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22- Mai 1938

XIL JAHRGANG, Nr. 20/21


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Albrecht Altdorfer und sein Kreis

Die große Ausstellung in der Neuen Staatsgalerie zu München

In den neuausgestatteten Räumen der
Neuen Staatsgalerie am Königlichen Platz in
München ist am 18. Mai, nach monatelangen
Vorbereitungen, die mit großer Spannung er-
wartete Gedächtnisausstellung zur
400. Wiederkehr des Todestages Albrecht
Altdorfers eröffnet worden. Es ist eine
weitausholende Ueberschau, die nicht nur das
ganze malerische, zeichnerische und druck-
graphische Werk des Regensburger Meisters
in fast lückenloser Vollständigkeit aufzeigt;
über diesen Rahmen hinaus bringt sie auch die
unmittelbaren Vorläufer Altdorfers, dann seine
Zeitgenossen, die Maler der Donauschule und
die Arbeiten der folgenden Generation, soweit
sie in diesen Zusammenhang gehören.
In ihrer umfassenden Anlage schließt sich
die Darbietung würdig an die großen Gedächt-
nisausstellungen an, die in den Jahren 1928
bis 1953 für die altdeutschen Meister Albrecht
Dürer, Tilman Riemenschneider, Hans Lein-
berger und Veit Stoß veranstaltet wurden. Zum
ersten Male hat sich das weitverstreute Lebens-
werk Altdorfers hier in einer überraschenden
Vollständigkeit versammelt, so daß man ohne
jede Uebertreibung sagen darf: nur jene
Kunstfreunde, die diese Ausstellung gesehen
haben, werden ganz ermessen können, was
Albrecht Altdorfers Werk und was das Schaf-
fen der Meister der Donauschule im Bereich
der deutschen Kunst eigentlich bedeutet. Die
übersichtliche Zusammenstellung, der klare
räumliche Aufbau der hier gezeigten 200 Tafel-
bilder und 500 graphischen Arbeiten wird, wie
die ganze Organisation der Veranstaltung, dem
Generaldirektor der Bayerischen Staats-
gemäldesammlungen, Dr. Ernst Buchner,
verdankt, der mit allen seinen Mitarbeitern
vorbildliche Arbeit geleistet hat.
Lange Zeit galt Altdorfer neben den Großen
der deutschen Kunst als bescheidener Klein-
meister; erst in den letzten Jahrzehnten war
sein Stern in stetigem Aufstieg begriffen, bis
wir endlich seine künstlerische Leistung in
ihrem wahren Umfang werten konnten. Die
Ausstellung bringt eine Bestätigung dieser
I lochschätzung Altdorfers, ja sie wird, wenn
nicht alles täuscht, sein Gesamtwerk von nun
an in einem noch reineren Lichte erstrahlen

lassen, als dies bisher der Fall war. Vor allem
wird hier dem ganzen deutschen Volk einer
seiner besten Meister, der größte bayerische
Maler, der in der Allgemeinheit lange noch
nicht nach Gebühr bekannt und geschätzt war,
in seiner überragenden künstlerischen Bedeu-
tung vor Augen geführt.
Altdorfers Kunst, die auf viele seiner Zeit-
genossen als die stürmische Tat eines revo-
lutionären Neuerers gewirkt haben mag, ähn-
lich wie das Schaffen Grünewalds, ist aller
Neuartigkeit zum Trotz noch in den Idealen
der deutschen Spätgotik verankert. Langsam
und folgerichtig wuchs das Neue, was er
brachte, aus der Kunstgesinnung des späten
15. Jahrhunderts heraus. Der niederbayerische
Meister Mair von Landhut, der Augsburger
Jörg Breu d. Ae. und der Tiroler Marx Reich-
lich dürfen als Mittler und Vorläufer der Do-
nauschule von der Spätgotik her angesprochen
werden. Mit ihren Hauptwerken hebt die Aus-
stellung an. Als unmittelbare Vorgänger Alt-
dorfers müssen der jüngere Jörg Breu aus
Augsburg, der Meister der schönen Tafelbilder
aus Zwettl, dann der Gstfranke Lucas Cra-
nach d. Ae. und der Passauer Maler Rueland
Frueauf gelten. Mit ihren um 1500 im Lande
Oesterreich geschaffenen Jugendwerken voll-
zieht sich das Schauspiel der beginnenden
Renaissance in der deutschen Malerei. Cra-
nachs herrliche, in tiefdunklen Farben glü-
hende Werke aus seiner Wiener Zeit, Jörg
Breu,s reichbewegte, in der Farbe durchaus
eigenartige Altartafeln und die lichten, zarten,
wie Gemälde eines Romantikers wirkenden
Legendenbilder Rueland Frueaufs aus Kloster-
neuburg leiten über zu den Jugendwerken Al-
brecht Altdorfers. Der durch jahrhunderte-
lange Uebung geheiligte Goldhintergrund der
Tafelgemälde verschwindet und an seine Stelle
tritt zum ersten Male die freie Landschaft. Das
gewichtigste Frühwerk Altdorfers, die große
Darstellung der „Beiden Johannes“ aus
Regensburg, die um 1510 entstanden ist, bringt
die menschliche Figur schon so völlig frei im
Raume der deutschen Landschaft, daß man
beim Anblick dieses Werkes meinen möchte,
die Zeit der Goldgrundbilder sei schon in weite
Ferne gerückt. Altdorfer ist die Donau hin-


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