2
DIE WELTKUNST
Jahrg. XII. Nr. 58/59 vom 25. September 1958
Das neue Bamberger Heimatmuseum
Zu dem wundervollen Museum für Asia-
tische Kunst, das die Stadt Bamberg im ver-
gangenen Jahre in den Räumen der Neuen
Residenz auf dem Domberg eingerichtet hat,
ist in den ersten Augusttagen ein neues von
besonderer Bodenständigkeit gekommen: Das
städtische Museum in der alten Hofhaltung.
Die Stadt Bamberg erfüllt mit dieser Neu-
schöpfung den ersten Teil ihres großzügigen
Museumsprogramms, das den Ausbau der ge-
samten Alten Hofhaltung für die umfangrei-
chen städtischen Sammlungen vorsieht. Es ist
das Auszeichnende des neuen Museums, daß
das Gehäuse selbst schon eine architektonische
Sehenswürdigkeit ersten Ranges darstellt. Der
Bau, durch den Bischof Veit II. von Würzburg
in den Jahren 1570 bis 1576 als Kanzleibau
errichtet, wird als eine der allergelungensten
und bezeichnendsten Schöpfungen der sog.
deutschen Renaissance angesehen. In seinem
südlichen Teile enthält er außerdem noch be-
trächtliche aufgehende Mauerreste der ehe-
maligen Kaiserkapelle aus dem Anfang des
11. Jahrhunderts, die in geschickter Weise in
den inneren Museumsweg einbezogen worden
sind. Da alle Innenräume, soweit dies über-
haupt möglich war, ihrem früheren Aussehen
wieder zurückgegeben worden sind, stellt der
Bau in seiner Gesamtheit ein „lebendiges“
Architekturmuseum dar, das ein prächtiges
Gehäuse für seinen Inhalt bildet.
Inhaltlich füllt das Museum in seinem Erd-
geschoß eine bedeutende vorgeschichtliche
Sammlung aus, in der in ausgezeichneten
brücke gewesen war und 1784 durch Hochwas-
ser zugrunde ging, bezeugen ein glanzvolles
künstlerisches Leben in der auftragsfreudigen
Zeit des Barock. Tn dem Raum, der folgt, ist
die große topographische Abteilung unter-
gebracht, die mit ihrem reichen Material ein
vorzügliches Bild der städtebaulichen Entwick-
lung Bambergs gibt. Einen besonderen An-
ziehungspunkt des Museums wird die zwei
Säle umfassende Waffensammlung bilden. Sie
mündet in den Kaisersaal aus, der mit schlich-
testen Mitteln zur Gedenkstätte ehrwürdigster
geschichtlicher Ueberlieferung ausgestaltet ist.
Im II. Geschoß ist der durch reiche Be-
fensterung ausgezeichnete große Saal mit spät-
gotischen Skulpturen ausgeschmückt. In den
Vitrinen entfalten sich kostbare Stücke der
deutschen Kunst, darunter so erlesene Dinge
wie das von einem der Prachtkodices Kaiser
Heinrichs II. stammende byzantinische Elfen-
bein des 10. Jahrhunderts, rheinische Emails
des 12. Jahrhunderts, ein französischer Prunk-
kamm mit Darstellungen aus der Tristansage
vom Ende des 14. Jahrhunderts und die wun-
dervolle Alabastermadonna vom Ausgang des
15. Jahrhunderts. Im obersten Geschoß end-
lich sind die für die Geschichte der Astrono-
mie so wichtigen Instrumente der Bamberger
Universität aufgestellt. An sie schließt sich
eine kleine, doch ungewöhnlich reich bestellte
Münzsammlung an, die mit einer Wappen-
sammlung ein besonders reizvolles Kabinett
bildet.
