Jahrg. XII, Nr. 46 vom 13. November 1938
DIE WELTKUNST
5
JULIUS BÖHLER
(Museums-Foto)
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN
BRIENNER STRASSE 12
den unvollendeten stehenden weiblichen Akt
aufmerksam.
An die Graphik schließt sich eine Abteilung
Bücher an, die in der Hauptsache Periodica
enthält, außerdem eine große Abteilung Ge-
schichte.
schon in den 80er Jahren des
densaltar, beschützt von einem hallenartigen
Porticus. Man wollte den Altar öffentlich
aufstellen, ihm aber gleichzeitig sowohl einen
Lahmen wie einen Schutz geben. Das löst
dieser Porticus, dessen Basis aus dunkelstem
1 ravertin, dessen schlanke Doppelpfeiler aus
Porphyr gestaltet sind. Es ist den Bemühun-
gen der italienischen Regierung gelungen, bei-
heben sind die Werke von Dürer, Rembrandt,
Schongauer und seltene Blätter von Neyts,
Meckenem, Claude, Gellee, Ostade. Unter den
neueren Künstlern verdient besondere Erwäh-
nung die Sammlung von 8 graphischen Blättern
von C. D. Friedrich. (Abb. Nr. 44/45), also fast
das komplette graphische Werk. Verschiedene
Blätter davon sind als Unika anzusprechen,
sämtlich gehören sie zu den größten Selten-
heiten der Romantiker-Graphik. Besonderes
Interesse dürfte den französischen Lithogra-
phien entgegengebracht werden, die z. T. aus
der Sammlung Beraldi stammen. Es sind dies
Blätter von Bonington. Daumier, Dore, Ga-
yarni, Raffet, Gericault, Prudhon etc. Unter
den modernen Radierungen machen wir auf
zwei Radierungen von Kar] Stauffer-Bern und
auch etwas
denken, ist
das Mono-
(um 1620 bis nach 1664), Stilleben. Leinwand, 91 : 65 cm, monögrämmiert
Asher & Welker, London (Foto Cooper)
nahe alle auf die Welt und in den römischen
Fundamenten verstreuten Teile des großen
Altars zusammenzubringen. Hinter dem Altar
erhebt sich völlig frei, flankiert allein durch
die St. Rochuskirche, das große Mausoleum
der Julier, dessen Befreiung und Neugestal-
tung als eines der größten Werke in der Er-
neuerung Roms zu betrachten ist.
Abraham Susenier
Eigentümer:
Silberne Weihegabe aus dem Dolichenus-Fund
von Mauer a. d. Uri. 2. Jahrhundert
Ausstellung: Wien,
Museum
Das Hauptstück des Vermächtnisses bildet
aber ein ausgezeichnetes Pastellbildnis von
F r i e d r i ch August Tis ch b e i n (s. Abb.
S. 1), das 1780 in Stuttgart entstand und
den Stecher Job. Gotth. Müller darstellt.
Wir kennen z. B. ein Selbstbildnis von Adriaen
van de Velde, kennen Hafenszenen von Emma-
nuel de Witte. Das ist die eine Gruppe von
„seltsamen“ Werken; die andere umfaßt an
und für sich merkwürdige, eigenartige und
darum seltene Schöpfungen. Von beiden sollen
heute einige Proben gebracht werden.
