DOI Heft:
Nr. 26/27 (3. Juli)
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.47947#0128
10
DIE WELTKUNST
Jahrg. XII, Nr. 26/27 vom 5. Juli 193^
Nachrichten
von Überall
Frankfurter Neuerwerbungen
Die Frankfurter Städtische Galerie hat für
das Liebighaus, das einer Neuordnung unter-
zogen wurde, eine Reihe bedeutender Skulp-
turen erworben. Darunter befinden sich die
Heilige von Multscher und der- niederbayeri-
sche Hlg. Martin aus der kürzlich versteiger-
ten Sammlung Schuster-München, ferner der
Original ist vor etwa 35 Jahren in der Nähe
von Oslo gefunden worden und barg viele
wertvolle und aufschlußreiche Gegenstände.
Das Boot diente als Grabkammer einer Wikin-
ger-Fürstin und ihrer Magd und enthielt viele
Gebrauchsgegenstände der damaligen Zeit, die
uns einen Einblick gewähren in die Kultur
und das Leben unserer Vorfahren. Das
Museum besitzt nunmehr vier der interessan-
G. F. Waldmüller, Landschaft, sign. 45 : 58 cm. 1837
Im Besitz der Ludwigs-Galerie, München (Fot. Ludwigsgal.)
Grabstein eines unterfränkischen Meisters
vom Beginn des 14. Jahrhunderts, eine früh-
gotische Madonna und eine Magdalena aus
Tettnang. Für die Städtische Galerie selbst
wurde mit einem Kostenaufwand von 115 000
Reichsmark u. a. der gesamte Nachlaß des
Frankfurter Malers Victor Müller (1829—71)
erworben.
Aufstellung der
Balzac-Statue Rodins
Der jahrzehntelange Streit um die Auf-
stellung der berühmten Balzac-Statue Rodins
hat nunmehr mit dem Beschluß, das Denkmal
im Garten des Hotel de Massa unterzubringen,
sein Ende gefunden.
Ein Museum moderner Kunst
für Kopenhagen
Die „Gesellschaft der dänischen Bildhauer“
hat die Errichtung eines Museums zeitgenössi-
scher Kunst in die Wege geleitet, nachdem die
in Kopenhagen bestehenden Museen keinerlei
Möglichkeit bieten, dem modernen Kunst-
schaffen Unterkunftsmöglichkeiten zu bieten.
Modell des Oseberg-Schiffes
in Berlin
Eine interessante Neuerwerbung wird dem-
nächst im Museum für Meereskunde in Berlin
der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Es
handelt sich um das im Maßstabe I : 20 her-
gestellte Modell des „Oseberg-Schiffes“. Das
testen Wikingerbootstypen in originalgetreuen
Modellen: das sogenannte Nydam-Boot, das
Gokstad-Schiff, eines der sogenannten Ohra-
Boote und das Oseberg-Schiff.
Dreihundert Jahre Ludwig XIV.
Zur Erinnerung der 300jährigen Wieder-
kehr des Geburtstags Ludwigs XIV. wurde im
Versailler Schloß eine Ausstellung eröffnet, die
Geschehnisse und Persönlichkeiten aus Frank-
reichs „großem Jahrhundert“ in zeitgenössi-
schen Darstellungen verlebendigt.
Mittelalterl. Bildschnitzerei
zwischen Weser und Elbe
Am 26. Juni eröffnete das Landesmuseum
in Hannover eine umfängliche Schau, die die
Plastik des späten Mittelalters im Gebiet zwi-
schen Weser und Elbe veranschaulicht.
