Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
!?hrg. XII, Nr. 22/23 vom 5. Juni 1938

DIE WELTKUNST




(Foto Wolfrum)

besessen zu haben:

holländische Mei-
wie van Goyen (5),
van der Neer (3),
Steen (2), Adriaen

Hockender Chinese und Nashorn. Meißen um 1740. mit Pariser Bronzemontierung um 1750
Versteigerung : Hans "W. Lange, Berlin, 14.—15. Juni 1938 (Bericht S. 5] (Foto Schulz)

Werken des älteren Cranach vertreten, von
denen das bedeutendere hier abgebildet wird.
Von fast sämtlichen Sammlungsgruppen
bestehen bereits ausführliche und gut illu-
strierte Kataloge, die in jahrelanger Arbeit
und mit großer wissenschaftlicher Genauigkeit
zusammengestellt worden sind. E. B. B.

Mailand bereitet, wie bereits berichtet, für
September eine große Leonardo-Ausstellung
vor, deren Gedanke auf Mussolini selbst zu-
rückgeht. Es ist aber für die Italiener kaum
bei irgendeinem anderen ihrer großen Männer
so schwer, ein Gesamtbild zu geben wie bei
Leonardo; denn einmal ist von dem Werk
Leonardos, soweit es Bilder angeht, nicht allzu
viel erhalten, zum andern besitzt gerade Ita-
lien sehr wenig von diesem Schatz. Man mußte
sich mit den französischen Verwaltungen ver-
ständigen und es ist erreicht worden, die gene-
relle Zustimmung zu den Leihgaben für die
Leonardo-Ausstellung zu erhalten. Nun soll
festgelegt werden, welche der in Frankreich
befindlichen Leonardo-Werke nach Mailand
geschafft werden sollen. Die Ausstellung selbst
wird nicht, wie ursprünglich geplant, im
Castello Sforzesco, sondern im Kunstpalast der
Triennale untergebracht werden. Die Hän-
gungs- und Aufstellungsmöglichkeiten sind
dort auch fraglos wesentlich besser. Den Ita-
lienern erscheint es wichtig, das Genie Leo-

Im Museum Torna Stelian in Bukarest
wurde am 15. Mai eine umfangreiche Aus-
stellung altdeutscher Graphik und illustrierter
Bücher eröffnet, die, mit Leihgaben der deut-
schen Kabinette und verschiedener Privat-
sammler, über 150 Hauptblätter des 15. und
16. Jahrhunderts und rund 30 illustrierte
Bücher umfaßt.

Leonardo-Ausstellung
in Mailand

ausge-
Gemäldesamm-
bedeutend-
in einer
Galerie im
des Hauses

den König das dem
schwedischen Staat ver-
machte Stadtpalais des
Grafen von Llallwyl in
Stockholm mit seinem
wertvollen musealen In-
halt feierlich eingeweiht
und damit der Oeffent-
lichkeit zugänglich ge-
macht. Das um die Jahr-
hundertwende in vene-

Altdeutsche Graphik
im Museum in Bukarest

Lucas Cranach -d. Ae.y Christus in der Vorhölle
(Museums-Foto)

Niederländ. Gemälde
einer schwedischen Slg.
Es ist an dieser Stelle in Bild und Text
bereits öfter darauf hingewiesen worden, daß
sich die Gemälde der niederländischen Maler-
schulen in den skandinavischen Sammler-
kreisen einer besonderen Beliebtheit erfreuen.
Einer der größten Sammler Schwedens, Konsul
Ivar Hellberg, hat sich nunmehr ent-
schlossen, in einem kritischen Gesamtkatalog
unter Beigabe ausgezeichneter Abbildungen
sämtlicher Stücke seine über fünfzig Gemälde
umfassenden Sammlung der Wissenschaft zu-
gänglich zu machen. Im Charakter ähnlich
mancher deutschen Sammlung der Vorkriegs-
zeit, hat der Sammler weniger Wert darauf
gelegt, kunsthistorisch bedeutsame Spitzen-
stücke zusammenzubringen — obwohl auch
solche nicht fehlen —, sondern mit einem un-
trüglichen Gefühl für die malerischen Werte
der Niederländer ein Ensemble zusammenzu-
stellen, das die ganze Breite und Tiefe der
künstlerischen Produktion des 17. Jahrhun-
derts erschließt und gerade in den Werken
der sogenannten „Kleinmeister“, für deren
Studium der Katalog ein wunderbares Mate-
rial an die Hand gibt, höchste künstlerische
Werte bietet. Die vorsichtig abgefaßten, jedem
Bilde beigegebenen Anmerkungen über die
Zuschreibungsfragen, vielfach durch Abbil-
dung von Vergleichsmaterial gestützt, lassen
den Ernst erkennen, mit dem der schwedische
Sammler seine Aufgabe durchführt. Im gan-
zen: ein wertvolles Dokument sammlerischer
Kultur. W. R. D.