Großer Himmelsglobus von Coronelli, 1692 —
Bamberg, Städtisches Museum
Prunkofen aus B a u n a di bei Bamberg, 1690
(Foto Museum, Bamberg]
Fundproben die Entwicklung der alten hei-
mischen Kultur von der jüngeren Steinzeit bis
zum Eintritt des Christentums in die germa-
nische Welt abgelesen werden kann. Das an-
schließende Lapidarium umfaßt mittelalter-
liche Plastik, darunter außergewöhnlich inter-
essante Stücke der Bamberger Domskulpturen
und zahlreiche Vertreter der Rokokoskulptur,
die in Bamberg und Umgebung besonders viel-
fältig sich entwickelte. Im Obergeschoß
empfängt zunächst ein kleines Kabinett mit
spätgotischen Holzskulpturen und Gemälden.
Der- folgende kleine Saale führt deren Ent-
wicklung bis zur Schwelle des 19. Jahrhunderts
herauf, wobei besonders die prachtvollen
Reliefs des Prunkofens aus dem fürstbischöf-
lichen Amtssitz Baunach, Bamberger Keramik
um 1690 glanzvoll vertreten sind. In den Vitri-
nen breitet sich in reichster Fülle Bamberger
Kleinkunst aus: prächtige Uhren, hochinter-
essante Meßinstrumente der alten Bamberger
Universität, Elfenbeinschnitzereien und Bozzet-
tos, darunter der berühmteste, der des Johann
Ferdinand Tietz von dem St. Georg auf der
Seesbrücke, die Deutschlands schönste Rokoko-
Die in allem wohlgelungene Einrichtung
des Museums ist das Ergebnis eines vorbild-
lichen Zusammenwirkens der städtischen Be-
hörden unter dem tatkräftigen Oberbürger-
meister Zahneisen, der Krongutsverwal-
tung unter Ministerialrat E s t e r e r und des
Landesamtes für Denkmalspflege unter Pro-
fessor Schmuderer und Konservator
Ritz. Die Rettung der Alten Hofhaltung als
Baudenkmal darf übrigens als ein großes Ver-
dienst bayerischer Denkmalspflege gebucht
werden.
Graph. Kabinett München
Günther Franke zeigt in seinem Gra-
phischen Kabinett wieder einen Maler des
frühen 19. Jahrhunderts, der zwar den Spe-
zialisten nicht gänzlich unbekannt, aber für
die Allgemeinheit doch verschollen war. Näm-
lich Christian Friedrich
G i 11 e, der 1805 in
Ballenstedt geboren ist,
1827—50 Schüler von
Dahl war, in Plauen und
Dresden arbeitete und
1899 daselbst starb. Er
ist, wie sein Lehrer, den
er in keiner Weise ver-
leugnen kann, kein
eigentlicher Romantiker,
auch gehört er nicht zu
den Großen seiner Zeit,
aber seine kleinen Bild-
chen und Studien — meist
anspruchslose Land-
schaftsmotive und wenig
Figürliches — zeigen
eine solche Naturnähe
und -beobachtung, ein so
feines Kolorit, daß man
ihn den ersten deutschen
Realisten nennen könnte.
Ein anderer und zwar sehr bekannter und
viel gesammelter Meister dieser Zeit ist Joh.
Adam Klein, der sich mit einer Kollektion
Zeichnungen und Aquarelle anschließt. Im
(Kl. Graph. Kabinett)
Christian Fr. Gille, Blick über die Elbe. Ausstellung Graphisches
K a b i nett Günther Franke, München
Lapidarium. Bamberg, Städtisches Museum (Foto Museum Bamberg)
Gegensatz zu dem vorigen ist es ihm, abge-
sehen von einigen aquarellierten Landschaf-
ten, hauptsächlich um das Figürliche zu tun:
Pferde, Fuhrleute, Landvolk — besonders aus
Italien — sind seine Lieblingsmotive, die er
mit erstaunlicher Charakteristik festhält.
Durch seinen Lehrer van Bemmcl ist er den
alten Niederländern verbunden. Eine Reihe
weiterer bedeutsamer Namen tragen dazu bei-
von der Malkunst des frühen 19. Jahrhunderts
eine Vorstellung zu geben. Wir erwähnen
Carus, J. Chr. Erhard, Gurlitt, Hackert, Horny,
Loos, Nerly, H. und F. P. Reinhold, F. W-
Schiertz, A. Venus u. a. F.
