Jahrg. XII, Nr. 42/45 vom 25. Oktober 1938
DIE WELTKUNST
gewissenhaft verzeichnet — so fällt vor allem
ins Auge, daß Preise, die die hunderttausend
Mark überschreiten, nur in einem Fall vorge-
kommen sind, ja, daß Bruchteile dieses Ergeb-
selten durch eine einzelne Versteigerung er-
ledigt. Das zeigt gegenwärtig wiederum die
Behutsamkeit, mit der Riesenbesitze wie Pier-
pont Morgan oder Hearst an verschiedensten
Orten durch Versteige-
rung und freien Verkauf
gleichzeitig oder in län-
geren Abständen aufge-
löst werden. Denn, was
dem Laien meist uner-
forschlich bleibt: Ver-
steigerung und freier
Handel bedingen sich in
viel stärkerem Maße, als
gewöhnlich angenommen
wird. Das empfindliche
Instrument, das der
Kunsthandel darstellt,
verträgt in keiner Weise
eine Ueberbelastung nach
irgendeiner der beiden
Seiten. So hat doch selbst
ein als besonders „ro-
bust“ und tragfähiger
Markt wie der von Lon-
don in vielen Fällen
Planänderungen vorneh-
men müssen, wenn für
die Versteigerung nicht
der richtige Augenblick
vorhanden ist: wir er-
innern als Beispiel an
die Versteigerung der
riesigen Handschriften-
sammlung Chester Beat-
ty, die 1932 und 1955 be-
gann und seither auf
dem Wege des öffent-
lichen Ausgebotes nicht
fortgesetzt wurde.
Die vergangene Sai-
son hat in Deutschland
ein Angebot gebracht,
das den Vergleich —
ebenso wie die Preise
—, im richtigen Verhält-
nis gesehen, mit dem
Ausland nicht zu scheuen
Chippendale-Schrank {„Taliboy"), Mahagoni, London, Georg III.,
um 1760. Aus dem Kunsthaus Armand Gobiet, Berlin (Foto Schulz)
nisses bereits die Fachblätter zu enthusiasti-
scher Bewunderung zwingen.
Denn die Praxis in gesunden Zeiten wird
immer die sein: die Auflösung einer ganz
großen und qualitätvollen Sammlung wird
hat. Hier wie dort werden die großen Werte,
bei ihrer relativen Seltenheit, im freien Kunst-
handel mühelos umgesetzt, ohne daß das Preis-
niveau der Auktionen irgendwie darunter zu
leiden hätte. Von der mittleren Preisbildung
Neuaufstellung eines Saales mittelalterlicher Bildwerke
im Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund (Museums-Foto)
wird es letzten Endes
abhängen, wie stark die
Stabilität eines Mark-
tes ist. Er hat sich in
Deutschland im letzten
Jahre bewährt, und es
besteht nicht der ge-
ringste Anlaß, an seiner
Festigkeit für die Zu-
kunft zu zweifeln, sofern
man falsche Illusionen
zugunsten einer reale-
ren Betrachtungsweise
aufzugeben geneigt ist.
Holländische
Rückkäufe
in Amerika
Es ist sammelpolitisch
von besonderem Inter-
esse, daß neuerdings
wiederum einige Meister-
werke holländischer Ma-
lerei durch das Eingrei-
fen des holländischen
Kunsthandels in ihre
Heimat zurückgekehrt
sind. So sind aus der
Sammlung Pierpont Mor-
gan zwei Hauptwerke
von Frans Hals soeben in
holländischen Besitz über-
gegangen: das Bildnis des
Michiel de Wael, Mit-
glieds der Schützengilde
von St. Jorisdoelen, aus
dem Jahre 1638, und das
aus demselben Jahre stammende Bildnis einer
jungen Frau, ursprünglich im Besitz Georgs IV.
von England und um 1895 für eine Riesen-
summe von Pierpont Morgan erworben. Das
erstgenannte Bild befand
sich ursprünglich in der
berühmten Sammlung
Seymour, bei deren Ver-
steigerung in London es
im Jahre 1897 £ 5600 er-
zielte, um kurz darauf
für etwa £ 40 000 in den
Besitz des amerikani-
schen Magnaten überzu-
gehen.
Auch aus einer an-
deren amerikanischen
Sammlung, die wie die
erstgenannte sich in
langsamer Auflösung be-
findet, aus der Sammlung
des amerikanischen Zei-
tungskönigs Sir William
Randolph Hearst, konnte
sich der Amsterdamer
Kunsthandel ein Haupt-
werk sichern: ein See-
stück von Willem van de
Velde, ehemals in den
Sammlungen Marquess of
Lothian und Lord Du-
veen.