Bei Betrachtung der ersten Abbildung „Still-
leben mit der Katze“, das wir hier wieder-
geben, wird wohl kaum ein Betrachter sogleich
an den Meister denken, der es geschaffen hat,
Sonderaussfellung der
Antikensammlung Wien
Gegenstand dieser bedeutsamen Sonder-
schau der Antikensammlung im Kunsthistori-
schen Museum in Wien ist der im Jahre 1937
geborgene römerzeitliche F u n d v o n Maue r
an der Uri (Bez. Amstetten), der mit seinen
über hundert Objekten aus dem 2. Jahrhun-
dert n. Chr. stammt und mit dem Kulte des
Juppiter Dolichenus zusammenhängt. Nicht
nur der ungewöhnliche Reichtum dieser ehe-
mals größtenteils einem Tempel gehörigen
Kult- und Gebrauchsgegenstände macht die
Bedeutung des Fundes aus, sondern auch, der
Umstand, daß er in kulturhistorischer und
künstlerischer Hinsicht vielfach neue Auf-
schlüsse geben kann. Vom archäologischen
Standpunkt aus lassen sich verschiedene Be-
ziehungen erkennen, die nach dem Osten,
Westen und Süden weisen und ein gutes Bild
von der Komplexheit spätrömischer Kultur
geben. Unter den Bronzestatuetten erweckt
das kleine Standbild einer Victoria besonderes
Interesse, da es sich durch seinen eigenwilligen
Stil deutlich von den anderen, mehr in der
gewohnten Art provinzialrömischer Kunst ge-
arbeiteten Plastiken abhebt. Außer diesen
Votivgaben weist der Fund zwei als Standarten
gebildete, dreiecksförmige Votivreliefs auf, wie
solche bisher nur in geringer Anzahl — und
diese, nicht in so guter und vollständiger Er-
haltung — bekannt waren. Nicht minder be-
deutend ist schließlich eine Reihe von 25 Weihe-
geschenken in Form von länglichen, dünnen
Silberplättchen (Länge 17 bis 37 cm; vgl. Ab-
bildung), deren stark stilisierte Form ursprüng-
lich das Palmenmotiv gewesen sein dürfte; die
meisten tragen eine Weihinschrift, eines auch
die Darstellung des Gottes. Auch die einfache-
ren Gegenstände, Bronzen und Keramik, zeich-
nen sich durch schöne Formen aus; als be-
merkenswertes Stück sei noch das Prachtsieb
des 1. Jahrh. hervorgehoben, das außer durch
sein Ornament durch eine Inschrift wichtig ist,
die den Meister angibt und Rom als Ent-
stehungsort erschließen läßt. Um die wissen-
schaftliche Bearbeitung und die Konservierung
des Fundes hat sich Kustos Dr. R. Noll ver-
dient gemacht, der auch für die Ausstellung
einen eigenen Katalog verfaßte. K. B.
Frankfurt, 22.-24. Nov.
Im Kunsthaus Heinrich Hahn
kommen vom 22.-24. November vier Samm-
lungen und verschiedener Privatbesitz zur Ver-
steigerung. An erster Stelle muß die hoch-
stehende Porzellan-Sammlung M. H. genannt
werden, die neben Frankenthaler, Veilsdorfer,
Limbacher, Ludwigsburger, Meißener, Nym-
phenburger Figuren und Gruppen vor allem
eine große Zahl Höchster Porzellane, darunter
bisher unbekannte Modelle, umfaßt. Die wei-
JliiktionsTorberichte
Berlin, 23.—50. Nov.
Die Firma Reinhold P u p p e 1 verstei-
gert am 28.—50. November alte und moderne
Graphik und Bücher. Besonders hervorzu-
und dessen berühmtes Monogramm es sehr
deutlich auf der Messerklinge trägt: Pieter
C 1 a e s z. Das gute Bild ist breit, hauptsäch-
lich braun in braun gemalt, und läßt fast ein
wenig an van Beyeren denken, wenngleich
man bei näherer Betrachtung es gewiß nicht
diesem Meister zuschrei-
ben würde, auch wenn
es nicht das erwähnte
Monogramm trüge.
Noch stärker erinnert
aber an van Beyeren
das sehr schöne und
kraftvolle Stilleben, das
die zweite Abbildung
zeigt. Es läßt, in der
Zinnkanne,
an Treck
aber, wenn
gramm A. B. richtig ge-
deutet wird — und wir
wüßten keine andere
Deutung als diese —
von Abraham Susenier
gemalt, einem Dordrech-
ter Maler, von dem vor
Jahren auf der Stilleben-
ausstellung bei Goud-
stikker, Amsterdam, ein
„Freilicht-Stilleben“ zu
sehen war (freilich ein,
wie sich bei näherer
Betrachtung zeigte, im Atelier gemaltes).
Nicht ganz so schwierig ist die Zuschreibung
der Landschaft mit einem Turme und einer
Don Quixote- und einer Sancho Pansa-artigen
Figur — nur daß, bedauerlicherweise, Sancho
Panso zu Pferd und Don Quixote zu Fuß ab-
gebildet ist. Es handelt sich um ein sehr an-
sprechendes kleines Werk von Pieter de Mo-
lijn (Abbildung S. 2), das die Auffassung
stützen könnte, der Meister habe auch die
Berge gekannt.
Lucas Cranach cL Ae., Bildnis Balthasar Hoffner. 1521
Neuerwerbung der Staatsgalerie, Stuttgart (Bericht S. 1) (Museums-Foto)
„Seltsame44 Holländer im intern. Kunsthandel
Es ist bekannt — Plietzsch hat einmal darüber
einen auch heute noch lesenswerten Aufsatz
veröffentlicht —, daß holländische Meister des
17. Jahrhunderts bisweilen ihre Meisterschaft
Werken zuwandten, die eigentlich außerhalb
ihres gewohnten Darstellungsgebietes lagen.