Meisterwerke aus vier Jahrhunderten
Die Ausstellung im Museum Moymans, Rotterdam
II. Die Zeichnungen
Sammler von Zeichnungen sind meistens ein
anderer Menschenschlag als Sammler von Ge-
mälden. Nicht, oder wenigstens nicht an
erster Stelle, weil ihre Tätigkeit Auge und
Fantasie in anderer Weise befriedigt, als Bil-
der mit ihrer Farbe es tun, sondern vor allem
wohl wegen ihrer Einstellung zum Problem
des Sammelns überhaupt. Es gibt Snobs,
Kriegs- und Revolutionsgewinnler, die Bilder
kaufen, um sich und noch mehr anderen zu
imponieren; aber Zeichnungen? Die finden
ihrer (vermeintlichen) Anspruchslosigkeit
wegen bei dieser Sorte von „Sammlern“ kei-
nen Anwert; höchstens, des Namens halber,
ein Rembrandt. Sachverständiges Sammeln
von Zeichnungen setzt andere Seiten kritischen
Genießens, des Kunstverständnisses, mehr Ge-
fühl für Linie als Farbe, mehr Gefühl für
Fläche als Rundung und Raum voraus, als die
Liebe zu Bildern.
Die Erwerbung selbst bescheidener Sach-
kunde ist bei Zeichnungen vielleicht noch
schwieriger als bei Bildern. Dagegen ist die
Erwerbung von Zeichnungen, wenn es sich
nicht um allergrößte Qualitäten handelt (finan-
ziell), meist leichter als die von Gemälden-
Hier gibt es Möglichkeiten auch für den Samm-
ler mit bescheidenen Mitteln, auch größere
Möglichkeiten von Entdeckungen als bei Bil-
dern. Ein eigenhändiges Gemälde eines Groß-
meisters zu entdecken — der Traum aller
Sammler und die Hoffnung aller Sammler-*
Islamische Buchkunst aus Privatbesitz
Die in der Islamischen Abteilung der Ber-
liner Museen kürzlich eröffnete Ausstellung
ist insofern von besonderer Bedeutung, als sie,
wenn auch leider nur vorübergehend, eine
Lücke schließt, die bedauerlicherweise in dem
reichen und abgerundeten Bestand dieser
Sammlung klafft. Die Frühzeit der islamischen
Miniaturmalerei, die sogenannte „Schule von
Baghdad“, deren Arbeiten gegenwärtig in einer
Kosmographie des Qazwimi. Ausstel-
lung Islamischer Buchkunst aus Privatbesitz in der Isla-
mischen Abteilung der Staat I. Museen, Berlin
(Kl. Staatl. Museen)
überaus eindrucksvollen Ausstellung der
Bibliotheque Nationale zu Paris zum erstenmal
in größerem Zusammenhang gezeigt wird, ist
nur durch ein Blatt aus einem Manuskript der
„Materia Medica“ des Dioskorides aus dem
Jahre 1222 vertreten, das aber eine gute Vor-
stellung gibt von der Frische und Ausdrucks-
kraft der mehr illustrierenden Zeichnung und
der Intensität der Farben, die diese Arbeiten
auszeichnen. Auch in den Miniaturen der aus
dem 14. Jahrhundert stammenden „Kosmogra-
phie“ des Zakaria Qazwini mit ihren wuchtigen
Engeln (s. Abbildung) und Planetenfiguren-
ihren phantastischen Tierkreiszeichen und
Sternbildern und ihren eleganten Tier- und
Pflanzendarstellungen lebt noch manches vorn
Geist der ersten Periode nach, doch klingt da-
neben schon etwas von dem heroischen Ton
an, der die gleichzeitig im iranischen Osten
entstehenden ersten Shahname-Illustrationen
charakterisiert.