Dortmunder
Museum
Die S a m m 1 u n g e n
des Museums für
Kunst- und Kul-
turgeschichte in
Dortmund befinden
in der Galerie L. T. Neumann/
(Foto Gal. Neumann)
teilung „Mittelalterliche Bildhauerkunst iu
Westfalen“ konnte soeben wieder zugänglich
gemacht werden (s. Abb.). Die bedeutende
Sammlung westfälischer Volkskunst wird in
Thomas Ender, Frauenbildnis
Ausstellung „Künstler der Ostmark'
Wien
sich seit zwei Jahren in
einer durchgreifenden
Neuordnung. Die Ab-
Max Slevogt, Rosen. 1904. Leinwand, 74 : 63 cm. Ausgestellt anläßlich
des 70. Geburtstags Slevogts in der Galerie Ernst Arnold, Mü nchen
(Foto Gal. Arnold)
MARIA ALMAS
München • Ottostrasse 1b
Gemälde erster Meister des 15. bis einschließlich 19. Jahrhunderts
Antiquitäten »Einrichtungen des 18.Jahrhunderts
ANGEBOTE ERBETEN
iLT-WIEN / ALTmBERLINm
ALT-DEUTSCHLAND”
Ausstellung von hervorragenden Gemälden von
AMERLING, DEFREGGER, LOOS, MARKO, WALDMÜLLER
FREGEVIZE, HOSEMANN, HUMMEL, KRÜGER, MENZEL
MEYERHEIM, v. RENTZELL, STEFFECK, VÖLCKER
BÜRKEL, DAHL, FOHR, GRAFF, KOBELL, MOHN, NEHER
RAYSKL ROTTMANN, SPITZWEG, STIELER, TISCHBEIN u. a.
Bebildertes Verzeichnis auf Wunsch
GALERIE DR. W. \. LIJZ, BERLIN W62, KlIRFÜRSTENSTRA SSE 127
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Werke deutscher
und ausländischer Meister
Mathias Göhringer-Alte Kunst
Kunstauktionen
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ENGL- MOTEL und FARBSTFCHE
KUNSTGEWERBE des
DIE WELTKUNST
gewissenhaft verzeichnet — so fällt vor allem
ins Auge, daß Preise, die die hunderttausend
Mark überschreiten, nur in einem Fall vorge-
kommen sind, ja, daß Bruchteile dieses Ergeb-
selten durch eine einzelne Versteigerung er-
ledigt. Das zeigt gegenwärtig wiederum die
Behutsamkeit, mit der Riesenbesitze wie Pier-
pont Morgan oder Hearst an verschiedensten
Orten durch Versteige-
rung und freien Verkauf
gleichzeitig oder in län-
geren Abständen aufge-
löst werden. Denn, was
dem Laien meist uner-
forschlich bleibt: Ver-
steigerung und freier
Handel bedingen sich in
viel stärkerem Maße, als
gewöhnlich angenommen
wird. Das empfindliche
Instrument, das der
Kunsthandel darstellt,
verträgt in keiner Weise
eine Ueberbelastung nach
irgendeiner der beiden
Seiten. So hat doch selbst
ein als besonders „ro-
bust“ und tragfähiger
Markt wie der von Lon-
don in vielen Fällen
Planänderungen vorneh-
men müssen, wenn für
die Versteigerung nicht
der richtige Augenblick
vorhanden ist: wir er-
innern als Beispiel an
die Versteigerung der
riesigen Handschriften-
sammlung Chester Beat-
ty, die 1932 und 1955 be-
gann und seither auf
dem Wege des öffent-
lichen Ausgebotes nicht
fortgesetzt wurde.
Die vergangene Sai-
son hat in Deutschland
ein Angebot gebracht,
das den Vergleich —
ebenso wie die Preise
—, im richtigen Verhält-
nis gesehen, mit dem
Ausland nicht zu scheuen
Chippendale-Schrank {„Taliboy"), Mahagoni, London, Georg III.,
um 1760. Aus dem Kunsthaus Armand Gobiet, Berlin (Foto Schulz)
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scher Bewunderung zwingen.
Denn die Praxis in gesunden Zeiten wird
immer die sein: die Auflösung einer ganz
großen und qualitätvollen Sammlung wird
hat. Hier wie dort werden die großen Werte,
bei ihrer relativen Seltenheit, im freien Kunst-
handel mühelos umgesetzt, ohne daß das Preis-
niveau der Auktionen irgendwie darunter zu
leiden hätte. Von der mittleren Preisbildung
Neuaufstellung eines Saales mittelalterlicher Bildwerke
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abhängen, wie stark die
Stabilität eines Mark-
tes ist. Er hat sich in
Deutschland im letzten
Jahre bewährt, und es
besteht nicht der ge-
ringste Anlaß, an seiner
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von besonderem Inter-
esse, daß neuerdings
wiederum einige Meister-
werke holländischer Ma-
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fen des holländischen
Kunsthandels in ihre
Heimat zurückgekehrt
sind. So sind aus der
Sammlung Pierpont Mor-
gan zwei Hauptwerke
von Frans Hals soeben in
holländischen Besitz über-
gegangen: das Bildnis des
Michiel de Wael, Mit-
glieds der Schützengilde
von St. Jorisdoelen, aus
dem Jahre 1638, und das
aus demselben Jahre stammende Bildnis einer
jungen Frau, ursprünglich im Besitz Georgs IV.
von England und um 1895 für eine Riesen-
summe von Pierpont Morgan erworben. Das
erstgenannte Bild befand
sich ursprünglich in der
berühmten Sammlung
Seymour, bei deren Ver-
steigerung in London es
im Jahre 1897 £ 5600 er-
zielte, um kurz darauf
für etwa £ 40 000 in den
Besitz des amerikani-
schen Magnaten überzu-
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deren amerikanischen
Sammlung, die wie die
erstgenannte sich in
langsamer Auflösung be-
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Randolph Hearst, konnte
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Kunsthandel ein Haupt-
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Velde, ehemals in den
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Wien
sich seit zwei Jahren in
einer durchgreifenden
Neuordnung. Die Ab-
Max Slevogt, Rosen. 1904. Leinwand, 74 : 63 cm. Ausgestellt anläßlich
des 70. Geburtstags Slevogts in der Galerie Ernst Arnold, Mü nchen
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