gruppe ent-
hält die Sammlung böhmische, schlesische und
sächsische Gläser des 18. und 19. Jahrh., Kri-
stall des frühen 19. Jahrh., Ofenplatten in
Eisenguß des 16. bis 19. lahrh., darunter da-
tierte Arbeiten des Hans Pithain und Philipp
Soldan zum Frankenberg, und in reichster
Auswahl deutsche und italienische Textilien.
Einige gute Bilder sowie eine Kollektion von

reizvolle Kinderbild
(s. Abb. in Nr. 16).
W. Trübner u. a. Der zweite Auktionstag bie-
tet eine reiche Auswahl von antiken Möbeln,
besonders aus dem rheinischen 18. Jahrhun-
dert: Sitzmöbel, Intarsienkommoden, ge-
schnitzte und furnierte Schrankmöbel: ferner
eine Reihe Plastiken, deutsches Porzellan, Fa-
yence, verschiedene Metallarbeiten und ein
umfangreiches Angebot schöner Orient-Tep-
piche.

Kölner Neumarkt
Der Schwerpunkt
Sammlung liegt in
Möbelstücken. Besonders zu nennen
hier: ein in den Formen sehr klarer

Kölner Versteigerung
Bei Lempertz werden am 10.—12. Mai
Gemälde alter und neuzeitlicher Maler, alte
Möbel sowie alte kunsthandwerkliche Erzeug-

großes Mehrfigurenbild
er „Der Eifersüchtige“, fünf
Carl Spitzweg, ein männ-
Wilhelm Leibi, der „Later-
nenanzünder“ von Ad-
von Menzel, zwei große
Estlandbilder von Gre-
gor von Bochmann, ..Rc-
giomontanus erläutert
das Pendelgesetz“ von
Eduard von Gebhardt.
„Fischfang auf dem Eise
von Ludwig Munthe, eine
weithorizontige Flußland-
schaft von B. C. Koek-
koek, vorzügliche Tier-
bilder von Richard Bar-
nier, Friedrich Voltz,
Ad. Schreyer, Wierusz-
Kowalski, J. P. Jung-
hanns, C. F. Deiker, Carl
Jutz, drei Adriabilder
von Ludwig Dill, das

Ein schönes Material an Erstausgaben un
Autographen bietet J. A. Stargardt 111
seiner Versteigerung am 5. Mai an. Unt£
letzteren finden sich interessante Briefe
Cronegk, Fontane, Grabbe, Nietzsche, Ansen
Feuerbach, Stauffer-Bern, sowie musikalisc)l
Autographen von Brahms, Schumann. Wag11
u. a. Bei den geschichtlichen Dokumenten '■

u. a. die Folge der Wo-
chentage. Derselbe Ka-
talog beschreibt eine in-
teressante Spezialsamm-
lung früher deutscher
Zeichnungen und zwar
aus der großen Hand-
zeichnungssammlung E h-
1 e r s, Göttingen, die
deutschen Zeichnungen
der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts. Von
allen bekannten und
manchen unbekannten
Meistern gibt es da
schöne, vielfach signierte
Blätter, die das deutsche
Barock in interessanter
Weise illustrieren.

teilung des Dekors, dem Rhythmus der Figu-
ren zeigt sich die hohe Künstlerschaft des
alpenländischen Meisters, der nach den ikono-
graphischen Beziehungen des Bilderschmuckes
zur Salzburger Buchmalerei zweifellos in Salz-
burg tätig gewesen ist. Unter BERTOLDUS,
dem am Fuß des Kelches eingravierten Namen
des Stifters, ist Graf Berchtold IV. von Andechs
(f 1204) gemeint, der von Abt Heinrich IV. von
Wüten Liegenschaften
erwarb und aus diesem
Anlaß den Kelch samt
der Patene dem Kloster
widmete.
Dem „Atelier des Trip-
tychons Ludwigs XII.“
gehört eine Scheibe an,
mit der Darstellung von
Herodes und Salome in
translucidem Email auf
blauem Grund, eine
künstlerisch überaus
reizvolle Limousiner Ar-
beit aus der Zeit um
1500. Das teilweise ver-
goldete Relief mit der
zentralsymetrischenKom-
position der „Bekehrung
des ungläubigen Tho-
mas“, ist das einzige bis-
her bekannt gewordene
Silberrelief des Paduaner
Bronzeplastikers Andrea
Riccio. St. P.-N.