Das 15. Jahrhundert ist auf der Ausstellung
nicht vertreten. Hier kann das einzige bedeu-
tende Manuskript im Besitz der Islamischen
Abteilung, ein Gedichtband aus dem Jahre
1420, vermitteln. Aus der klassischen Zeit der
Safawiden-Dynastie in Persien, dem 16. Jahr-
hundert, finden sich eine Anzahl schöner
Handschriften sowie auch zwei Zeichnungen-
Die Jahrhundertwende, die unter Shah
Abbas dem Großen die höchste Blüte des per-
sischen Reiches bezeichnet, huldigt einem
höfisch verfeinerten Stil, dessen Eleganz über
die innere Dekadenz nicht hinwegtäuschen
kann. Aus dem Kreise des führenden Mei-
sters dieser Zeit, Riza Abbasi, stammt ein
Skizzenbuch, dessen Blätter zeigen, wie auf
der einen Seite die geläufigen Typen allmäh-
lich zu leeren Formeln erstarren, während
auf der andern Naturstudien und europäische
Vorbilder neue Anregungen bringen.
Naturtreue der Wiedergabe und Offenheit
für fremde, meist abendländische Einflüsse
kennzeichnen auch die indische Miniaturmale-
rei der Moghulzeit, deren Einzelblätter meist
aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen.
Begleitet wird dieser Querschnitt durch die
Miniaturmalerei von Beispielen der im Orieu
ja noch höher geschätzten Schwesterkunst-
der Kalligraphie. Vom frühen, eckig schwere1/
Kufi des 9. Jahrhunderts bis zum elega®
schwingenden Diwani türkischer Urkunde11
des 16. Jahrhunderts sind nahezu alle Haupt'
typen dieser reichen Kunstgattung Vertretern
Eine ausgesuchte Sammlung persischer uü
türkischer Bucheinbände mit Blindpressung-
Schnittverzierung oder Lackmalerei rundet da5
Bild der islamischen Buchkunst ab, die s
imposante Leistungen hervorbrachte, wie d1’1'
großen, aus einer Moschee in Istanbul ®taI^
inenden Prachtkoran des 16. Jahrhundei
der eines der Glanzstücke der Ausstellu11/'
bildet.
MARIA ALMAS
München • Ottostrasse 1b
Gemälde erster Meister des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Antiquitäten •
Einrichtungen d e s 1 8. J a h r h u n d e r ts
ANGEBOTE ERBETEN
DIE WELTKUNST
Jahrg. XII. Nr. 58/59 vom 25. September 1958
Das neue Bamberger Heimatmuseum
Zu dem wundervollen Museum für Asia-
tische Kunst, das die Stadt Bamberg im ver-
gangenen Jahre in den Räumen der Neuen
Residenz auf dem Domberg eingerichtet hat,
ist in den ersten Augusttagen ein neues von
besonderer Bodenständigkeit gekommen: Das
städtische Museum in der alten Hofhaltung.
Die Stadt Bamberg erfüllt mit dieser Neu-
schöpfung den ersten Teil ihres großzügigen
Museumsprogramms, das den Ausbau der ge-
samten Alten Hofhaltung für die umfangrei-
chen städtischen Sammlungen vorsieht. Es ist
das Auszeichnende des neuen Museums, daß
das Gehäuse selbst schon eine architektonische
Sehenswürdigkeit ersten Ranges darstellt. Der
Bau, durch den Bischof Veit II. von Würzburg
in den Jahren 1570 bis 1576 als Kanzleibau
errichtet, wird als eine der allergelungensten
und bezeichnendsten Schöpfungen der sog.
deutschen Renaissance angesehen. In seinem
südlichen Teile enthält er außerdem noch be-
trächtliche aufgehende Mauerreste der ehe-
maligen Kaiserkapelle aus dem Anfang des
11. Jahrhunderts, die in geschickter Weise in
den inneren Museumsweg einbezogen worden
sind. Da alle Innenräume, soweit dies über-
haupt möglich war, ihrem früheren Aussehen
wieder zurückgegeben worden sind, stellt der
Bau in seiner Gesamtheit ein „lebendiges“
Architekturmuseum dar, das ein prächtiges
Gehäuse für seinen Inhalt bildet.