Pieter Claesz, Stilleben mit Katze
Holz, 50 : 68 cm — Monogr., datiert
Eigentümer.- Kunsthandlung J. D. Klaasen, Rotterdam
(Foto Frequin)
Ein Vermächtnis an die Würth Staatsgalerie
Nachdem
vorigen Jahrhunderts der schwäbische Maler
Karl Müller eine stattliche Sammlung von
Handzeichnungen und Kupferstichen seines
Vaters und Großvaters, d. h. den Stechern Jo-
hann Friedrich Müller (1782—1816) und Johann
Gotthard von Müller (1747—1850), der Württ.
Staatsgalerie gestiftet hatte, die die Blätter
seitdem im „Müller-Kabinett“ bewahrte,
schenkte Margarete von Müller in Frankfurt
noch in den letzten Jahren eine Reihe von
Bildern ihres Vaters Karl Müller an die Stutt-
garter Sammlung. Nach ihrem Tode gelangte
nun die gesamte künstlerische Hinterlassen-
schaft dieser drei Generationen Müller als
Vermächtnis in den Besitz der Staatsgalerie,
Wie hier bereits kurz berichtet.
Von dem Haupt der schwäbischen Künstler-
familie, Joh. Gotthard Müller, der Schüler von
Guibal und von J. G. Wille in Paris und von
•776 an Professor und Leiter der Kupferstich-
klasse an der Hohen Karlsschule war und spä-
ter eine eigene Stecherschule leitete, waren es
Vornehmlich Zeichnungen und Stiche. Ebenso
von dessen frühverstorbenem Sohn Johann
Friedrich, der seit .1814 Professor an der
dresdner Akademie war und dort Raphaels
Sixtinische Madonna in den Kupferstich über-
trug, wozu noch zahlreiche Einzelstudien vor-
handen sind. Neben Bildnissen Friedrichs ge-
fugten vor allem eine' Anzahl Familienpor-
träts und Aquarelle Karls von Müller nach
Stuttgart, der einst ein Jahrzehnt mit Ingres
Z||sammen in Rom arbeitete und später vor-
liegend in Paris lebte.
DIE WELTKUNST
5
JULIUS BÖHLER
(Museums-Foto)
ALTE GEMÄLDE, ANTIQUITÄTEN
UND ALTE MÖBEL
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
MÜNCHEN
BRIENNER STRASSE 12
den unvollendeten stehenden weiblichen Akt
aufmerksam.
An die Graphik schließt sich eine Abteilung
Bücher an, die in der Hauptsache Periodica
enthält, außerdem eine große Abteilung Ge-
schichte.
schon in den 80er Jahren des
densaltar, beschützt von einem hallenartigen
Porticus. Man wollte den Altar öffentlich
aufstellen, ihm aber gleichzeitig sowohl einen
Lahmen wie einen Schutz geben. Das löst
dieser Porticus, dessen Basis aus dunkelstem
1 ravertin, dessen schlanke Doppelpfeiler aus
Porphyr gestaltet sind. Es ist den Bemühun-
gen der italienischen Regierung gelungen, bei-
heben sind die Werke von Dürer, Rembrandt,
Schongauer und seltene Blätter von Neyts,
Meckenem, Claude, Gellee, Ostade. Unter den
neueren Künstlern verdient besondere Erwäh-
nung die Sammlung von 8 graphischen Blättern
von C. D. Friedrich. (Abb. Nr. 44/45), also fast
das komplette graphische Werk. Verschiedene
Blätter davon sind als Unika anzusprechen,
sämtlich gehören sie zu den größten Selten-
heiten der Romantiker-Graphik. Besonderes
Interesse dürfte den französischen Lithogra-
phien entgegengebracht werden, die z. T. aus
der Sammlung Beraldi stammen. Es sind dies
Blätter von Bonington. Daumier, Dore, Ga-
yarni, Raffet, Gericault, Prudhon etc. Unter
den modernen Radierungen machen wir auf
zwei Radierungen von Kar] Stauffer-Bern und
auch etwas
denken, ist
das Mono-
(um 1620 bis nach 1664), Stilleben. Leinwand, 91 : 65 cm, monögrämmiert
Asher & Welker, London (Foto Cooper)
nahe alle auf die Welt und in den römischen
Fundamenten verstreuten Teile des großen
Altars zusammenzubringen. Hinter dem Altar
erhebt sich völlig frei, flankiert allein durch
die St. Rochuskirche, das große Mausoleum
der Julier, dessen Befreiung und Neugestal-
tung als eines der größten Werke in der Er-
neuerung Roms zu betrachten ist.