Graphik-Slg. E. Laffon
Die Versteigerung der Sammlung von
Handzeichnungen und Graphiken aus dem
Besitz von E. Laffon bei K u u d i g in Z ü r i c h
war ein bedeutender Erfolg des Schweize-
rischen Kunstmarktes. Eine Zeichnung von
Boucher erzielte mit 8600 schw. fr. den höch-
sten Preis. Für zwei Miniaturen von Isabey
wurden 2250 und 1160 sfr. bezahlt, für einen
Abdruck des 3. Zustandes der „Deux Baisers“
von Debucourt 8000 sfr. Ueberhaupt waren
gerade die hier gut vertretenen französischen
Farbstiche des 18. Jahrhunderts stark begehrt.
Wir nennen an Preisen: Demarteau-Huet, Les
quatre saisons: sfr. 4000; Huet, „Diane et
Adonis“ und „L’amour et Familie“: sfr. 1810:
Janinet, „L’amour rendant hommage ä sa
mere“: sfr. 1920; Janinet, „Bacchus preside ä
la fete“: sfr. 1520.

Berliner Auktionen
Max Perl (Berlin W 50, Spichernstr. U)
versteigert am 28. und 29. April Bücher des
16.—20. Jahrhunderts, alte und moderne Gra-
phik, Handzeichnungen, Gemälde, japanische
Schwertstichblätter und Berliner Eisen. Der
Katalog verzeichnet unter den Büchern alt6
Städte-Chroniken, Genealogie, Deutsche Lite'
ratur, illustrierte Bücher des 18. und 19. Jain’'
hunderts, Kunstgeschichte, darunter zahlreich6
Handbücher für Graphik- und PorzellansanU11'
ler, sowie moderne Luxusdrucke. Eine klein6
Sammlung von japanischen Schwertstichblä1'
lern, unter denen sich verschiedene signiert6
Stücke befinden, dürften die Beachtung de1
Spezialsammler finden. Die alte Graphik u111'
faßt Kupferstiche und Holzschnitte bekannt61
Künstler, sowie Handzeichnungen und Stadt6'
ansichten. Unter den modernen Künstler11
befinden sich graphische Arbeiten und Han11'
Zeichnungen von Corinth, Greiner, Hodl61’
Klinger, Leibi, Slevogt, Spitzweg, Thoma u. a’

Deutsch-österreichischer Kunstmarkt im Umbruch
Wie auf allen Wirtschaftsgebieten, so ist
auch im österreichischen Kunstmarkt infolge
des Anschlusses an das Mutterland eine tief-
greifende Umschichtung und Umwälzung im
Gange. Der östereichische Kunsthandel befand
sich bisher überwiegend in nichtarischen
Händen. Für das spärliche deutschblütige
Element (das nunmehr im Kunstmarkt richtig
zur Geltung kommen wird), wird sich eine
ganz neue Lage ergeben. War doch kein Be-
nd’ in Oesterreich so sehr durch eine unge-
sunde Konkurrenz belastet, wie der der Kunst-
und Antiquitätenhändler, deren Läden ganze
Straßenzüge in der inneren Stadt einnahmen.
Dabei war gerade der Handel mit dem
größten der benachbarten Absatzgebiete, mit
Deutschland, in den letzten Jahren durch die
strengen Ausfuhr- und Einfuhrbestimmungen,
zumal die Devisenbeschränkungen, praktisch
fast völlig unterbunden. Nachdem nun die
Zollschranken zwischen dem .Mutterland und
Oesterreich gefallen sind und damit die Be-
hinderungen im Verkehr mit Deutschland, ist
anzunehmen, daß ein großer Teil des in Oester-
reich noch immer massenhaft vorhandenen
Kunstgutes nach dem Altreich abströmen wird.
Im besonderen gilt dies von der in Deutsch -

Die Leipziger Graphik-Auktionen
liehen Abteilung der Sammlung E. F. Das
Material von mehreren 100 Blättern ist zum
größten Teil nach sachlichen Gesichtspunkten
geordnet. Stark nach der karikaturistischen
Seite neigend, umfaßt es sozusagen das ganze
menschliche Leben. Dazu gehören auch eine
Partie moderner Blätter, eine Abteilung Hand-
zeichnungen und eine Sammlung Karikaturen
von Rowlandson.
Am 24. Mai nachmittags findet die zweite
Versteigerung statt: Kupferstiche alter
Meister. In diesem kleinen Katalog von
nur ca. 100 Nummern sind die größten Kost-
barkeiten und Seltenheiten von Dürer und
Rembrandt verzeichnet. Von Dürer erst-
klassige Exemplare von Adam und Eva, der
Melancholie, des verlorenen Sohnes, der großen
Fortuna, des Hieronymus in der Zelle, des
Erasmus und eine Kupferstich-Passion mit
gleichmäßigen 5—4 cm breiten Rändern, von
einer Schönheit, wie sie auch bei C. G. Boer-
ner kaum je ausgeboten wurden. Dazu noch
ein Dutzend anderer schöner Dürer-Blätter.
Unter den Rembrandts ist das Hauptstück ein
herrliches Exemplar der 5 Kreuze (s. Abb.). Fer-
ner Hauptblätter wie die Mühle, die Verkün-
digung, der Lutma, der Mardochai, die Land-
schaft mit dem Jäger, ein erster Zustand des
barmherzigen Samariters usw.
Am Mittwoch, den 25. Mai, wird eine
 
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