Palazzo Antici-Mattei
Staatsbesitz
Einer der schönsten römischen Paläste, der
von Carlo Maderno erbaute Palazzo Antici-
Mattei ist jetzt versteigert worden und für an-
nähernd acht Millionen Lire der Bank Monte
dei Paschi zugeschlagen worden. Der Staat
hat jedoch sein Ankaufsrecht geltend gemacht
und übernimmt den Palast zu dem auf der
Auktion erreichten Preise. In dem Palast, der
vom Fürsten Asdrubale Mattei erbaut worden
ist, befinden sich neben noch vorhandenen
Reliefs und Statuen, teilweise auch bedeut-
samen Wertes, Fresken, unter denen die wich-
tigsten von Francesco Albani, Domenichino
und Pomarancio stammen. Es ist das Ver-
dienst Bottais, wenn dieser Palast unversehrt
erhalten bleiben wird; über seine Verwendung
ist noch nichts bekannt.
Riemenschneider-Preis
vereinten Gebäude, die nunmehr den „romai1'
tischen“ Hintergrund für die Sammlungen mit'
telalterlicher Kunst des New Yorker Museum5
abgeben. Bei Gelegenheit der Eröffnung
konnte eine Reihe bedeutender Neuerwerbung
gen, darunter zwei niederländische Bildtep'
piche um 1495 aus der Kathedrale von Burg05’
zugänglich gemacht werden.
Der mainfränkische Kunstpreis 1938, der
mit 5000 RM verbundene „Riemenschneider-
preis“, wurde dem Bildhauer Richard Rother,
dem Schöpfer des Daniel-Sauer-Mahnmals in
Sickershausen, verliehen.
Die Sammlung
Sir Hugh Lane für Dublin?
Die neuerdings erfolgte Einigung zwischen
England und Irland hat auch erneut die Frage
einer Rückgabe der Sammlung Sir Hugh
Lanes, die bekanntlich auf Grund einer viel
umstrittenen Testamentsklausel s. Zt. an die
Londoner Nationalgalerie, statt wie ursprüng-
lich vom Besitzer geplant an seine Heimat-
stadt gelangte, wieder akut werden lassen. Es
steht zu erwarten, daß eine Regelung getroffen
wird, die Irland, für das die Angelegenheit seit
Jahren eine nationale Prestigefrage ist, in
irgendeiner Form entgegenkommt; während
äuf der einen Seite in England Stimmen für
eine bedingungslose Rückgabe laut werden,
hat Sir Robert Witt den Vorschlag gemacht,
die Sammlung abwechselnd in Dublin und
London zu zeigen, ein Plan, der von einer
führenden englischen Kunstzeitschrift „a typi-
cally British compromise“ genannt wird.
Mittelalterliche Klöster
in New York
Im Fort Tryon Park in New York wurden
soeben, als Zweig des Metropolitan Museums,
die „Cloisters“, hauptsächlich eine Stiftung
von John D. Rockefeiler jr., der Oeffentlich-
keit zugänglich gemacht. Eingebettet in eine
hügelige Baumlandschaft erheben sich die
weitläufigen, aus Teilen alter französischer
und spanischer Klöster so illusionsgerecht
als möglich zu einem geschlossenen Komplex
1OOjähr. Jubiläum der Griech-
Archaeologisch. Gesellschaft
Im Oktober dieses Jahres feiert die Grie'
chische Archaeologische Gesellschaft die hu»'
dertste Wiederkehr des Tages ihrer Gründung
Zu den geplanten Feierlichkeiten und Fes '
Sitzungen werden sämtliche Archäologen de1
Erde eingeladen.
Barockmalerei Kölns
Herr Alfred Hirth, Kunstgeschichtliches Institut
Universität Bonn a. Rh., bereitet eine Arbeit über KölnS
Barockmaler, insbesondere über Johannes Hu ls
man (1. Hälfte 17. Jahrhundert) und J o h. W''
Pottgiesser (geb. 1627) vor und ist, bei der Ver
streutheit des Materials, für Nachweis von Bildern
Privatbesitz und Kunsthandel dankbar.
Personalien
und
Geh. Rt. Prof. Dr. Wilhelm Pinder, Ordinarius F
Kunstgeschichte an der Universität Berlin, beging
25. Juni seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß wur
ihm von seinen Schülern eine Festschrift dargebr©c
ebenso wie im Verlag Seemann ein Band der g©sa^
melten Aufsätze des Gelehrten erschien, der gleichz01
zum ord. Mitglied der Preußischen Akademie der W'ssen
schäften ernannt wurde.