Inhaltlich füllt das Museum in seinem Erd-
geschoß eine bedeutende vorgeschichtliche
Sammlung aus, in der in ausgezeichneten
brücke gewesen war und 1784 durch Hochwas-
ser zugrunde ging, bezeugen ein glanzvolles
künstlerisches Leben in der auftragsfreudigen
Zeit des Barock. Tn dem Raum, der folgt, ist
die große topographische Abteilung unter-
gebracht, die mit ihrem reichen Material ein
vorzügliches Bild der städtebaulichen Entwick-
lung Bambergs gibt. Einen besonderen An-
ziehungspunkt des Museums wird die zwei
Säle umfassende Waffensammlung bilden. Sie
mündet in den Kaisersaal aus, der mit schlich-
testen Mitteln zur Gedenkstätte ehrwürdigster
geschichtlicher Ueberlieferung ausgestaltet ist.
Im II. Geschoß ist der durch reiche Be-
fensterung ausgezeichnete große Saal mit spät-
gotischen Skulpturen ausgeschmückt. In den
Vitrinen entfalten sich kostbare Stücke der
deutschen Kunst, darunter so erlesene Dinge
wie das von einem der Prachtkodices Kaiser
Heinrichs II. stammende byzantinische Elfen-
bein des 10. Jahrhunderts, rheinische Emails
des 12. Jahrhunderts, ein französischer Prunk-
kamm mit Darstellungen aus der Tristansage
vom Ende des 14. Jahrhunderts und die wun-
dervolle Alabastermadonna vom Ausgang des
15. Jahrhunderts. Im obersten Geschoß end-
lich sind die für die Geschichte der Astrono-
mie so wichtigen Instrumente der Bamberger
Universität aufgestellt. An sie schließt sich
eine kleine, doch ungewöhnlich reich bestellte
Münzsammlung an, die mit einer Wappen-
sammlung ein besonders reizvolles Kabinett
bildet.
Großer Himmelsglobus von Coronelli, 1692 —
Bamberg, Städtisches Museum
Prunkofen aus B a u n a di bei Bamberg, 1690
(Foto Museum, Bamberg]
Fundproben die Entwicklung der alten hei-
mischen Kultur von der jüngeren Steinzeit bis
zum Eintritt des Christentums in die germa-
nische Welt abgelesen werden kann. Das an-
schließende Lapidarium umfaßt mittelalter-
liche Plastik, darunter außergewöhnlich inter-
essante Stücke der Bamberger Domskulpturen
und zahlreiche Vertreter der Rokokoskulptur,
die in Bamberg und Umgebung besonders viel-
fältig sich entwickelte. Im Obergeschoß
empfängt zunächst ein kleines Kabinett mit
spätgotischen Holzskulpturen und Gemälden.
Der- folgende kleine Saale führt deren Ent-
wicklung bis zur Schwelle des 19. Jahrhunderts
herauf, wobei besonders die prachtvollen
Reliefs des Prunkofens aus dem fürstbischöf-
lichen Amtssitz Baunach, Bamberger Keramik
um 1690 glanzvoll vertreten sind. In den Vitri-
nen breitet sich in reichster Fülle Bamberger
Kleinkunst aus: prächtige Uhren, hochinter-
essante Meßinstrumente der alten Bamberger
Universität, Elfenbeinschnitzereien und Bozzet-
tos, darunter der berühmteste, der des Johann
Ferdinand Tietz von dem St. Georg auf der
Seesbrücke, die Deutschlands schönste Rokoko-
Die in allem wohlgelungene Einrichtung
des Museums ist das Ergebnis eines vorbild-
lichen Zusammenwirkens der städtischen Be-
hörden unter dem tatkräftigen Oberbürger-
meister Zahneisen, der Krongutsverwal-
tung unter Ministerialrat E s t e r e r und des
Landesamtes für Denkmalspflege unter Pro-
fessor Schmuderer und Konservator
Ritz. Die Rettung der Alten Hofhaltung als
Baudenkmal darf übrigens als ein großes Ver-
dienst bayerischer Denkmalspflege gebucht
werden.