lend), das 1933/34 dank
der verständnisvollen
Reinigung durch Seba-
stian Isepp neu gewon-
nen wurde; dann Tizian
mit dem mächtig wir-
kenden Bildnis des
Dogen Andrea Gritti;
schließlich Rembrandt
mit dem kleinen Bild-
chen, das seine Mutter
betend darstellt und das
in unikaler Weise auf
goldgrundierter Kupfer-
platte gemalt ist (um
1628). — Die Vorrenais-
sancezeit ist nur durch
das oberitalienische Po-
lyptychon von 1544 ver-
treten. Unter den übri-
gen Bildern ragen einige
durch ihre besondere
malerische Güte hervor:
so Jacques Blanchards
Bildnis des Bildhauers
Duquesnoy, ferner eine
ausgewogene Landschaft
von Gaspar Poussin, die
an Vollendung andere
Arbeiten dieses Malers
übertrifft, oder Herre-
ras „Blinder Leiermann“
mit zwei ausdrucks-
vollen Figuren; beach-
tenswert sind auch zwei
Bildnisse von Cornelis de Vos. In frühere
Zeit führt eine betende Madonna von Joos van
Cleve. Der Gründer der Galerie erscheint
in einem guten Bildnis vom Lampi d. Ae. —
Im Gesamten bietet diese ihrem Umfang nach
kleine Galerie ein beredtes Zeugnis Wiener
Sammlerkultur, das außerdem durch die un-
versehrte Erhaltung in ein und derselben
Familie von Bedeutung ist. Dr. K. BI.

Jan Vermeer van Delft, Des Künstlers Werkstatt
I Wien, Galerie Czernin
'I® Velde d. J. mit dem. besonders schönen
'’Salutschießen“), Stilleben (von den drei Groß-
meistern Kaiff, van Beyeren und De Heern),
r®Iigiösen Darstellungen (worunter das für uns
^hönste, innigste Bild der Ausstellung, der
hristus Rembrandts aus den Sammlungen
L>rd Melchett und Lord Duveen, und der
Minig David, der früher bei Dr. Lanz, Mann-
heim, war; s. Abb. S. 2).
Alle Gebiete der holländischen Malerei und
aUe ihre Techniken umspannt die Ausstellung,
'°n der Feinmalerei des frühen Rembrandt
hd Dons und der Feinstmalerei Frans van
m'eris d. Ae. bis zu den breit hingestrichenen
Rembrandts und Cuyps und den impressio-
nistischen van Goyens und dem jede Technik
Meisternden Jan Steen. Auch vom archaisti-
schen Arent Arentsz. Cabel bis zu Terborch
"nd Willem van de Velde d. J. (von letzterem
e'ne besonders schöne, an van de Cappelle ge-
mahnende Marine), mit denen das große Zeit-
alter der holländischen Kunst endigte, be-
sichert d iese Ausstellung.
Kennt man die Klage des Kunsthandels,
'laß auch für ihn wirklich gute Stücke heute
Schwer erhältlich sind, dann wird man
staunen, daß es gelang, eine so große Fülle
Qualitätsvoller Werke zusammenzubringen,
Jedoch das eindrucksvollste Kompliment, das
Rr Ausstellung gemacht werden kann, ist
'teileicht die Tatsache, daß trotz der ernsten
Md auch für Holland wahrlich nicht leichten '
'eiten schon in den ersten zwei Wochen
'■tie größere Anzahl Werke verkauft werden
Mnnte. Es bestätigt sich eben die alte Er-
fahrung: Qualität setzt sich durch; stets, über-
all und unter allen Umständen.