Oskar Merte, der bekannte Münchener Tier-
Pferdemaler, ist im Alter von 65 Jahren gestorben.
Prof. Helmut Liesegang, der Düsseldorfer Maler
ao. Mitglied der Akademie in Düsseldorf, wird
18. Juli 80 Jahre alt.
Major a. D. Robert Scholz-Forni, der bekannte H0rT1
burger Sammler, über dessen schönen Besitz an W0r
italienischer Barockmalerei wir im letzten Jahre b©^1
teten, ist zum Ehrensenator der Universität Freiburg .
ernannt worden. Er hat dem kunsthistorischen lnst'
dieser Universität durch persönliche Beihilfen eine r
Forschungstätigkeit auf dem Gebiete der italienisc
Kunst ermöglicht.
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im Weltkunst-Verlag, Berlin W 62. — A. IV. 37: 2180. —Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 75-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Insera ©
tarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Heinz Müller. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unvef"10
eingesandte Manuskripte' wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskrip
alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck: Achterberg & Co., GmbH., Berlin SW61.
DIE WELTKUNST
Jahrg. XII, Nr. 26/27 vom 5. Juli 193^
Nachrichten
von Überall
Frankfurter Neuerwerbungen
Die Frankfurter Städtische Galerie hat für
das Liebighaus, das einer Neuordnung unter-
zogen wurde, eine Reihe bedeutender Skulp-
turen erworben. Darunter befinden sich die
Heilige von Multscher und der- niederbayeri-
sche Hlg. Martin aus der kürzlich versteiger-
ten Sammlung Schuster-München, ferner der
Original ist vor etwa 35 Jahren in der Nähe
von Oslo gefunden worden und barg viele
wertvolle und aufschlußreiche Gegenstände.
Das Boot diente als Grabkammer einer Wikin-
ger-Fürstin und ihrer Magd und enthielt viele
Gebrauchsgegenstände der damaligen Zeit, die
uns einen Einblick gewähren in die Kultur
und das Leben unserer Vorfahren. Das
Museum besitzt nunmehr vier der interessan-
G. F. Waldmüller, Landschaft, sign. 45 : 58 cm. 1837
Im Besitz der Ludwigs-Galerie, München (Fot. Ludwigsgal.)
Grabstein eines unterfränkischen Meisters
vom Beginn des 14. Jahrhunderts, eine früh-
gotische Madonna und eine Magdalena aus
Tettnang. Für die Städtische Galerie selbst
wurde mit einem Kostenaufwand von 115 000
Reichsmark u. a. der gesamte Nachlaß des
Frankfurter Malers Victor Müller (1829—71)
erworben.
Aufstellung der
Balzac-Statue Rodins
Der jahrzehntelange Streit um die Auf-
stellung der berühmten Balzac-Statue Rodins
hat nunmehr mit dem Beschluß, das Denkmal
im Garten des Hotel de Massa unterzubringen,
sein Ende gefunden.
Ein Museum moderner Kunst
für Kopenhagen
Die „Gesellschaft der dänischen Bildhauer“
hat die Errichtung eines Museums zeitgenössi-
scher Kunst in die Wege geleitet, nachdem die
in Kopenhagen bestehenden Museen keinerlei
Möglichkeit bieten, dem modernen Kunst-
schaffen Unterkunftsmöglichkeiten zu bieten.
Modell des Oseberg-Schiffes
in Berlin
Eine interessante Neuerwerbung wird dem-
nächst im Museum für Meereskunde in Berlin
der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Es
handelt sich um das im Maßstabe I : 20 her-
gestellte Modell des „Oseberg-Schiffes“. Das
testen Wikingerbootstypen in originalgetreuen
Modellen: das sogenannte Nydam-Boot, das
Gokstad-Schiff, eines der sogenannten Ohra-
Boote und das Oseberg-Schiff.
Dreihundert Jahre Ludwig XIV.