Graph. Kabinett München
Günther Franke zeigt in seinem Gra-
phischen Kabinett wieder einen Maler des
frühen 19. Jahrhunderts, der zwar den Spe-
zialisten nicht gänzlich unbekannt, aber für
die Allgemeinheit doch verschollen war. Näm-
lich Christian Friedrich
G i 11 e, der 1805 in
Ballenstedt geboren ist,
1827—50 Schüler von
Dahl war, in Plauen und
Dresden arbeitete und
1899 daselbst starb. Er
ist, wie sein Lehrer, den
er in keiner Weise ver-
leugnen kann, kein
eigentlicher Romantiker,
auch gehört er nicht zu
den Großen seiner Zeit,
aber seine kleinen Bild-
chen und Studien — meist
anspruchslose Land-
schaftsmotive und wenig
Figürliches — zeigen
eine solche Naturnähe
und -beobachtung, ein so
feines Kolorit, daß man
ihn den ersten deutschen
Realisten nennen könnte.
Ein anderer und zwar sehr bekannter und
viel gesammelter Meister dieser Zeit ist Joh.
Adam Klein, der sich mit einer Kollektion
Zeichnungen und Aquarelle anschließt. Im
(Kl. Graph. Kabinett)
Christian Fr. Gille, Blick über die Elbe. Ausstellung Graphisches
K a b i nett Günther Franke, München
Lapidarium. Bamberg, Städtisches Museum (Foto Museum Bamberg)
Gegensatz zu dem vorigen ist es ihm, abge-
sehen von einigen aquarellierten Landschaf-
ten, hauptsächlich um das Figürliche zu tun:
Pferde, Fuhrleute, Landvolk — besonders aus
Italien — sind seine Lieblingsmotive, die er
mit erstaunlicher Charakteristik festhält.
Durch seinen Lehrer van Bemmcl ist er den
alten Niederländern verbunden. Eine Reihe
weiterer bedeutsamer Namen tragen dazu bei-
von der Malkunst des frühen 19. Jahrhunderts
eine Vorstellung zu geben. Wir erwähnen
Carus, J. Chr. Erhard, Gurlitt, Hackert, Horny,
Loos, Nerly, H. und F. P. Reinhold, F. W-
Schiertz, A. Venus u. a. F.
Meisterwerke aus vier Jahrhunderten
Die Ausstellung im Museum Moymans, Rotterdam
II. Die Zeichnungen
Sammler von Zeichnungen sind meistens ein
anderer Menschenschlag als Sammler von Ge-
mälden. Nicht, oder wenigstens nicht an
erster Stelle, weil ihre Tätigkeit Auge und
Fantasie in anderer Weise befriedigt, als Bil-
der mit ihrer Farbe es tun, sondern vor allem
wohl wegen ihrer Einstellung zum Problem
des Sammelns überhaupt. Es gibt Snobs,
Kriegs- und Revolutionsgewinnler, die Bilder
kaufen, um sich und noch mehr anderen zu
imponieren; aber Zeichnungen? Die finden
ihrer (vermeintlichen) Anspruchslosigkeit
wegen bei dieser Sorte von „Sammlern“ kei-
nen Anwert; höchstens, des Namens halber,
ein Rembrandt. Sachverständiges Sammeln
von Zeichnungen setzt andere Seiten kritischen
Genießens, des Kunstverständnisses, mehr Ge-
fühl für Linie als Farbe, mehr Gefühl für
Fläche als Rundung und Raum voraus, als die
Liebe zu Bildern.