Neueröffnung der
Czernin-Galerie in Wien
Seit kurzem ist die Graf Czernin’sche Ge-
mäldegalerie in Wien wieder allgemein zu-
gänglich, nachdem sie vor drei Jahren wegen
säuarbeiten am Palais geschlossen worden
'/ar. Vor der Neueröffnung wurde nicht nur
’e Anordnung der Bilder durch weniger ge-
hängtes Hängen verbessert, sondern auch
'hirch den von Dr. Karl Graf Wilczek
britisch bearbeiteten Katalog (Verlag Wolf-
Rn. Wien: mit 41 Abbildungen) das erstemal
['ne wissenschaftlich verläßliche Beschrei-
Qng der Bestände gegeben. Die Bilder sind
''le früher, die alte Form der Galerie wah-
l'md, in zwei Sälen mit Oberlicht unterge-
wacht, das für die Zeit der Erbauung des
Muses — um 1845 — als bemerkenswerte
RUerung zu verzeichnen ist und auch von
®n Zeitgenossen als solche hervorgehoben
Mrde, während es heute nicht mehr alle An-
jbrüche befriedigen kann; die andersartige
ylrkung einiger Gemälde, die in den an-
Mließenden Gesellschaftsräumen gehängt
■"rden, bestätigt dies. Die Czernin-Galerie
('l die jüngste der fürstlichen Privatgalerien
T1' ehemaligen Residenzstadt, begründet um
PÖO von Joh. Rud. Graf Czernin (1757—1845),
l/'1' später als Präsident der Akademie der
/'blenden Künste und als Oberstkämmerer
md damit Vorstand der kaiserlichen Kunst-
Röimlungen und der Hoftheater im Kunst-
'‘ben Wiens eine Rolle spielte.
(1 Den Geschmack dieser Jahrzehnte der
i sten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet man
seiner Schöpfung deutlich ausgeprägt: ihm
iMdankt die Sammlung nicht allein die qua-
ätvdlle Reihe intimer holländischer Land-
I.Mftsmaler, sondern vor allem das Haupt-
(l, Vermeers berühmtes „Atelier“ („Der
(jM'r und sein Modell“), das einzige Werk
Künstlers in deutschem Privatbesitz
Abbildung); bei seiner Erwerbung galt es
P. de Hooch. Doch auch andere euro-
(lj lsche Großmeister der Malerei sind mit je
tteta wichtigen Werk vertreten: Dürer mit

das bis zum Tode des
aus der Schweiz stam-
menden Grafen und sei-
ner schwedischen Gattin
als deren Wohnhaus
diente, enthält umfang-
reiche Sammlungen von
Gemälden, Möbeln. Sil-
ber, Porzellan, Waffen
und Schmuck
Das größte Interesse
beansprucht die
dehnte
lung, deren
ste Schätze
weitläufigen
Obergeschoß
untergebracht sind. Wäh-
rend
ster,
Aert
Jan
und Isaac van Ostade (3),
Terborch sehr gut, Klein-
meister wie Brekelen-
kam, Heda, Egbert van
der Pool, Palamedes,
Cabel. Etlinger, Rachel
Ruysch und andere sogar
glänzend vertreten sind,
scheint die Familie Hall-
wyl bei den Ankäufen
von Großmeistern eine
weniger glückliche Hand
denn von den vorhandenen drei Bildern des
Frans Hals sind sämtliche nur alte Kopien, das
den großen Namen Rembrandt führende Bild
einer büßenden Magdalena stammt sicherlich
nur aus dem Schülerkreise, und auch Rubens
und van Dyck sind nur mit schwachen Werk-
stattarbeiten anwesend. Die deutsche Kunst
ist mit drei süddeutschen Altartafeln und zwei

dem männlichen Bildnis
vom Jahre 1516 (viel-
leicht den Nürnberger
Pfarrer Dorsch darstel-

Das Museum Hallwyl in Stockholm
Soeben wurde durch

JULIUS BÖHLER
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN BRIENNER STRASSE 12
 
Annotationen