Zur Erinnerung der 300jährigen Wieder-
kehr des Geburtstags Ludwigs XIV. wurde im
Versailler Schloß eine Ausstellung eröffnet, die
Geschehnisse und Persönlichkeiten aus Frank-
reichs „großem Jahrhundert“ in zeitgenössi-
schen Darstellungen verlebendigt.
Mittelalterl. Bildschnitzerei
zwischen Weser und Elbe
Am 26. Juni eröffnete das Landesmuseum
in Hannover eine umfängliche Schau, die die
Plastik des späten Mittelalters im Gebiet zwi-
schen Weser und Elbe veranschaulicht.
Palazzo Antici-Mattei
Staatsbesitz
Einer der schönsten römischen Paläste, der
von Carlo Maderno erbaute Palazzo Antici-
Mattei ist jetzt versteigert worden und für an-
nähernd acht Millionen Lire der Bank Monte
dei Paschi zugeschlagen worden. Der Staat
hat jedoch sein Ankaufsrecht geltend gemacht
und übernimmt den Palast zu dem auf der
Auktion erreichten Preise. In dem Palast, der
vom Fürsten Asdrubale Mattei erbaut worden
ist, befinden sich neben noch vorhandenen
Reliefs und Statuen, teilweise auch bedeut-
samen Wertes, Fresken, unter denen die wich-
tigsten von Francesco Albani, Domenichino
und Pomarancio stammen. Es ist das Ver-
dienst Bottais, wenn dieser Palast unversehrt
erhalten bleiben wird; über seine Verwendung
ist noch nichts bekannt.
Riemenschneider-Preis
vereinten Gebäude, die nunmehr den „romai1'
tischen“ Hintergrund für die Sammlungen mit'
telalterlicher Kunst des New Yorker Museum5
abgeben. Bei Gelegenheit der Eröffnung
konnte eine Reihe bedeutender Neuerwerbung
gen, darunter zwei niederländische Bildtep'
piche um 1495 aus der Kathedrale von Burg05’
zugänglich gemacht werden.
Der mainfränkische Kunstpreis 1938, der
mit 5000 RM verbundene „Riemenschneider-
preis“, wurde dem Bildhauer Richard Rother,
dem Schöpfer des Daniel-Sauer-Mahnmals in
Sickershausen, verliehen.
Die Sammlung
Sir Hugh Lane für Dublin?
Die neuerdings erfolgte Einigung zwischen
England und Irland hat auch erneut die Frage
einer Rückgabe der Sammlung Sir Hugh
Lanes, die bekanntlich auf Grund einer viel
umstrittenen Testamentsklausel s. Zt. an die
Londoner Nationalgalerie, statt wie ursprüng-
lich vom Besitzer geplant an seine Heimat-
stadt gelangte, wieder akut werden lassen. Es
steht zu erwarten, daß eine Regelung getroffen
wird, die Irland, für das die Angelegenheit seit
Jahren eine nationale Prestigefrage ist, in
irgendeiner Form entgegenkommt; während
äuf der einen Seite in England Stimmen für
eine bedingungslose Rückgabe laut werden,
hat Sir Robert Witt den Vorschlag gemacht,
die Sammlung abwechselnd in Dublin und
London zu zeigen, ein Plan, der von einer
führenden englischen Kunstzeitschrift „a typi-
cally British compromise“ genannt wird.
Mittelalterliche Klöster
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soeben, als Zweig des Metropolitan Museums,
die „Cloisters“, hauptsächlich eine Stiftung
von John D. Rockefeiler jr., der Oeffentlich-
keit zugänglich gemacht. Eingebettet in eine
hügelige Baumlandschaft erheben sich die
weitläufigen, aus Teilen alter französischer
und spanischer Klöster so illusionsgerecht
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Im Oktober dieses Jahres feiert die Grie'
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man (1. Hälfte 17. Jahrhundert) und J o h. W''
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streutheit des Materials, für Nachweis von Bildern
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zum ord. Mitglied der Preußischen Akademie der W'ssen
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