Die Erwerbung selbst bescheidener Sach-
kunde ist bei Zeichnungen vielleicht noch
schwieriger als bei Bildern. Dagegen ist die
Erwerbung von Zeichnungen, wenn es sich
nicht um allergrößte Qualitäten handelt (finan-
ziell), meist leichter als die von Gemälden-
Hier gibt es Möglichkeiten auch für den Samm-
ler mit bescheidenen Mitteln, auch größere
Möglichkeiten von Entdeckungen als bei Bil-
dern. Ein eigenhändiges Gemälde eines Groß-
meisters zu entdecken — der Traum aller
Sammler und die Hoffnung aller Sammler-*
Islamische Buchkunst aus Privatbesitz
Die in der Islamischen Abteilung der Ber-
liner Museen kürzlich eröffnete Ausstellung
ist insofern von besonderer Bedeutung, als sie,
wenn auch leider nur vorübergehend, eine
Lücke schließt, die bedauerlicherweise in dem
reichen und abgerundeten Bestand dieser
Sammlung klafft. Die Frühzeit der islamischen
Miniaturmalerei, die sogenannte „Schule von
Baghdad“, deren Arbeiten gegenwärtig in einer
Kosmographie des Qazwimi. Ausstel-
lung Islamischer Buchkunst aus Privatbesitz in der Isla-
mischen Abteilung der Staat I. Museen, Berlin
(Kl. Staatl. Museen)
überaus eindrucksvollen Ausstellung der
Bibliotheque Nationale zu Paris zum erstenmal
in größerem Zusammenhang gezeigt wird, ist
nur durch ein Blatt aus einem Manuskript der
„Materia Medica“ des Dioskorides aus dem
Jahre 1222 vertreten, das aber eine gute Vor-
stellung gibt von der Frische und Ausdrucks-
kraft der mehr illustrierenden Zeichnung und
der Intensität der Farben, die diese Arbeiten
auszeichnen. Auch in den Miniaturen der aus
dem 14. Jahrhundert stammenden „Kosmogra-
phie“ des Zakaria Qazwini mit ihren wuchtigen
Engeln (s. Abbildung) und Planetenfiguren-
ihren phantastischen Tierkreiszeichen und
Sternbildern und ihren eleganten Tier- und
Pflanzendarstellungen lebt noch manches vorn
Geist der ersten Periode nach, doch klingt da-
neben schon etwas von dem heroischen Ton
an, der die gleichzeitig im iranischen Osten
entstehenden ersten Shahname-Illustrationen
charakterisiert.
Das 15. Jahrhundert ist auf der Ausstellung
nicht vertreten. Hier kann das einzige bedeu-
tende Manuskript im Besitz der Islamischen
Abteilung, ein Gedichtband aus dem Jahre
1420, vermitteln. Aus der klassischen Zeit der
Safawiden-Dynastie in Persien, dem 16. Jahr-
hundert, finden sich eine Anzahl schöner
Handschriften sowie auch zwei Zeichnungen-
Die Jahrhundertwende, die unter Shah
Abbas dem Großen die höchste Blüte des per-
sischen Reiches bezeichnet, huldigt einem
höfisch verfeinerten Stil, dessen Eleganz über
die innere Dekadenz nicht hinwegtäuschen
kann. Aus dem Kreise des führenden Mei-
sters dieser Zeit, Riza Abbasi, stammt ein
Skizzenbuch, dessen Blätter zeigen, wie auf
der einen Seite die geläufigen Typen allmäh-
lich zu leeren Formeln erstarren, während
auf der andern Naturstudien und europäische
Vorbilder neue Anregungen bringen.
Naturtreue der Wiedergabe und Offenheit
für fremde, meist abendländische Einflüsse
kennzeichnen auch die indische Miniaturmale-
rei der Moghulzeit, deren Einzelblätter meist
aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen.
Begleitet wird dieser Querschnitt durch die
Miniaturmalerei von Beispielen der im Orieu
ja noch höher geschätzten Schwesterkunst-
der Kalligraphie. Vom frühen, eckig schwere1/
Kufi des 9. Jahrhunderts bis zum elega®
schwingenden Diwani türkischer Urkunde11
des 16. Jahrhunderts sind nahezu alle Haupt'
typen dieser reichen Kunstgattung Vertretern
Eine ausgesuchte Sammlung persischer uü
türkischer Bucheinbände mit Blindpressung-
Schnittverzierung oder Lackmalerei rundet da5
Bild der islamischen Buchkunst ab, die s
imposante Leistungen hervorbrachte, wie d1’1'
großen, aus einer Moschee in Istanbul ®taI^
inenden Prachtkoran des 16. Jahrhundei
der eines der Glanzstücke der Ausstellu11/'
bildet.
MARIA ALMAS
München • Ottostrasse 1b
Gemälde erster Meister des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Antiquitäten •
Einrichtungen d e s 1 8. J a h r h u n d e r ts
ANGEBOTE ERBETEN