Abraham Susenier
Eigentümer:
Silberne Weihegabe aus dem Dolichenus-Fund
von Mauer a. d. Uri. 2. Jahrhundert
Ausstellung: Wien,
Museum
Das Hauptstück des Vermächtnisses bildet
aber ein ausgezeichnetes Pastellbildnis von
F r i e d r i ch August Tis ch b e i n (s. Abb.
S. 1), das 1780 in Stuttgart entstand und
den Stecher Job. Gotth. Müller darstellt.
Wir kennen z. B. ein Selbstbildnis von Adriaen
van de Velde, kennen Hafenszenen von Emma-
nuel de Witte. Das ist die eine Gruppe von
„seltsamen“ Werken; die andere umfaßt an
und für sich merkwürdige, eigenartige und
darum seltene Schöpfungen. Von beiden sollen
heute einige Proben gebracht werden.
Bei Betrachtung der ersten Abbildung „Still-
leben mit der Katze“, das wir hier wieder-
geben, wird wohl kaum ein Betrachter sogleich
an den Meister denken, der es geschaffen hat,
Sonderaussfellung der
Antikensammlung Wien
Gegenstand dieser bedeutsamen Sonder-
schau der Antikensammlung im Kunsthistori-
schen Museum in Wien ist der im Jahre 1937
geborgene römerzeitliche F u n d v o n Maue r
an der Uri (Bez. Amstetten), der mit seinen
über hundert Objekten aus dem 2. Jahrhun-
dert n. Chr. stammt und mit dem Kulte des
Juppiter Dolichenus zusammenhängt. Nicht
nur der ungewöhnliche Reichtum dieser ehe-
mals größtenteils einem Tempel gehörigen
Kult- und Gebrauchsgegenstände macht die
Bedeutung des Fundes aus, sondern auch, der
Umstand, daß er in kulturhistorischer und
künstlerischer Hinsicht vielfach neue Auf-
schlüsse geben kann. Vom archäologischen
Standpunkt aus lassen sich verschiedene Be-
ziehungen erkennen, die nach dem Osten,
Westen und Süden weisen und ein gutes Bild
von der Komplexheit spätrömischer Kultur
geben. Unter den Bronzestatuetten erweckt
das kleine Standbild einer Victoria besonderes
Interesse, da es sich durch seinen eigenwilligen
Stil deutlich von den anderen, mehr in der
gewohnten Art provinzialrömischer Kunst ge-
arbeiteten Plastiken abhebt. Außer diesen
Votivgaben weist der Fund zwei als Standarten
gebildete, dreiecksförmige Votivreliefs auf, wie
solche bisher nur in geringer Anzahl — und
diese, nicht in so guter und vollständiger Er-
haltung — bekannt waren. Nicht minder be-
deutend ist schließlich eine Reihe von 25 Weihe-
geschenken in Form von länglichen, dünnen
Silberplättchen (Länge 17 bis 37 cm; vgl. Ab-
bildung), deren stark stilisierte Form ursprüng-
lich das Palmenmotiv gewesen sein dürfte; die
meisten tragen eine Weihinschrift, eines auch
die Darstellung des Gottes. Auch die einfache-
ren Gegenstände, Bronzen und Keramik, zeich-
nen sich durch schöne Formen aus; als be-
merkenswertes Stück sei noch das Prachtsieb
des 1. Jahrh. hervorgehoben, das außer durch
sein Ornament durch eine Inschrift wichtig ist,
die den Meister angibt und Rom als Ent-
stehungsort erschließen läßt. Um die wissen-
schaftliche Bearbeitung und die Konservierung
des Fundes hat sich Kustos Dr. R. Noll ver-
dient gemacht, der auch für die Ausstellung
einen eigenen Katalog verfaßte. K. B.
Frankfurt, 22.-24. Nov.
Im Kunsthaus Heinrich Hahn
kommen vom 22.-24. November vier Samm-
lungen und verschiedener Privatbesitz zur Ver-
steigerung. An erster Stelle muß die hoch-
stehende Porzellan-Sammlung M. H. genannt
werden, die neben Frankenthaler, Veilsdorfer,
Limbacher, Ludwigsburger, Meißener, Nym-
phenburger Figuren und Gruppen vor allem
eine große Zahl Höchster Porzellane, darunter
bisher unbekannte Modelle, umfaßt. Die wei-
JliiktionsTorberichte
Berlin, 23.—50. Nov.
Die Firma Reinhold P u p p e 1 verstei-
gert am 28.—50. November alte und moderne
Graphik und Bücher. Besonders hervorzu-
und dessen berühmtes Monogramm es sehr
deutlich auf der Messerklinge trägt: Pieter
C 1 a e s z. Das gute Bild ist breit, hauptsäch-
lich braun in braun gemalt, und läßt fast ein
wenig an van Beyeren denken, wenngleich
man bei näherer Betrachtung es gewiß nicht
diesem Meister zuschrei-
ben würde, auch wenn
es nicht das erwähnte
Monogramm trüge.
Noch stärker erinnert
aber an van Beyeren
das sehr schöne und
kraftvolle Stilleben, das
die zweite Abbildung
zeigt. Es läßt, in der
Zinnkanne,
an Treck
aber, wenn
gramm A. B. richtig ge-
deutet wird — und wir
wüßten keine andere
Deutung als diese —
von Abraham Susenier
gemalt, einem Dordrech-
ter Maler, von dem vor
Jahren auf der Stilleben-
ausstellung bei Goud-
stikker, Amsterdam, ein
„Freilicht-Stilleben“ zu
sehen war (freilich ein,
wie sich bei näherer
Betrachtung zeigte, im Atelier gemaltes).
Nicht ganz so schwierig ist die Zuschreibung
der Landschaft mit einem Turme und einer
Don Quixote- und einer Sancho Pansa-artigen
Figur — nur daß, bedauerlicherweise, Sancho
Panso zu Pferd und Don Quixote zu Fuß ab-
gebildet ist. Es handelt sich um ein sehr an-
sprechendes kleines Werk von Pieter de Mo-
lijn (Abbildung S. 2), das die Auffassung
stützen könnte, der Meister habe auch die
Berge gekannt.
Lucas Cranach cL Ae., Bildnis Balthasar Hoffner. 1521
Neuerwerbung der Staatsgalerie, Stuttgart (Bericht S. 1) (Museums-Foto)
„Seltsame44 Holländer im intern. Kunsthandel
Es ist bekannt — Plietzsch hat einmal darüber
einen auch heute noch lesenswerten Aufsatz
veröffentlicht —, daß holländische Meister des
17. Jahrhunderts bisweilen ihre Meisterschaft
Werken zuwandten, die eigentlich außerhalb
ihres gewohnten Darstellungsgebietes lagen.
Pieter Claesz, Stilleben mit Katze
Holz, 50 : 68 cm — Monogr., datiert
Eigentümer.- Kunsthandlung J. D. Klaasen, Rotterdam
(Foto Frequin)
Ein Vermächtnis an die Würth Staatsgalerie
Nachdem
vorigen Jahrhunderts der schwäbische Maler
Karl Müller eine stattliche Sammlung von
Handzeichnungen und Kupferstichen seines
Vaters und Großvaters, d. h. den Stechern Jo-
hann Friedrich Müller (1782—1816) und Johann
Gotthard von Müller (1747—1850), der Württ.
Staatsgalerie gestiftet hatte, die die Blätter
seitdem im „Müller-Kabinett“ bewahrte,
schenkte Margarete von Müller in Frankfurt
noch in den letzten Jahren eine Reihe von
Bildern ihres Vaters Karl Müller an die Stutt-
garter Sammlung. Nach ihrem Tode gelangte
nun die gesamte künstlerische Hinterlassen-
schaft dieser drei Generationen Müller als
Vermächtnis in den Besitz der Staatsgalerie,
Wie hier bereits kurz berichtet.
Von dem Haupt der schwäbischen Künstler-
familie, Joh. Gotthard Müller, der Schüler von
Guibal und von J. G. Wille in Paris und von
•776 an Professor und Leiter der Kupferstich-
klasse an der Hohen Karlsschule war und spä-
ter eine eigene Stecherschule leitete, waren es
Vornehmlich Zeichnungen und Stiche. Ebenso
von dessen frühverstorbenem Sohn Johann
Friedrich, der seit .1814 Professor an der
dresdner Akademie war und dort Raphaels
Sixtinische Madonna in den Kupferstich über-
trug, wozu noch zahlreiche Einzelstudien vor-
handen sind. Neben Bildnissen Friedrichs ge-
fugten vor allem eine' Anzahl Familienpor-
träts und Aquarelle Karls von Müller nach
Stuttgart, der einst ein Jahrzehnt mit Ingres
Z||sammen in Rom arbeitete und später vor-
liegend in Paris lebte.